Böhler, Jörg

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Prof. Dr. Jörg Böhler

Johann Georg „Jörg“ Böhler (Lebensrune.png 15. Dezember 1917 in Gries bei Bozen, Südtirol; Todesrune.png 11. Dezember 2005 in Wien) war ein deutscher Arzt, Sporttaucher und Sanitätsoffizier der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Böhler war bedeutender Facharzt für Unfallchirurgie in Österreich.

Leben

V. l. n. r.: Alfred von Wurzian, Jörg Böhler und Hans Hass auf Curacao (Niederländische Antillen), Spätsommer 1939. Auch der Kriegsausbruch im September ließ sie nicht weichen. Sie nahmen weiter an ihrer ersten Auslandsexpedition teil. Sie wurden schließlich auf die kleine Insel Little Bonaire verbannt – und tauchten dort weltmeisterlich um die Unterwasserwelt zu erleben.[1]
Die drei Freunde bei den Dreharbeiten zu „Pirsch unter Wasser“

Jörg Böhler wurde am 15. Dezember 1917 in Gries bei Bozen als Sohn von Lorenz Böhler und seiner Frau Leopoldine geboren. Er besuchte in Wien, wohin die Familie übersiedelt war, das Schottengymnasium und maturierte dort 1935. Medizin studierte er in Innsbruck und Wien, die ärztlichen Prüfungen bestand er mit dem Gesamtergebnis „ausgezeichnet“. 1941 promovierte er zum Doktor der gesamten Heilkunde.

Böhler nahm an zwei Expeditionen des Meeresforschers Hans Hass teil (1939/40 in die Karibik und 1942 nach Griechenland) und spielte in den dort gedrehten Filmen eine Rolle.

Alfred von Wurzian (links), Hans Hass (Mitte) und Jörg Böhler (rechts) 1940 nach der abenteuerlichen Rückkehr von der Unterwasserexpedition auf Curacao.

Zweiter Weltkrieg

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges während einer Tauchexpedition auf Curacao im damaligen Niederländisch-Westindien festgesetzt, gelang dem blonden Hünen Böhler (der die Luft unter Wasser sagenhafte vier Minuten anhalten konnte) und seine beiden Kameraden die Flucht, und sie kehrten auf abenteuerlichen Wegen über Neu York, Hawaii, China, Rußland und schließlich mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Wien und somit nach Deutschland zurück.

1942 wurde er Arzt bei der Luftwaffe. Anfang 1943 überlebte er als einer von fünf den Absturz einer He 177, wurde dabei aber so schwer verwundet, daß er aus der Wehrmacht entlassen wurde.[2]

„Jörg Böhler wurde zum Militärdienst bei der Luftwaffe einberufen, konnte aber sein Studium vollenden, wurde 1941 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert und trat formell nach der Promotion auch sogleich in die Dienste der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt ein. Mit dem Marschbefehl als Militärarzt am Weg zu seiner Truppe überlebte er mit 14 Knochenbrüchen als einer von wenigen nur knapp einen Flugzeugabsturz im Anflug auf Stalingrad. Als er mit anderen Verwundeten in einem motorisierten Lastensegler ausgeflogen wurde, überstand er dessen Bruchlandung bei einem Zwischenstopp in Smolensk ohne weitere Verletzungen, weil er aus dem zerrissenen Flugzeug geschleudert wurde. Nach seiner Wiederherstellung im Wiener Unfallkrankenhaus und im Rehabilitationszentrum Stollhof arbeitete Jörg Böhler in der Webergasse [...]“

Nach der Rückkehr von der Ostfront begann seine unfallchirurgische Ausbildung am Unfallkrankenhaus Wien, bei seinem Vater Lorenz Böhler und Prof. Schönbauer bis April 1945.

Nachkriegszeit

Durch die Wirren des Krieges dauerte die Ausbildung schließlich bis 1950. Ab 1951 war Jörg Böhler ärztlicher Leiter des Unfallkrankenhauses der AUVA in Linz. 1957 konnte er sich habilitieren, 1964 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Chirurgie. 1971 wechselte er nach Wien. Von 1972 bis 1983 war er ärztlicher Leiter („Primarius“) des neuen Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses in Wien, wobei er schon 1970 offiziell bestellt wurde, jedoch die Fertigstellung und Inbetriebnahme am 9. November 1972 abwarten mußte. Er blieb ärtzlicher Direktor bis zu seiner Pensionierung 1983.

„Sein größter Verdienst liegt aber zweifelsohne in der Ausbildung des handchirurgischen Nachwuchses von halb Europa. Seit 1958 hielt Jörg Böhler handchirurgische Fortbildungskurse. Die so genannten „Wiener Handkurse“ wurden über alle Grenzen hinaus, nicht nur im deutschsprachigen Europa bekannt. Das besondere an diesen Kursen war die Didaktik seiner Vorträge, unterstützt durch „hands on training“ an frischen, kältekonservierten Leichenhänden. Auch die Präsentationstechnik, die Böhler bereits seit 1958 durchführte, damals noch mit Schwarz-weiß-Video-Direktübertragungen aus dem Operationssaal, ist legendär. [...]“

An seinem 80. Geburtstag nahmen 80 Teilnehmer am 80. Handkurs teil. 5000 lernwillige Chirurgen haben in 45 Jahren seine insgesamt 113 persönlich abgehaltenen Handkurse besucht.

Tod

Am 11. Dezember 2005, vier Tage vor seinem 88. Geburtstag, verstarb Prof. Dr. Jörg Böhler. Er ruht im Familiengrab auf dem Friedhof Döbling; Endgrablage: Gruppe 26, Nummer 35.

Familie

Böhler war der Sohn des österreichischen Schöpfers der modernen Unfallchirurgie Prof. Dr. med. univ. Lorenz Böhler (1885–1973): Lorenz Böhler war Offizier und Truppenarzt der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg, beratender Chirurg und Oberfeldarzt der Reserve der Wehrmacht (Reservelazarette IXa) im Zweiten Weltkrieg und Oberfeldführer (Landesstelle XVII im Dekanat der Medizinischen Fakultät) sowie u. a. Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern (30. Januar 1945).

„Der ‚junge Böhler‘, wie er zur Unterscheidung von seinem Vater Lorenz Böhler, dem Begründer der Unfallchirurgie als selbstständiges chirurgisches Fach, bis ins hohe Alter hinein genannt worden war. Die Bezeichnung ‚junger Böhler‘ ist über diese Unterscheidung hinaus aber zugleich der höchste Ehrentitel für seine Person, hat er doch seine jugendliche Aufgeschlossenheit für neue Ideen, seinen scharfen Verstand und seinen hellwachen Geist bis zum letzten Tag seines Lebens bewahrt, ein beispielhafter Triumph über den durch ein Krebsleiden und dessen konsequente Behandlung bedingten fortschreitenden körperlichen Verfall. Diesen quittierte er vielmehr mit Ärger über die Behinderung denn mit Klagen. Aus Atemluftmangel nur mehr wenige Schritte gehfähig, hat er noch vier Wochen zuvor vom Rollstuhl aus seinen letzten Wiener Handkurs geleitet, in dem er wie immer die meisten Vorträge selbst hielt, selbstredend zum allerletzten ‚state of the art‘.“

1947 heiratete er seine Verlobte Susi Foest-Monshoff, die ihm immer mit ungeheurer Contenance zur Seite stand. Die Hochzeitsreise wurde im Schloßhotel am Wörthersee verbracht.

Auszeichnungen, Ehrungen und Mitgliedschaften (Auszug)

  • Promotion als Doktor der gesamten Heilkunde, 1941
  • Verwundetenabzeichen (1939)
  • 1972 bis 1983 Leiter des Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses
  • 1957 Venia legendi im Fach Chirurgie an der Universität Wien
  • ab 1964 außerordentlicher Professor für Chirurgie an der Universität Wien
    • Das Thema seiner Habilitationsschrift lautete „Die Versorgung frischer Handverletzungen mit besonderer Berücksichtigung der Sehnenverletzungen“
  • Namensgeber der Radius-Gelenk-Winkel am Handgelenk, die als diagnostisches Kriterium bei den sehr häufigen handgelenksnahen Unterarm-Brüchen wichtig sind.
  • Ehrenpräsident der „Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie“, Mitglied, korrespondierendes Mitglied oder Ehrenmitglied zahlreicher in- und ausländischer Fachgesellschaften

Werke

Jörg Böhler hat über 360 wissenschaftliche Publikationen und Buchbeiträge geschrieben, über 500 wissenschaftliche Vorträge gehalten, seine Kurs-Vorträge nicht mitgezählt. Schweizer Chirurg Claude Verdan sagte über den disziplinierten Vortragsstil Böhlers einmal, er kenne niemanden anderen, der in so kurzer Zeit mit so wenigen Worten so viele wichtige Aussagen macht.

Filmographie

Fußnoten

  1. Den letzten beißen die Hunde ...
  2. Als Ironie des Schicksals endete auch der Rückflug in die Heimat mit einer neuerlichen Bruchlandung, welche die inzwischen eingetretene Kallusbildung der vierzehn Brüche nicht mehr beeinflussen konnte.