Wels, Otto
Otto Wels ( 15. September 1873 in Berlin; 16. September 1939 in Paris) war ein sozialdemokratischer Politiker aus Deutschland.
Leben
Nach einer Lehre und Arbeit als Tapezierer trat er 1891 in die SPD ein. 1912 zog er dann erstmals in den Reichstag ein. Auf Vorschlag von August Bebel wurde er anschließend in den Parteivorstand der SPD gewählt und überahm den Vorsitz der Pressekommission der sozialdemokratischen Zeitung „Vorwärts“.
Während der Novemberrevolte wurde er am 9. November 1918 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats und am Tag darauf Stadtkommandant von Berlin. Während des konservativen Kapp-Aufstandes leitete er zusammen mit Carl Legien den Generalstreik und erzwang danach den Rücktritt Gustav Noskes. Wels setzte sich maßgeblich für die Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der „Eisernen Front“ ein. Er saß ebenfalls im Vorstand der Sozialistischen Arbeiterinternationalen.
Nach Friedrich Eberts Amtsantritt als Reichspräsident wurde Hermann Müller zusammen mit Otto Wels zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt. Otto Wels oblag dabei die Führung der linksextremen Terrorvereinigung „Eiserne Front“, die mit äußerster brutaler Gewalt gegen Andersdenkende vorging.
Berühmt-berüchtigt sind seine wirren Ausführungen, mit denen er das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich ablehnte und für die Sozialdemokratie das einforderte, was diese zuvor ihrerseits Andersdenkenden nie gewährt hatte. Auf seinen Ausspruch: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“ erntete er tosendes Gelächter. Adolf Hitler antwortete ihm in seiner anschließenden Rede unter anderem mit den Worten:
- „Spät kommt ihr, doch ihr kommt! Die schönen Theorien, die Sie, Herr Abgeordneter, soeben hier verkündeten, sind der Weltgeschichte etwas zu spät mitgeteilt worden. Vielleicht hätten diese Erkenntnisse, praktisch angewendet vor Jahren, die weitere Klage von Ihnen heute erspart. [...] Sie sagen, daß wehrlos nicht ehrlos ist. Nein, das braucht es nicht zu sein. Auch wenn wir wehrlos sein müßten: ich weiß, wir würden nicht ehrlos sein. Gerade unsere Bewegung war dank der Unterdrückung durch Ihre Partei jahrelang wehrlos gemacht worden, ehrlos ist sie nie gewesen. [...] Sie sagen: Gleiches Recht! So wie wir es nach außen wünschen, so auch nach innen. Für dieses gleiche Recht, Herr Abgeordneter, haben wir vierzehn Jahre gekämpft! Nur dieses gleiche Recht des nationalen Deutschland ihnen gegenüber, 14 Jahre haben sie das nicht gekannt! Reden Sie heute nicht von gleichem Recht! [...] Sie reden von Verfolgungen. Ich glaube, es sind wenige unter uns, die nicht die Verfolgungen von Ihrer Seite im Gefängnis büßen mußten. Es sind wenige unter uns, die nicht die Verfolgungen von Ihrer Seite in tausendfältigen Schikanen und tausendfältiger Unterdrückung zu spüren bekommen haben! [...] Sie sind wehleidig, meine Herren, und nicht für die heutige Zeit bestimmt, wenn Sie jetzt schon von Verfolgungen sprechen. Was ist Ihnen geschehen? Sie sitzen hier, und geduldig hörte man Ihren Redner an. Sie reden von Verfolgung. Wer hat Sie denn bisher verfolgt? [...] Ich glaube, daß Sie für dieses Gesetz nicht stimmen, weil Ihrer innersten Mentalität nach die Absicht Ihnen unbegreiflich ist, die uns dabei beseelt. [...] Deutschland soll frei werden, aber nicht durch Sie!“
Otto Wels wurde auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, so daß er Deutschland verlassen mußte und sich bis zu seinem Tode 1939 in Paris im Ausland aufhielt.
Während des spanischen Bürgerkrieges notierte Ernst Lindemann, zu dieser Zeit Korvettenkapitän und Erster Artillerieoffizier auf dem Panzerschiff Admiral Scheer, mit Datum vom 10. August 1936 in seinem Tagebuch:
- „In Madrid halten sich die deutschen Kommunistenführer Willi Münzenberg, Heinz Neumann, Dr. Breitscheid und Otto Wels auf und haben die Fäden des Aufstandes in der Hand, zusammen mit Bela Kuhn.“[1]
In der gegenwärtigen Groß-BRD sind noch immer viele Straßen und sogar Schulen nach Otto Wels benannt.
Verweise
Alwin Gerisch (1890–1892) • Paul Singer✡ (1890–1913) • August Bebel (1892–1913) • Hugo Haase✡ (1911–1916) • Friedrich Ebert (1913–1919) • Philipp Scheidemann (1917–1919) • Hermann Müller (1919–1928) • Otto Wels (1919–1933) • Arthur Crispien (1922–1933) • Johann Vogel (1931–1933) • Kurt Schumacher (1946–1952) • Erich Ollenhauer (1952–1963) • Willy Brandt (1964–1987) • Hans-Jochen Vogel (1987–1991) • Björn Engholm (1991–1993) • Rudolf Scharping (1993–1995) • Oskar Lafontaine (1995–1999) • Gerhard Schröder (1999–2004) • Franz Müntefering (2004–2005) • Matthias Platzeck (2005–2006) • Kurt Beck (2006–2008) • Franz Müntefering (2008–2009) • Sigmar Gabriel (2009–2017) • Martin Schulz (2017/18) • Andrea Nahles (2018/19) • Saskia Esken & Norbert Walter-Borjans (2019–2021) • Saskia Esken & Lars Klingbeil (seit 2021)