Maria Theresia

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Eine vorpubertäre Erzherzogin Maria Theresia; Sie wurde 1740 de facto durch den Tod ihres Vaters und aufgrund des Fehlens eines männlichen Erben sofort Erzherzogin. Die Krönung zur Königin, die sie am 25. Juni 1741 in Ungarn und am 12. Mai 1743 in Böhmen empfing, sicherte den Titel und die Herrschaft durch einen rituellen Akt, an dem die Landstände der beiden Königreiche beteiligt waren. Da sie keinen Bruder hatte, erhielt sie, als in Preßburg durch die Stadt zog und sogar den Königsritt auf einen Hügel absolvierte, bei dem sie mit dem Schwert in die vier Himmelsrichtungen schlug, um ihre Bereitschaft zu signalisieren, das Land zu schützen, im Volke den Sonderstatus als „König“ (weil es keine weibliche Form des Titels auf Ungarisch gegeben hat), wenngleich sie urkundlich als Königin geführt „wurde“. Im Sommer 1745 wurde ihr 1736 geehelichter Mann Franz Stephan in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt, sie war nun „Kaiserin“, obschon sie die Teilnahme am feierlichen Akt ablehnte, was ihr Vorrecht war. Das erste Reich sollte ausschließlich auf den neuen Kaiser blicken. Ein bekannter Staatsrechtslehrer des 18. Jahrhunderts hatte das schon vorher auf den Punkt gebracht:

„Des Käysers Standesmäßige Gemahlin, bekommt gleich alle die Titel, Hoheit und Vorzüge, welche ihr das Herkommen verstattet, mit der Vermählung, ohne daß es einiger fernern Erklärung bedarff. Dahero wenn sie dem Herkommen nach, gecrönet wird, sie durch und nach der Crönung mehr nicht erlanget, als sie vorhero bereits gehabt.“[1]

Maria Theresia (ungar. Mária Terézia, kroat. Marija Terezija) von Österreich (Lebensrune.png 13. Mai 1717 in Wien; Todesrune.png 29. November 1780 ebenda) war eine deutsche Reichsfürstin aus dem Hause Habsburg. Nach dem Tod des Wittelsbachers Karl VII. 1745 erreichte sie die Wahl und Krönung ihres Gatten Franz I. Stephan zum römisch-deutschen Kaiser. Die de facto Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation führte dennoch die Regierungsgeschäfte allein. Obwohl nicht selbst gekrönt, wurde sie als Kaiserin tituliert.

Leben

Maria Theresia in ihren späteren Jahren

Thronfolge

Maria Theresia wurde am 13. Mai 1717 als älteste Tochter des römisch-deutschen Kaiser Karl VI. und Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel in Wien geboren.

Ein Jahr nachdem der erhoffte Erbprinz geboren wurde, kam Maria Theresia zur Welt. Doch der Erbprinz starb bereits im Säuglingsalter. Maria Theresia wurde Erbprinzessin und verlebte eine glückliche Kindheit. 1736 heiratete sie Franz Stephan Herzog von Lothringen. Mit ihm hatte sie insgesamt 16 Kinder, elf Töchter und fünf Söhne. Sie begründete das Haus Habsburg-Lothringen und stand als einzige Frau in der Geschichte an der Spitze des Hauses Habsburg.

Als Friedrich der Große sein Preußen zum Range einer Großmacht erhob, hatte er um Land und Macht zu kämpfen mit Österreich, mit dem Hause Habsburg; denn Habsburg besaß in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus das größte Gebiet von allen deutschen Fürsten und stellte dem Deutschen Reich seit dreihundert Jahren die Kaiser. Aber im selben Jahre als Friedrich den Thron bestieg, starb 1740 in Wien der letzte Mann aus habsburgischem Stamme, der Vater Maria Theresias, und es war nur eine Frau als Erbin übrig: Maria Theresia.

Maria Theresia übernahm mit 23 Jahren die gesamten Besitzungen des Fürstenhauses Habsburg. Die Möglichkeit der Erbfolge einer Tochter wurde durch die Pragmatische Sanktion, einen Vertrag ihres Vaters Kaiser Karl VI., gegeben, was seinerzeit eine große Ungewöhnlichkeit darstellte.

Es war sonst nicht Rechtsbrauch in Deutschland, daß Frauen eines Landes Herrschaft antraten; deshalb hatte der Vater Marias schon zu seinen Lebzeiten seiner Tochter die Anerkennung durch Verträge mit möglichst diesen Staaten zu sichern gesucht; aber kaum war er tot, da erhoben sich auf allen Seiten Feinde, die glaubten, die unerfahrene Frau ihres Erbes berauben zu können. Bayern und Preußen beanspruchten mit der Begründung der verwandtschaftlichen Beziehung das österreichische Erbteil beziehungsweise Schlesien. Die Pragmatische Sanktion erkannten sie nicht an. Es entbrannte der Österreichische Erbfolgekrieg von 1741 bis 1748. Dabei mußte Österreich Schlesien an den König in Preußen Friedrich den Großen abgeben. Nach dem Siebenjährigen Krieg mußte sie endgültig auf Schlesien verzichten.

Bereits 1721 wurde ihr der Mann bestimmt, Franz Stephan von Lothringen. Die Wahl des Ehemanns war eine politische Entscheidung, denn Lothringen sollte nach dem Willen der Habsburger nicht an Frankreich verloren gehen.

Mit der Heirat tauschte Franz Stephan von Lothringen aus politischen Beweggründen Lothringen gegen das Großherzogtum Toskana. 1745 wurde er zum Kaiser Franz I. des Heiligen Römischen Reiches gewählt.

Politische Leistungen

Maria Theresia wurde zur Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen und Gräfin von Tirol gekrönt. Obwohl sie nie zur Kaiserin gekrönt wurde, wurde ihr Name größtenteils im Zusammenhang mit dem Kaisertitel genannt. Zwar war ihr Mann der Herrscher, doch die Regierungsgeschäfte führte sie selbst. Maria Theresia ließ sich dabei von ihrem Verstand, ihrer Klugheit und ihrer Menschenkenntnis leiten.

Umgeben von einen Stab aus qualifizierten Beratern, führte sie etliche Reformen auf dem Gebiet der Wirtschaft, Bildung und Verfassung ein. So verabschiedete sie 1774 die Schulverordnung. Auch das Münz- und Geldwesen wurde durch sie reformiert. Bekannt geworden ist der Theresien-Taler, dessen Verbreitungsgebiet weit über die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches bis nach Arabien, Äthiopien, dem vorderen Orient und China hinausging.

Zu ihren weiteren innenpolitischen Leistungen gehörte die Arbeitsbeschäftigung der Leute, die sie als deren materielle Sicherung erkannte. In ihrem Programm realisierte sie beispielsweise die Trockenlegung von Moorgebieten und damit die Schaffung von landwirtschaftlichem Boden. Sie trieb den Anbau von Maulbeerbäumen voran, die Ansiedlung von Unternehmen und damit die Schaffung von zahllosen Arbeitsplätzen, beispielsweise in der Seiden- und Baumwollindustrie.

Imperium

Ihre Kinder verheiratete sie aus Gründen der Staatsräson nach politisch taktischen Gesichtspunkten in ganz Europa und nicht nach deren Wünschen. So baute sie für Österreich wichtige Verbindungen zu vielen anderen europäischen Herrscherhäusern, so etwa in Parma, Neapel und Frankreich, aus und konnte dadurch starken Einfluß ausüben.

Durch ihre geschickten Verheiratungen ihrer Kinder ging sie als „Schwiegermutter von Europa“ in die Geschichte ein. Als einzige Ausnahme war es ihrer Lieblingstochter Martina Christina erlaubt, aus Liebe zu heiraten. Maria Theresia verstand es, erfolgreiche Herrschermacht und Mütterlichkeit miteinander glänzend zu verbinden. Eine ihrer vielen politischen Herrscherleistungen war der Frieden für Italien. Modena gehörte durch ihre Politik zum Haus Österreich.

Im Jahr 1765 starb ihr Mann Kaiser Franz I. In ihren letzten Lebensjahren trug sie nur noch Schwarz. Nach dem Tod ihres Mannes wurde ihr ältester Sohn, der spätere Kaiser Joseph II., Mitregent. Doch zwischen beiden gab es große Meinungsverschiedenheiten. Maria Theresia waren die Neuerungsversuche ihres Sohnes zu radikal.

Titel

Nach dem Tode ihres Gatten Franz I. Stephan 1765 trug Maria Theresia folgende Titel (Schreibweise von 1778)[2]:

Maria Theresia, von Gottes Gnaden Römische Kayserinn, Wittib, Königin zu Hungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien, Slavonien, Gallizien und Lodomerien; Erzherzoginn zu Oesterreich, Herzoginn zu Burgund, zu Steyer, zu Kärnten, und zu Krain, Großfürstinn zu Siebenbürgen, Marggräfinn zu Mähren, Herzoginn zu Braband, zu Limburg, zu Luxemburg und zu Geldern, zu Würtemberg, zu Ober- und Nieder-Schlesien, zu Mayland, zu Mantua, zu Parma, zu Placenz, zu Quastalla, zu Auschwitz, und Zator; Fürstinn zu Schwaben, gefürstete Gräfinn zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyrol, zu Hennegau, zu Kyburg, zu Görz und zu Gradisca, des Heiligen Römischen Reiches Markgräfinn zu Burgau, zu Ober- und Nieder-Lausnitz, Gräfinn zu Namur, Frau auf der Windischen Mark und zu Mecheln, verwittibte Herzogin zu Lothringen und Baar|Barr, Großherzoginn von Toskana|Toscana. etc. etc.

Nachkommen

Schon zu ihren Lebzeiten ließ sich Maria Theresia ihren Sarkophag von dem Bildhauer Ferdinand Moll gestalten. Vor dem Grabmahl befindet sich der schlichte Sarg des älteren Sohnes der Kaisaerin, Josephs II.[3]
Wien, Kaisergruft, Maria Theresien Gruft

Franz Stephan und Maria Theresia hatten insgesamt 16 Kinder, 11 Mädchen und 5 Knaben:

Tod

Maria Theresia starb am 29. November 1780 in der deutschen Reichsstadt Wien.

Siehe auch

Literatur

  • Drey Beschreibungen: erstens, des königlichen Einzugs, welchen Ihro Königliche Majestät [...] Maria Theresia, in Hungarn und Böheim Königin [...] in dero königliche drey Prager-Städte gehalten: andertens, der Erb-Huldigung, welche Ihro Königlichen Majestät, als Königin zu Böheim die gesammte treu-gehorsamste Stände des Königreichs Böheim, Praeaten, Herren, Rittern und Burger-Stand alerunterthänigst abgeleget: drittens, allerhöchst ernannt Ihro Königlichen Majestät Königlich-Böhmischen Cronung; so alles auf Ihro Königlichen Majestät Allergnädigsten Befehl mit allen Umständen ausführlich und gründlich beschrieben worden (1743) (PDF-Datei)
  • Aufzeichnungen des Grafen William Bentinck über Maria Theresia. Mit einer Einleitung über die österreichische Politik in den Jahren 1749–1755 (1871) (PDF-Datei)
  • Aus dem Hofleben Maria Theresia’s nach den Memoiren des Fürsten Joseph Khevenhüller (1858) (PDF-Datei)
  • Moritz Bermann: Maria Theresia und Kaiser Josef II. in ihrem Leben und Wirken (1881) (PDF-Datei)
  • Josef Kallbrummer: Maria Theresia als Herrscherin; aus den deutschen Denkschriften, Briefen und Resolutionen; 1740–1756 (1900) (PDF-Datei)
  • Maria Theresia und Marie Antoinette (1866) (PDF-Datei)
  • Adam Wolf: Oesterreich unter Maria Theresia (1855) (PDF-Datei)
  • Eugen Guglia: Maria Theresia, ihr Leben und ihre Regierung (1917) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Franz Ilwof: Maria Theresia, vom Aachener-Frieden bis zum Schlusse des siebenjährigen Krieges, 1748–1763 (1865) (PDF-Datei)
  • Friedrich Freiherr von der Trenck: Trauerrede bey dem Grabe unserer grossen Monarchinn Maria Theresia, 1780 (PDF-Datei)
  • Willy Andreas: Maria Theresia, in: Ders. / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Zweiter Band, S. 149–165

Fußnoten

  1. Jakob Karl Spener: Teutsches Ivris Pvblici oder des Heiligen Römisch-Teutschen Reichs vollständige Staats-Rechts-Lehre Sechster Theil: In sich haltend Derselben Vierdten Buchs neundtes und übrige Capitel: In welchen Die Vicariats-Rechte/ wie auch des Römischen Königs/ und der Käyserin, Stand und Befügnisse, fürgestellet, Und mit den bündigsten Beweisen durchgängig besetzet werden: Nebst einem vollständigen Register, Frankfurt am Main, Leipzig 1727, S. 214f.
  2. vgl.: Der vierte Krieg zwischen Oesterreich und Preußen. Betreffend die Bayersche Erbfolge, Frankfurt und Leipzig 1779, S. 50
  3. Wolfram Mallebrein (Hg.): Deutsche National-Denkmale, DSZ Verlag, München 1995