Kinkel, Gottfried

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Prof. Dr. Johann Gottfried Kinkel

Johann Gottfried Kinkel (Lebensrune.png 11. August 1815 in Oberkassel bei Bonn; Todesrune.png 13. November 1882 in Zürich) war ein deutscher evangelischer (konvertiert) Theologe und Schriftsteller, Kirchenlieddichter, Wissenschaftler, Burschenschafter und Politiker.

Leben und Wirken

Der Theologe, Kunsthistoriker und Dichter Johann Gottfried Kinkel zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Revolution 1848/1849 im Rheinland. Obwohl er nach seiner Verhaftung und seiner Flucht aus dem Gefängnis in Spandau zu einer Symbolgestalt der national-freiheitlichen Bewegung erhoben wurde, blieb ihm eine Verwirklichung seiner politischen Visionen zeitlebens versagt.

Gottfried Kinkel wurde am 11.8.1815 in Oberkassel bei Bonn als Sohn des gleichnamigen Pfarrers Kinkel und dessen Frau Sibylla Maria Beckmann geboren. Ab 1825 besuchte er das Bonner Gymnasium, an dem er 1831 die Reifeprüfung ablegte. Dem Vorbild des Vaters folgend, immatrikulierte er sich noch im gleichen Jahr an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Ein zweisemestriger Studienaufenthalt in Berlin zwischen 1834 und 1835 förderte aber auch sein Interesse für Kunst und Literatur. Nach erfolgreichem Abschluß seines Studiums fand Kinkel 1837, im Alter von nur 22 Jahren, eine Anstellung als Dozent für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.

Kinkels Heirat mit der in erster Ehe geschiedenen Johanna im Mai 1843 stellte einen gesellschaftlichen Skandal dar. Als Dozent der von ihm ohnehin ungeliebten Theologie war Kinkel damit nicht länger tragbar. Statt dessen trat er zur philosophischen Fakultät über, wurde 1845 promoviert und 1846 zum Professor für Kunst- und Literaturgeschichte ernannt. Seine politische Karriere begann mit dem Ausbruch der Revolution im Frühjahr 1848. Am 20. März 1848 bildete er, eine schwarz-rot-goldene Fahne tragend, neben Ernst Moritz Arndt und Friedrich Christoph Dahlmann die Spitze eines Festzuges zum Bonner Rathaus. Kinkel, der zunächst noch ein Befürworter der Monarchie war, stieg schnell zu einer Leitfigur der freiheitlich-republikanischen Bewegung auf. Er forderte die Gründung eines deutschen Nationalstaates, Volkssouveränität und die Beseitigung der Fürstenherrschaft. Die Umsetzung dieser Ziele glaubte er durch schrittweise Reformen erreichen zu können. Damit stand er in starkem Widerspruch zu dem in Köln agierenden Kommunisten Karl Marx. Neben seiner Frau Johanna avancierte der Geschichtsstudent Karl Schurz zu Kinkels wichtigstem Berater und Mitarbeiter.

Kinkel verstand es, die republikanischen Strömungen Bonns in dem von ihm gegründeten „demokratischen Verein" zu bündeln. Als Redakteur der „Bonner Zeitung", die ab 1849 unter dem Namen „Neue Bonner Zeitung" erschien, stand er außerdem an der Spitze eines der wichtigsten demokratischen Blätter der Revolution. Kinkels Beliebtheit gründete sich jedoch nicht allein auf seine Qualitäten als politischer Redner und Publizist. Er galt auch als volksnah und besaß „in hohem Maße die heitere Ungebundenheit des Rheinländers", neigte jedoch dabei zu Selbstgefälligkeit und übertriebenem Ehrgeiz. Als Politiker mangelte es ihm an taktischem Kalkül sowie an der Fähigkeit zur sachlichen Analyse des politisch Machbaren. nach oben

Am 5. Februar 1849 wurde Kinkel als Abgeordneter in die zweite Kammer der preußischen Nationalversammlung in Berlin gewählt. Er setzte sich dabei mit 236:214 Stimmen gegen den Juristen Johann Brauerband (1800-1878) durch. Die Wahl stellte Kinkels größten politischen Erfolg dar. In seiner kurzen Zeit als Parlamentarier im Lager der Linken überzeugte er erneut als politischer Redner. Nach der Auflösung der Nationalversammlung im April 1849 kehrte er nach Bonn zurück und rief zum bewaffneten Widerstand gegen die preußische Regierung auf. In einem Artikel in der Neuen Bonner Zeitung schrieb er am 6. Mai 1849:

„Nur vor uns liegt Land, liegt eine Rettung, und sie heißt Republik. Wir werden nicht mehr gefragt, was wir wollen oder wünschen, nur um ein Müssen handelt es sich, und dies Müssen lautet: Untergehen oder Durchschwimmen, Knute oder Freiheitsmütze, Bürgerkrieg oder Einheit."

Ungeachtet eigener Zweifel nahm Kinkel am 10. Mai 1849 an der geplanten Erstürmung der Rüstkammer des Siegburger Zeughaus teil. Nach dem Scheitern des schon im Vorfeld der Stadt aufgehaltenen Angriffs begab sich Kinkel mit Schurz nach Süddeutschland und nahm am badischen Aufstand als Angehöriger der Freischärler-Kompanie Besançon teil. Nach einer am 29. Juni 1849 an der Murg erlittenen Verwundung geriet er in preußische Gefangenschaft und wurde im August 1849 in Rastatt zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt.

Als ihm im Frühjahr 1850 in Köln der Prozeß wegen seiner Beteiligung am Zug nach Siegburg gemacht wurde, stellte er seine rhetorischen Qualitäten abermals unter Beweis. Seine Verteidigungsrede gilt als rhetorisches Meisterstück. Der Prozeß endete mit seinem Freispruch, das Urteil von Rastatt blieb davon jedoch unberührt.

In der Nacht vom 6. auf den 7. November 1850 wurde Kinkel durch Karl Schurz aus der Festung Spandau befreit. Schurz war es gelungen, einen Wärter zu bestechen, mit deren Hilfe sich Kinkel vom Dach des Gefängnisses abseilen konnte. Beiden gelang die Flucht nach England, von wo sich Kinkel zunächst um eine Fortführung der Revolution bemühte. Es gelang ihm jedoch nicht, die zerstrittenen Gruppierungen politischer Emigranten zu einen. Nach einer sechsmonatigen Reise durch die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er vergeblich um Geldanleihen zur Aufstellung eines Invasionsheeres geworben hatte, gab er seine politischen Aktivitäten auf und ließ sich mit seiner Familie in London nieder. In den folgenden, von Existenznöten und schweren Schicksalsschlägen geprägten Jahren arbeitete Kinkel zunächst als Lehrer. Johanna Kinkel, die zuvor mehrere Herzinfarkte erlitten hatte, starb am 15. November 1858 bei einem Sturz aus dem Fenster ihres Schlafzimmers. Nach ihrem Tod heiratete Kinkel 1860 die Königsbergerin Minna Werner (1829-1907) und trat 1863 in den Dienst der Londoner Universität.

1866 übernahm Kinkel eine Professur für Archäologie, Kunst- und Literaturgeschichte am Polytechnikum in Zürich. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er als wohlhabender und angesehener Bürger in der Schweiz. Gottfried Kinkel starb am 13. November 1882 in seinem Haus in Unterstraß bei Zürich an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Züricher Zentralfriedhof beigesetzt.

Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Durch seine Schicksale noch berühmter, als durch seine Dichtungen. Sohn eines strenggläubigen Pastoren, zuerst auch Theolog, Privatdocent und Prediger, dann Professor der Kunst-, Literatur- und Kulturgeschichte zu Bonn, beliebt durch geistreiche Kanzelreden und Vorlesungen, weit und breit bekannt durch idyllische, gefühl- und gemüthvolle Poesien, besonders durch das reizende Rhein-Epos „Otto der Schütz“, und 1848 an der Spitze der Revolutionäre! Als Mitglied der preußischen Nationalversammlung Theilnehmer an dem Sturm auf das Zeughaus zu Siegburg, flüchtig, beim pfälzisch-badischen Aufstande mitwirkend, verwundet und gefangen, zu lebenslänglicher Haft nach Naugard geschleppt, wo er Wolle spulen mußte, von dort nach Spandau, wo ihn Karl Schurz im November 1850 befreite und nach England brachte. Bis 1866 in London Lehrer und Lektor, darnach (sic!) Professor für Kunstgeschichte am eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich, hat Kinkel einen ruhigen Lebensabend genossen, sich übrigens begraben lassen, obwohl er für den Siemens'schen Leichenverbrennungsofen mit Begeisterung eintrat. Seine Gattin Johanna, geb. Mockel, geschiedene Mathieux, ist ebenfalls interessant wegen ihrer Schicksale und Schriften.

Einführung in Leben und Werk

Kurze Einführung in Leben und Werk:[2]

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Werke (Auswahl)

  • Otto der Schütz, eine rheinische Geschichte in zwölf Abenteuern (PDF-Datei)
  • Gedichte (PDF-Dateien: Erster Band, Zweite Sammlung)
  • Der Grobschmied von Antwerpen in sieben Historien (PDF-Datei)
  • Der Hauskrieg, eine Geschichte vom Niederrhein (PDF-Datei)
  • Nimrod: Ein Trauerspiel (PDF-Datei)
  • Handwerk, errette Dich! Oder Was soll der deutsche Handwerker fordern und thun, um seinen Stand zu bessern? (PDF-Datei)
  • Mosaik zur Kunstgeschichte (PDF-Datei)
  • Hesiodea quae supersunt omnia ediderunt Arminius Koechly et Godofredus Kinkel (PDF-Datei)
  • Die Ahr: Landschaft, Geschichte und Volksleben; zugleich ein Führer für Ahrreisende (Netzbuch)
  • Ausgewählte Tragödien des Euripides. Für den Schulgebrauch (PDF-Datei)
  • Euripides und die bildende Kunst, ein Beitrag zur griechischen Litteratur- und Kunstgeschichte (PDF-Datei)
  • Gottfried & Johanna Kinkel: Erzählungen (PDF-Datei)
  • Wahrheit ohne Dichtung, Biographisches Skizzenbuch (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • König und Dichter: Stimmen der Zeit. Ein Kinkel-Album (PDF-Datei)
  • Tanagra - Idyll aus Griechenland (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Festrede bei der Schillerfeier im Crystallpalast, 10. November 1859 (PDF-Datei)
  • Friedrich Rückert - Festrede gehalten bei der Erinnerungsfeier der Lehrer, Studenten und deutschen Arbeiter in Zürich am 2. Februar 1867 (PDF-Datei)
  • Festrede auf Ferdinand Freiligrath, gehalten zu Leipzig am 6. Juli 1867 (PDF-Datei)
  • Peter Paul Rubens - Vortrag, gehalten im Rathhaussaale zu Zürich 1874 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Karl Barthel, Max Vorberg, Guido Burkhardt: „Die deutsche Nationalliteratur der Neuzeit“, 1903, S. 136ff. (Netzbuch) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!