Becker, Karl (1879)

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General der Artillerie Prof. Dr.-Ing. Dr. phil. h. c. Becker

Karl Heinrich Emil Becker (Lebensrune.png 14. September 1879 in Speyer; Todesrune.png 8. April 1940 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Bayerischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Artillerie im Zweiten Weltkrieg, Ballistiker und Wehrwissenschaftler sowie Wissenschaftspolitiker. Zudem war Becker von 1937 bis zu seinem Tod Präsident des Reichsforschungsrates.[1] Becker schuf innerhalb der Reichswehr den Status des „Studienoffiziers“, der an eine Hochschule beurlaubt wurde.[2] Er darf nicht mit Generalleutnant Carl Becker verwechselt werden.

Werdegang

Staatsbegräbnis
„Karl Becker trat am 16. Juli 1898 als Fahnenjunker in die Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum 2. Königlich Bayerisches Fußartillerie-Regiment. In diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule München am 7. März 1900 zum Leutnant befördert. Am 1. Oktober 1906 wurde er an die Militärtechnische Akademie kommandiert. Dort wurde er von Carl Cranz ausgebildet. Am 1. Oktober 1909 wurde er dorthin versetzt. Am 7. März 1910 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Frühjahr 1911 kam er dann zur Preußischen Artillerie-Prüfungskommission. Im Herbst 1913 wurde er dann in die Preußische Armee versetzt. Er kam dabei zum 1. Pommersches Fußartillerie-Regiment ‚von Hindersin‘ Nr. 2, blieb aber weiter zur Kommission kommandiert. Bei der Prüfkommission wurde er am 27. Januar 1914 zum Hauptmann befördert. Bei Beginn des 1. Weltkrieges kam er dann bei der Marineartillerie mit einer 42-cm-Batterie an die Front. Im Sommer 1916 kam er dann wieder zur Artillerie-Prüfungs-Kommission, bei der er dann bis zum Kriegsende tätig war. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. Nach dem Krieg wurde er in das Reichsheer übernommen. Dabei kam er dann als Referent zur Inspektion für Waffen und Gerät. Diese war direkt dem Chef der Heeresleitung unterstellt. Von 1919 bis 1922 absolvierte er nebenbei noch sein Chemiestudium. Auch bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr blieb er bei seiner Inspektion. Dort wurde er 1922 zum Major befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Juni 1921 festgelegt. Im Jahr 1922 erhielt er auch sein Diplom und seinen Doktortitel als Ingenieur. Am 1. April 1926 wurde er dann bei der Umstrukturierung in das neue Heeres-Waffenamt (Wa A) versetzt. Damit leitete er auch die Projekte unter der Führung des Chemikers Gerhard Jander in Göttingen zur chemischen Kriegsführung an. Am 1. April 1927 wurde er dort zum Oberstleutnant befördert. Anfang 1929 wurde erhielt er von der Universität Königsberg die Ehrendoktorwürde verliehen.
Er wurde in diesem Jahr auch mit der Leitung der Forschungsstelle beauftragt, wodurch er maßgeblichen Anteil an der deutschen Raketenforschung hatte. Am 1. April 1930 wurde er zum Oberst befördert. 1930/31 wurde er zum Leiter der Ballistische- und Munitionsabteilung (Wa Prw 1) ernannt. Als solcher erhielt er im Frühjahr 1932 den Titel als Professor. Ebenfalls 1932 wurde er zum Leiter des gesamten Prüfwesens. Am 1. Februar 1933 wurde er zum Generalmajor befördert. Ab Frühjahr 1933 war er auch als Honorar-Professor für Wehrwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin tätig. 1933 spielte er auch eine entscheidende Rolle bei der Vertreibung von Fritz Haber aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut. Die physikalische Chemie und Elektrochemie wurde dort dann von Gerhard Jander übernommen. Im Sommer 1933 wurde er dann an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg zum ordentlichen Professor für allgemeine Heerestechnik ernannt. Am 1. Oktober 1934 wurde er zum Generalleutnant befördert. Er wurde dann im Herbst 1935 auch Dekan der Wehrtechnischen Fakultät an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Am 1. Oktober 1936 wurde er zum General der Artillerie befördert. 1937 wurde er zum ersten Präsidenten des Reichsforschungsrates ernannt. Im Februar 1938 wurde er im Zuge der Blomberg-Fritsch-Affäre als Nachfolger von General der Infanterie Kurt Liese zum Chef vom Heeres-Waffenamt (Wa A) ernannt. Eine seiner Hauptaufgaben war bei Munitionsfragen neue Wege aufzuzeigen. Als mit dem Beginn des 2. Weltkrieges die Munitionsfrage mehr zu einer Munitionskrise ausartete, geriet er immer mehr unter Druck. Sein Bestreben mit einem zentralen Wehrmachtswaffenamt, die Forschung der einzelnen Waffengattungen unter einer Aufsicht zu konzentrieren, wurden immer wieder torpediert. Mitte März 1940 wurde der Peenemünder Raketenforschung die Dringlichkeitsstufe entzogen.“[3]

Karl-Gerät

Das Gerät 040/041 (Kaliber: 60 cm / 54 cm) oder Karl-Gerät, der den halboffiziellen Ehrennamen Mörser „Karl“ erhielt, wurde ab 1937 von der Firma „Rheinmetall“ geplant und erhielt am 9. März 1938 die Bezeichnung zu Ehren des Generals der Artillerie Becker. Becker war bekanntlich im Ersten Weltkrieg u. a. Batteriechef und Referent zur Königlich-Preußischen Artillerie-Prüfungskommission. Die Artillerieprüfungskommission bestand aus einem Präses und Offizieren der Artillerie von Heer und Marine, sie war für die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Artilleriematerial zuständig. Auch das Auswerten ausländischer Entwicklungen gehörte dazu. Dem Präses unterstanden die Feldartillerie und die Fußartillerie (Festungs-, Belagerungs- und Küstenartillerie). Zur APK gehörte eine Versuchsabteilung, eine Versuchskompanie, eine Depotverwaltung sowie ein Ersatz-Bataillon.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 wurde die APK aufgelöst. Anschließend richtete man die Inspektion für Waffen der Reichswehr ein, deren Leitung Karl Becker übertragen wurde. Mitte der 1920er Jahre entstand daraus die „Inspektion für Waffen und Gerät“ (IWGE) des Heereswaffenamtes (HWA). Mit dem Haushaltsjahr 1926 begann das sechsjährige Ausbauprogramm für den Schießplatz Kummersdorf zur Versuchsstelle. Im gleichen Jahr wurde die „Zentralstelle für Heeresphysik und Heereschemie“ gegründet, Leiter war Major/Oberstleutnant Dr.-Ing. Karl Becker, der 1929 dem Physiker und Militärmusik-Komponisten Prof. Dr. phil. Dr. rer. nat. Karl Erich Schumann (1898–1985; von 1934 bis 1944 Leiter der Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes) die Leitung übertrug, der später die Doppelfunktion als Professor der Berliner Universität und Ministerialdirigent im Heereswaffenamt innehatte.[4] Ziel der Zentralstellung war: Die enge Zusammenarbeit mit Hoch- und Fachschulen, mit der Rüstungsindustrie, Ministerien und Forschungseinrichtungen, wie die „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft“ mit ihren verschiedenen Instituten. Die geheime Wiederaufnahme der Waffenentwicklung und -forschung konzentrierte sich auf neue Wege, wie die Raketentechnik.

Becker war schon ab der Planungsphase am engsten mit dem Geheimprojektt des zukünftigen Karl-Gerätes vertraut und galt als großer Förderer der Heeres-Artillerie. Es wurden sieben Stück der Baureihe 040 gebaut, die Bezeichnungen Germanischer Götter erhielten. Die sieben Geschütze erhielten die folgenden Namen: I = „Adam“ (später „Baldur“), II = „Eva“ (später „Wotan“), III = „Odin“, IV = „Thor“, V = „Loki“, VI = „Ziu“ und VII = „Fenrir“. Im Februar 1941 wurde eine höhere Schußweite der Mörser verlangt, was durch eine Verringerung des Kalibers auf 54 cm (Gerät 041) umgesetzt wurde. Waren die 60-cm-Rohre aufgebraucht, sollten sie durch die kleinere Version ersetzt werden. Sechs dieser neuen Rohre wurden bestellt und standen ab dem 31. Mai 1944 zur Verfügung. Der siebte Mörser, der bereits ab Werk mit dem 54-cm-Rohr der Baureihe 041 ausgeliefert worden war, kam nie zum Einsatz.

Tod

Am 8. April 1940 beging General der Artillerie Becker Suizid, da er sich verantwortlich dafür gefühlt haben soll, daß es zu Munitionsengpässe gekommen war. Andere Quellen vermuten jedoch familiäre Gründe. Er wurde am 12. April, nach einem kilometerlangen Leichenzug, auf dem Platz vor der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg im Beisein Adolf Hitlers, des OKW und tausender Trauergästen mit einem Staatsbegräbnis geehrt.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Beförderungen

Akademische Titel und Ehrungen

  • Ingenieur-Diplom (Dipl.-Ing.) am 1. März 1922
  • Promotion zum Dr.-Ing. am 14. Juli 1922
  • Ehrendoktor (Dr. phil. h.c.) der Universität Königsberg am 29. Januar 1929
  • Honorarprofessor für Wehrwissenschaft am 23. April 1932
  • Professor ehrenhalber (Prof. e. h.) am 11. April 1933
  • Ordentlicher Professor am 3. August 1933 für allgemeine Heerestechnik an der TH Charlottenburg
    • gleichzeitig zum Dekan der Fakultät für Allgemeine Technologie (ab 1935 Wehrtechnische Fakultät) an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg berufen
  • Seit 1935 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
  • 1936 Mitbegründer der Heeresversuchsanstalt Peenemünde
  • 1937 zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Berlin ernannt

Fußnoten

  1. Meyers Lexikon, Band 9, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, 8. Auflage 1942
  2. Einer dieser Studienoffiziere, der spätere Generalleutnant Dipl.-Ing. Erich Schneider, wurde Abteilungsleiter der Prüf-Abteilung des Heereswaffenamtes und damit auch der ihr unterstellten Studentenkompanie. Die ca. 60 Studenten der Studentenkompanie des Heereswaffenamtes sollten später als Beamte Attachés des Heereswaffenamtes an den verschiedenen Hochschulen des Reiches werden.
  3. Karl Becker, Lexikon der Wehrmacht
  4. Das Heereswaffenamt unterstand von 1938 bis 1940 Becker und gliederte sich in die Abteilungen Forschung, Prüfwesen, Industrielle Rüstung und Abnahme. Im Jahr 1940 übernahm Emil Leeb die Gesamtleitung mit den sechs Amtsgruppen Zentrale, Prüfwesen, Chefingenieur, Industrielle Rüstung inklusive Munition und Abnahme. Ferner unterstand die Abteilung Forschung (WaF), deren Leiter Erich Schumann bereits seit 1932 war, direkt dem Chef des Heereswaffenamtes.
  5. 5,0 5,1 Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn, Berlin, S. 112.