Gruppe „Monsun“

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Treffen der Monsun-U-Boote „U 511“ (oben links), „U 178“ (vorn), „U 183“ und „U 168“ (von links nach rechts)

Die Gruppe „Monsun“ oder Wolfsrudelgruppe „Monsun“ war eine Gruppe deutscher U-Boote der Kriegsmarine, die im Zweiten Weltkrieg in den Indischen Ozean und das Arabische Meer gesendet wurden, um alliierte Schiffe anzugreifen. Sie operierten von Häfen Niederländisch-Indiens aus, die von Japan besetzt worden waren. Für Versorgungszwecke kamen auch italienische U-Boote zum Einsatz. Der Deckname „Monsun“ ging auf die Planung zurück, die U-Boote gegen Ende des sommerlichen Monsunregens das vorgesehene Einsatzgebiet erreichen zu lassen.

Geschichte

Stützpunkte der Gruppe „Monsun“
„Nachdem Japan sich in unerwartet schnellem Siegeslauf in den Besitz von Indonesien und Malaya zu setzen vermocht hatte, den reichsten Gebieten an Öl, Gummi, Zinn, Chinin und anderen wichtigen Rohstoffen, lag für die deutsche Leitung der Blockadebrecheraktion der Gedanke nahe, die Dienststelle des Marine-Sonderdienstes in Tokio nach dem Südostraum zu verlegen, um die Überwasser-Blockadebrecher an den Erzeugungsstätten der Rohstoffe zu beladen und den fast 6000 sm langen Hin- und Rückweg nach Japan einzusparen. Obwohl diese Planung seit Frühjahr 1942 betrieben wurde, kann sie erst Anfang 1943 verwirklicht werden. Die japanischen Dienststellen geben nicht eher ihre Zustimmung zur Errichtung eigener deutscher Dienststellen im Südostraum. Dies hängt wohl damit zusammen, daß sie sich bisher scheuten, gegen den Schwerpunkt ihrer Großostasien-Slogans: ‚Kampf dem weißen Unterdrücker und Ausbeuter‘, selbst zu verstoßen, wenn sie Deutsche, also Weiße, wieder ins Land holen. Überall im Mutterland wird in maßgeblichen Kreisen jene bewußt betonte chauvinistische Überheblichkeit auch weiterhin proklamiert, trotz des Bündnisses mit den Deutschen. Über Vermittlung der weniger orthodoxen japanischen Marine gelingt es endlich doch, die Genehmigung für die Beladung ‚am Ort‘ zu erwirken. Die Organisation im Südostraum sieht zunächst nur an drei Plätzen eigene deutsche Dienststellen vor: Singapore – von Japan in Shonanto umbenannt – ist wegen seiner zentralen Lage, des Sitzes der obersten japanischen Kommandobehörden im Südostraum und als Platz mit den besten Werftanlagen und Werkstätten als Zentrale vorgesehen. Daneben sollen Batavia – von Japan auf Drängen der Indonesier in Djakarta umbenannt – wegen seiner Lage an der Sundastraße, der Ein- und Auslaufstraße nach und von Ostasien und Penang als Hauptplatz für die Zinn- und Gummi-Verschiffung besetzt werden. Nach Übereinkunft mit der japanischen Marine sind die deutschen Dienststellen den jeweiligen höchsten japanischen Marinedienststellen an den Plätzen beigeordnet. Sie unterstehen aber, was ihre deutschen Aufgaben anbetrifft, dem Marineattache Tokio. Eigene deutsche Funkstellen dürfen im Südostraum zunächst wegen Einspruchs des japanischen Heeres-Oberkommandos nicht eingerichtet werden. Der Nachrichtenverkehr mit Tokio muß über die japanischen Marinenachrichtendienststellen abgewickelt werden. Um bei der damals schon zunehmenden Verknappung japanischen Schiffsraums hinsichtlich der Anfuhr von Ausrüstung und Ladung für die Blockadebrecher an den einzelnen Plätzen unabhängig zu sein, hat der deutsche Marineattache die Zustimmung der japanischen Marine zur Stationierung eines eigenen deutschen Zubringerschiffes, des Motorschiffes Quito, erbeten und auch erhalten. Das Schiff ist mit einer eigenen und noch dazu modernen Funkstation ausgerüstet. So besteht wenigstens auf diese Weise von Fall zu Fall eine direkte, wenn auch geheime Verbindung zwischen der deutschen Leitung in Tokio und den ihr unterstellten Dienststellen im Südostraum, die unabhängig und unkontrolliert von den Japanern ist. Sehr bald ergibt sich aber für die Stützpunkte die Unzulänglichkeit der normalen Nachrichtenverbindung über die japanischen Stellen. Es sind dies nicht nur Sprachschwierigkeiten, sondern untragbare Verzögerungen, da die deutschen Funksprüche bei der Beförderung stets hinter den japanischen zurückzustehen haben. Schließlich wird dann doch erreicht, daß die bisher nur als reine Empfangsstation eingerichteten deutschen Funkstellen im Südostraum auch Sendeerlaubnis erhalten. Auch organisatorisch, das sei vorausgegriffen, unterstehen die Stützpunkte zunächst bis Ende 1944 weiter dem Marineattache Tokio, Admiral Wennecker. Als Dienststellenleiter fungieren in Singapore Korvettenkapitän von Zatorski – vormals Kommandant des in Japan durch eine Explosionskatastrophe verlorengegangenen, marineeigenen Troßschiffes Uckermark –, in Penang Korvettenkapitän Ehrhardt – vormals 1. Offizier auf dem Hilfskreuzer Michel. Nach der Umkommandierung von Korvettenkapitän von Zatorski übernimmt Ehrhard Singapore und Penang zunächst Kapitänleutnant Hoppe, vormals Flieger-Offizier auf HSK Michel.“[1]

Im Herbst des Jahres 1943 erreichten die vier letzten Boote der Gruppe „Monsun“ den Stützpunkt im Hafen von Penang. Malaya war im Frühjahr 1942 von Japan erobert worden. Der Hafen von Penang wurde der Kriegsmarine zur Verfügung gestellt, die hier unter Geheimhaltung einen improvisierten U-Bootstützpunkt einrichtete, dessen Besatzung zur Tarnung größtenteils zivile Kleidung trug und zum Teil aus der ehemaligen Besatzung des „Marco Polo“ genannten deutschen U-Boots U 511 bestand, das der japanischen Marine als Geschenk übergeben worden war.

Erreichen des Einsatzgebietes

Anmarschroute und Operationsgebiet der Gruppe „Monsun“

Von den ursprünglich elf Booten der Gruppe „Monsun“ gelang es lediglich fünf, den Atlantik zu verlassen und das Kap der Guten Hoffnung zu passieren, die sechs anderen wurden versenkt oder brachen die Fahrt ab:

  • U 200 (KL Heinrich Schoder), durch Liberator-Bomber am 24. Juni 1943 südwestlich Islands versenkt
  • U 506 (KL Erich Wurdemann), am 12. Juli 1943 vor Vigo von B-24 Bombern der USAAF versenkt
  • U 509 (KL Werner Witte), nordwestlich von Madeira am 15. Juli 1943 durch Flugzeuge der USS Santee versenkt
  • U 514 (KL Hans-Jurgen Auffermann), nordöstlich von Kap Finisterre am 8. Juli 1943 durch britischen Liberator-Bomber versenkt
  • U 516 (KL Hans-Rutger Tillessen), Fahrtabbruch wegen technischer Probleme, kehrte am 23. August nach Lorient zurück
  • U 847 (KL Herbert Kuppisch), Fahrtabbruch, Einsatz als Versorgungsboot und am 27. August 1943 in der Sargassosee durch Kampfflugzeuge der USS Card versenkt. Mit dem Boot fiel auch Kommandant Herbert Kuppisch, der erster Kommandant der U-Boot-Basis in Penang werden sollte.

Am 8. September trafen die verbliebenen Monsun-U-Boote mit dem deutschen Tanker „Brake“ zusammen und übernahmen Treibstoff und Versorgung. Am 12. September erhielten die Kommandanten Befehl, ihre Boote zu den jeweils vorgesehenen Patrouillengebieten zu führen:

Durch die erfolgreiche Entschlüsselung des von der Kriegsmarine verwendeten Enigma-Codes, gelang es den US-amerikanischen Streitkräften, jede Bewegung der Monsun-Boote nachzuvollziehen, und den Schiffsverkehr entsprechend zu sichern oder umzuleiten. Dadurch erzielten die deutschen U-Boote nur sehr wenige Versenkungen.

Verstärkung (Auswahl)

Zwischen Januar und Juni des Jahres 1944 wurden sechzehn weitere U-Boote in die ostasiatischen Einsatzgebiete entsandt, um Nachschub zum Stützpunkt Penang zu bringen und die dortigen Streitkräfte zu verstärken. Gleichzeitig wurden einige der dort stationierten Boote zurück beordert, auch um kriegswichtige Güter, wie Zinn, Wolfram, Chinin und Opium nach Deutschland zu bringen.

Die U 848 vor der Küste Brasiliens am 5. November 1943 im Luftabwehrkampf um Leben und Tod gegen 3 Consolidated B-24 und 2 North American B-25, Minuten nach der Aufnahme wurde das stolze Unterseeboot von der USAAF versenkt. 63 Besatzungsmitglieder blieben auf See.
  • U 848 unter Fregattenkapitän Wilhelm Rollmann (versenkt)
  • U 849 unter Kapitänleutnant Heinz-Otto Schulze (versenkt)
  • U 850 unter Korvettenkapitän Klaus Ewerth (versenkt)
  • Tanker „Charlotte Schliemann“ (versenkt)
  • Tanker „Brake“ (versenkt)
  • U 219 Unter Korvettenkapitän Walter Burghagen
    • Das Boot fuhr Ende 1943 mit der Monsun-Gruppe durch den Südatlantik in den Indischen Ozean. Diese Gruppe von U-Booten (außer U 219 waren noch U 848, U 849, U 850, U 177 und U 510 dabei) war auf dem Weg zur malaiischen Insel Penang. Eigentlich sollte U 219 vor Kapstadt und Colombo Minen verlegen, wurde jedoch nach der Versenkung des Versorgungstankers der Gruppe umfunktioniert und war nun ihrerseits für die Betankung der anderen U-Boote auf See zuständig, so daß diese sicher nach Deutschland zurückkehren konnten. Aus der Gruppe fuhr nur U 510 weiter nach Penang, U 219 kehrte nach Frankreich zurück, um in Bordeaux für eine Transportmission vorbereitet zu werden. Während des Krieges erreichten von 42 nach Fernost entsendeten deutschen U-Booten und italienischen Transport-U-Booten 19 ihr Ziel. Viele dieser Boote blieben nach der Kapitulation Deutschlands dort. Am 23. August 1944 verließ U 219 den Hafen in Bordeaux mit der Aufgabe, zusammen mit U 195 und U 180 eine Lieferung über zwölf zerlegte V2-Raketen nach Japan zu bringen. U 180 soll in der Biskaya auf eine Mine gelaufen sein (strittig) und sank mitsamt seiner Ladung und allen 56 Besatzungsmitgliedern. Am 11. Dezember erreichten die Boote Batavia (das heutige Jakarta) im damals von Japan besetzten Niederländisch-Indien.
  • U 510 unter Kapitänleutnant Alfred Eick
    • Lief zur fünften Feindfahrt am 3. November 1943 aus, versenkte sechs Schiffe mit 41.190 BRT, lief am 5. April 1944 in Penang ein

Unterstützende Transportboote

  • U 1059 VIIF (OL Gunter Leupold)
  • U 1062 VIIF (OL Karl Albrecht)
  • U 180 IXD1 (OL Rolf Riesen)
  • U 195 IXD1 (OL Friedrich Steinfeldt); später japanisches U-Boot „I 506“
  • U 219 XB (KK Walter Burghagen); später japanisches U-Boot „I 505“
  • U 234 XB (KL Johann-Heinrich Fehler)
  • U 864 IXD2 (KK Ralf-Reimar Wolfram)

Vorgesehene italienische Transportboote

  • „Reginaldo Giuliani Aquila II“, später (nach Fall Achse) deutsches UIT 23
  • „Commandante Cappellini Aquila III“, später deutsches UIT 24, später japanisches I 503 Bordeaux
  • „Enrico Tazzoli Aquila I“
  • „Luigi Torelli Aquila VI“, später deutsches UIT 25, später japanisches I 504
  • „Barbarigo Aquila V“
  • „Giuseppe Finzi“, später deutsches UIT 21
  • „Alpino Bagnolini“, später deutsches UIT 22
  • „Ammiraglio Cagni“

Ende der Gruppe „Monsun“

Die sechzehn U-Boote der verstärkenden „Zweiten Welle“, die die Fernfahrt von Europa nach Südostasien geschafft hatten, und die acht zurückkehrenden Monsun-Boote versenkten insgesamt 33 feindliche Schiffe mit 191.860 BRT. Im Laufe der Unternehmungen wurden elf U-Boote versenkt und zwei unersetzliche Tankschiffe, die „Charlotte Schliemann“ und die „Brake“, die für den Einsatz deutscher U-Boote in ostasiatischen Gewässern unverzichtbar waren, gingen verloren. Weitere Boote mußten ihre Fahrt abbrechen. Insgesamt erreichten nur acht von 24 U-Booten bis Kriegsende ihren Bestimmungsort: sechs davon Penang und zwei schafften es nach Frankreich. Diese beiden, U 178 und U 188 brachten insgesamt rund 300t Zinn, Molybdäne, Wolfram, Gummi, Chinin und Opium mit nach Europa. Vier weitere Transport-U-Boote trafen erst nach dem 8. Mai 1945 ein, sie wurden dann von der kaiserlich Japanischen Marine eingesetzt.

Deutscher Soldatenfriedhof „Arca Domas“ in Indonesien

„In die ostasiatischen Gewässer wurden 1943 und 1944 zusammen 42 U-Boote in Marsch gesetzt. U 180 war sogar zweimal ausgelaufen. Nur 13 Boote entgingen einer Versenkung. Elf dieser ‚Monsun-Boote‘ hatten Jakarta angelaufen. Davon ruhen fünf auf dem Meeresgrund. Am 5. Oktober 1944 lief U 168 unter Kapitänleutnant Pich von Jakarta nach Surabaya aus. Noch am selben Tag wurde es vom niederländischen U-Boot ‚Zwaardfis‘ torpediert und sank auf 45 m Grund. 29 Männer im Vorschiff waren verloren. Unter Anleitung des Kapitäns konnten 11 Mann in der Zentrale aus dieser gefährlichen Tiefe ‚aussteigen‘. Als sie an die Oberfläche kamen, fanden sie auch die 16 Kameraden lebend wieder, die sich an Deck befunden hatten. Plötzlich tauchte das niederländische Boot auf und nahm alle an Bord. Dies muß als hervorragende menschliche Großtat des Kapitäns van Goosen gewürdigt werden, denn sein Boot befand sich in feindlichem Gewässer, und nach Seekriegsrecht braucht ein U-Boot wegen der eigenen Enge keine Schiffbrüchigen aufzunehmen. Der mutige niederländische Kommandant van Goosen sandte sogar 23 Gerettete mit Küstenseglern zur nahen javanischen Küste zurück. Bevor sie ihre Kameraden in Surabaya erreichten, wurden sie aber erst von den Japanern als ‚amerikanische Spione‘ aufgegriffen und ziemlich mißhandelt. Kptlt. Pich, drei weitere Offiziere und einen verwundeten Mann behielt Kapitän van Goosen an Bord und brachte sie in australische Gefangenschaft. Viele Jahre später konnten sich der damalige Marine-Stützpunktleiter in Singapur, Korvettenkapitän Erhardt und van Goosen als Vertreter ihrer Länder bei einem Nato-Manöver als Freunde die Hände schütteln.“

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Jochen Brennecke: Haie im Paradies. Der deutsche U-Boot-Krieg in Asiens Gewässern 1943/45, Seite 44–45