Höttl, Wilhelm
Wilhelm Höttl ( 19. März 1915 in Wien, 27. Juni 1999 in Altausee) war ein deutscher SS-Offizier, während des Zweiten Weltkrieges Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes sowie des SD und nach dem Krieg OSS- und CIC-Agent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Höttl wurde am 19. März 1915 in Wien als Sohn von Maria Höttl (geborene Renner) und dem Beamten Hans Höttl geboren. Nach dem Beitritt Österreichs an das Deutsche Reich promovierte er zum Doktor der Geschichte an der Universität Wien.
Während des Zweiten Weltkrieges
Ab 1939 beim Reichssicherheitshauptamt beschäftigt, gehörten Kirchenfragen zu seinen Aufgaben beim SD-Leitabschnitt Wien. Nach seinem Umzug nach Berlin wurde er zum SS-Sturmbannführer befördert und war im Amt VI (SD-Ausland) zunächst in der Abteilung Italien, später dann Balkan tätig.
Spätestens im April 1945 lief Höttl zu den VS-Amerikanern über.[1][2]
Nachkriegszeit
Am 26. November 1945 gab Höttl angeblich als Zeuge der Anklage beim Nürnberger Tribunal eine eidesstattliche Erklärung ab, die am 14. Dezember 1945 als Beweisstück US-296 (Dokument 2738-PS)[3] vor Gericht eingeführt wurde. In der Erklärung wird unter anderem behauptet, Adolf Eichmann habe Höttl Ende August 1944 auf seine Frage, wie viele Juden ermordet worden seien, geantwortet, „die Zahl sei zwar ein großes Reichsgeheimnis, doch würde er sie mir sagen, da ich auch als Historiker dafür Interesse haben müßte“ und ihm eine Zahl von sechs Millionen genannt.[4] Eichmann selber bestritt später beim sogenannten Eichmann-Prozeß in Palästina, jemals irgendwem diese Zahl genannt oder sie auch nur besessen zu haben und merkte an, es sei „merkwürdig, daß jeder behauptet, von mir Zahlen erfahren zu haben“.[5]
Später baute Höttl als Agent alliierter Geheimdienste u. a. eine Gladioorganisation auf,[1] obwohl es in einem offiziellen CIA-Bericht aus dem Jahre 1949 über ihn heißt, er sei „ein Mann von solch niederem Charakter und schlechter politischer Vorgeschichte, daß seine Verwendung für Geheimdiensttätigkeiten, egal wie gewinnbringend sie auch sein mögen, eine kurzsichtige Strategie der Vereinigten Staaten ist.“[6]
Veröffentlichungen
- Walter Hagen [Pseudonym]: Die geheime Front – Organisation, Personen und Aktionen des deutschen Geheimdienstes, Nibelungen-Verlag, Linz 1950
- Walter Hagen [Pseudonym]: Unternehmen Bernhard – Ein historischer Tatsachenbericht über die größte Geldfälscheraktion aller Zeiten, Verlag Welsermühl, Wels/Starnberg 1955
- Einsatz für das Reich – Im Auslandsgeheimdienst des Dritten Reiches, Verlag Bublies, Koblenz 1997
Zitate
- Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass gerade die Höttl-Aussage allerdings heute ihrerseits zweifelhaft ist. Vieles, was Höttl nach der Niederlage 1945 vor amerikanischen Ermittlern aussagte, hatte er so nie selber gehört, sondern sich aus den Berichten anderer „geliehen“ und gelegentlich überhöht, um sich auf diese perverse Weise als Kronzeuge unentbehrlich zu machen und als Agent für den amerikanischen Geheimdienst zu empfehlen. [...] Vor allem unterstützte Höttl ungewollt die Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit selber. In seiner Autobiographie gab er nicht nur zu, dass ihm von Anfang an bewusst war, durch genau diese Aussage zum begehrten (und gut bezahlten) Zeitzeugen werden zu können. Der Mann, der in seinen letzten Lebensjahren nur deshalb noch eine Fernsehkarriere starten konnte, deutete am Ende seines Lebens mehrfach an, dass er selber nie an ein solches Ausmaß der Judenvernichtung geglaubt hatte – eine Andeutung, die wie vieles in seinem letzten Buch beweist, wie wenig Höttl damit ein Problem hatte, sein Leben lang andere Dinge zu sagen, als er selber für wahr hielt. In einem seiner letzten Interviews sagte Höttl: „Wie so oft ist etwas wahr geworden, das ich erlogen habe.“ – Bettina Stangneth, in: „Eichmann vor Jerusalem – Das unbehelligte Leben eines Massenmörders“, Zürich 2011
Literatur
- National Archives and Records Administration: Analysis of the Name File of Wilhelm Hoettl
- Mark Weber: Wilhelm Höttl and the Elusive “Six Million” (HTML) in: The Journal of Historical Review, Sept.–Dec. 2001 (Vol. 20, No. 5–6), pages 25–32
Fußnoten
Theodor Adorno •
Hannah Arendt •
Fritz Bauer •
Yehuda Bauer •
Thomas Blatt •
Artur Brauner •
Henryk Broder •
David Cesarani •
Ilja Ehrenburg •
Peter Eisenman •
Albert Einstein •
Ed Fagan •
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