Krauß, Werner

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Werner Krauß (1884–1959
Werner Krauß’ Grab
Wien, Zentralfriedhof

Werner Johannes Krauß (Lebensrune.png 23. Juni 1884 in Gestungshausen bei Coburg; Todesrune.png 20. Oktober 1959 in Wien) war ein deutscher Schauspieler.

Leben

Jugend

Werner Krauß, geboren am 23. Juni 1884 in Gestungshausen bei Coburg, war der Sohn des Postbeamten Paul Krauß und dessen Ehefrau Karoline Wust. Nach dem Tod des Großvaters, bei dem er zunächst aufwuchs, kam er 1887 zu seinen Eltern nach Breslau. 1891 wurde sein Vater nach Liegnitz versetzt, wenig später entlassen und in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Über Aufenthalte bei Verwandten in Emmerichshain und Rennerod gelangte Krauß Ende 1893 mit seiner Mutter wieder nach Breslau. Ab 1898 besuchte er, der nach dem Wunsch seiner Familie Lehrer werden sollte, die evangelische Präparandenanstalt in Breslau und ab 1901 das Lehrerseminar in Kreuzberg.

Kaiserzeit

Wegen gelegentlicher Auftritte als Statist am Breslauer Lobe-Theater wurde er 1902 vom Unterricht suspendiert und beschloß, Schauspieler zu werden. Ohne Ausbildung, über kleine und kleinste (Wander-)Bühnen.

In Guben stand er zum erstenmal auf einer richtigen Bühne. Dann ging es in ruheloser Wanderschaft über Bromberg, Aachen (ab 1907), Nürnberg (ab 1910), Dresden und 1913 nach Berlin. Aber auch hier, am „Deutschen Theater“, ging es nicht gleich so glatt. Er spielte erst kleine Rollen, zweite, dritte Besetzungen, bis er 1915 in einem Wedekind- Zyklus an die Hauptrollen herankam. Und ab jetzt eroberte er Berlin sofort und endgültig.[1] 1915 wurde er einberufen und nach dreimonatigem Dienst als Seekadett in Kiel wieder entlassen.

Bei Max Reinhardt vorerst nur als zweite Besetzung oder in kleineren Rollen beschäftigt, wendete er sich Anfang 1916 dem Film zu. Nach seinem Debüt als Daperdutto in „Hoffmanns Erzählungen“ von Richard Oswald, mit dem er häufig zusammenarbeitete, waren es zunächst vor allem die populären Genres des Trivialfilms, Detektivgeschichten und Melodramen, Sitten- und Aufklärungsfilme, in denen Krauß mitwirkte. Meist spielte er die durch und durch verkommenen, oft debilen Fieslinge: einen Sadisten mit Schaftstiefeln und Peitsche in „Dida Ibsens Geschichte“, einen chinesischen Rauschgifthändler in „Opium“, einen mordlüsternen Krüppel in „Totentanz“.

Weimarer Republik

Sein Aufstieg zum Theater- und Filmstar begann mit dem Ende des Ersten Weltkriegs. In „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1919) gelang es ihm, neben Conrad Veidt als somnambulem Medium Cesare, seinen Darstellungsstil den expressionistischen Dekorationen anzupassen, die Unbestimmtheit des Films, sein Schweben zwischen Realität und Fiktion aufrechtzuhalten. In Mimik und Körpersprache wurde Krauß ganz zum Schausteller/Irrenarzt Caligari, der Autorität und Subordination in einem verkörpert.

Sechs Jahre später entstand „Geheimnisse einer Seele“, in dem die Widersprüchlichkeit des „Bürgerteufels“ Caligari (Kurt Tucholsky) ihre psychoanalytische Deutung und Lösung fand: Durch Krauß' nuancenreiches Porträt des Chemikers Martin Fellmann kann der Film vermitteln, wie die hinter einer Fassade von Bürgerlichkeit verborgenen traumatischen Ängste und Obsessionen zu Tage treten.

Die von Lotte H. Eisner unter dem Begriff „Die dämonische Leinwand“ zusammengefaßte Epoche des deutschen Films der 20er Jahre fand in Krauß einen ihrer wichtigsten Schauspieler. Der Stummfilm ermöglichte es ihm, seiner Fähigkeit zur totalen Identifikation mit den Rollen, seiner Lust an der Verwandlung und seiner Begabung, allein durch physische Präsenz zu wirken, Ausdruck zu verleihen.

Viele seiner Rollen blieben zwar dem Klischee des Dämonischen verhaftet (Jack the Ripper in „Das Wachsfigurenkabinett“, Scapianelli in „Der Student von Prag“) oder setzen ihn ähnlich verabscheuenswert ins Bild, wie seine frühen Filme (der schmierige Fleischermeister in „Die freudlose Gasse“) – einer eindeutigen Festlegung konnte er aber entgehen. So gelang ihm in „Scherben“ eine dumpfe, depressive Studie eines Bahnwärters, der zum Mörder des Verführers seiner Tochter wird. So konnte er in „Alt-Heidelberg“, der Verfilmung des Rührstücks von Wilhelm Meyer-Förster, in der Rolle des liberalen Hauslehrers Dr. Jüttner einen Publikumserfolg verbuchen.

Seine Palette von Porträts historischer Persönlichkeiten umfaßte u.a. Robespierre („Danton“), Lord Nelson („Lady Hamilton“), Pontius Pilatus („I.N.R.I.“) und Napoleon („Napoleon auf St. Helena“). In Verfilmungen von Theaterstücken spielte er häufig die gleiche Rolle wie auf der Bühne: Jago in „Othello“, Titelrolle in „Nathan der Weise“, Shylock in „Der Kaufmann von Venedig“, Zettel in „Ein Sommernachtstraum“, Orgon in „Tartüff“, Spießer in „Das Haus der Lüge“ („Die Wildente“), Theobald Maske in „Die Hose“.

Zwischen November 1923 und Juni 1924 war Krauß in Neuyork, wo er in Reinhardts Inszenierung von Karl Vollmoellers Pantomime „Das Mirakel“ mitwirkte. Nach seiner Rückkehr übernahm er Engagements am Staatstheater (1924–26, 1931–33), am Deutschen Theater (1926–31) und am Burgtheater in Wien (1928/29). Anfang der 30er Jahre spielte er am Deutschen Theater in zwei Uraufführungen Rollen, die zu seinen erfolgreichsten und oft gespielten Bühnenarbeiten gehören: Wilhelm Voigt in Carl Zuckmayers „Der Hauptmann von Köpenick“ (R: Heinz Hilpert), Matthias Clausen in Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“ (R: Max Reinhardt). Die Mitwirkung in der Verfilmung von der „Hauptmann von Köpenick“ (R: Richard Oswald) wurde ihm von der UFA, an die Krauß vertraglich gebunden war, untersagt, da er zur gleichen Zeit in „Yorck“, einer Huldigung des preußischen Militarismus, die Titelrolle spielen sollte.

Drittes Reich

Nach Ablauf seines Vertrages am Staatstheater im Januar 1933 übernahm Krauß ein Engagement am Burgtheater in Wien. Eine seiner ersten Rollen war Napoleon in „Hundert Tage“, von Benito Mussolini und Giovacchino Forzano (1934 im Film), woraufhin er vom Duce empfangen wurde. Kurz darauf folgende Zusammentreffen mit Dr. Goebbels, der ihn zum stellvertretenden Präsidenten der Reichstheaterkammer ernannte, und Adolf Hitler etablieren ihn als wichtigen Kulturrepäsentanten des Dritten Reiches. Im September/Oktober 1933 gastierte er mit „Vor Sonnenuntergang“ (in englischer Sprache) in London. Ab 1934 arbeitete Krauß, neben seinem Engagement in Wien, auch wieder am Staatstheater in Berlin. 1935 begab er sich auf eine mehrmonatige Tournee durch Lateinamerika. Im Sommer 1937 kam es bei den Salzburger Festspielen zur letzten Zusammenarbeit mit Max Reinhardt, in dessen „Faust“-Inszenierung er den Mephisto spielte.

Im Tonfilm wirkte Krauß nur gelegentlich mit, so in der Balzac-Verfilmung „Mensch ohne Namen“ als für tot erklärter Mechaniker, der um die Anerkennung seiner Identität kämpft; in „Burgtheater“ als alternder Schauspieler, der die Unmöglichkeit seiner Liebe zu einer wesentlich jüngeren Kollegin erkennt und beschließt, sich ganz seiner Kunst zu widmen.

In einigen Filmen aus dem Dritten Reich wurde er in einigen als „staatspolitisch besonders wertvoll“ klassifizierten Produktionen eingesetzt: In „Robert Koch, der Bekämpfer des Todes“ verkörperte er den Gegenspieler des Titelhelden (Emil Jannings), den Geheimrat Virchow, als kalten, herablassenden Repräsentanten eines demokratischen Systems, zu dem der geniale Einzelne im Konflikt steht. „Die Entlassung“, wieder mit den Antipoden Jannings/Krauß (Bismarck/Hollstein) besetzt, variierte dasselbe Handlungsmuster.

Ein fabelhafter Beweis seiner Wandlungsfähigkeit ist der 1940 entstandene Spielfilm „Jud Süß“, in dem Krauß in fünf verschiedenen Rollen Juden spielt.

Nachkriegszeit

Bei Kriegsende befand sich Krauß in seinem Haus am Mondsee im Salzkammergut, im August 1946 wurde er aus Österreich ausgewiesen und übersiedelte nach Stuttgart. Im Mai 1948 wurde er im dritten Spruchkammerverfahren in die Gruppe der „Minderbelasteten“ eingeordnet und zur Übernahme der Verfahrenskosten in Höhe von 5.000 Mark verurteilt – neben der Mitwirkung an „Jud Süß“ wurde ihm vor allem vorgeworfen, er habe 1943 am Burgtheater den Shylock als „antisemitische Karikatur“ dargestellt. Nach Wien zurückgekehrt erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft und verpflichtete sich ans Burgtheater, dessen Ensemble er bis zu seinem Tod angehörte.

Seinen ersten Auftritt im Nachkriegsdeutschland hatte er im Juni 1950 als König Lear bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Während einer Tournee des Burgtheaters mit Krauß als John Gabriel Borkmann kam es im Dezember 1950 in Berlin zu einem Skandal: Das Gastspiel wurde auf Betreiben des Senats vorzeitig abgebrochen, da es vor dem Theater zu Demonstrationen gegen Krauß gekommen war und die Vorstellungen nur unter Polizeischutz durchgeführt werden konnten.

1951 erhielt er wieder die deutsche Staatsbürgerschaft, 1954 erreichte seine Rehabilitation mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und des Iffland-Rings ihren Höhepunkt. In den 50er Jahren trat er wiederholt in der BRD auf: u.a. in Hamburg, West-Berlin und Düsseldorf. Daneben wirkte er noch in drei Filmen mit, die sich aber nicht vom gängigen Niveau des restaurativen Kinos jener Zeit unterscheiden.

Werner Krauß war dreimal verheiratet, 1908 bis 1930 mit Paula Saenger (Sohn Egon, Lebensrune.png 1913), 1931 bis 1940 mit der Schauspielerin Maria („Migo“) Bard und seit 1940 mit Liselotte Graf (Sohn Gregor, Lebensrune.png 1945).

Während einer Vorstellung des „König Lear“ am Burgtheater erlitt er am 23. Oktober 1958 einen Schwächeanfall; nach längerer Krankheit starb er am 20. Oktober 1959 in Wien.

Filmbeiträge

V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Werner Krauß (Staffel 2 / Folge 4, 2010)

Auszeichnungen

Filmographie

  • 1916: Hoffmanns Erzählungen
  • 1916: Zirkusblut
  • 1916: Der Ungreifbare
  • 1916: Die vertauschte Braut
  • 1916: Das unheimliche Haus
  • 1916: Die Rache der Toten
  • 1916: Die Hand
  • 1916: Das unheimliche Haus. 2. Teil
  • 1916: Stein unter Steinen
  • 1916: Der chinesische Götze
  • 1916: Nächte des Grauens
  • 1916: Das Erbe von Het Steen
  • 1916: Die Bettlerin von St. Marien
  • 1917: Unheilbar
  • 1917: Die schöne Prinzessin von China
  • 1917: Das Bacchanal des Todes
  • 1917; Die Pagode
  • 1917: Die Fremde
  • 1917: Gesühnte Schuld
  • 1917: E, der scharlachrote Buchstabe
  • 1917: Die Tochter der Gräfin Stachowska
  • 1917: Fräulein Pfiffikus
  • 1918: Die schleichende Gefahr
  • 1918: Wenn Frauen lieben und hassen
  • 1918: Es werde Licht! 3. Teil
  • 1918: Der Prozeß Hauers
  • 1918: Das verwunschene Schloß
  • 1918: Das Tagebuch einer Verlorenen
  • 1918: Dida Ibsens Geschichte
  • 1918: Colomba
  • 1918: Madame d’Ora
  • 1918: Mazeppa, der Held der Ukraine
  • 1918: Der Friedensreiter
  • 1919: Opium
  • 1919: Prostitution / Das gelbe Haus
  • 1919: Das Mädchen und die Männer
  • 1919: Ewiger Strom
  • 1919: Totentanz
  • 1919: Die Frau mit den Orchideen
  • 1919: Die Insel der Glücklichen
  • 1919: Das ewige Rätsel
  • 1919: Rose Bernd
  • 1919: Phantome des Lebens
  • 1919: Opfer
  • 1920: Das Cabinet des Dr. Caligari
  • 1920: Die Frau ohne Seele
  • 1920: Johannes Goth
  • 1920: Die Brüder Karamasoff
  • 1920: Die Beichte einer Toten
  • 1920: Sieger Tod
  • 1920: Die Frau im Himmel
  • 1920: Der Staatsanwalt
  • 1920: Christian Wahnschaffe (2 Teile)
  • 1920: Die Kwannon von Okadera
  • 1921: Das Medium
  • 1921: Danton
  • 1921: Scherben
  • 1921: Die Beute der Erinnyen
  • 1921: Das Haus in der Dragonergasse
  • 1921: Sturmflut des Lebens
  • 1921: Fledermäuse
  • 1921: Der Tanz um Liebe und Glück
  • 1921: Der Roman der Christine von Herre
  • 1921: Lady Hamilton
  • 1921: Zirkus des Lebens
  • 1922: Othello
  • 1922: Der brennende Acker
  • 1922: Luise Millerin
  • 1922: Nathan der Weise
  • 1923: Alt-Heidelberg
  • 1923: Der Schatz
  • 1923: Fridericus Rex. 3. Teil: Sanssouci
  • 1923: Der Menschenfeind
  • 1923: Adam und Eva
  • 1923: Der Puppenmacher von Kiang-Ning
  • 1923: Zwischen Abend und Morgen
  • 1923: Der Kaufmann von Venedig
  • 1923: Fräulein Raffke
  • 1923: Der unbekannte Morgen
  • 1923: Das alte Gesetz
  • 1923: I.N.R.I.
  • 1924: Das Wachsfigurenkabinett
  • 1924: Dekameron-Nächte
  • 1925: Ein Sommernachtstraum
  • 1925: Reveille, das große Wecken
  • 1925: Die freudlose Gasse
  • 1925: Tartüff
  • 1925: Eifersucht
  • 1925: Der Trödler von Amsterdam
  • 1925: Die Moral der Gasse
  • 1925: Das Haus der Lüge
  • 1925: Die Dame aus Berlin
  • 1925: Nana
  • 1926: Geheimnisse einer Seele
  • 1926: Kreuzzug des Weibes
  • 1926: Maria, die Geschichte eines Herzens / Das graue Haus
  • 1926: Der Student von Prag
  • 1926: Überflüssige Menschen
  • 1926: Man spielt nicht mit der Liebe!
  • 1927: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
  • 1927: Laster der Menschheit / Laster
  • 1927: Da hält die Welt den Atem an / Maquillage
  • 1927: Die Hose
  • 1927: Der fidele Bauer
  • 1927: Funkzauber
  • 1927: Die Hölle der Jungfrauen
  • 1928: Looping the Loop
  • 1929: Napoleon auf St. Helena
  • 1931: Yorck
  • 1932: Mensch ohne Namen
  • 1935: Hundert Tage
  • 1936: Burgtheater
  • 1939: Robert Koch, der Bekämpfer des Todes
  • 1940: Jud Süß
  • 1941: Annelie
  • 1942: Zwischen Himmel und Erde
  • 1942: Die Entlassung
  • 1943: Paracelsus
  • 1949: Prämien auf den Tod
  • 1950: Der fallende Stern
  • 1955: Sohn ohne Heimat
  • 1958: Das verräterische Herz (TV)

Theatrographie (Auswahl) 

Literatur

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 45, 8. November 1936
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 48, 1. Dezember 1935
  3. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 50, 15. Dezember 1935
  4. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 10, 4. März 1938
  5. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 8, 23 . Februar 1940