Schumann, Karl Erich

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Ministerialdirigent Prof. Dr. phil. Dr. rer. nat. Karl Erich Schumann, renommierter Wissenschaftler, Ordinarius für Theoretische und Experimentelle Physik am II. Physikalischen Institut (II. PI) der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und Militärmusiker.[1]

Karl Erich Schumann (Lebensrune.png 5. Januar 1898 in Potsdam; Todesrune.png 25. April 1985 in Homberg-Hülsa) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres (zuletzt Leutnant der Reserve der Fliegertruppe), Physiker, Akustiker, Musikwissenschaftler, Hochschulprofessor, Wissenschaftsorganisator, Reserveoffizier der Reichswehr und zuletzt Wehrmachtsbeamter im Generalsrang (seit 1938) im Zweiten Weltkrieg. Er war persönlicher ordentlicher Professor für Experimentalphysik und theoretische Physik an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, Präsidialmitglied des Reichsforschungsrates, Reichsbevollmächtigter für Sprengstoffphysik und gleichzeitig Leiter der Forschungsabteilung im Heereswaffenamt sowie Leiter der Abteilung Forschung im Oberkommando der Wehrmacht und als solcher der Organisator der Studentenkompanie des Heereswaffenamtes.[2] Mit dieser Gewinnung und Förderung des Nachwuchses machte er den Anspruch des Heereswaffenamtes geltend, Wehrforschung nach eigenen Prämissen zu gestalten und personell zu formieren.

Werdegang

„Akustik“
II. Physikalisches Institut Berlin

Karl Erich Schumann wurde 1898 als Sohn des Kanzleivorstehers und früheren Musikmeisters des 1. Garde-Regiments zu Fuß des Garde-Korps geboren. Kurz nach der Jahrhundertwende zog die Familie von Potsdam nach Berlin. Karl Erich besuchte die Siemens-Oberrealschule in Charlottenburg. Während des Ersten Weltkrieges verließ er 1915 mit „der Reife der Prima“ die Schule und wurde Kriegsfreiwilliger. Er kämpfte als Infanterist und dann ab 1917 als Fliegerbeobachter bei der Fliegertruppe. Nach Entlassung aus der Gefangenschaft wurde er in Johannisthal-Adlerhof zu Demobilisierungsarbeiten herangezogen, während dieser Arbeiten schloß er sein kriegsbedingt verschobenes Abiturexamen ab. An der Berliner Universität studierte er u. a. bei Ludwig Bieberbach, Max Planck, Arthur Wehnelt und Wolfgang Köhler Mathematik, Physik, Musikwissenschaft und Psychologie, später kam für kurze Zeit Medizin dazu. Zu seinen Förderern gehörte u. a. auch der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Johannes Wolf. Er promovierte bei Carl Stumpf.

„Schumann, im Jahr 1898 als Sohn eines Musikmeisters des kaiserlichen Heeres geboren, wurde 1915 Frontsoldat und diente zweieinhalb Jahre an der Westfront bei einem elsässischen Infanterie-Regiment, wo er bis zum Leutnant befördert wurde. Diese Verbindung sollte lange nachwirken: In der Zeit der Weimarer Republik wurde er Mitglied eines Offiziersclubs jenes Elsässer Regimentes. Ein anderes bekanntes Clubmitglied war der spätere Professor Mentzel, der im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Schumanns Nachfolger als Referatsleiter für Forschung wurde. Auch der spätere Professor Kadow,[3] Referatsleiter in Schumanns Forschungsabteilung beim Heereswaffenamt, gehörte diesem Offiziersclub an. Zudem wurde in der Deutschen Wehrmacht das Infanterie-Regiment (IR) 131 in Nikolsburg/Mähren zum Traditionsregiment jenes elsässischen Regimentes gemacht. Im IR 131 mußten in den Kriegssommern von 1941 bis 1943 Gruppen der Studentenkompanie des Heereswaffenamtes Fronteinsätze ableisten, obwohl die meisten Studenten bei anderen Spezialtruppen ohne infanteristische Ausbildung gedient hatten. Schumann beendete den Ersten Weltkrieg als Flieger in der Fliegerabteilung 238 in Flandern, wo er im Juli 1918 abgeschossen wurde und verwundet in englische Gefangenschaft kam.“[4]

Chronologie

Die erweiterte „Schumann-Mentzel-Gruppe“ 1935/1936
  • 1922 promovierte er in Berlin in systematischer Musikwissenschaft bei Carl Stumpf mit der Dissertation „Über die Abhängigkeitsbeziehungen“ zwischen der objektiven und subjektiven Tonintensität
  • 1926 beamteter Physiker im Reichswehrministerium; Referent
  • Ende des Jahres 1928 Einreichung der seine am Institut für Systematische Musikwissenschaften ausgearbeitete Habilitationsschrift „Über Klangfarben“ (1929 in Druck gegangen als „Die Physik der Klangfarben“) mit etwa 1000 Aufnahmen bei der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelm-Universität.
    • Im Gutachten spendete der Erstgutachter, Professor Carl Stumpf, höchstes Lob, dem auch der Zweitgutachter, Professor Arnold Schering vom Musikhistorischen Seminar, zustimmte. Als dritter Gutachter lobte Max Planck die „Gewissenhaftigkeit und Sauberkeit in der Ausführung“. Die Habilitationsarbeit wurde von den drei Physik-Nobelpreisträgern Max von Laue, Walther Nernst und Max Planck unterstützt.
  • 1929 Leiter der wissenschaftlichen Zentralstelle für Heeres-Physik („Zentralstelle für Heeresphysik und Heereschemie“) als Nachfolger von Karl Becker
    • zugleich Leiter des Amtes Wissenschaft II (Abteilung für wissenschaftliche Forschung und Technik); Amt Wissenschaft I leitete Prof. Dr. Theodor Vahlen
  • 28. Oktober 1929 Venia legendi für Systematische Musikwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Akustik
  • 1931 Venia legendi auf Vorschlag sämtlicher Physik-Ordinarien der Philosophischen Fakultät für das Gesamtgebiet der Physik, also der experimentellen und theoretischen Physik
  • 1932 zum Ministerialrat befördert
    • Gastspiel als Mitarbeiter des Wehrpolitischen Amtes (WPA) der NSDAP; er teilte sich bis 1934 das Arbeitsgebiet „Wehrgeistige Hochschularbeit“ mit dem Geographen Prof. Dr. Ewald Banse.
  • März 1933 Ernennung zum persönlichen ordentlichen Professor ohne Gehalt
  • April 1933 Beitritt zur NSDAP
  • 29. September 1933 Bestallung zum ordentlichen Professor mit Lehrauftrag für Physik und Systematische Musikwissenschaft
    • „Indem ich den Ihnen durch Erlaß vom 29.9.1933 UI815 erteilten Lehrauftrag für Physik und Systematische Musikwissenschaft in der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin insbesondere auf Wehrphysik ausdehne, beordere ich eine Vergütung von jährlich 3600.– RM.“
    • Die naturwissenschaftlichen Disziplinen innerhalb der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelm-Universität wurden erst im Januar 1935 in einer Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät verselbständigt.
  • 13. Februar 1934 Einrichtung eines II. Physikalischen Institutes für theoretische Physik an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin mit 80.000 Reichsmark und elf Stellen für nichtwissenschaftliche Mitarbeiter
    • Prof. Dr. Schumann wurde damit gleichberechtigter Institutsdirektor und besetzte einige der Wissenschaftlerstellen an seinem Institut mit Honorarkräften, die vom Heereswaffenamt finanziert wurden; zu seinen Mitarbeitern gehörte u. a. Dr.-Ing. Walter Thiel.
    • Wernher von Braun hat 1934 unter der Betreuung von Prof. Schumann seine Dissertation zur Problematik des Flüssigtreibstoff-Reaktionsantriebes für Raketen angefertigt und auf dem Schießplatz Kummersdorf mit Raketenantrieben experimentiert.
    • Apollonia „Nona“ Keitel, die Tochter des späteren Generalfeldmarschalls Keitel, fertigte bei Prof. Schumann ihre Dissertation über „Subjektive und objektive Vokalanalysen“ an, die eine Fortsetzung der Schumannschen Habilitationsarbeit darstellte. Das Datum der mündlichen Prüfung war der 27. Februar 1937, die Promotion erfolgte jedoch erst am 15. Dezember 1942.
  • 1934–1944 Leiter der Forschungsabteilung im Heereswaffenamt (Wa F)
    • An wichtigen Ergebnissen der Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes (Wa F) sind diejenigen Forschungsarbeiten zu nennen, welche größtenteils auch militärische Relevanz erlangten.
  • Juni 1934 bis Dezember 1936 Leiter der Abteilung für Wissenschaft im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
  • 1. April 1938 unter Weiterführung seiner Leitung der Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes als Ministerialdirigent zum Chef der Abteilung Wissenschaft des Oberkommando der Wehrmacht im Reichskriegsministerium befördert. Als Leiter der Abteilung vergrößerte sich auch sein Einfluß auf Entscheidungen bei der Nachwuchsförderung des Heereswaffenamtes. Die Aufgaben der Abteilung Wissenschaft (WWiss) wurden dabei wie folgt umrissen:[5]
    • 1. Der Chef der Abteilung Wissenschaft (WWiss) ist dem Chef der Amtsgruppe für Allgemeine Wehrmachtsangelegenheiten (AWA) unterstellt.
    • 2. Der Chef der Abteilung Wissenschaft ist im Mob-Fall – wie im Frieden – dafür verantwortlich, daß die Abteilung Wissenschaft alle die Wehrmacht angehenden Wissenschafts- und Forschungsangelegenheiten zentral bearbeitet und die Verbindung der Dienststellen der Wehrmachtsteile mit den Wissenschafts- und Forschungsstellen außerhalb der Wehrmacht herstellt.
    • 3. WWiss hat den zweckdienlichen Einsatz der Hochschullehrer und Forscher im Mob-Fall für die Wehrmachtsforschung in Verbindung mit den zuständigen Behörden durchzuführen.
    • 4. WWiss hat innerhalb der Wehrmachtsteile für einheitliche Bearbeitung der Forschungsvorhaben und nutzbringenden Erfahrungsaustausch zu sorgen.
  • 2. Oktober 1939 vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in den Reichsforschungsrat berufen
  • 22. November 1939 vom Reichsministerium zum Präsidialmitglied im Reichsforschungsrat (RFR) ernannt; als solcher war er der Stellvertreter von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel.
    • 1939 zum Reichsbevollmächtigten für Sprengstoffphysik ernannt. Er unterstand damit auch direkt dem Beauftragten für den Vierjahresplan, Hermann Göring
  • Seit dem Wintersemester 1941/42 wurde Schumann im Musikwissenschaftlichen Institut auch als Mitglied der Philosophischen Fakultät geführt
  • Im Jahr 1944 erfolgte eine Umgliederung des Heereswaffenamtes, in deren Folge Schumanns Forschungsabteilung direkt der Amtsgruppe „Prüfwesen“ unter Leitung von Generalleutnant Dipl.-Ing. Erich Schneider unterstellt wurde. Schneider war einer der wenigen nach General Beckers Vorbild ausgebildeten Offiziere und besichtigte nach der organisatorischen Übernahme der Abteilung WaF auch die Studentenkompanie des Heereswaffenamtes. Die Forschungsabteilung bestand aus mehreren isolierten Experimentiergebäuden auf dem Schießplatz Kummersdorf bei Zossen, südlich von Berlin. Prof. Dr. Schumann residierte im II. Physikalischen Institut in der Neuen Wilhelmstraße nahe dem Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Ferner gab es Büros des Referates Optik nahe dem Hauptgebäude des Heereswaffenamtes am Berliner Bahnhof Zoo und ein Bürohaus in der Hardenbergstraße, das vermutlich die Abteilung WWiss des Oberkommandos der Wehrmacht beherbergte.
  • 1945 bis 1949 vergebliche Bemühungen als „NS-Belasteter“ auf eine Tätigkeit an einer Universität
  • 1949 bis 1963 Leiter des Helmholtz-Instituts für Tonpsychologie und medizinische Akustik in Berlin-Wilmersdorf

Kernwaffentests (Uranprojekt)

Karl Erich Schumann, Walter Trinks (seit 1940 Leiter des Referats Wa FI b‚ Sprengphysik und Hohlladungen im Heereswaffenamt) und Kurt Diebner erläuterten in Patenten und Publikationen nach dem Krieg den wissenschaftlichen und technischen Weg zur Herstellung von Atomhohlladungen.

„Der Berliner Historiker Rainer Karlsch behauptet, die Nationalsozialisten hätten 1944/45 insgesamt drei Kernwaffentests durchgeführt. [...] Sein Interesse gilt Erich Schumann, bis 1944 Chef der Forschungsabteilung des Heereswaffenamts. Im Nachlass Schumanns hat Karlsch Unterlagen aus der Nachkriegszeit gefunden. Der ehemalige Professor für Physik schrieb darin, dass er bereits 1944 einen Weg gefunden habe, mit konventionellem Sprengstoff ausreichend hohe Temperaturen von mehreren Millionen Grad Celsius und extreme Drücke zu erzeugen, um eine Kernfusion einzuleiten. Auf diesem Prinzip beruht die Wasserstoffbombe. Während des Zweiten Weltkriegs hatten Sprengstoffexperten mit Hohlladungen experimentiert; ausgehöhlte Sprengkörper besitzen eine ungewöhnliche hohe Durchschlagskraft. Der Erfolg der Panzerfaust beruht auf diesem Effekt, den sich Schumann zunutze machen wollte. Er ging davon aus, dass ausreichend Energie für eine Kernverschmelzung frei würde, wenn man unter besonderen Bedingungen zwei Hohlladungen gegeneinander richtete. Dies ist eine ernst zu nehmende Überlegung. Schumann behauptete allerdings nicht, seine Theorie in der Praxis überprüft zu haben. Dennoch meint Karlsch, dass sie zur Anwendung kam, denn der Rüstungswissenschaftler präsentierte seine Ideen auf einer Konferenz im Herbst 1944. Karlsch vermutet, dass ein Physikerteam um den Heisenberg-Rivalen Kurt Diebner sich im Auftrag der SS die Entdeckung zunutze machte. [...] Die größte Lücke in Karlschs Argumentation resultiert daraus, dass er nicht belegen kann, wie die Diebner-Truppe die Schumannschen Ideen umgesetzt haben soll. Er tippt auf eine besondere Kombination aus Kernspaltungs- und Fusionsbombe, mit der eine Kettenreaktion in Gang gesetzt worden sei. Mit Hilfe von Physikern hat der Historiker in seinem Buch ein Bombendesign entwickelt. Der Nuklearwaffenexperte Joachim Schulze vom Fraunhofer-Institut in Euskirchen hält den erwogenen Typ jedoch für ‚nicht funktionsfähig‘.“[6]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Erich Schumann und das II. Physikalische Institut, in: Rainer Karlsch; Heiko Petermann (Hg.): Für und Wider „Hitlers Bombe“. Studien zur Atomforschung in Deutschland, Münster 2007, S. 229–260

Fußnoten

  1. Vor allem seine Märsche „Panzerschiff Deutschland“ (1937) und „Der Eiserne“ (1936) waren und sind, auch in der in der Nachkriegszeit, sehr beliebt (letzter allerdings bei der Bundeswehr unter dem Namen „Kameradengruß“). 1957 reichte er dem „Referat Musik“ im Bundesverteidigungsministerium eine Stellungnahme zur Militärmusik ein, in dem er eine Erweiterung der zur Verfügung stehenden Klangfarben forderte.
  2. „Es ist beabsichtigt, etwa 100 Soldaten im Oktober 1940 als ‘Bewerber für die aktive Ingenieuroffizierlaufbahn des Heeres’ für nachfolgende Fachgebiete anzunehmen: a) Maschinenbau (insbesondere Kraftfahrzeugbau) b) Elektrotechnik (Hochfrequenz und Fernmeldewesen) c) Bauingenieurwesen. Außerdem können für die Fachgebiete d) Physik und e) Chemie in beschränktem Umfange Soldaten gemeldet werden, die als wissenschaftlicher Nachwuchs für die Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes vorgesehen sind.“ — Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam, Heeresverordnungsblatt vom 11. Juli 1940, Teil B, Blatt 14, S. 239f. Gegen Kriegsende gehörten noch 62 Studenten, davon acht Offiziere, sechs Oberfeldwebel, 21 Feldwebel, 22 Unteroffiziere und fünf Mannschaftsdienstgrade zur Studentenkompanie, alle andere waren derweil zum Kriegsdienst eingezogen.
  3. Bei dem Ministerialrat Prof. Dr. Kladow könnte es sich um den späteren Major der Reserve Kladow handeln, der 1944 Abteilungskommandeur im Artillerie-Regiment 292 war.
  4. Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Luck: Erich Schumann und die Studentenkompanie des Heereswaffenamtes – Ein Zeitzeugenbericht, in: Dresdener Beiträge zur Geschichte der Technikwissenschaften Nr. 27 (2001), Seite 27
  5. Die Dienststelle „WWiss“ war in die Referate a) Allgemeine Hochschulangelegenheiten und Geldmittel, b) Wissenschaft und Forschung innerhalb der Wehrmacht, c) Wissenschaft und Forschung außerhalb der Wehrmacht sowie d) Wissenschaft und Forschung des Auslandes gegliedert.
  6. Das Bombengerücht, Der Spiegel, 14. März 2005