Hahnemann, Samuel

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Samuel Hahnemann

Christian Friedrich Samuel Hahnemann (geb. 10. April 1755 in Meißen; gest. 2. Juli 1843 in Paris) war ein deutscher Arzt, medizinischer Schriftsteller und Übersetzer. Er ist der Begründer der Homöopathie.

Leben und Wirken

Hahnemann besuchte die Meißener Fürstenschule und studierte hierauf zwei Jahre lang in Leipzig Medizin, wozu er sich die Mittel durch Erteilung von Privatunterricht und Übersetzungen erwarb. 1777 ging er nach Wien und nahm 1778 eine Hausarztstellung in Hermannstadt an. 1779 nahm er das Studium in Erlangen wieder auf und promovierte dort am 10. August 1779. Während der nun folgenden 10 Jahre war er als Arzt tätig in Hettstädt, Dessau, Gommern und Dresden, am letztern Ort vier Jahre lang. 1791 praktizierte er in Stötteritz bei Leipzig. Im darauffolgenden Jahr wandte er sich nach Motschleben, wo er eine Irrenanstalt leitete, und von dort nach Braunschweig, Wolfenbüttel und Königslutter.

Unzufriedenheit mit dem Zustand der innern Medizin veranlasste Hahnemann, schon von Mitte der achtziger Jahre ab seinen Lebensunterhalt weniger aus der ärztlichen Praxis als aus literarischen und chemischen Arbeiten zu bestreiten. Bis 1790 erschienen nicht weniger als 12 Übersetzungen größerer und kleinerer französischer und englischer Werke, teils medizinischen, teils chemischen Inhalts, und außerdem 18 selbständige Werke und Abhandlungen, letztere meist als Beiträge zu Lorenz von Crells Zeitschrift „Chemische Annalen“, aus seiner Feder. Anerkennung fanden namentlich die Schriften „über Arsenikvergiftung“ (Leipzig 1786), „über die Weinprobe auf Blei und Eisen“ (ebenda 1788), bekannt als Hahnemannsche Weinprobe, sowie seine Publikation über eine „Bereitungsart des auflöslichen Quecksilbers“ (1789), welches Präparat nach ihm als Mercurius solubilis Hahnemanni benannt ist.

Bei der Übersetzung der „Materia medica“ (Leipzig 1790) des schottischen Mediziners William Cullen reifte in Hahnemann der Gedanke zur Aufstellung einer neuen Heilmethode. Er wandte sich nunmehr wieder der Praxis zu, um seinen Gedanken praktisch zu verwirklichen, und da die nach seinen neuen Vorschriften zubereiteten Mittel in den Apotheken nicht zu haben waren, so verabreichte er diese den Kranken selbst. Hierdurch kollidierte er mit den Apothekergerechtsamen, und man verklagte ihn überall, wo er sich aufhielt, sodaß er von einem Ort zum anderen vertrieben wurde. 1800 verließ er Hamburg und Altona, wo er zwei Jahre lang tätig gewesen war. Hierauf hielt er sich in Machern bei Wurzen, dann in Eilenburg auf, und erst in Torgau fand er 1802 eine bleibendere Stätte, denn dort praktizierte er bis 1810. Inzwischen hatte er in seinem „Organon der rationellen Heilkunde“ (Dresden 1810) sein Heilsystem als Ganzes veröffentlicht, womit der Kampf um die Homöopathie entbrannte, und Hahnemann zog, um dieselbe den Studenten zugänglicher zu machen, nach Leipzig und habilitierte sich dort am 26. Juni 1812 für seine Lehre. Dort war er bis 1821 auch als praktischer Arzt tätig. Erneuer Streit mit den Apothekern veranlasste um diese Zeit die Regierung, ihm das Selbstdispensieren seiner Arzneien zu verbieten, und er folgte deshalb einem Ruf des Herzogs von Anhalt-Köthen als Leibarzt, mit dem Titel eines Hofrats, nach Köthen. Hier blieb er bis 1835, wo er sich zum zweitenmal vermählte, mit der jungen Französin Melanie d'Hervilly-Gohier, und dann nach Paris ging, wo er eine gewinnbringende Praxis betrieb und bis zu seinem Lebensende blieb.


Zu Hahnemanns Wirken heißt es weiterhin :

Die ersten Diener der neuen Gesinnung in der Wissenschaft sind von zwei Kräften beherrscht: einmal durchfährt sie unruhig der Wille zu einer neuen Leistung, von der eine Ahnung unausgesprochen über der Zeit hängt; dann aber ist doch manche Bindung an altes Herkommen da. Samuel Hahnemann hat seine Schulung noch ganz von den alten medizinischen Lehren des 18. Jahrhunderts bekommen. Was damals an medizinischer Kenntnis im Schwang war, stand nicht sonderlich hoch im Wert. Doch trieb vielleicht gerade der Tiefstand des zeitgenössischen Arzttums den jungen Doktor dazu, eigene Wege zu suchen. Wie alle Entdecker führen auch ihn Beobachtungen an einem nebensächlichen Vorgang zu weiten Schlüssen. So wird er schon in recht jungen Jahren zum Begründer einer neuen Heilmethode, der Homöopathie. Er hat bis in sein Greisenalter hinein schwerste Anstürme auf seine Lehre abwehren müssen. Und wenn sie auch da und dort eingeschränkt werden müsste: in der Geschichte der jungen Heilkunde, die das 19. Jahrhundert langsam entwickelt, hält Hahnemann seinen Platz als Wegbahner unangefochten ein.[1]

Schriften (Auswahl)

Eigene Schriften

  • Conspectus adfectuum spasmodicorum aetiologicus et therapeuticus (Diss.). Erlangen 1779. (Als Nachdruck sowie in deutscher Übersetzung erhältlich: Übersicht über die Krampfzustände nach Ursache und Heilung. Bad Langensalza, Nachdruck 1779/2007, Verlag Rockstuhl, ISBN 978-3-938997-98-7.)
  • Anleitung, alte Schäden und faule Geschwüre gründlich zu heilen. Leipzig 1784, Crusius.
  • Ueber die Arsenikvergiftung, ihre Hülfe und gerichtliche Ausmittelung. Leipzig 1786, Crusius.
  • Abhandlung über die Vorurteile gegen die Steinkohlenfeuerung. Dresden 1787, Waltherische Hofbuchhaltung.
  • Unterricht für Wundärzte über die venerischen Krankheiten, nebst einem neuen Quecksilberpräparate. Leipzig 1787. Crusius. (Volltext bei Google [1])
  • Ueber die Weinprobe auf Eisen und Blei. Leipzig 1788.
  • Freund der Gesundheit. Frankfurt 1792.
  • Apothekerlexikon. 4 Theile in 2 Bänden, Leipzig 1793-1798. (im Weltnetz unter zeno.org [2])
  • Striche zur Schilderung Klockenbrings während seines Trübsinns. In: Deutsche Monatsschrift, 1. Jg. (1796), S. 147-159.
  • Versuch über ein neues Princip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen. In: Hufelands Journal der practischen Arzneykunde, Bd. 2 (1796), 3. Stück, S. 391-439 (Volltext bei Google[3]) sowie 4. Stück, S. 465-561 (Volltext bei Google[4])
  • Heilung und Verhütung des Scharlach-Fiebers. Gotha 1801.
  • Ueber die Kraft kleiner Gaben der Arzneien und der Belladonna insbesondere. In: Hufelands Journal der practischen Arzneykunde, Band 13 (1801), 2. Stück, S. 152-159.
  • Der Kaffee in seinen Wirkungen. Leipzig 1803.
  • Fragmenta de viribus medicamentorum positivis sive in sano corpore humano observatis. Leipzig 1805, Barthius.
  • Heilkunde der Erfahrung. In: Hufelands Journal der practischen Arzneykunde, Band 22 (1805), 3. Stück, S. 5-99 (Volltext bei Google[5])
  • Fingerzeige auf den homöopathischen Gebrauch der Arzneien in der bisherigen Praxis. In: Hufelands Journal der practischen Arzneykunde, Bd. 16 (1807), S. 5-43.
  • Ueber den Werth der speculativen Arzneisysteme, besonders im Gegenhalt der mit ihnen gepaarten, gewöhnlichen Praxis. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen (1808).
  • Auszug eines Briefes an einen Arzt von hohem Range über die höchst nöthige Wiedergeburt der Heilkunde. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen (1808).
  • Organon der rationellen Heilkunde. Dresden 1810, Arnoldische Buchhandlung. Spätere, jeweils vermehrte und veränderte Auflagen unter dem Titel: Organon der Heilkunst. 2. Auflage: Dresden 1818. 3. Auflage: Dresden 1824. 4. Auflage: Dresden und Leipzig 1829. 5. Auflage: Dresden und Leipzig 1833 (Volltext bei Google[6]). 6. Auflage (posthum): Leipzig 1921 (hrsg. von Richard Haehl; (im Weltnetz unter zeno.org[7]).
  • Reine Arzneimittellehre. Theil 1-6. Leipzig, 1811-1821. Zweite, vermehrte Auflage: Leipzig 1822-1827. (im Weltnetz unter zeno.org[8])
  • De helleborismo veterum. Leipzig 1812.
  • Die chronischen Krankheiten. Ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung, Theil 1-5. Erste Auflage: Leipzig 1828-1830. Zweite, veränderte und vermehrte Auflage: Leipzig und Dresden 1835-1839. (im Weltnetz unter zeno.org[9])
  • Allöopathie. Ein Wort der Warnung an Kranke jeder Art. Leipzig 1831.(Volltext bei Google[10])
  • Heilung der asiatischen Cholera und Schützung vor derselben. Nürnberg 1831.
  • Sicherste Ausrottung und Heilung der asiatischen Cholera. Leipzig 1831, Glück.
  • Sendschreiben über die Heilung der Cholera und die Sicherung vor Ansteckung am Krankenbette. Berlin 1831, Hirschwald. (Volltext bei Google[11])
  • Zur elektronischen Volltextsuche liegt eine CD-ROM-Ausgabe der Directmedia Publishing GmbH aus dem Jahr 2005 vor. Die Ausgabe mit dem Titel: Die Geburt der Homöopathie - Samuel Hahnemanns Werke enthält die Werke: Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Arzneisubstanzen. Jena; Academische Buchhandlung 1796, Heilkunde der Erfahrung, Berlin; Wittich, 1805, Organon der Heilkunst, 5. Aufl., Dresden, Leipzig; Arnold 1833, Organon der Heilkunst. 6. Aufl., Ulm; Haug 1958, Reine Arzneimittellehre. 6 Bände, 2. u. 3. Aufl., Dresden, Leipzig; Arnold 1825-1839 und Die chronischen Krankheiten. 5 Bände, 2. Aufl., Dresden, Leipzig; Arnold 1835 - 1839 (ISBN 3-89853-016-7).

Übersetzungen

  • William Falconer: Versuch über die mineralischen Wasser, 1777.
  • Jean Baptiste van den Sande: Die Kennzeichen der Güte und Verfälschung der Arzneimittel, 1787.
  • Joseph Berrington: Geschichte Abälards und der Heloise, Leipzig 1789.
  • William Cullen: Abhandlung über die Materia Medika, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von S.H. 2 Bände. Leipzig 1790.
  • D. Monro: Chemisch pharmaceutische Arzneimittellehre. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von S.H. 2 Bände. Leipzig 1791.
  • Neues Edinburgher Dispensatorium, Leipzig 1797/1798.

Verweise

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden , 1937 Lehmanns-Verlag München