Torgau
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Sachsen |
Landkreis: | Nordsachsen |
Provinz: | Königreich Sachsen |
Einwohner (2009): | 19.894 |
Bevölkerungsdichte: | 221 Ew. p. km² |
Fläche: | 90 km² |
Höhe: | 78 m ü. NN |
Postleitzahl: | 04860 |
Telefon-Vorwahl: | 03421 |
Kfz-Kennzeichen: | TDO (früher TO, davor TG) |
Koordinaten: | 51° 34′ N, 13° 0′ O |
Torgau befindet sich entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Freistaat Sachsen |
Bürgermeister: | Andrea Staude (SPD) |
Torgau ist eine deutsche Stadt in Sachsen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort unter dem Namen Torgove in einem Dokument aus dem Jahr 973. Wann der Ort eine Stadt wurde, ist nicht datiert. Zumindest aus dem Jahr 1267 findet sich eine Notiz, die von der Stadt Torgau spricht. 1344 erfolgte die Ersterwähnung der Bürgerwehr Die Geharnischten im Städtebund Torgau, Oschatz und Grimma, die in der Wurzener Fehde 1542 Berühmtheit erlangte.
1485 fand die Leipziger Teilung zwischen den Brüdern Ernst und Albert statt. Ernst machte Torgau zur Residenz seines Machtbereiches. Im März 1530 verfaßte Martin Luther aus dem nahen Wittenberg gemeinsam mit Jonas, Melanchthon und Bugenhagen die Torgauer Artikel. Doch schon 1547 war es vorbei mit der Residenzstadt: Der Kurfürst Johann Friedrich verlor gegen Kaiser Karl V., und sein Fürstentum wurde dem seines Vetters Moritz in Dresden zugeschlagen.
1552 reiste Luthers Witwe, Katharina von Bora, nach Torgau, um sich vor der in Wittenberg ausgebrochenen Pest in Sicherheit zu bringen. Bei einem Kutschenunfall brach sie sich jedoch das Becken und starb drei Wochen später, am 20. Dezember 1552, in Torgau.
In ihrem Sterbehaus befindet sich heute ein ihr gewidmetes Museum, und ihr Grabmal in der Kirche St. Marien ist eine der Torgauer Sehenswürdigkeiten.
Neuzeit
Am 3. November 1760 fand mit der Schlacht bei Torgau auf den Süptitzer Höhen die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges statt.
Im Jahr 1811 wurde auf Befehl Napoleons die Festung ausgebaut, was jedoch nicht seine Niederlage verhinderte. Torgau fiel nach dem Willen der Sieger und den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 an Preußen.
Zur Zeit des Nationalsozialismus, in den Jahren von 1943 bis 1945, war Torgau Sitz des Reichskriegsgerichts. Im Wehrmachtgefängnis Torgau auf Fort Zinna wurden Urteile verhängt und vollstreckt.
Torgau erlangte Ende des Zweiten Weltkrieges internationale Berühmtheit, als sich am 25. April 1945 sowjetische und amerikanische Truppen an der Elbe bei der Stadt trafen und am 26. April 1945 dieses Ereignis nochmals für die Kameras nachträglich auf der zerstörten Elbebrücke in Szene setzten. Der erste Kontakt der beiden Armeen während des Krieges in Europa fand jedoch, ebenfalls am 25. April 1945, in Strehla, 30 Kilometer entfernt von Torgau, an der Elbe statt.
Von September 1945 bis Oktober 1948 betrieb der NKWD in Torgau die Speziallager Nr. 8 und Nr. 10. Sie waren im früheren Wehrmachtgefängnis Fort Zinna und der nahegelegenen Seydlitz-Kaserne untergebracht.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Torgau, das zuvor dem ehemaligen preußischen Regierungsbezirk Merseburg angehörte, Teil des neu gegründeten Landes Sachsen-Anhalt. 1952 folgte dann im Rahmen der Verwaltungsreform in der DDR die Zuordnung zum Bezirk Leipzig. 1962 entstand das Jugendwerkhof Torgau. Mit dem Zusammenbruch der DDR 1990 wurden die Grenzen der neuen Bundesländer festgelegt und Torgau wurde im Ergebnis einer Volksbefragung schließlich wieder sächsisch.
Sehenswürdigkeiten
Schloß Hartenfels
Nahe der Elbe steht Schloß Hartenfels, ein prachtvoller Renaissancebau, der Sitz der ernestinischen Wettiner war und u. a. die Dauerausstellung Torgau – Ein Fürstenhof der Renaissance beherbergt. Die Aufführung der ersten deutschsprachigen Oper fand ebenfalls im Schloß Hartenfels statt, nämlich der Oper „Daphne“ mit der Musik von Heinrich Schütz. Der Torgauer Marsch wurde nach Torgau benannt.
Von Mai bis Oktober 2004 fand in Torgau die 2. Sächsische Landesausstellung statt. Im Mittelpunkt stand die Reformationsgeschichte.
Bekannte, in Torgau geborene Personen
- Friedrich der Weise (1463–1525), Kurfürst von Sachsen (1486–1525)
- Johann Friedrich der Großmütige (1503–1554), Kurfürst von Sachsen (1532–1547), Herzog von Sachsen (1547–1554)
- Johann Friedrich II. der Mittlere (1529–1595), Herzog zu Sachsen
- Johann Wilhelm I. (Sachsen-Weimar) (1530–1573), Herzog von Sachsen-Weimar
- Nikolaus von Amsdorf (1483–1565), Theologe und Reformator
- Traugott Wilhelm Gustav Benedict (1785–?), Chirurg
- Oskar Berger (1862–1934), Turnlehrer und Funktionär
- Karl Friedrich Biltz (1830–1901), Literaturwissenschaftler, Dramatiker und Theaterkiritiker
- Albrecht Focke (1896–1967), Offizier, Zeuge beim Nürnberger Tribunal
- Paul Grimm (1907–1993), Mittelalterarchäologe
- Louis Heinrici (1847–vermutlich 1930), Industrieller und Fabrikant
- Oltwig von Kamptz (1857–1921), Offizier und Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun
- Hans Lachenberger (1831–1891), Komponist
- Olaf Marschall (geb. 1966), Fußballnationalspieler der DDR und der BRD
- Karl Adolf Maximilian Edler von der Planitz (1793–1858), königlich-sächsischer Generalmajor, geboren in Kranichau
- Johannes Meisner (1615–1681), lutherischer Theologe
- Hieronymus Nymmann (1554–1594), Mediziner
- Wolfgang Reissenbusch (um 1480–1540), Humanist, Rechtswissenschaftler und Theologe
- Wilhelm Richard Runge (1888–1954), Generalmajor
- Andreas Schato (1539–1603), Mathematiker, Physiker und Mediziner
- Kurt Schmid-Ehmen (1901–1968), Bildhauer
- Eduard Oscar Schmidt (1823–1886), Zoologe
- Leonhart Schröter (1532–1601), lutherischer Kantor und Komponist
- Georg von Siemens (1839–1901), Bankier, Vetter von Werner von Siemens
- Erasmus Unruh (1576–1628), Rechtswissenschaftler
- Paul Zwilling (1547–1581), neulateinischer Epiker