Hevelius, Johannes

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Johannes Hevel (eigentlich Hävelcke, Hewelcke, Hoefelcke), Nestor der Kartographie des Mondes, der Selenographie; Stich von T. G. Beck.

Johannes Hevelius (latinisert, deutsch Johannes Hevel oder auch Johann Hewelcke oder Johann Hevelke) (Lebensrune.png 28. Januar 1611 in Danzig; Todesrune.png 28. Januar 1687 ebendort), war ein deutscher Astronom und gilt als Begründer der Kartographie des Erdmondes. Seine erste Frau war Catharina, geb. Rebeschke (1613–1662), seine zweite Ehefrau (1663) wurde Elisabetha Catherina Koopmann, Astronomin und „Mutter der Monddiagramme“. Aus ihrer Ehe sind ein Sohn und drei Töchter entsprossen, darunter Katharina Elisabeth, die den Juristen, Ratsherr und Dichter geistlicher Lieder Ernst Lange (1650–1727) heiratete.

Leben

Sternbild Löwe in Johannes Hevelius' Uranographia, Danzig 1690
Johannes Hevelius, gemalt von Daniel Schultz (1615–1683).jpg
Johannes Hevelius - Johannes Hevelius Prodromus astronomiae 1690.jpg

Zu seinem Wirken heißt es:

Auch in den Handelsstädten an Nord- und Ostsee wuchs ein Bürgertum auf, das nicht nur mit seinen politischen Plänen und Handelsverbindungen, sondern auch mit seiner geistigen Arbeit weit in die Welt griff. Hevelkes Vater betrieb in Danzig, der schönsten Stadt des deutschen Nordostens, daß Brauergewerbe: seßhafter Bürger, Mann des Erwerbs. Aber den Sohn schickt er hinaus in die Welt. Und Hevelke lernt: er studiert in England, in Holland, in Frankreich, seine Leidenschaft wird die Astronomie, er weitet den Blick, als rüste er sich, im wissenschaftlichen Leben der Welt zu glänzen. Aber er kehrt zurück. Er macht sich in Danzig sesshaft, übernimmt das Gewerbe des Vaters, dient mit seinem Rat der Verwaltung der Stadt - doch in den freien Stunden, da die bürgerlichen Geschäfte verstummten, lebt er seiner Astronomie. Und er leistet erstaunliches: er baut eine Sternwarte auf, die vollkommener wird als jede andere des Erdteils; er gibt in seinen Büchern eine Entdeckung nach der anderen bekannt; Könige huldigen seinem Geist; die Londoner Gesellschaft der Wissenschaften ernennt ihn zu ihrem Mitglied. Sein Name hat weltweiten Klang bekommen, aber aus Danzigs Boden hat Hevelke seine Wurzeln nicht gelöst.[1]

Neue Deutsche Biographie

Während sich aus H.s Briefen und Werken und aus Dokumenten zahlreiche Anhaltspunkte für den späteren Lebenslauf ergeben, fehlen entsprechende Hinweise für die frühen Jugendjahre. Hierfür müssen anderweitige zeitgenössische Zeugnisse aushelfen (siehe Literatur, J. Hevelke). Danach besuchte H. seit 1618 das Akademische Gymnasium in Danzig. Die Schule wurde 1624 wegen drohender Kriegs- und Pestgefahr für einige Zeit geschlossen. H. kam für 3 Jahre nach Gondeltsch bei Bromberg, um die polnische Sprache zu erlernen. Mit der Rückkehr nach Danzig, 1627, begann die für seine spätere Entwicklung ausschlaggebende Ausbildungszeit. Er setzte, wohl im Hinblick auf den späteren Ratsherrenstand den Absichten der Eltern folgend, seine Studien fort und genoß hier, während er auch die übrigen „Humaniores literae“ nicht ganz vernachlässigte, mit besonderer Anteilnahme den Mathematik- und Astronomieunterricht des Astronomen Peter Crüger (1580–1639, siehe Literatur), Professor am Akademischen Gymnasium, Anhänger des Copernicus und Keplers (siehe Machina coelestis I, Vorrede). Die Unterweisung beschränkte sich nicht aufs Theoretische. H. wurde angehalten, auch den Umgang mit Instrumenten und Meßwerkzeugen, technisches Zeichnen und Ziselieren zu erlernen.
1630 ging H. zum Studium der Rechtswissenschaften für ein Jahr nach Leiden, beschäftigte sich aber auch mit Optik und Mechanik. Auf anschließender Auslandsreise nahm er in England unter anderem mit Usher, J. Wallis, S. Hartlib Verbindung auf, in Paris mit Gassendi und Boulliaud. In Avignon lernte er A. Kircher kennen, zu dessen Werk „Primitiae Gnonomicae Catoptricae“ (1635) er das Titelblatt in Kupfer stach. Auf Wunsch seines Vaters kehrte er 1634 nach Danzig zurück. So unterblieb die geplante Reise nach Italien, von der er ein Zusammentreffen mit Galilei erhofft hatte. H. strebte nun bewußt nach dem Leben eines wohlhabenden, unabhängigen, im öffentlichen Dienst tätigen Bürgers. Durch die Heirat mit der vermögenden Katharina Rebeschke fiel ihm als Wohnsitz der später durch seine Sternwarte berühmte Häuserkomplex auf der Pfefferstadt zu, in dem er – nach Erbschaftsregelungen auch über den Tod seiner 1. Frau (1662) hinaus – seine Brauerei betrieb. 1636 wurde er Mitglied der Brauerzunft, 1641 Schöffe, 1651 Ratsherr. Bis auf die Fertigung einiger Gegenstände, einer Sonnenuhr besonderer Art, einiger Fernrohre, auch eines reich mit Silberarbeiten ausgestatteten Ebenholzkästchens, trat nach der Heirat die handwerkliche und kunsthandwerkliche wie auch die wissenschaftliche Betätigung zunächst zurück. Eine Wende brachte 1639 der Tod seines Lehrers Crüger. Die Beschwörungen des Schwerkranken, der Astronomie die Treue zu halten und sein, des Lehrers Werk fortzusetzen, und die Erfüllung des abgerungenen Versprechens, die am 1. Juni zu erwartende Sonnenfinsternis zu beobachten, die Crüger selbst nicht mehr erleben werde, führten H. zur Astronomie zurück, der er sich von nun an mit Ausdauer und Pflichteifer hingab. Mit einfachen Mitteln beginnend, beschaffte und konstruierte er sich allmählich eine reiche Ausrüstung. Eine 1641 auf einem Dache errichtete Beobachtungshütte, sein „Stellaeburgum“, ersetzte er 1650 durch die „Uranienburg“ (so genannt in Anlehnung an Tycho Brahes Sternwarte), eine über 3 benachbarte Häuser gleicher Firsthöhe hinweggehende Plattform von 25 zu 50 Fuß, die mit kostbaren und kunstvollen selbstgefertigten Instrumenten ausgestattet war. Sie erlangte europäische Berühmtheit. 1679 zerstörte ein Brand Häuser und Sternwarte. Bittgesuche an Gönner und Mäzene hatten Erfolg. H. hat Häuser und Sternwarte wieder aufgebaut, seine alte Schaffenskraft aber nicht wiedergewonnen.
H. hat seine Himmelsbeobachtungen in mehreren Schriften niedergelegt. Im Jahre 1647 kam sein erstes bedeutendes Werk, die „Selenographia“, heraus, eine in siebenjähriger Arbeit gewonnene, bis dahin unerreichte, mit selbstgestochenen Kupfern ausgestattete Beschreibung der Mondoberfläche, der Mondphasen und -librationen. Es machte seinen Namen als Astronomen in ganz Europa bekannt. Kleinere Untersuchungen, zum Teil in Briefen mitgeteilt, betrafen die Sonne, die Fixsterne, die Gestalt des Saturn, den er als Körper mit zwei Henkeln ansah, den Durchgang des Merkur durch die Sonne. Ein zusammenfassendes Werk über Kometen, deren Bahn er mit Parabeln verglich, veröffentlichte er 1668. Sein zweibändiges Prachtwerk, die „Machina coelestis“, enthält eine Beschreibung seiner Sternwarte. Zahlreiche Abbildungen zeigen die kostbare Ausstattung, ihn selbst am Beobachtungsinstrument, auch in Zusammenarbeit mit seiner 2. Frau, die seine ständige Helferin wurde. H. nahm Bestimmungen von Sternörtern und Helligkeitsschätzungen vor. Von ihm bezeichnete Sternbildnamen haben sich auf die Dauer eingeführt (zum Beispiel Luchs, Eidechse, Sextant). Er machte auf das Phänomen der Doppelsterne aufmerksam. Ein Sternkatalog wurde postum aus seinen Manuskripten von seiner Witwe dem Druck übergeben.
In der instrumentellen Ausrüstung geht H. kaum über das Vorbild Tycho Brahes hinaus, doch bedeuten seine metallenen Geräte in bezug auf Teilungen und Ablesevorrichtungen einen wesentlichen Fortschritt. Die Machina coelestis zeigt Azimutalquadranten und Sextanten, Quadranten und Octanten, die durch Äquilibrierungsvorrichtungen leicht zu handhaben sind. Eine wesentliche Verbesserung bedeuten die von H. erfundene Trommelablesung am Mikrometer und der Gebrauch des Nonius, den er einer Schrift des B. Hedraeus von 1643 entnahm. Zum Anvisieren verwandte er den gewöhnlichen Diopter. Fernrohre, die er bis zu beträchtlicher Größe baute, dienten ihm lediglich als Vergrößerungsinstrumente. Seine ungewöhnliche Sehtüchtigkeit befähigte ihn allerdings zu Meßgenauigkeiten, die andere erst mit dem Fernrohr erreichten. Der berühmte Streit mit R. Hooke über die Zuverlässigkeit von H.s Beobachtungen, den Halley, der 1679 im Auftrag der Royal Society mit eigenen Geräten nach Danzig kam, austrug, fiel zu H.s Gunsten aus. Zur Messung kurzer Zwischenräume benutzte H. seit 1640 das Pendel, das er später mit einem Zählwerk verband. Er war mit der Konstruktion von Pendeluhren beschäftigt, als Huygens ihm in der Entdeckung zuvorkam.
H. hat weniger durch bahnbrechende Einzelentdeckungen als durch die Breite seiner Tätigkeit sowie durch seine Kunst der Darstellung in Wort und Bild Fortschritte der Astronomie bewirkt. Viele Fragen, die zu den Fundamenten der Astronomie gehören, sind durch ihn gefördert worden. Sein Fixsternkatalog ist erst um 1720 durch Flamsteed, seine Mondkarte erst um 1750 durch Tobias Mayer übertroffen worden. Für seine Arbeit erhielt H. viel Anerkennung. Der König von Frankreich bewilligte ihm 1663, der König von Polen 1667 einen Ehrensold. 1664 wurde er zum Mitglied der Royal Society ernannt. Er hat einen umfangreichen Briefwechsel geführt. Die an ihn gerichteten Briefe nebst den Entwürfen seiner Antworten werden in Paris aufbewahrt. H. hat den Nachlaß Keplers aufgekauft; er wurde über die Feuersbrunst gerettet und kam auf Umwegen nach Pulkowo. Von seinen Instrumenten ist fast nichts erhalten, weil die Nachkommen den größten Teil zum Einschmelzen verkauften.[2]

Werke (Auswahl)

  • Selenographia 1647 (PDF-Datei)
  • Mercurius in sole visus 1662, gedruckt bei Simon Reiniger, Danzig (PDF-Datei)
  • Cometographia 1665
  • Machina coelestis; erster Teil 1673 mit einer Beschreibung seines Instrumentariums; der zweite Teil ist äußerst selten, da nahezu die gesamte Ausgabe 1679 beim Observatoriumsbrand zerstört wurde. (PDF-Dateien: Band 1 mit Einleitung, Band 2)
  • Annus climactericus (PDF-Datei)
  • Prodromus astronomiae 1664; postum 1690 veröffentlicht cum catalogo fixarum & firmamentum Sobiescianum sive Uranographia, dem ersten Atlas, der Johann Bayers Genauigkeit erreichte

Literatur

  • Johann Heinrich Westphal: „Leben, Studien und Schriften des Astronomen Johann Hevelius“ (1820) (PDF-Datei)
  • Franz August Brandstäter: „Johannes Hevelius, der berühmte Danziger Astronom. Sein Leben und seine Bedeutsamkeit“, 1861 (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, Lehmanns-Verlag, München 1937
  2. Hevelius (eigentlich Hävelcke, Hewelcke, Hoefelcke), Johannes, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 59–61