Thürk, Harry
Harry Thürk ( als Lothar Rudolf Thürk 8. März 1927 in Zülz, Oberschlesien; 24. November 2005 in Weimar) war ein deutscher Schriftsteller. Er war – vor allem in der DDR – einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Nachkriegszeit.
Inhaltsverzeichnis
Kontroversen
Während ihm der Spiegel (Ausgabe 29/1995) „pubertären Schwulst und politisches Pathos“ vorwarf und ihn – aufgrund der Sexszenen in seinen Romanen – als „Konsalik des Ostens“ betitelte, bescheinigte ihm das Neue Deutschland „untrüglichen Realitätssinn“ und nannte ihn einen der besten Schriftsteller seines Genres. In die Kritik der westlichen Presse war Thürk vor allem aufgrund des Romans „Der Gaukler“ geraten, der das sowjetische Dissidententum kritisierte und Alexander Solschenizyn als Marionette der CIA darstellte.
Doch auch mit der DDR-Obrigkeit hatte Thürk bei mehreren Romanen Schwierigkeiten. Seinem Buch „Die Stunde der toten Augen“ (1957), der in stark autobiographischer Weise den Kampf einer deutschen Fallschirmjägereinheit gegen die Rote Armee in Ostpreußen Ende 1944 schildert, wurde in der DDR Verharmlosung des heldenhaften Abwehrkampfes der deutschen Wehrmacht vorgeworfen.
Zeuge des Massakers von Nemmersdorf
Harry Thürk gehörte zu den ersten Soldaten, die am 23. Oktober 1944 in Nemmersdorf einrückten. Er gehörte dem Fallschirm-Panzer-Division 1 „Hermann Göring“ an. Er berichtete in zahlreichen Publikationen und Mediengesprächen über die barbarischen Verbrechen der Roten Armee an der Ostfront. Zum Massaker von Nemmersdorf berichtete er folgendes:
- „Ich habe tote Zivilisten auf einem eingefriedeten Misthaufen gesehen. Da lag ein älterer Mann, der hatte eine Mistgabel im Brustkorb stecken. (...) In einem Haus lag in einer großen Wohnküche eine alte Frau auf den Fliesen. Eine jüngere Frau lag im Hausflur. (...) Dann waren wir in einem Schlafzimmer mit Metallbetten, weiß lackiert. Ein Bett war ganz von Blut durchtränkt. Da lag aber niemand drin. (...) An einem Scheunentor, am rechten Torflügel, war eine Frau angenagelt.“
Er berichtete auch von Überresten eines zerschossenen Vertriebenen-Trecks mit unzähligen abgeschlachteten deutschen Zivilisten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 flüchtete Thürk mit zwei Freunden durch den böhmischen Wald, um der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Er war zuerst in Neustadt, danach zog es ihn nach Weimar.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)
- Eisernes Kreuz (1939), 2. Klasse: nach den schweren Gefechten bei Kalisch
- 1964, 1977 Nationalpreis der DDR
- 1968: 1. Preis des Internationalen Filmfestes der asiatisch/pazifischen Länder
- 1971, 1980 Theodor-Körner-Preis (DDR)
Werke (Auswahl)
- Die Stunde der toten Augen (Fallschirmjäger hinter den feindlichen Linien der Ostfront), Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3898123846
- Sommer der toten Träume (Kunstpreis des Bundes der Vertriebenen), Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3898122412
Verweise
- Ein deutscher Demokratischer Denunziant: Harry Thürk (Die Zeit, 11. Mai 1979)