Garbo, Greta

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Greta Garbo

Greta Garbo (Lebensrune.png 18. September 1905 in Stockholm als Greta Lovisa Gustafsson; Todesrune.png 15. April 1990 in Neu York) war eine schwedische Filmschauspielerin. Garbo übernahm vor allem Ende der 1920er und in den 1930er Jahren in zahlreichen amerikanischen Filmen tragische Frauenrollen. Sie gilt als eine der größten Filmlegenden, die Hollywood je hervorgebracht hat. Ihre Präsenz wurde von den Kritikern mit Beinamen wie die Göttliche, schwedische Sphinx oder Traumprinzessin der Ewigkeit beschrieben.

Leben

Herkunft

Abdruck der Handfläche Greta Garbos im Jahre 1924; als in Berlin chiromantische Künste im Schwange waren, ließ auch Greta Garbo bei den Aufnahmen zu „Die freudlose Gasse“ von einer Chiromantin ihren Handabdruck nehmen. Die Unterschrift, die sie auf das Blatt neben dem Abdruck setzte, ist zwar kein Autogramm, aber der echte Namenszug Greta Garbos
Greta Garbos Grab
Stockholm, Skogskyrkogarda
Inschrift des Grabsteins

Greta Garbo (eigtl. Greta Lovisa Gustafsson) wurde am 18. September 1905 in Stockholm als jüngstes von drei Kindern von Karl Alfred Gustafsson (1871–1920) und Anna Lovisa Johansson (1872–1944) geboren. Ihre Eltern lebten in angespannten finanziellen Verhältnissen in einem Stockholmer Arbeiterviertel. Ihr Vater war Seemann.[1] Das Paar hatte bereits die beiden Kinder Sven Alfred (1898–1967) und Alva Maria (1903–1926).

Ausbildung

Greta war 14 Jahre alt, als ihr Vater starb. Um die Familie zu unterstützen, arbeitete sie in einem kleinen Friseurladen zunächst als tvålflicka („Einseifmädchen"), später als Verkäuferin in einem Warenhaus.[2] Dort wurden die ersten fünf Fotos für einen Frühjahrskatalog von ihr aufgenommen. Da ihr nach zwei kleinen Reklamefilmen (1921/22) weiterer Filmurlaub verweigert wurde, kündigte sie und spielte eine erste größere Filmrolle in der Filmposse „Luffar-Peter“ (1922) von und mit Erik A. Petschler. An der Schauspielschule des Stockholmer Dramatischen Theaters (Dramaten) nahm sie bei G. Molander Unterricht. Ihre Kollegin Mimi Pollak (n. a. Angaben war es Mauritz Stiller) fand für sie den Künstlernamen Garbo – ein Wort, das im Schwedischen „Kobold“, im Spanischen „Anmut“ bedeutet. Wohl als Bonmot ist die Lesart gedacht, der Name sei aus den Anfangsbuchstaben des schwedischen Satzes „Gör alla roller berömvärt opersonligt“ (dt. „Sie spielt alle Rollen hervorragend unpersönlich.“) zusammengesetzt. In der Abschlußvorstellung der Schauspielschule spielte sie im Frühjahr 1923 die Ellida in Ibsens „Frau vom Meer“.

Wirken

Bei dieser Abschlußvorstellung entdeckte sie der Filmregisseur Mauritz Stiller. 1924 spielte sie in Stillers Film „Gösta Berling“ (nach dem Roman von Selma Lagerlöf) die Gräfin Dohna und machte damit auf Anhieb auf sich aufmerksam. Großen Eindruck bei Publikum und Kritik machte sie auch mit einer Rolle in dem deutschen Film „Die freudlose Gasse“ (1925), den G. W. Pabst in Berlin mit Asta Nielsen, Werner Krauß und Greta Garbo drehte. Als der Hollywood-Mogul und MGM-Mitbegründer Louis B. Mayer diesen Film sah, engagierte er die Garbo mit ihrem Entdecker nach Hollywood. Ihr erster Film dort war „The Torrent“ (1926, dt. „Fluten der Leidenschaft“).

Mit dem Stummfilm „Flesh and the Devil“ (1927; dt. „Es war“) setzte sich Greta Garbo beim amerikanischen Publikum völlig durch, und es kamen – das erste Zeichen der Popularität – massenhaft Briefe, in denen sie um ihr Bild und um Autogramme gebeten wurde. Aber Garbo hatte keine Lust, diesen Bitten zu folgen. Sie konnte die Briefe auch nur zum Teil lesen, da ihr Englisch immer noch einige Lücken aufwies. Man riet ihr, sich eine Sekretärin zuzulegen, aber sie lehnte ab, wie sie auch nicht willens war, ihren Namenszug an fremde Leute zu verschenken. Die Propagandaleute schüttelten den Kopf über die komplizierte Schwedin, die nicht begreifen wollte, daß sie die kleinen Unbequemlichkeiten, die der Ruhm mit sich bringt, eben auf sich nehmen müßte. Aber ihre Weigerung wurde gleich zu einer Reklame benutzt, denn ein Filmstar, der keine Autogramme gab, war eine Seltenheit, die notwendig der Öffentlichkeit unterbreitet werden mußte. Die Garbo blieb dabei, keine Autogramme zu geben. Ihr Wunsch, nur als Schauspielerin geschätzt zu werden, wurde mit dem Schleier des Seltsamen umwoben. Da in Hollywood jeder Star mit einem besonderen Stempel versehen wird, erhielt Garbo ohne ihr Zutun die Bezeichnung „Die Geheimnisvolle“, obgleich nichts an ihr geheimnisvoll war und ihr Leben, das in einfachen Formen verlief, offen vor aller Welt dalag.

Greta Garbo war in dieser Zeit recht einsam. Der Erfolg in „Es war“ hatte sie, ohne daß sie es wußte, auf ein Rollengebiet gewiesen, das eben in Hollywood vereinsamt war, nämlich das des „Vamp“. Sie war in „Es war“ die schöne Verführerin – und sie sollte es nach Meinung der dramaturgischen Abteilung ihrer Firma auch fernerhin sein. In der neuen Rolle war der Frauentyp, auf den Garbo festgelegt werden sollte, noch stärker betont, die Handlung war ein kalter Reißer, der freilich alle filmischen Möglichkeiten offen ließ. Sie war empört darüber, daß sie so niedrig eingeschätzt wurde, und sandte die Rolle zurück.

In den Büros ihrer Firma verstand man diesen Schritt nicht; man war erstaunt über diese sonderbare Schwedin. Da bot man ihr eine Möglichkeit, sich in ganz kurzer Zeit einen Namen zu machen – einen Namen, wie er noch nie da war, denn Garbo war der erste blonde Vamp, der bisher aus Hollywood hervorgegangen war. Bis dahin waren alle Vamps schwarz gewesen, aber die dunklen Vamps waren etwas in Mißkredit geraten, und ein Platz, den bisher Nita Naldi, Hollywoods berühmtester Dämon, ausgefüllt hatte, war nicht besetzt worden. Nun bot sich der Schwedin Gelegenheit, diese Stelle anzutreten – und sie lehnte ab. Die Filmleute konnten nichts anderes, als den Kopf zu schütteln. Man versuchte es mit Überredung, aber Garbo blieb fest. Sie wollte nicht als Vamp abgestempelt werden, sondern sie verlangte Aufgaben, die ihr Künstlertum in seinem ganzen Umfang zeigten.

Außerdem hatte Garbo längst eingesehen, daß sie eigentlich sehr schlecht bezahlt wurde, denn ihre Gage betrug weniger als die einer Episodistin. In „Es war“ hatten Episodistinnen mitgewirkt, die am Tage mehr Gage erhielten als Garbo in der Woche. Diese Zurücksetzung kränkte sie ebenfalls, und so war sie entschlossen, nicht nachzugeben. Es gab plötzlich einen „Fall Garbo“, wie er bisher in Hollywood nicht dagewesen war. Greta Garbo erhielt einen Brief von ihrer Firma, worin ihr mitgeteilt wurde, daß ihre Weigerung, die vorgeschlagene Rolle zu spielen, Kontraktbruch sei und die Firma die Anweisung gegeben habe, den Wochenscheck einstweilen nicht mehr auszuzahlen. So begann ein Kampf, der sich über sieben Monate hinzog.

Da Greta Garbo sehr bescheiden gelebt hatte, war sie im Besitz einiger Geldmittel. Und da sie sich noch weiter einschränkte, verfing dieses Mittel nicht. Sie rechnete im Augenblick auch nicht damit, den Vertrag erneuern zu können, sie rechnete mit einer Beschäftigung von anderer Seite. Aber sie erfuhr sehr schnell, was es im „Lande der Freiheit“ heißt, allein zu stehen. Sie lernte kennen, wie solidarisch sich alle die großen Filmfirmen, die sonst einen heftigen Konkurrenzkampf gegeneinander führten, plötzlich fühlten, sobald es einen Schauspieler gelüstete, den Wünschen der Dramaturgen nicht entgegenzukommen. Aber auch den leitenden Köpfen der Metro-Goldwyn-Mayer war dieser Zustand nicht ganz angenehm. Sie wußten viel zu gut, welcher Wert in Greta Garbo steckte. Nicht umsonst war mit dieser Schauspielerin eine kostspielige Propaganda gemacht worden, die nun Früchte tragen sollte. Wer hätte gedacht, daß dieses bescheiden auftretende junge Mädchen so halsstarrig sein könnte, und wie halsstarrig.

In noch größerem Maße als vordem wurde Greta Garbo der Mittelpunkt von allerlei Gerüchten. In der ersten Zeit war sie von vielen Filmleuten wegen ihrer Energie bewundert worden, aber als sich der Konflikt hinzog, wurde sie von allen gemieden. Eine lokale Organisation der von der Tagesbeschäftigung lebenden kleineren und mittleren Schauspieler benutzte den Fall Garbo als Vorwand, um bei der Bundesregierung in Washington ein Verbot der Beschäftigung ausländischer Schauspieler im amerikanischen Film zu erreichen. Es kam sogar zu einer erregten Kongreßsitzung, worin die Unbotmäßigkeit dieser Darstellerin als typisch europäisch und hindernd für das amerikanische Filmgeschäft hingestellt wurde. Der Antrag wurde abgelehnt, aber daß er überhaupt gestellt werden konnte, ist ein Beweis dafür, welches Aufsehen Garbos Weigerung erregt hatte.

Lichtblicke in dieser Zeit waren für Greta Garbo die liebenswürdigen Briefe, die ihr John Gilbert schrieb, der ihr auch Blumen und Früchte, sogar einmal Kaviar sandte, der im Flugzeug von Neu York gekommen war. Gilberts Beliebtheit bei den Zuschauern war eben so groß, daß er sich diese Haltung leisten konnte, obgleich seine Firma nicht damit einverstanden war. Aber Gilbert fragte nicht danach, denn er wußte, daß alle seine Filme die größten Einnahmen brachten. Natürlich blieb es nicht verschwiegen, daß er für Greta Garbo allerlei Aufmerksamkeiten übrig hatte. So entstand schnell das Gerücht, die beiden seien heimlich verlobt und würden bald heiraten, sobald Garbo geschieden wäre. Denn ganz besonders Schlaue wußten zu erzählen, sie sei mit Stiller in Mexiko getraut worden, habe sich aber von ihm getrennt, da ihr Gilbert besser gefalle. Das waren nur einige der tollen Gerüchte, die eifrig auch heute noch um Greta Garbo schwirren. Gilbert lachte, als er davon hörte, denn er war es gewohnt, daß er mit allen möglichen Frauen als verlobt hingestellt wurde. Garbo schwieg dazu, weil sie ein Heraustreten aus ihrer Isoliertheit nicht für angebracht hielt. Böser war schon das Gerücht, ihre Firma habe gedroht, sie als Ausländerin ausweisen zu lassen.

Was an diesem Gerücht Wahres ist, soll dahingestellt sein. Tatsache war, daß Greta Garbo mit einem Aufenthaltsschein nach Amerika gegangen war, der nur für sechs Monate galt. Alle europäischen Künstler, die sich Hollywood hatte herüberkommen lassen, waren mit einem derartigen Schein in das Land gekommen; die mächtigen Filmfirmen hatten die Angelegenheit unter der Hand geregelt oder Einwanderungsscheine für die Künstler gekauft. Garbo aber besaß nichts als den schon lange abgelaufenen Schein, und sie wußte auch, daß die Einwanderungsbehörde keinen Spaß verstand, und eine Ausweisung durchaus im Bereich der Möglichkeit lag.

Die Stimmung war also gut vorbereitet, als John Gilbert seinen Rechtsanwalt zu Greta Garbo sandte und sie in einem Brief bat, Edingtons Vorschläge genau anzuhören. Der Rechtsanwalt schlug ihr vor, sich an den Vertrag nicht mehr gebunden zu fühlen, sondern mit ihm einen Vertrag abzuschließen, worin er ihr eine Wochengage von 2.500 Dollar und außerdem freie Wahl der Rollen zusicherte. Sie schlug ein, denn Mr. Edington hatte ihr zugesagt, dass er die weiteren Verhandlungen mit der Filmfirma führen werde. Edington galt als einer der geschicktesten Anwälte Kaliforniens, und er erreichte es auch bald, daß Garbo von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) einen sehr liebenswürdigen Brief erhielt, die Differenz sei beigelegt, sie möchte nur wieder in das Atelier kommen. Wenn sie eine Rolle vorzuschlagen habe, werde man mit Vergnügen davon Kenntnis nehmen.

Greta Garbo hatte in den vergangenen Monaten sehr viel gelesen, darunter auch den Roman „Anna Karenina“ von Tolstoi, der einen tiefen Eindruck auf sie gemacht hatte. Als sie die Verfilmung dieses Buches vorschlug, ging die Direktion sofort darauf ein, denn Tolstoi ist auch Amerika ein berühmter Name. Aber es stellte sich doch rasch heraus, daß es nicht leicht war, aus dem umfangreichen Roman ein Drehbuch zu schaffen, jedenfalls dauerte diese Arbeit länger, als MGM und Garbo warten wollten. Denn auch sie wollte so rasch wie möglich wieder vor der Kamera stehen. So einigte man sich auf den Film „Die Herrin der Liebe“. Der Stoff stellte ein Entgegenkommen von beiden Seiten dar; Garbo war nicht völlig von ihm überzeugt, aber sie fand genug Eigenartiges darin, um eine Rolle in ihrem Sinne aufbauen zu können. Der Film wurde ein großer Erfolg. Die Zuschauer bereiteten der zurückgekehrten Greta Garbo einen herzlichen Empfang; der Name des Films wurde zu einem Schlagwort für die schwedische Künstlerin.

Danach wurde ihr eine Aufgabe gestellt, die sie besonders freute. Sie erhielt in dem Film „Das göttliche Weib“ die Hauptrolle und als Partner den inzwischen in Amerika engagierten Lars Hanson, während Victor Sjöström die Spielleitung innehatte. Garbo konnte zur Abwechslung wieder einmal ein einfaches Mädchen, also sich selber, spielen. Sie fand sehr viel Anregung bei ihren Landsleuten Hanson und Sjöström, und so erreichte sie in diesem Film eine Höhe der Darstellungskunst, die noch keiner ihrer amerikanischen Filme gezeigt hatte. Einen gewissen Schmerz empfand sie darüber, daß Stiller eines Tages ziemlich klanglos aus Hollywood verschwand. Er hatte drei Filme bei der Paramount gedreht und damit auch rechten Erfolg gehabt, aber er fand in Amerika doch nicht jenen Widerhall, an den er gewohnt war, und so zog er es vor, nach Schweden zurückzugehen. Garbo hatte ihn als ihren Lehrmeister betrachtet und war ihm bis zuletzt dankbar gewesen, wenn ihre Wege auch schließlich auseinandergegangen waren.

Schließlich wurde das Drehbuch zu „Anna Karenina“ fertig, und Garbo bat, ihr John Gilbert als Partner zu geben. Das war ein Zeichen der Dankbarkeit, denn John Gilbert hatte mit einigen anderen Filmen, die auf sehr törichten Drehbüchern aufgebaut gewesen waren, Schiffbruch erlitten und die Wankelmütigkeit des Publikums kennengelernt. Mit einem Eifer, den sie bisher nicht gezeigt hatte, betrieb Garbo die Aufnahme zu „Anna Karenina“, wo sie zum ersten Mal das Drehbuch bis in die letzten Einzelheiten mit dem Spielleiter besprochen und auch bei der Wahl sämtlicher Darsteller entscheidend mitgewirkt hatte.

Die Aufnahmen wurden mit der größten Sorgfalt gestellt, und noch nie waren zu einem Film so viele ermüdende Proben notwendig gewesen wie zu diesem. Da eine bedeutende Summe für die Herstellung ausgegeben worden war, konnte ein glänzender architektonischer Rahmen um das Spiel gelegt werden. In den letzten Wochen der Dreharbeit wurde Garbo krank; sie hatte sich bis zur Erschöpfung verausgabt. Aber der Wille, ein Kunstwerk zu vollenden, ließ sie über ihren angegriffenen Gesundheitszustand hinwegsehen. Sie erlitt bei einer besonders schwierigen Szene einen Ohnmachtsanfall, aber sie war am nächsten Tag wieder im Atelier, um keine Pause in ihrem Schaffen eintreten zu lassen. Ihre gesteigerte Reizbarkeit führte allerdings dazu, daß sie nur arbeiten konnte, wenn kein Fremder in ihrer Nähe war. Nur die Darsteller, die wirklich in der Szene zu tun hatten, durften dem Entstehen ihrer Gefühle zuschauen. So war einer der Direktoren erstaunt, als er sich nach dem Stand der Arbeit erkundigen wollte, zu hören, Miss Garbo ließe ihn bitten, während ihres Spiels nicht in der Dekoration zu bleiben, da sie sich sonst nicht konzentrieren könne.

„Anna Karenina" brachte der Garbo den Welterfolg. Allein ihr war es zu verdanken, daß Tolstois schwieriger Frauencharakter in der überlegen künstlerischen Art zur Darstellung kam. Aber auch John Gilbert erhielt durch die Partnerschaft der Garbo eine darstellerische Reife, die er bisher nicht gehabt hatte. „Anna Karenina“ machte die Welt auf Greta Garbo aufmerksam, und in der Folge kamen in vielen Ländern erst jetzt die bisher fertiggestellten Garbo-Filme heraus, die durch den Welterfolg einen neuen Auftrieb erhielten. Garbo selbst war nach der Fertigstellung des Films so erschöpft, daß sie einen Erholungsurlaub von mehreren Wochen antrat, den sie unerkannt in einem kleinen Seebad verlebte. Sie hatte sich unter dem Namen Karin Lund eingemietet.

In dieser Zeit war es auch, daß Greta Garbo in der Schwedenkolonie Hollywoods mit verschiedenen deutschen Filmschaffenden zusammentraf. Diese Bekanntschaft war für Garbo von Wert. Wenn sie als ein völlig unbekanntes Wesen in Hollywood eingetroffen war, so erschien Emil Jannings daselbst umstrahlt vom Ruhm eines in aller Welt berühmten Filmkünstlers. Vor allen Dingen war es der Humor von Jannings, der auf Greta erfrischend wirkte, denn so gern sie auch mit den skandinavischen Landsleuten zusammen war, es war keiner darunter, der über besonderen Humor verfügte. Auch fand Garbo in der Jannings’ Gattin, der unter dem Namen Gussi Hell bekannten Schauspielerin, eine Freundin, der sie sich anvertrauen konnte. Mit der Tochter schloß sie Freundschaft, zumal das junge Mädchen wie sie eine Freundin von Wanderungen war und die beiden nicht selten halbe Tage die Umgegend durchstreiften. Bisher hatte Garbo keine Wanderkameradin gefunden, denn in Hollywood fährt eben alles im Auto. Mit der Familie Jannings unternahm Greta auch oftmals Badepartien, ja, sie ließ sich sogar überreden, an einigen Gesellschaftsabenden teilzunehmen, denen sie im allgemeinen kein Interesse entgegenbrachte. Hatte sie doch mehr als Verwunderung erregt, als sie auf einer der eleganten Partys, welche die Filmschauspielerin Marion Davis zu geben pflegte, in einfacher Sportkleidung mit einem gestrickten Pullover erschien, während alles um sie in großer Abendbekleidung war und die Damen von Juwelen und Perlen funkelten. Greta war dann einfach solchen Einladungen nicht mehr gefolgt.

Als sie sich wieder frisch fühlte, nahm sie den Film „Der Krieg im Dunkeln“ in Angriff, worin sie Conrad Nagel, den beliebten deutschamerikanischen Schauspieler, zum Partner hatte. Der Film war spannend gemacht, bedeutete künstlerisch aber keinen Fortschritt. Inzwischen waren vier Jahre seit ihrer Ankunft in Hollywood verstrichen. Sie hatte sich künstlerisch durchgesetzt, und so schien es Garbo an der Zeit, einen längeren Urlaub in die Heimat anzutreten.

Im Gegensatz zu anderen Stars gewann sie beim Übergang vom Stumm- zum Tonfilm noch – dank ihrer herrlichen Altstimme. Ihre „silberne Schönheit“ (Friedrich Luft) wurde ein Gegenstand zum Träumen. Die ihr eigene Entrücktheit mit einem „Hauch nordländischer Kühle“ (Dolf Sternberger) schien rätselhaft. Schon 1933 schrieb Siegfried Kracauer, „daß sie einen Typus versinnlicht, der gar kein Typus ist, sondern gewissermaßen die Gattung selber repräsentiert“. Über ihre Schauspielkunst schrieb Mathes Rehder in einem Nachruf:[3]

„Ihr Spiel war sparsam. Sie war einfach da. Das genügte. Wenn sie ihre langbewimperten Lider hob, war es, als bräche der Tag an; wenn sie sie senkte, als würde es Nacht ...“

Viele versuchten, das Geheimnis ihrer Ausstrahlungskraft zu enträtseln. Karsten Witte[4] schrieb über die großen Filmerfolge der „Göttlichen“:

„Jede dieser Rollen war ein neues Versprechen des Immergleichen, wie Dorian Gray sich dem Verfall der Schönheit zu entziehen, um als platonische Idee vom Kino zu überdauern. Greta Garbos Anmut war der fürchterliche Zwang zur Makellosigkeit, der darin bestand, die Schrammen des Gefühls zu verschminken. Greta Garbo war in allen Rollen ein Film: As You Desire Me, göttlich nur in den Augen und Sinnen der Gläubigen, die der Ketzerin nie verziehen, daß sie erst in der Gewöhnlichkeit, ein Leben ohne Film zu führen, dieses fand.“

Ihr erster Tonfilm „Anna Christie“ (1930) war auch ihr erster ganz großer Erfolg. Weiter erwähnt seien ihre Filmerfolge „Mata Hari“ (1933), „Grand Hotel“ („Menschen im Hotel“, 1933), „Wie Du mich wünschst“ (1932), „Königin Christine“ (1933), „Der bunte Schleier“ (1934), „Anna Karenina“ (1935), „Camille“ („Die Kameliendame“, 1936) und „Conquest“ („Maria Walewska“, 1937). Die künstlerische Aktivität ihrer Regisseure (wie Jacques Feyder, Clarence Brown, Robert Z. Leonard, George Fitzmaurice, Edmund Goulding, Rouben Mamoulian und George Cukor) blieb bei diesen Filmen zumeist auf das Arrangement möglichst wirkungsvoller Garbo-Szenen beschränkt. Ihr letzter großer Erfolg und zugleich wohl ihr bester amerikanischer Film war allerdings der Film „Ninotschka“ (1939) von Ernst Lubitsch, dem das Kunststück gelang, erstmals – und das ohne Widerspruch des Publikums – eine lachende Garbo zu zeigen. Als die MGM aber 1941 – durch europäische Marktverluste während des Zweiten Weltkrieges unsicher geworden – die große romantische Liebhaberin Garbo in George Cukors Film „Two faced Woman“ („Die Frau mit den zwei Gesichtern“) dem Typ der „guten Kameradin“ anzupassen versuchte, war das Ergebnis ein Publikums-Mißerfolg. Greta Garbo zog mit erstaunlicher Härte die Konsequenzen und kehrte dem Film den Rücken.

Zahlreiche Angebote, u. a. die Rolle der George Sand, der Herzogin von Langlais und der Kusine Rachel, weiter die Hauptrollen in Filmen über Eleonora Duse und Sarah Bernhardt nahm sie zunächst an, gab dann aber die Rollen wieder zurück. Jahrelang wollten die Gerüchte um ein „Comeback“ der Garbo nicht verstummen (man sprach von neuen Filmplänen eines Max Ophüls, George Cukor, David Lean und Jean Cocteau). Auch Aristoteles Onassis soll ihr angeblich Angebote gemacht haben, jeden gewünschten Film zu drehen. Sie trat aber niemals mehr vor die Kamera, reiste aber viel in der Welt umher, rastlos und menschenscheu. 1951 nahm sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Um die Garbo wob sich früh ein Legendenkranz. Auch die Tatsache, daß sie unverheiratet blieb, gab stets Anlaß zu Rätselraten und Vermutungen. Man sprach von Beziehungen zu John Gilbert, Rouben Mamoulian, Gaylord Hauser, Leopold Stokowski und dem Millionär Georg Schlee. Gaylord Hauser war bis zu seinem Tod ihr Finanzberater. Ihm und der Garbo gehörte beinahe der gesamte Rodeo Drive, jene elegante Einkaufsstraße in Hollywood, die als die „teuerste Meile der Welt“ bezeichnet wird. Der britische Fotograf und Bühnenbildner Cece Beaton schrieb 1971 über eine Liebesaffäre, die er mit der Garbo 1946/48 hatte, doch soll ihr Entdecker Mauritz Stiller (Todesrune.png 1928) der einzige gewesen sein, dem ihre ganze Zuneigung galt, die von ihm aber, wie es hieß, nicht erwidert wurde. Als 1971 wieder um ein „Comeback“ gerätselt wurde, verwies man auf eine Erklärung der „Göttlichen“ von 1963, in der es hieß:

„Das ewige Rätselraten darüber, ob ich wieder filmen werde oder nicht, finde ich albern. Der Mythos, der meine Person umgibt, bringt mir viel Geld ein, weil meine Filme von Zeit zu Zeit wieder vorgeführt werden. Würde ich bei meinem heutigen Aussehen wieder vor die Kamera treten, wäre nicht nur dieser Mythos zerstört, sondern auch das Geschäft ruiniert.“

Auszeichnungen

Medaille für Kunst und Wissenschaft (1936, überreicht vom schwedischen König), schwedischer Nordstern-Orden (1938), „Sonder“-Oscar der Amerikanischen Akademie für Filmkunst (1954), Cidalc-Goldmedaille des Internationalen Komitees für die Verbreitung der Kunst und der Literatur (1975, für die „Ausstrahlung einer unvergleichlichen Frau“).[2]

Familie

Greta Garbo blieb zeitlebens unverheiratet. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie äußerst zurückgezogen in ihrer Neu Yorker Appartementwohnung. Ihr Geld hatte sie gewinnbringend in Immobilien, Wertpapieren und Kunst angelegt. Die zuletzt an einer dialysepflichtigen Nierenerkrankung leidende Künstlerin starb am 15. April 1990 im Alter von 84 Jahren in einem Neu Yorker Krankenhaus.[2]

Am 15. Juni 1999 wurde in den Medien berichtet, daß die Asche der Schauspielerin Greta Garbo, die seit ihrem Tod 1990 in den Vereinigten Staaten geblieben war, in ihrer Geburtsstadt Stockholm beigesetzt wird.

Filmographie

Es wird darauf verwiesen, daß ihre Filme in Österreich mitunter abweichende Verleihtitel bekamen, so „A Woman of Affairs“ oder „The Mysterious Lady“. Der in Deutschland verwendete Titel wird zuerst genannt, der in Österreich gebräuchliche in Klammern angeführt.

Stummfilme

Garbo hat ausdrücklich nicht in dem Film „A Man’s Man“ von 1929 mitgewirkt. Der Regisseur James Cruze verwendete jedoch Archivmaterial von Garbo und Gilbert, welches in die Handlung integriert wurde.

  • 1921: Herr och Fru Stockholm (Schweden) – Regie: Kapitän Ragnar Ring, Reklamefilm für das Stockholmer Kaufhaus PUB (Länge ca. 5 Minuten)
  • 1922: Konsumtionsföreningen Stockholm med Omned (Schweden) – Regie: Kapitän Ragnar Ring, Reklamefilm für die Backwarenabteilung der Konsumentenvereinigung von Stockholm und Umgebung (Länge ca. 8 Minuten)
  • 1922: Luffar-Petter (Schweden) – Regie: Erik A. Petschler
  • 1924: Gösta Berling (Gösta Berlings Saga) (Schweden)
  • 1925: Die freudlose Gasse (Deutschland)
  • 1926: Fluten der Leidenschaft (Torrent)
  • 1926: Dämon Weib (auch Totentanz der Liebe) (The Temptress)
  • 1927: Es war (Flesh and the Devil)
  • 1927: Anna Karenina (Love)
  • 1928: Das göttliche Weib (The Divine Woman)
  • 1928: Der Krieg im Dunkel (auch Die Dame von Loge 13) (The Mysterious Lady)
  • 1928: Eine schamlose Frau (auch Herrin der Liebe) (A Woman of Affairs)
  • 1929: Wilde Orchideen (Wild Orchids)
  • 1929: Unsichtbare Fesseln (The Single Standard)
  • 1929: Der Kuß (The Kiss)

Tonfilme

Aufgrund ihres Akzents wurde Garbo im Tonfilm ausschließlich als Ausländerin präsentiert. Sie war insgesamt viermal als Schwedin – „Anna Christie“, „Helgas Fall und Aufstieg“, „Königin Christine“ sowie „Die Frau mit den zwei Gesichtern“; dreimal als Russin – „Menschen im Hotel“, „Anna Karenina“, „Ninotschka“ und einmal sogar als Österreicherin – „Der bunte Schleier“ – auf der Leinwand zu sehen.

Literatur

  • Kevin Brownlow: Pioniere des Films – Vom Stummfilm bis Hollywood. Schriftenreihe des deutschen Filmmuseums Frankfurt. Stroemfeld, Basel 1996, 1997. ISBN 3-87877-386-2
  • Michaela Krützen: The most Beautiful Woman on the Screen. The Fabrication of the Star Greta Garbo. Lang, Frankfurt/M. 1990. ISBN 3-631-42412-4
  • Barry Paris: Garbo. Die Biographie. Ullstein, Berlin 1997. ISBN 3-548-35720-2
  • Robert Payne: The Great Garbo. Cooper Square Press, New York 2002. ISBN 0-8154-1223-1
  • Scott Reisfield (Text), Robert Dance (Fotos): Greta Garbo. Das private Album. Henschel-Verlag, Berlin 2005. ISBN 3-89487-514-3
  • Karen Swenson: A life Apart. Scribner, New York 1994. ISBN 0-684-80725-4
  • Mark Viera: Greta Garbo: A Cinematic Legacy Harry N. Abrams, New York 2005. ISBN 0-8109-5897-X
  • Alexander Walker: Greta Garbo. Ein Porträt. Droemer Knaur, München 1983, ISBN 3-426-02316-4

Sekundärliteratur mit ausführlichen Passagen über Greta Garbo

  • Mark A. Viera: Sin in Soft Focus, Pre-Code Hollywood. Harry Abrams, New York 1999. ISBN 0-8109-4475-8
  • Mick LaSalle: Complicated Women, Sex and Power in Pre-Code Hollywood. St. Martin’s Griffin, New York 2001. ISBN 0-312-28431-4
  • Thomas Doherty: Pre-Code Hollywood. Columbia Univ. Press, New York 1999. ISBN 0-231-11094-4
  • Lea Jacobs: The Wages of Sin: Censorship and the Fallen Woman Film, 1928–1942. University of California Press, Berkeley 1997. ISBN 0-520-20790-4

Verweis

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 23/1990 vom 28. Mai 1990
  2. 2,0 2,1 2,2 Munzinger-Archiv GmbH, 1990
  3. Hamburger Abendblatt, 17. April 1990
  4. Frankfurter Rundschau, 17. April 1990