Konzentrationslager Majdanek
Das Konzentrationslager Majdanek (offiziell KL Lublin, KZ Lublin, auch in der Schreibweise K.L. Lublin; Majdanek ist ein Vorort von Lublin) war das erste Konzentrationslager der SS-Inspektion der Konzentrationslager (IKL) im Generalgouvernement. Es bestand von Oktober 1941 bis Juli 1944. Polnische „Spione“ berichteten nach London, daß hier Polen und Juden in Gaskammern getötet würden. Nach der Besetzung des evakuierten Lagers durch die Rote Armee im Juli 1944 entstanden dann erste Opferzahlen bezüglich dieses Lagers.
Inhaltsverzeichnis
Bis 1945
Vor allem in der Umgebung der Stadt Lublin häufte sich die polnische Partisanentätigkeit
Die Häftlinge sollten mit der Herstellung von Kleidern, Schuhen etc. beschäftigt werden. Zu diesem Zweck wurden, da permanenter Rohstoffmangel herrschte, aus dem gesamten Reich gesammelte Altschuhe und Altkleider in das Lager zur Aufbereitung gebracht. Da die Aufarbeitung jedoch nie vernünftig anlief, lagerten diese teilweise unter freiem Himmel und verroteten zum Teil. Ähnlich verhielt es sich mit Haaren, die ebenso im gesamten Reich gesammelt und in verschiedenen Lagern zu Isolierungsmatten für Flugzeuge und Schiffe verarbeitet wurden.
Gegen Ende seines Bestehens wurde Majdanek teilweise zu einem regelrechten Krankenlager. Ab Anfang 1944 trafen dort viele erkrankte Gefangene aus anderen Lagern ein. Zwischen dem 19. Juli und dem 20. September 1943 wurden auf Intervention des Polnischen Roten Kreuzes 2.167 Menschen (957 Kinder und 1.210 Frauen) aus dem Lager entlassen.[1] Ca. 20.000 Häftlinge wurden im Laufe des Bestehens aus dem Lager wieder entlassen. Bei diesen handelte es sich meist um Polen, die bei Razzien unter dem Verdacht, dem Widerstand anzugehören, festgenommen und in ein Lager eingeliefert worden waren. Ein Großteil dieser Häftlinge kam nach kurzer Zeit wieder frei.[2]
Eroberung und propagandistischer Mißbrauch
Nach der Eroberung des KL Majdanek im Zuge der Operation Bagration präsentierten die Sowjet-Bolschewisten die bereits zuvor akribisch ausgearbeitete deutschfeindliche Propaganda der Öffentlichkeit. Beispielsweise wurden zwecks Erzeugung eines „Gruseleffekts“ Schädel und Knochen zuvor gefallener Soldaten medienwirksam drapiert, und in die Krematoriumsöfen wurden nachträglich Skelette gelegt.
Ab August wurde Majdanek dann auch von den britischen und amerikanischen Demokraten demagogisch genutzt. So erschien am 21. August 1944 eine „Reportage“ des sowjetischen Propagandisten Roman Karmen im amerikanischen Time-Magazin [3], das Life-Magazin räumte Majdanek am 28. August eine ganze Seite ein.
Stalin war daran gelegen, einen Separatfrieden Deutschlands mit dem Westen, der nach der Landung in der Normandie befürchtet wurde, um jeden Preis zu verhindern. Dafür war ihm jedes Mittel der Greuelpropaganda gegen Deutschland recht. Vor dem Nürnberger Tribunal klang das dann aus dem Mund des sowjet-bolschewistischen „Anklägers“ Lew Smirnow folgendermaßen:[4]
- „Die Polnisch-Sowjetische Außerordentliche Kommission hat festgestellt, daß die hitlerischen Henker während des vierjährigen Bestehens des Vernichtungslagers Maidanek auf direkten Befehl ihrer verbrecherischen Regierung durch Massenerschießungen und Massentötungen in Gaskammern, ungefähr 1,5 Millionen Menschen vernichtet haben. [...] Während ihrer zeitweiligen Kriegserfolge haben die deutsch-faschistischen Verbrecher sich wenig um die Verschleierung der Spuren ihrer Verbrechen gekümmert. Sehr oft haben sie es nicht einmal für nötig gehalten, die Gräber, in die die Leichen der ermordeten Menschen wahllos geworfen wurden, mit Gras zu tarnen. Doch nach der Zertrümmerung der Hitler-Kriegsmaschine vor Stalingrad hat die Lage sich geändert. Vom Schrecken der Vergeltung getrieben, fingen die Verbrecher an, dringende Maßnahmen zur Verschleierung ihrer Verbrechen zu ergreifen. [...] Jedoch die Hauptmethode, an die sich dann die faschistischen Verbrecher hielten, um ihre Vergehen zu maskieren, ist doch die Verbrennung der Leichen. Die Asche der verbrannten Leichen wurde auf den Feldern verstreut, die nicht verbrannten Knochen wurden durch besondere Maschinen gemahlen und zur Herstellung von Düngemitteln mit Dung vermischt. In großen Lagern wurden die gemahlenen Knochen der Opfer an deutsche Firmen verkauft, um Superphosphate herzustellen. Ich lege dem Gerichtshof als Beweisstücke für die Tarnung der ungeheuerlichen Verbrechen der Nazi-Banditen eine Reihe von Dokumenten vor. Erstens den Bericht der Polnisch-Sowjetischen Außerordentlichen Kommission über Maidanek. [...]“
Uneinigkeit über „Vergasungen“
Der Sachverständige Fred Leuchter kam in seinem umfangreichen Gutachten („Leuchter-Report“) zu dem Schluß, daß die den Touristen gezeigten Baulichkeiten in Majdanek, ausgewiesen als Massenvernichtungsgaskammer, niemals als solche gedient hätten. Technisch sei die Einrichtung dazu nicht imstande gewesen und außerdem hätten sich keine Cyanid-Rückstande im Gemäuer gefunden.
Leuchters Feststellung war vom Landgericht Berlin bereits 1950 im Urteil des Sobibor-Prozesses in Berlin bestätigt worden:[5]
Das Landgericht Berlin stellte in seinem rechtskräftig gewordenen Urteil[6] fest: „Majdanek besaß keine Vergasungsanlage.“ 30 Jahre später hieß es jedoch in einem ebenfalls rechtskräftig gewordenen Urteil des Landgerichts Düsseldorf:[7] „Die Tötungen wurden in Majdanek in Gaskammern durchgeführt.“
Nutzung von Zyklon-B
Manche Revisionisten vertreten die Ansicht, für die Nutzung von Zyklon B in Majdanek als Mittel zur Tötung von Menschen fehle bis heute jeder Beweis. Die Behauptung habe einzig vom späteren Museumsdirektor von Majdanek und einer deutschen Kinderbuchautorin hergestammt, die beide nie das Lager im laufenden Betrieb erlebt hätten.
Rückläufige Schätzungen der Todesopfer durch verschiedene Ursachen
Jahr | angegebene Opferzahl | Schätzer |
---|---|---|
1944 | 1.700.000 | Polen/Sowjets[8] |
1946 | 1.500.000 | Polen/Sowjets[9][10] |
1948 | 360.000 | Zdzislaw Lukaszkiewicz[11][12] |
1975 | 1.380.000 | Lucy S. Dawidowicz[13] |
1984 | 120.000 – 200.000 | Aharon Weiss[14] |
1992 | 235.000 | Czesaw Rajca[15][12] |
1998 | 42.200 | Jürgen Graf, Carlo Mattogno[16] |
2003 | 50.000 | Raul Hilberg[17] |
2007 | 78.000 | Tomasz Kranz[18][19][20][21] |
2011 | 30.000 | Angaben des britischen Geheimdienstes[22] |
Verschiedene Revisionisten stellen die in dem Abschlußbericht der nach der Befreiung des Lagers gebildeten polnisch-sowjetischen „Untersuchungskommission“ genannten Opferzahlen in Frage.
Personen
Lagerkommandant
Lagerkommandant | Zeitraum |
---|---|
Karl Otto Koch | September 1941 bis August 1942 |
Max Koegel | August 1942 bis November 1942 |
Hermann Florstedt | November 1942 bis Oktober 1943 |
Martin Gottfried Weiß | November 1943 bis Mai 1944 (Adjutant: Karl-Friedrich Höcker) |
Arthur Liebehenschel | Mai 1944 bis Juli 1944 |
Bekannte Häftlinge (Auswahl)
- Rudolf Vrba (Verfasser des sog. Vrba-Wetzler-Berichts)
- Maryla Husyt Finkelstein (Mutter von Norman Finkelstein)
Solche, die es gerne gewesen wären
- Der „Berufszeuge“ Binjamin Wilkomirski „bezeugte“ in seinem 1995 erschienenen Buch, daß er im KL Majdanek und im KL Auschwitz „Opfer bestialischer Menschenversuche“ gewesen sei.[23] Wilkomirski kannte die Lager allerdings nur als Tourist.[24]
Literatur
- Rolf Kosiek:
- Majdanek-Opferzahlen verringert, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 2, Grabert Verlag, Tübingen 2006, S. 122 f.
- Revision der Opferzahlen für KL Majdanek, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 547
- Das »Wannsee-Protokoll«, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 2, Grabert Verlag, Tübingen 2006, S. 102–107
- Hatte Hitler keinen Holocaust-Plan?, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 495
- Bundesregierung verhindert Feststellung der KL-Opferzahl, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 757–759 – die Entscheidung zur Nichterforschung und Nichtfeststellung der Opferzahl soll entgegen dem Wunsch der Konferenz der Innenminister der westdeutschen Länder 1959/60 von dem damaligen Bundesinnenminister Gerhard Schröder mitgeteilt worden sein. (S. 758)
- Claus Nordbruch: Zur »Offenkundigkeit des Holocaust«, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 2, Grabert Verlag, Tübingen 2006, S. 681–690
- Holocaust Handbooks: Graf, Jürgen: Konzentrationslager Majdanek — Eine historische und technische Studie