Lewald, Theodor
Otto Friedrich Theodor Lewald ( 18. August 1860 in Berlin; 15. April 1947 ebenda) war ein deutsch-jüdischer Sportfunktionär und Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1936.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie
Lewald kam als Sohn des jüdischen Justizrates Martin Heinrich Otto Lewald und seiner deutschen Gemahlin Caroline Elisabeth Lewald, geborene Althaus, zur Welt; er war Neffe von Fanny Lewald. Seine väterlichen Vorfahren waren Juden aus dem Raum Königsberg. Seine Mutter stammte aus einer protestantischen Pfarrersfamilie, wobei ihr konvertierter Ehemann ebenfalls der evangelischen Kirche beitrat.
Wirken
Lewald studierte als Korporierter seit 1878 in Heidelberg, Leipzig und Berlin Rechtswissenschaft. Nach Staatsexamen und Promotion (1882) sowie Militärzeit als Einjährig-Freiwilliger im 2. Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps (1883 bis 1884, zuletzt Vizefeldwebel der Reserve; 1886 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert) trat er 1885 (nach anderen Quellen offiziell schon 1882) in den preußischen Verwaltungsdienst (Justizdienst) ein, wurde 1894 Regierungsrat im Reichsamt des Innern, 1898 geheimer Regierungsrat, war 1903/1904 Reichskommissar für die Weltausstellung in St. Louis, VSA, wo deutsche Waren alle Rekorde brachen. 1910 wurde er Ministerialdirektor, 1917 Unterstaatssekretär und 1919 Staatssekretär im Reichsministerium des Innern. Im Ersten Weltkrieg war er ab 1916 Mitglied der Kommission zur Prüfung von Verträgen über Kriegslieferungen.
1917 wurde er Unterstaatssekretär, 1919 übernahm er den Vorsitz im Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen. 1920, nunmehr Staatssekretär, war er an der von Carl Diem betriebenen Gründung der Deutschen Hochschule für Leibesübungen beteiligt.
Von 1925 bis 1927 war Dr. Lewald, trotz einstweiliger Ruhestand seit 1921, Bevollmächtigter für die Verhandlungen mit Warschau über Oberschlesien, wobei er versuchte, das Gebiet ungeteilt beim Deutschen Reich zu behalten. Er war ebenfalls Vorsitzender der Historischen Kommission beim Reichsarchiv.
Drittes Reich
Durch meisterhafte Vorbereitung und beeindruckender Gestaltung hatte er, trotz Differenzen mit dem Reichssportführer, maßgeblichen Anteil am Erfolg der Olympischen Spiele in Berlin, Kiel und Garmisch-Partenkirchen. 1938 vertrat er das Deutsche Reich beim Internationalen Olympischen Komitee und ging anschließend in den Ruhestand[2].
Leibesübungen und Volksgesundheit
Theodor Lewald in dem Aufsatz „Leibesübungen und Volksgesundheit“ (1927) zu den Gründen, warum Leibesübungen für ein gesundes Volk unabdingbar sind:
- Volkswirtschaftliche und gesundheitliche Gründe
- Wegen des Fortfalls der allgemeinen Wehrpflicht ist volkswirtschaftlicher Schaden entstanden durch Schwächung der Arbeitskraft (Krankheiten, Unfälle, frühe Invalidität). Die ländliche Bevölkerung ist nicht mehr wie früher ein Jungbrunnen der Nation, da sich auch hier durch den Fortfall der Wehrpflicht eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes zeigt. Besonders auf dem Lande muß der Sport vermehrt Einzug halten.
- Ideelle Gründe
- Durch die wenig attraktive maschinelle Arbeit schaffen Turnen und Sport neue Kräfte, auch sittlicher und geistiger Art. Daher solle das gesamte deutsche Volk von Jugend an in Leibesübungen ausgebildet und unter Steigerung, Vertiefung, und Veredelung der geistigen und seelischen Kräfte in ein Turn- und Sportvolk verwandelt werden.
- Militärische Gründe
- Ohne Heeresschule bleibt Deutschland in Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit hinter anderen Völkern zurück, was durch Leibesübungen verhindert werden könnte.
- Betonung des Nationalen
- Die Sportbewegung dient dem Erhalt der Rasse, dem Wiederaufstieg, der Geltung und dem Glück des deutschen Volkes.
- Praktische Maßnahmen
- Ausbildung der Gesamtheit des deutschen Volkes: Verwandlung in ein Turn- und Sportvolk. Das kann nur mit Hilfe des Staates geschehen. Daher wird das Reich aufgefordert, mehr für die sportliche Ausbildung in Deutschland zu tun. Angemahnt werden die tägliche Turnstunde, akademisch ausgebildete Sportlehrer und Spiel- und Sportplätze.
Liste der Ehrenämter
- Vorsitzender der Historischen Kommission für das Reichsarchiv
- Verschiedene Positionen im Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums
- 1. Vorsitzender der Alexander von Humboldt-Stiftung
- Stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz
- Mitglied des Kuratoriums für die Kaiser-Wilhelm-Institute
- Mitglied des Kuratoriums der Bibliotheca Hertziana, Rom
- 1. Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Vereinigung
- Mitglied des Verwaltungsausschusses des Deutschen Museums, München
- Ehrensenator der Universität Heidelberg
Werke
- Sport, deutsche Wirtschaft und Volksgesundheit, Berlin 1925
Siehe auch
Literatur
- Arnd Krüger: Theodor Lewald – Sportführer ins Dritte Reich (Turn- und Sportführer im Dritten Reich), Bartels & Wernitz (1975), ISBN 978-3870399542