Kun, Béla
Béla Kun, eigentlich Berel Kohn ( 20. Februar 1886 in Bömischdorf, Siebenbürgen, Kaiserreich Österreich-Ungarn; 30. November 1939 in einem Gulag, Sowjetunion) war ein jüdischer Kommunist, der sich ab 1914 in Ungarn aufhielt. Der Kommunistenführer aus jüdischer Familie etablierte die erste Diktatur in Mitteleuropa im 20. Jahrhundert im März 1919 in Ungarn.[1]
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Kun kam 1886 im siebenbürgischen Böhmischdorf als Sohn eines jüdischen Dorfnotars zur Welt. 1906 änderte er seinen Familiennamen „Cohen“ in die ungarische Form „Kun“. Als k. u. k. Soldat geriet er in russische Gefangenschaft, wo er sich zum Bolschewismus bekehren ließ. Er wurde Rotarmist und gründete in Moskau die ungarische KP.[1]
Kun wurde 1918 wegen Betrugs (Unterschlagung) verhaftet; im März 1919 wurde er aus dem Gefängnis geholt und zum Staatsführer ernannt. Rund ein halbes Jahr führte er mit brutalem Terror die von ihm proklamierte „Ungarische Räterepublik“. In dieser Zeit erklärte er auch der Tschechoslowakei den Krieg. Kuns Terrorregime ließ viele den Charakter des Bolschewismus erkennen und die Rolle, die jüdische Revolutionäre in ihm spielten. 1920 führte der Historiker Albrecht Wirth aus, daß von den 29 Machthabern des inneren Ringes 27 Juden gewesen seien.[2] In neuerer Zeit wird die Auffassung vertreten, zwei Drittel der Volkskommissare der Ungarischen Räterepublik seien Juden gewesen.[3]
Nach der Befreiung Ungarns von seiner Diktatur durch Miklós Horthy flüchtete Kun über Österreich in die Sowjetunion. Dort wurde er 1920 sofort nach seiner Ankunft zum politischen Kommissar der Roten Armee an der Südfront ernannt. Zuerst verübte er mit der Mitjüdin Rozaliia Zemliachka zehntausende Morde auf der Halbinsel Krim auf sadistische Art und Weise. Auch ließ er Offiziere der antikommunistischen Weißen Armee von Pjotr Nikolajewitsch Wrangel hinrichten, die sich unter der Zusage ergeben hatten, daß ihr Leben verschont werde.[4] Später war er in Stalins Komintern dafür zuständig, die kommunistischen Unruhen im Deutschen Reich und Österreich zu schüren.
Während des Spanischen Bürgerkrieges notierte Ernst Lindemann, zu dieser Zeit Korvettenkapitän und Erster Artillerieoffizier auf dem Panzerschiff Admiral Scheer, mit Datum vom 10. August 1936 in seinem Tagebuch:
- „In Madrid halten sich die deutschen Kommunistenführer Willi Münzenberg, Heinz Neumann, Dr. Breitscheid und Otto Wels auf und haben die Fäden des Aufstandes in der Hand, zusammen mit Bela Kuhn.“[5]
Kun geriet anschließend ins Räderwerk der „Stalinschen Säuberungen“, wurde am 28. Juni 1937 verhaftet[6] und 1939 im Archipel Gulag als gefährlicher „Trotzkist“ hingerichtet.[1][7] Die Verfolgungsbezeichnung „Trotzkist“ wurde damals innerbolschewistisch als Codewort benutzt für Kommunisten, die denkfähig, organisationsfähig und beweglich waren (die also nicht dem Typus des blind gehorchenden, propagandistisch aufgehetzten, dummen Proleten entsprachen).
Béla Kuns Enkel, Miklós Kun, lebt als „Historiker“ in Ungarn.
Siehe auch
Literatur
- László Bizony: „133 Tage ungarischer Bolschewismus, die Herrschaft Bela Kuns und Tibor Szamuellys, die blutigen Ereignisse in Ungarn. Authentische Darstellung über den Ausbruch und Sturz des Bolschewismus, die Gegenrevolutionen, Morde, Hinrichtungen und Gewalttaten der Lenin-Buben“ (1920) (PDF-Datei)
- Eintrag in der Sigilla Veri über Béla Kun; Band 6, S. 220–223