Balkanfeldzug (1941)

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Der Balkanfeldzug 1941[1]; Im Band 2 von Der Neue Brockhaus – Allbuch in vier Bänden (F. A. Brockhaus / Leipzig, 2. Aufl. 1941/42) in dem Artikel „Großdeutschlands Freiheitskrieg“ (S. 302) werden für den gesamten Balkanfeldzug die deutschen Verluste mit 1.151 Gefallene, 3.752 Verwundete und 525 Vermißte angegeben. Allerdings konnten später verstorbene Verwundete und für tot erklärte Vermißte zu den Gefallenen hinzugezählt werden.
Am 27. April 1941 wird in Athen die deutsche Reichskriegsflagge gehißt

Der Balkanfeldzug war ab dem 6. April 1941 ein Präventivkrieg der Achsenmächte während des Zweiten Weltkrieges, um die gegen Deutschland gerichteten, expansiven Absichten Großbritanniens einerseits und der Sowjetunion andererseits auf dem Balkan einzudämmen. Im Vorfeld des Feldzuges hatten die Sowjet-Bolschewisten ihre vormals im Zusammenhang mit dem Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vereinbarten Interessensphäre in Südosteuropa an mehreren Stellen deutlich überschritten und stellten wiederholt weitergehende, aus deutscher Sicht nicht hinnehmbare Territorialforderungen.

Erläuterung

Das Ziel Mussolinis war es, das den Alliierten zugewandte Griechenland im Sturm zu erobern. Doch schon am 3. November 1940 gingen die Griechen erfolgreich zum Gegenangriff über. Bis zum 14. November gerieten die italienischen Truppen endgültig in die Defensive, so daß diese sogar bis über die Grenzen Albaniens zurückgedrängt wurden. Angesichts solcher Niederlagen des Achsenpartners erließ Hitler am 13. Dezember 1940 mit dem Unternehmen „Marita“ Weisungen für einen Feldzug auf dem Balkan.

„Als sich dem Balkan infolge der britischen Intrigen die Gefahr näherte, früher oder später ebenfalls in den Krieg hineingerissen zu werden, war es erst recht mein Bemühen, alles zu tun, um Jugoslawien vor einer so gefährlichen Verstrickung zu bewahren. Unser Außenminister, Parteigenosse Ribbentrop, hat in diesem Sinn mit der ihm eigenen Geduld und genialen Beharrlichkeit in zahlreichen Zusammenkünften und Besprechungen immer wieder auf die Zweckmäßigkeit, ja Notwendigkeit, hingewiesen, wenigstens diesen Teil Europas aus dem unseligen Kriege herauszuhalten. [...] Es ist daher vollkommen richtig, wenn Mister Halifax erklärt, daß es nicht die deutsche Absicht gewesen sei, auf dem Balkan einen Krieg herbeizuführen.“Adolf Hitler, Rede vom 4. Mai 1941

Vorgeschichte und Feldzug

Prinzregent Paul von Jugoslawien im Juni 1939 beim Staatsbesuch in Berlin; am 25. März 1941 weist er seine Regierung an, dem Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan beizutreten. Der Vertrag wird noch im Wiener Schloß Belvedere unterzeichnet.

Königreich Jugoslawien

Deutsche Panzer IV der 11. Panzer-Division der 20. Armee mit Besatzung auf einer Landstraße Richtung Belgrad
Deutsche Gebirgsjäger an der Kriegsfront am Kalambak, 6. April 1941

Anfang des Jahres 1941 versuchte das Deutsche Reich, im Balkankonflikt zu vermitteln. So unterbreitete man dem Königreich Jugoslawien den Vorschlag, dem Dreimächtepakt beizutreten, was jedoch vereitelt wurde. Griechenland verzichtete auf jeden Vermittlungsversuch, da seine Armee die italienischen Soldaten an jeder Front zum Rückzug zwingen konnte. Eine italienische Großoffensive am 9. März wurde zum Desaster. Am 27. März trat Jugoslawien schließlich dem Dreimächtepakt bei.

Die Folge waren Demonstrationen und der völkerrechtswidrige Simowitsch-Putsch des serbischen Offizierskorps gegen die Regierung des Prinzregenten Paul, woraufhin der Beitritt wieder rückgängig gemacht wurde. Die anglophile Generalität, aber vor allem das Volk waren gegen eine enge Bindung an den traditionell gehaßten Adria-Nachbarn Italien. Die Generäle ließen den noch nicht 18jährigen König Peter II. formell für volljährig erklären und kehrten offiziell zu einer neutralen Position zurück. Der junge Monarch hatte politisch nichts zu sagen.

Daraufhin erließ Adolf Hitler am 27. März 1941 die Weisung Nr. 25:

„Der Militärputsch in Jugoslawien hat die politische Lage auf dem Balkan geändert. Jugoslawien muß daher so rasch als möglich zerschlagen werden.“

Nun war der Balkanfeldzug nicht mehr aufzuhalten. Am 6. April überschritten Wehrmachtverbände im Morgengrauen die Grenze nach Jugoslawien, und die Luftwaffen der Achsenmächte begannen, Belgrad zu bombardieren. Innerhalb weniger Stunden standen deutsche Soldaten mit der Blitzkriegtaktik tief auf jugoslawischem Gebiet. Bereits am 10. April war die kroatische Stadt Agram besetzt. Belgrad fiel zwei Tage später unter dem Druck deutscher Panzerverbände. Am 17. April unterschrieben die jugoslawischen Befehlshaber schließlich die Kapitulation.

Siegesparade

Innerhalb weniger Tage drangen die Panzerdivisionen des Generalobersten Paul Ludwig Ewald von Kleist trotz schlechter Straßen durch ganz Jugoslawien vor. Am 17. April 1941 nahm von Kleist in Belgrad eine Siegesparade ab.

Stärke und Verluste

Griechische Gefangene der Wehrmacht am Kruscha am 9. April 1941
Englische Gefangene in Larissa
Deutschland (337.096 Mann, 875 Panzer, 990 Flugzeuge)
Italien (22 Divisionen, 666 Flugzeuge)
  • 3.324 gefallen oder verwundet
  • 10 Flugzeuge abgeschossen, 22 beschädigt
Ungarn (9 Brigaden, 6 Luftwaffenstaffeln)
  • 120 gefallen
  • 223 verwundet
  • 13 vermißt
  • 7 Flugzeuge abgeschossen
Jugoslawien (700.000 bis 800.000 Mann, 150 bis 200 Panzer, 450 Flugzeuge)
  • 10.000 bis 30.000 gefallen (je nach Quelle)
  • 345.000 Kriegsgefangene (Deutschland)
    • darunter auch viele Volksdeutschen und Ungarn, die in den Wehrdienst des Feindes gepreßt wurden; sie wurden augenblicklich aus der Gefangenschaft entlassen
  • 30.000 Kriegsgefangene (Italien)
  • 49 Flugzeuge abgeschossen, 103 Flugzeugführer und Besatzungen
  • 210 bis 300 Flugzeuge erbeutet
  • 3 Zerstörer und 3 U-Boote erbeutet

Griechenland

Siegreiche deutsche Soldaten in Athen auf der Akropolis, 1941
Wolfgang Graf von Bullion war der Führer des Stoßtrupps, der den Gipfel des Olymp bezwang und die Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz hißte.

Ebenfalls am 6. April begann der deutsche Feldzug gegen Griechenland. Anders als in Jugoslawien war der griechische Widerstand stellenweise ausgesprochen hart. Besonders in den Gebirgslagen und im Gebiet der stark verteidigten Metaxas-Linie stießen die Soldaten (insbesondere Gebirgsjäger) nur langsam und unter hohen Verlusten durch das bergige Nordgriechenland in das Landesinnere vor. In der Nacht des 6. April 1941 erfolgte der Luftangriff auf den Hafen von Piräus, um den Nachschub für die 62.000 Mann des Britischen Expeditionskorps zu stören.

Am 9. April fiel Saloniki. Gleichzeitig wurden die griechischen Heere in Ostmazedonien abgeschnitten und die Metaxas-Linie stärker bedrängt. Die griechischen Verstärkungen von der albanischen Front wurden bei ihrem Vormarsch durch die gebirgige Landschaft und von deutschen und italienischen Panzereinheiten sowie Luftangriffen behindert. Am 21. April mußten 223.000 griechische Soldaten kapitulieren, vom 16. bis zum 25. April hatten deutsche Schlachtflieger 232.000 BRT feindlichen Schiffsraumes versenkt und 52 Schiffe schwer beschädigt.

Die Briten, die in Griechenland stationiert waren, bauten unterdessen eine Verteidigung an den Thermopylen auf. Diese wurde am 24. April überrannt, woraufhin die Alliierten eine amphibische Evakuierungsoperation einleiten mußten, in der 50.000 Soldaten nach Ägypten verschifft wurden. Am 27. April rückte die Wehrmacht schließlich in Athen ein.

Luftlandeschlacht um die Insel Kreta

Am 25. April entschlossen sich die Führer der Achsenmächte zu einer Luftlandeschlacht um die Insel Kreta (→ Unternehmen „Merkur“). Am Landungstag, dem 20. Mai 1941, brachten 593 Transportflugzeuge die deutschen Luftlandeeinheiten über Kreta. Diese bildeten durch ihre Fallschirme ein leichtes Ziel für die Luftabwehr, wodurch viele Fallschirmjäger während des Absprungs getötet oder verwundet wurden. Die gelandeten Einheiten konnten zunächst auch keine Flugplätze für Nachschub und Verstärkungen (insbesondere Artillerie und Fahrzeuge) erobern. Außerdem gab es keine Funkverbindung zum deutschen Hauptquartier in Athen, da die Funkgeräte bei den Landungen zerstört worden waren. Erst mit verstärktem Einsatz der Luftwaffe und einigen erfolgreichen Landungen auf umkämpften Flugplätzen stabilisierte sich die Situation. Die Alliierten kämpften um Kreta eine Woche lang, bis sie sich dann mit etwa 17.000 Mann absetzten. Aufgrund der hohen Verluste wurde jedoch beschlossen, in Zukunft keine Luftlandungen mehr durchzuführen.

Blitzmädel im Sommerkostüm beim Einkaufen im eroberten Griechenland, 1941

Siegesparade

Am 3. Mai 1941 fand in Athen die große Siegesparade der Italiener und Deutschen statt (am 27. April 1941 hatte es nach dem Sieg und dem Flaggenhissen schon eine kleine deutsche gegeben, deutsche Soldaten wurden von griechischen Frauen mit Blumen empfangen), die Generalfeldmarschall Wilhelm List persönlich abnahm. Wilhelm Keitel jedoch, wie so viele deutsche Offiziere, tobten. Der Führer hatte eine Sonderparade abseits und in militärischen Kreisen befohlen, um die Griechen nicht in ihrem Nationalstolz zu verletzen. Mussolini bestand jedoch auf einen „triumphalen Einzug“ in die Stadt nach Manier des alten [[Römisches Reich|Römischen Reiches. Hitler gab nach und stimmte zu. Keitel und andere befürchteten zurecht, daß der „italienische Sieger“, der in jeder Hinsicht versagt hatte und dessen Truppen teilweise nie benutzte Gewehre wegwarfen, anstatt zu kämpfen, ausgelacht würden.

Stärke und Verluste (Kämpfe auf dem Festland)

Deutschland
  • Stärke: 680.000 Mann, 1.200 Panzer und 700 Flugzeuge
  • 1.099 Gefallene
  • 3.752 Verwundete
  • 385 Vermißte
Italien
  • Stärke: 565.000 Mann, 163 Panzer und 463 Flugzeuge
  • 13.755 Gefallene
  • 63.142 Verwundete
  • 25.067 Vermißte (eine solch hohe Zahl ist nur mit Tausenden fahnenflüchtigen Soldaten zu erklären)
Griechenland
  • Stärke: 430.000 Mann, 20 Panzer
  • 13.408 Gefallene
  • 42.485 Verwundete
  • 1.290 Vermißte
Großbritannien

Folgen

Der Balkanfeldzug hatte im besetzten Jugoslawien wie auch in Griechenland einen lang andauernden Bandenkrieg zur Folge, dessen die Wehrmacht nicht Herr wurde. Sie wurde von verschiedenen Partisanengruppen bekämpft, wobei sich die Jugoslawische „Volksbefreiungsarmee“ unter Tito trotz des Unternehmens „Rösselsprung“ durchsetzen konnte.

Ähnlich hatte in Griechenland die kommunistische „Volksbefreiungsarmee“ ELAS die Oberhand unter den Partisanenverbänden. In diesem Fall führte das Kriegsende allerdings nicht zur Herrschaft der Kommunisten, sondern wegen der egoistischen Intervention britischer Truppen zum griechischen Bürgerkrieg.

Gemeinsam mit dem Afrikafeldzug trug der Balkanfeldzug dazu bei, daß sich der geplante Rußlandfeldzug um mehrere Wochen verzögerte. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler hält es für möglich, daß bei einem früheren Beginn des Unternehmens „Barbarossa“ der Winterkrieg hätte vermieden werden können, der die Wehrmacht im Dezember 1941 daran hinderte, Moskau zu erobern.

Zitate

  • „Hitler ist gegen seinen Wunsch in einen kostspieligen Balkankrieg verwickelt worden.“[2]
  • „Hitler wollte Frieden auf dem Balkan, der ihn den ungestörten Bezug von Mineralöl, Rohstoffen und Lebensmitteln aus den Südost-Staaten ermöglichte und Deutschland gegebenenfalls einen sicheren Flankenschutz gegen England und die Sowjetunion gewährleistete.“[3]

Literatur

  • Unser Kampf auf dem Balkan, Verlag F. Bruckmann 1942
  • Der Krieg 1939/41 in Karten, Nachdruck der Originalausgabe von 1942, Melchior-Verlag, ISBN: 978-3-939791-52-2 (Bestellmöglichkeit)
  • Auswärtiges Amt – Weißbuch Nr. 7 – Dokumente zum Konflikt mit Jugoslawien und Griechenland (PDF-Datei)
  • Heinz Richter: Operation Merkur. Die Eroberung der Insel Kreta im Mai 1941. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06423-1
  • Detlef Vogel: Das Eingreifen Deutschlands auf dem Balkan, in: ders. / Gerhard Schreiber/ Bernd Stegemann (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 3: Der Mittelmeerraum und Südosteuropa – Von der „non belligeranza“ Italiens bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, S. 417–511. ISBN 3-421-06097-5
  • Oberkommando der Wehrmacht (Hg.): Von den Karawanken bis Kreta, Zeitgeschichten Verlag, 1941

Verweise

Fußnoten

  1. Die Wehrmacht – Soldatenatlas (1941) S. 13. (PDF-Datei)
  2. Johann Wuescht: Jugoslawien und das Dritte Reich, 1969, S. 162
  3. Johann Wuescht: Jugoslawien und das Dritte Reich, 1969, S. 111