Fahrenkrog, Ludwig

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Nach einer Lehre als Dekorationsmaler besuchte Fahrenkrog zunächst die Kunstgewerbeschule Altona und studierte ab 1887 an der Akademie der Künste in Berlin, wo er Schüler von Woldemar Friedrich, Hugo Vogel und Meisterschüler von Anton von Werner war. 1898 wurde Fahrenkrog als Lehrer für figürliches Malen und Komposition an die Gewerbeschule zu Barmen berufen und 1913 zum Königlich Preußischen Professor ernannt. 1913 wurde die Germanische Glaubens-Gemeinschaft gegründet, deren „Hochwart“ Fahrenkrog von 1914 bis 1952 war. Schließlich wurde er 1925 von der University of Dakota in den USA zum External Professor of Art ernannt. Nach der Emeritierung 1931 zog er nach Biberach an der Riß um, wo er am 27. Oktober 1952 starb.

Ludwig Carl Wilhelm Fahrenkrog (Lebensrune.png 20. Oktober 1867 in Rendsburg; Todesrune.png 27. Oktober 1952 in Biberach an der Riß, Baden-Württemberg) war ein deutscher Maler, Graphiker, Dichter und Förderer einer artgläubigen Spiritualität (Neuheidentum).

Fahrenkrog war Mitbegründer der 1913 gestifteten „Germanischen Glaubensgemeinschaft“ (GGG), welche im Harzer Bergtheater mehrere „Allthinge“ abhielt. Die GGG unter Ludwig Dessel wurde 1964 eingestellt und wurde im gleichen Jahr aus dem Vereinsregister gelöscht. Einige Mitglieder wechselten zur 1951 gegründeten Artgemeinschaft. Diese betrachtet sich daher auch als Nachfolgerin der GGG.

Professor Ludwig Fahrenkrog, u. a. Ehren-Hochmeister des 1923 gegründeten „Ringes deutscher Jugend“; sein schriftlicher Nachlaß liegt im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum.

Leben

Ludwig Fahrenkrog mit seinem Sohn Rolf Ludwig, Vorlage für das Gemälde „Der Väter Land“
„Der Väter Land“
„Germania, es kommt dein Tag“; Ludwig Fahrenkrog setzte um 1925 mit dem Gemälde bildlich die Erwartungshaltung und den Weimarer Geist gekonnt unter Hermanns Mithilfe um. Geprägt vom Versailler Schandvertrag zeigt Fahrenkrog die in Ketten gelegte Nationalallegorie Germania als Verkörperung Deutschlands knieend vor Arminius, dem Befreier Germaniens, der Deutschland erneut zu alter Stärke führen soll.

LEO-BW

Der künstlerisch und publizistisch äußerst vielseitige und produktive Fahrenkrog durchlief zunächst eine solide Ausbildung als Stuben- und Dekorationsmaler in verschiedenen Hamburger Handwerksbetrieben, bevor er 1887 an die Akademie der Bildenden Künste nach Berlin ging. Er beendete das Studium 1892 als Meisterschüler von Anton von Werner, dem bedeutendsten Repräsentanten wilhelminischer Kunst- und Kulturpolitik. Während der Studienjahre wurden ihm vier erste Preise zuerkannt. Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn führte er auch gebrauchsgraphische Arbeiten (Plakate, Illustrationen und anatomische Zeichnungen für wissenschaftliche Publikationen) aus. Mit seinem Gemälde »Kreuzigung Christi« (Öl, 1893; ehemals im Besitz des Vereinshauses in Mülheim/Ruhr) errang er den Rompreis der Akademie, in dessen Folge er sich 1894 bis 1895 in Rom aufhielt, wo er sich weniger mit Kopien klassischer Kunst befasste, sondern sich v. a. der Freiluftmalerei widmete. Mit seiner Tätigkeit als Lehrer für figürliches Zeichnen und Malen an der Kunstgewerbeschule Barmen (1898 – 1931) wusste er zugleich seine vielfältigen künstlerischen und geistigen Interessen zu verbinden. Seine Auseinandersetzung mit der christlichen Lehre kulminierte schließlich im 1900 vollzogenen Kirchenaustritt. Die Lebensreform- und Jugendbewegung um 1900, der auch der Jugendstil engstens verbunden war, beeinflusste ihn nicht allein im künstlerischen Werk, sondern war auch Basis seiner geistigen Bestrebungen. Im Rückgriff auf Germanentum und nordische Mythologie gründete er 1907 zunächst den „Bund für Persönlichkeitskultur“, veröffentlichte seinen Aufruf »Germanentempel« in der Zeitschrift „Der Volkserzieher“, schloss sich 1911 dem von Otto Sigfrid Reuter geführten „Deutschen Orden“ an, dessen Mitglieder satzungsgemäß auch Mitglieder der „Deutschreligiösen Gemeinschaft“ waren. Nach dem Scheitern der Vereinigung beider Gemeinschaften gründete Fahrenkrog 1912 die „Zweite Deutschreligiöse Gemeinschaft“, von 1913 an dann „Germanische Glaubens-Gemeinschaft“ (GGG). Der streng hierarchisch gegliederten Gemeinschaft stand Fahrenkrog von 1914 bis zu seinem Tod 1952 als Hochwart vor. Zusammen mit Ernst Wachler wurde Fahrenkrog zum einflussreichsten Theoretiker der arisch-antisemitischen GGG; darüber hinaus lieferte er die entsprechenden paganen Bildmotive. Zur Verbreitung von Fahrenkrogs Gedankengut trug die zur GGG gehörige Fahrenkrog-Gesellschaft mit eigenem Fahrenkrog-Verlag in Leipzig sowie die dazugehörigen Zeitschriften „Der Weihwart“ und „Die Nornen“ bei. Mitte der 20er Jahre, in der Blütezeit der GGG, plante man auf einem Hügel bei Witzenhausen/Nordhessen einen monumentalen „Deutschen Dom“ oder auch „Germanentempel“ oder „Halgadom“ als Kultstätte der völkisch-religiösen Gruppierungen zu errichten; der Entwurf stammte von dem Architekten Richard Stein (Schwiegersohn von Fahrenkrog), zur bildnerischen Ausstattung wollte Fahrenkrog selbst mit beitragen – das Projekt scheiterte jedoch. 1932 schloss sich die GGG der Nordisch-Religiösen Arbeitsgemeinschaft [Anm.: deren Führer Norbert Seibertz und Wilhelm Kusserow wurden] an, deren Ziel es war, gleichberechtigt neben den anderen Konfessionen eine staatliche Anerkennung zu erreichen – sie stellte sich klar auf die Seite des Nationalsozialismus. Fahrenkrog trat 1933 dem sogenannten „Führerrat“ der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Glaubensbewegungen“ bei; alsbald jedoch ging das NS-System auf Distanz zu Fahrenkrog, der als religiöser Schwärmer angesehen wurde. 1936 wurden öffentliche Veranstaltungen der GGG verboten.[1]

Kurzchronologie

  • Ab 1882 Lehre als Stuben- und Dekorationsmaler in Altona beim Innungsobermeister Hermann Lange, darauf Geselle bei De Brusker, später tätig in der Firma Berger
  • 1887–1892 Studium an der Kunstakademie Berlin bei Woldemar Friedrich und Hugo Vogel, darauf Meisterschüler bei Anton von Werner
  • 1894–1895 Rom-Aufenthalt
    • Großer Staatspreis (Rompreis der Akademie) für das Gemälde „Kreuzigung Christi“ (1893)
  • 1895 1. Preis der Freiherr von Bielschen Fresko-Konkurrenz
  • 1896 Ausmalung des Treppenhauses im Schloß Stretense bei Anklam (Motive der Wappensagen von Heyden und Cranach)
  • 1898–1931 Lehrer für figürliches Zeichnen und Malen an der Kunstgewerbeschule Barmen
  • 1901 in diesem Jahr erschreckte er die Öffentlichkeit bei einer großen Ausstellung in der Barmer Kunsthalle – drei Jahre nach der Berufung an die Barmer Kunstgewerbeschule – mit der Darstellung eines bartlosen Jesus von Nazareth.
  • 1907 Aufruf in „Der Volkserzieher“ zur Gründung der „Deutsch-religiösen Gemeinschaft" (DRG)
  • 1909 Reise nach Paris zum Studium der Monumentalmalerei
  • 1912 Die 1907/08 gegründete Deutsch-religiöse Gemeinschaft (DRG) wurde in „Germanisch-Deutsche Religionsgemeinschaft“ (GDRG) umbenannt, weil sich ein Teil der DRG unter Leitung Otto Sigfrid Reuters abgespalten hatte und weiterhin den Namen der DRG benutzte.
  • 1913 Ernennung zum Königlich Preußischen Professor
  • 1913 Ernennung zum External Professor (Ehren-Professor) der North-Dakota University Huron
  • 1913 korrespondierendes Mitglied der Internationalen Akademie der Künste und Wissenschaften von Neapel
  • 1913 Ehrenmitglied der Hermann-Barth-Gesellschaft
  • 1913 Gründung der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft (GGG)
    • Wilhelm Schwaner (1863–1944) – mit Friedrich Schubert hatte er 1896 die Zeitschrift „Der Volkserzieher“, deren Erstausgabe am 1. Juli 1897 erschien, gegründet – wurde auf dem Allthing der GGG im August 1913 in Thale/Harz erster Hochwart der GGG, er trennte sich 1914 aber von ihr und setzte sich nunmehr für eine Germanisierung des Christentums ein.
  • 1914 als Schwaners Nachfolger zum Hochwart der GGG ernannt
  • 1922 gemeinsam mit Holger Dom Herausgabe der Zeitschrift „Der Weihwart“
  • 1925 External Professor of Arts der National University Dakota in Mitchell/South Dakota
  • 1928 1. Preis Glas-Palast Berlin
  • 1931 Emeritierung
  • 1932 Übersiedlung nach Biberach
  • 1937 Innungs-Ehrenmeister der Hamburger Malergilde
  • 1938 Ehrenbürger der Stadt Hamburg
  • Nach 1945 erhielt den Auftrag, Hans und Sophie Scholl nach Fotografien zu malen.

Teilnahme an Ausstellungen (Auszug)

  • Paris, Salon der Société Nationale 1890
  • Berlin, Große Kunst-Ausstellung 1893–1899
  • Berlin, Internationale Kunst-Ausstellung 1896
  • Ausstellung in der Barmer Kunsthalle, 1901
  • München, Glas-Palast 1908–1913
  • Berlin, Deutsche Kunstschau und Messe, 1924
  • Leipzig, Zweite Deutsche Kunstschau und Messe, 1925
  • Stuttgart, Künstler-Vereinigung 1931
  • Karlsruhe, Deutsche Kunst-Gesellschaft (Wander-Ausstellung), 1943

Tod

Professor Fahrenkrog verstarb am 27. Oktober 1952 in Biberach an der Riß. Ludwig Dessel (1905–1992)[2] aus Annen (Witten), einst Wandervogel, dann Schriftsetzer, Autor und Kritiker, wurde nach Fahrenkrogs Ableben Vorsitzender der GGG.[3] In einem privaten Brief an Charlotte Fahrenkrog vom 16. Februar 1958 schrieb er:

„Es muß die Möglichkeit bestehen. daß wir erklären können: ‚Mit den Verbrechen Hitlers und seines Kreises hat die GGG nichts zu tun! Hegung der eigenen Art ist kein Rassenwahn! Germanischer Artglaube ist kein ‚Wille zur Macht‘, hat nichts mit der Verfolgung Andersartiger wegen ihrer Art zu tun! Oberstes Gebot unseres Handelns muß die Gerechtigkeit sein. Wer z. B. stiehlt oder betrügt, verfällt dem Richter, sei er weiß, schwarz oder gelb, Deutscher, Engländer, Jude oder Chinese!‘ Es ist selbstverständlich, daß die Ungenannten auch gemeint sind. […] In diesem Zusammenhang erwähne ich die Tatsache, die mir Herr Erhard Bruder in Biberach erzählte. Als er die Nachricht vom Ableben des Meisters an eine Stuttgarter Stelle (Redaktion einer Zeitung oder Nachrichtenagentur) fernmündlich mitteilen wollte, wurde ihm von dort die Antwort: ‚Wir kennen die Rolle, die Fahrenkrog im Dritten Reiche gespielt hat; wir verzichten darauf, von seinem Ableben Kenntnis zu nehmen!‘ Wenn wir da nicht mit der Wahrheit entgegentreten, wird F. schließlich noch durch einen solchen Presseschmierer zum Ausmaler des Propagandaministeriums usw. – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.“[4]

Familie

Fahrenkrog mit seiner Gemahlin Lotte bei der Feier ihrer Goldenen Hochzeit, 1943
„Deutschen Kindern – Deutsche Namen!“ von Fahrenkrogs Sohn Rolf Ludwig Fahrenkrog

Abstammung

Ludwig war der Sohn von Christian Peter Fahrenkrog-Petersen (Lebensrune.png 1842) und dessen Frau Magdalena Alwine, geb. Estorff (Lebensrune.png 1843). Er hatte drei Geschwister:

  • Hermann Wilhelm Christian Theodor (Lebensrune.png 1863)
  • Peter Heinrich Marius (Lebensrune.png 1866)
  • Wilhelm Christian Hans Theodor (Lebensrune.png 1869)

Ehe

Fahrenkrog heiratete am 8. Februar 1893 in Charlottenburg seine Verlobte Charlotte „Lotte“ Lüdecke (1874–1960).

Kinder

Aus der über 59jährige Ehe sind fünf Kinder entsprossen:

  • Colomba (1894–1970[5]), Malerin ∞ 1916 Alexander Hubert Law von Volborth (1885–1973), Landschaftsmaler, Graphiker und Illustrator
    • aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen: Heraldiker Carl Alexander (1919–2009), Eva, verheiratet Cornell (1920–2015), Christine, verheiratet Gerster und Alwine, verheiratet Pronay.
  • Ursula Magdalena (1896–1975), Malerin ∞ 8. Juli 1920 Dipl.-Ing. Richard Franz Stein (1887–1969), Staatlicher Baurat und Major der Reserve
  • Charlotte (Lebensrune.png 1900)
  • Rolf Ludwig (Lebensrune.png 18. Februar 1908 in Wuppertal), Künstler, Autor, Mitglied der Reichskulturkammer ∞ Erika Laura Frieda Ebbinghaus
    • u. a. Herausgeber von „Europas Geschichte als Rassenschicksal – Vom Wesen und Wirken der Rassen im europäischen Schicksalsraum“ (1937), auch in der Nachkriegszeit war er künstlerisch und schriftstellerisch tätig
  • Gudrun (Lebensrune.png 1910)

Durch die Ehen seiner Töchter war er u. a. Schwiegervater des Architekten Richard Stein und des Malers Alexander Hubert von Volborth.

Gedichte (Auswahl)

„Aufwärts“

Jedem das Seine

Ich mag eure dunkle Kirche nicht!
Ich liebe die helle Sonne!
Und tausendmal lieber ist mir mein Weib
Als eure gemalte Madonne.
Und tausendmal lieber ist mir der Sohn,
Den mir meine Fraue geschenkt hat,
Als euer vergoldetes Kruzifix,
Das Arme und Beine verrenkt hat.
Ich mag überhaupt das Weltfremde nicht,
Was frostig, vergilbt oder tot ist.
Ich liebe das Leben, die Freude, das Licht
Und das Blut, wenn es sprudelt und rot ist.

Schriften (Auswahl)

Ludwig Dessel: „Fahrenkrog und die Germanische Glaubens-Gemeinschaft – Ein Beitrag zur geschichtlichen Treue“, 1937
  • Das geistige Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts , I, 1898
  • Geschichte meines Glaubens, Buchschmuck vom Verfasser, 1906
  • Germanentempel, in: „Der Volkserzieher“ 11 (1907) 6 H., 42s.; 12 (1908) 6 H., 41s.
  • Baldur (Drama), 1908
  • Das frühe Geläut, 1910
  • Lucifer. Dichtung in Bild und Wort, 1913
  • Wölund (Drama), 1914
    • schon 1913 im Harzer Bergtheater aufgeführt
  • Sturm über Land, 1916
  • Deutsche Gedanken, 1920
  • Gott im Wandel der Zeiten. Ein Buch in sieben Büchern, 1922–1931
  • Nornegast (Drama), 1922
  • Ludwig Fahrenkrog. Seine Schöpfungen und ihre Bedeutung für unser Volkstum'', 1922
  • Die Godentochter (Drama), 1923
  • Der deutsche Dom, in: „Der Weihwart“ 3 (1924) H. 2, 9-12; 4 (1925) H. 1, 1s.
  • Pantheismus und Dualismus, 1929
  • Sinn des Hakenkreuzes und die germanische Glaubens-Gemeinschaft, 1933
  • Germanisches Glaubensgut, 1934
  • Germanische Glaubens-Gemeinschaft …, 1935
  • Wie sagst du es deinem Kinde?, 1935
  • Jung-deutsche Religion, 1935
  • Held oder Händler?, 1936
  • Aufsätze zum Germanenglauben, 1937
  • Kunst (Mein künstlerisches Glaubensbekenntnis), 1949
  • Vom rechten Tun und Lieben, 1952

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Das Deutsche Buch. Nachdruck der 3. Auflage, Hartung/Leipzig 1923. [Das Standardwerk der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft]

Verweise

Fußnoten

  1. Fahrenkrog, Ludwig, Landesarchiv Baden-Württemberg
  2. Ludwig Dessel
  3. Auch der Nachfolger Prof. Fahrenkrogs, der damals schon das Gemeinschaftsamt der GGG innehatte, nämlich Ludwig Dessel, gehörte nicht der NSDAP an. Als Beamter im öffentlichen Dienst war Ludwig Dessel in der Nachkriegszeit auch in einer Spruchkammer tätig, die für die Entnazifizierung zuständig war. Dies haben ihm später Menschen aus völkischen Kreisen vorgeworfen und ihn daher gemieden. Viele GGG-Mitglieder verließen die Gemeinschaft.
  4. Heidentum und NS-Ideologie
  5. Nach einer vereinzelten Quelle verstarb sie 1976.