Jung, Dietrich ter
Dietrich ter Jung ( 19. Februar 1916 in Duisburg-Ruhrort; 23. November 2018 in Burbach-Lützeln, Landkreis Siegen-Wittgenstein) war ein deutscher Reserveoffizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann der Reserve und Ritterkreuzträger der Panzergrenadiere im Zweiten Weltkrieg sowie Vertriebsdirektor in der Nachkriegszeit.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach dem Abitur, einer kaufmännischen Ausbildung und Berufsleben trat Dietrich ter Jung 1939 zu Kriegsbeginn als Reserveoffizieranwärter in das Heer der Wehrmacht ein.
Zweiter Weltkrieg
Beim Infanterie-Regiment 79 diente er während bzw. nach dem Polenfeldzug an dem Westwall. Mit der 16. Infanterie-Division erzwang das Regiment beim Westfeldzug 1940 den Durchbruch durch die französischen Linien, ging in Richtung Verdun vor und gewann den Übergang über die Maas bei Sauvigny. Anschließend verfolgte die 16. Infanterie-Division die geschlagenen Franzosen bis in den Raum südlich von Nancy und Toulon. Nach dem Waffenstillstand wurde die Division bereits im Juli 1940 wieder in die Heimat verlegt.
Am 2. August 1940 wurde das Regiment bei der Umgliederung der 16. Infanterie-Division zur 16. Panzer-Division zum Schützen-Regiment 79 umgegliedert und dann auch der 16. Panzer-Division unterstellt. Hans-Valentin Hube wurde am 1. November 1940 Divisionsführer, dann -kommandeur.
Im Dezember 1940 fungierte die 16. Panzer-Division unter dem Tarnnamen „Lehrstab-R II“ als Lehr-Division in Rumänien für den Aufbau des dortigen Heeres. Während des Balkanfeldzugs diente sie als Reserve und wurde im Juni 1941 für den Rußlandfeldzug bereitgestellt.
- „Am 24. Juni 1941 überschritt die Division, der 11. Panzer-Division folgend, den Bug bei Sokal-Krystinopol. Bei Dubno-Werba kam es vom 27. Juni bis 1. Juli zu schweren Panzerkämpfen. Bei Kremeniece, Jampol und Staro-Konstantinow wurden nach schweren Kämpfen die Horyn-Übergänge genommen und westlich Lubar die stark ausgebaute Stalin-Linie durchbrochen. Anschließend drehte die Division nach Süden ab und marschierte in die Ukraine, wo sie an der Schlacht bei Uman teilnahm. Bei den Kämpfen wurden die Panzeraufklärungs-Abteilung 16 und das Kradschützenbataillon 16 zerschlagen und mussten in Deutschland neu aufgestellt werden. Am 3. August wurde die Bugbrücke bei Perwomaisk genommen und die Division stieß weiter auf Nikolajew am Schwarzen Meer vor, das am 16. August genommen wurde. Anschließend wurde die Division bei Kirowograd kurzfristig aufgefrischt. Nach einem Gewaltmarsch stand die Division am 12. September im Dnjepr-Brückenkopf Krementschug und nahm am 14. September die Stadt Lubny am Ssulla-Abschnitt, wo der Kessel von Kiew geschlossen wurde. Es folgten Gefechte bei Moskowsk (29.9.), Kamenowatka (1.10.), Sseminowka (3.10.), Werchne Tokmak (6.10.) und bei Andrejewka (10.19.) sowie die ‚Schlacht am Asowschen Meer‘. Am 12. Oktober begann der Vormarsch auf Rostow. Der einbrechende Winter und ein russischer Gegenangriff zwangen die Division, auf den Tusslow- und dann auf den Mius-Abschnitt zurück. Am Mius westlich von Matwejew Kurgn bezog die Division ihre Winterstellung. Bei Stalino-Makejewka wurden die Panzerteile der Division aufgefrischt. Nach den Winterkämpfen versammelte sich die Division Mitte Mai im Raum Sslawjansk im Rahmen der ‚Gruppe Hube‘. Nach Gefechten bei Isjum, Balakeja und Losowaja kam es zur Kesselschlacht bei Barwenkowo (17.-25. Mai). Am 10. Juni wurde das Unternehmen ‚Wilhelm‘, die Schlacht von Woltschansk eingeleitet. Ab dem 22. Juni folgte das Unternehmen ‚Fridericus‘, der Angriff auf den Oskol und die Schlacht bei Charkow. In der Zeit vom 27. Juni bis 7. Juli wurde die Division im Raum Stalino-Makejewka aufgefrischt. Es folgte der Angriff im Rahmen der deutschen Sommeroffensive und dem Vorstoß auf Stalingrad. Am 22. August überquerte die Division den Don bei Lutschenskij. Am 23. August 1942 stieß die Division über den Tartarenwall auf den Nordteil von Stalingrad vor. In den folgenden Wochen und Monaten bildete die Division einen Teil der deutschen Front nördlich von Stalingrad. Am 20. November 1942 wurde die Division aus der Front genommen und ins Winterquartier nach Potjemkinskaja am Don verlegt. Hier wurde die Division vom russischen Gegenangriff gegen Stalingrad überrascht und im Kessel von Stalingrad eingeschlossen. Bis Februar 1943 wurde die Division im Kessel von Stalingrad vernichtet. Seit Ende Januar 1943 wurde beim OB West in der Bretagne, in Frankreich, wieder eine 16. Panzer-Division aufgestellt. Die neue Division entstand unter Zuführung der Masse des verstärkten Grenadier-Regiments (motorisiert) 890 sowie nicht im Kessel von Stalingrad vernichteter Restteile der Division. Bereits Ende Mai 1943 war die neue Division wieder einsatzfähig und wurde per Bahn in die Toscana in Italien verlegt. Im Juli verlegte die Division an die Adria nach Bari. Bei der Räumung Siziliens Ende August 1943 sicherte die Division den Golf von Tarent. Ab dem 8. September beteiligte sich die Division an der Entwaffnung der italienischen Wehrmacht. Am 9. September begann der Kampf gegen den bei Salerno gelandeten Feind. Bis zum 18. September konnte die Front gehalten werden, dann musste sich die Division auf die Volturno-Stellung zurückziehen. Am 2. Oktober 1943 wurde die Division im Eilmarsch an die Adria-Küste verlegt, um die 1. Fallschirmjäger-Division bei Termoli zu unterstützen. Von hier aus konnte sich die Division planmäßig vom Trigno zur Sangro-Stellung zurückziehen. Ende November wurde die Division von der 65. Infanterie-Division abgelöst und per Bahn nach Bobruisk an die Ostfront verlegt. Teile der Division wurden bei Wien aufgefrischt. Nach der Ausladung der Division bei Bobruisk im Dezember 1943 wurde die Division als Armeereserve des AOK 9 als ‚Feuerwehr‘ an der Front eingesetzt. Der Einsatz in diesem Raum dauerte bis zum Jahreswechsel 1943/44. Anschließend verlegte die Division nach Süden in den Raum Schepetowka-Winniza verlegt, um an der Befreiung von Tscherkassy mitzuwirken. Nach der Befreiung von Tscherkassy und schweren Abwehrkämpfen nördlich von Uman wurde die Division Anfang März 1944 bei Winniza kurzfristig aufgefrischt. Nach Abwehrkämpfen zwischen Proskuroff und Tarnopol wurde die Division im ‚Hube-Kessel‘ eingeschlossen und anschließend als Stoßkeil zum Durchbruch nach Westen angesetzt. Nach dem Erreichen der eigenen Linien am 16. April 1944 wurde die Division zu weiteren Abwehrkämpfen am oberen Dnjestr eingesetzt. Ende April begann die Auffrischung im Raum Delatyn, die durch Abwehrkämpfe vor Kolomea und der Unterstützung ungarischer Truppen unterbrochen wurde. Im Juli wurde die die Division dann zur Abwehr russischer Truppen ostwärts des Bug bei Poryck und Rykowicze eingesetzt. Als es den russischen Panzerspitzen gelungen war, die Division beiderseits zu überholen, wurde nach kurzer Absetzbewegung am 20. Juli 1944 der feindliche Bug-Brückenkopf Krystinopol-Sokal angegriffen. Im Wettlauf mit den inzwischen weit nach Westen vordringenden feindlichen Angriffskeilen erreichte die Division kämpfend über Lemberg den Raum Samborg in Galizien. In beweglicher Abwehr verteidigten Kampfgruppen im Gebiet südlich Przemskyl bis zum Turka-Pass. Am 1. August verlegte die Division in den Raum Krakau, um einen russischen Brückenkopf bei Baranow einzudrücken, was nur teilweise gelang. Nach dem Aufbau einer Abwehrstellung wurde der Raum ostwärts von Daleszycze von Partisanen gesäubert und dann an der Czarna Stellung bezogen. Am 16. Oktober 1944 verlegte die Division in den Auffrischungsraum Kielce. Nach Beginn der russischen Winteroffensive am 12. Januar 1945 wurde die Division, in verschiedenen Kampfgruppen aufgesplittert, im Raum Baranow zur Abwehr eingesetzt und teilweise eingeschlossen. Die gepanzerten Teile der Division konnten am 15. Januar 1945 durch Kielce nach Westen ausbrechen. Am 27. Januar 1945 wurde die Oder bei Glogau überschritten. Nach Zuführung von Alarmtruppen und Hitlerjungen wurde die Division an der Oder im Brückenkopf Steinau, bei Steudelwitz und dann wieder bei Glogau eingesetzt. Es folgten Brückenkopfkämpfe an der Oder, Bober und Neiße. Am 22. Februar 1945 wurde die Division unter Zuführung der Panzer-Division Jüterbog wieder aufgefüllt. Nach wenigen Tagen der Auffrischung wurde der Ort Lauban befreit und anschließend über Leobschütz nach Oderberg marschiert. Mitte März 1945 stand die Division dann im schweren Abwehrkampf südwestlich von Schwarzwasser. Vom 7. - 9. April 1945 kämpfte die Division um Rogau, es folgten Kämpfe bei Uhilsko, Brünn, Troppau und nördlich von Grätz. Bei Kriegsende löste sich die Division auf, die Reste versuchten, sich nach Westen abzusetzen.“[1]
Das Panzer-Grenadier-Regiment 79 wurde am 5. Juli 1942 in Südrußland aufgestellt. Das Regiment entstand durch die Umbenennung des Schützen-Regiment 79. Das Regiment wurde nach der Aufstellung weiter der 16. Panzer-Division unterstellt. Im März 1943 wurde in Nordfrankreich ein neues Panzer-Grenadier-Regiment 79 aufgestellt. Das neue Regiment wurde bei der 7. Armee aufgestellt. Zur Aufstellung wurde auch das I. Bataillon des Grenadier-Regiments (motorisiert) 890 verwendet. Auch das neue Regiment wurde nach der Aufstellung wieder der 16. Panzer-Division unterstellt. Im Dezember 1944 wurde das Regiment zum Panzer-Füsilier-Regiment 79 umgegliedert.
Endkampf
Hauptmann d. R. ter Jung, zuletzt Adjutant in der 16. Panzer-Division, gehörte im Endkampf um Deutschland zu den Verteidigern von Bautzen. Die Division stand seit Februar 1945 zur Verfügung der 4. Panzerarmee/Heeresgruppe Mitte. Am 26. April 1945 fand in der Schlacht um Bautzen der letzte größere deutsche Panzerangriff des Zweiten Weltkrieges statt; die Stadt wurde befreit und blieb bis zur Kapitulation der Wehrmacht in deutscher Hand. Hier geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er jedoch fliehen konnte.
Nachkriegszeit
Ter Jung baute sich in der Nachkriegszeit eine erfolgreiche Existenz auf und bekam mit seiner ersten Frau sechs Kinder. 1981 ging er in Rente. 1991 heiratete der Witwer ein zweites Mal.
96. Geburtstag (2012)
- „1916 in Duisburg-Ruhrort geboren, absolvierte er zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Es folgten die Kriegsjahre, in denen er den Verlust zweier Brüder ertragen musste, Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft und die harten Nachkriegsjahre. ‚In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über mir Flügel gebreitet‘, zitierte er eines der bekanntesten Kirchenlieder. Gleichwohl weiß er auch: ‚Mein Eigenwille hat das Bekenntnis oft durchkreuzt durch das Planen eigener Wege‘, blickte er zurück. Gott habe ihn immer wieder in eine neue Schulklasse des Lebens geschickt, meinte ter Jung, der 30 Jahre lang Vertriebsdirektor einer großen Metall- und Elektrofirma war. Nach dem Tod seiner ersten Frau traf er Martha wieder, die er aus Jugendtagen kannte. Im Alter von 75 Jahren heirateten die beiden. Gemeinsam unternahm das Paar viele schöne Reisen, zum Beispiel nach Ägypten. Noch mit 68 Jahren legte ter Jung die C-Prüfung zum Organisten und Kantor ab. Bis vor zwei Jahren spielte der Jubilar in der FeG Siegen noch Orgel. Musik spielt bis heute in seinem Leben eine wichtige Rolle. Deshalb reihten sich in den Kreis der sechs Kinder und 24 Enkel und Urenkel neben Pfarrer Jochen Schmidt und dem stellvertretenden Bürgermeister Kurt-Dietrich Neuhaus auch Posaunenbläser ein, die die Festgesellschaft mit kirchlichen Liedern erfreute.“[2]
Tod
Hauptmann d. R. a. D. Dietrich ter Jung verstarb in seinem 103. Lebensjahr, als er in der Nacht vom 23. auf den 24. November 2018 im Seniorenheim (Christliche Seniorenhäuser Lützeln) friedlich für immer einschlief. Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis auf dem Friedhof im Burbacher Ortsteil Wahlbach statt.
Auszeichnungen (Auszug)
- Deutsches Schutzwall-Ehrenzeichen
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/1942“
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz und Silber (ggf. auch Gold)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. Mai 1944 als Oberleutnant der Reserve und Führer des II. Bataillons/Panzer-Grenadier-Regiment 79/[[16. Panzer-Division
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