Niel, Herms
Ferdinand Friedrich Hermann Nielebock, bekannt als Herms Niel ( 17. April 1888 in Nielebock bei Genthin; 16. Juli 1954 in Lingen (Ems)), war ein deutscher Komponist. Er schrieb die Musik vieler populärer deutscher Lieder.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herms Niel wurde am 17. April 1888 in dem Dorf Nielebock bei Genthin geboren. Der Geburtsort des Liedkomponisten war zugleich sein Familienname: Auf die Welt kam Herms Niel als Ferdinand Friedrich Hermann Nielebock. Erst später, wohl um 1930, gab er sich seinen den eigentlichen Namen verkürzenden Künstlernamen. Nach der Schule durchlief Niel eine musikalische Ausbildung bei dem Genthiner Stadtkapellmeister Adolf Büchner.
Militär
1906 kam er zur Preußischen Armee zum 1. Garde-Regiment zu Fuß (Garde-Korps) in Potsdam und war dort als Militärmusiker (Oboist und Posaunist) tätig. Die ersten veröffentlichten Lieder von Niel stammen aus dem Jahre 1915. „Ich bet’ für ihn“ und „Oh sei mir gut“ heißen diese frühesten bekannten Musikstücke von Niel, als dieser gerade mal wenige Monate im Krieg war.
Gemeinsam mit Hans Ailbout schrieb Niel den Erfolgsschlager „Im Rosengarten von Sanssouci“. Auch die heute noch besonders in der Lausitz beliebte Annemarie-Polka stammt aus seiner Feder.
Erster Weltkrieg
Als Vize-Feldwebel und Musikkorpsführer machte er den Ersten Weltkrieg mit, war Leiter des Musikkorps des Infanterie-Regimentes Nr. 423 und schied Ende 1918/Anfang 1919 aus dem Heeresdienst aus. In den folgenden Jahren betätigte er sich bis 1927 als Steuerbeamter und dann als Kapellmeister (Mitbegründer des 1927 in Potsdam gebildeten Ritterschaftsorchesters, in dem er als Komponist und Texter wirkte), bis er als Musikzugführer zum Arbeitsdienst kam.
Am 1. Mai 1933 trat der Musiker und Liedschöpfer in die NSDAP ein. Beim Reichsarbeitsdienst (RAD) leitete er den Reichsmusikzug der Feldmeisterschule in Golm und den Musikzug der Reichsführerschule des RAD, einer Potsdamer Ausbildungseinrichtung, die sich in den Communs am Neuen Palais im Park Sanssouci befand. Er entwickelte aus einer unbedeutenden Kapelle ein Spitzenorchester. Auf den Reichsparteitagen der NSDAP in Nürnberg dirigierte Niel alle Reichsarbeitsdienst-Musikzüge.
Zweiter Weltkrieg
Niel wurde 1940 zu den Wagnerfestspielen nach Bayreuth eingeladen, wo er mit seinem Orchester eintreffende Delegationen musikalisch begrüßte. Niel arbeitete häufig für den Rundfunk, schrieb Marschlieder – unter anderem komponierte er nach einem Text von Hermann Löns das Lied „Wir fahren gegen Engeland“ – und ging dann auf große und viel umjubelte Tourneen. Auch im heimischen Potsdam trat er mit seinen Musikern auf. Das NSDAP-Zentralorgan, der „Völkische Beobachter“, schrieb am 5. März 1940 von einem beschwingten Abend im Babelsberger Lindenpark.
- „Mit dem Marschlied ,Wir sind Kameraden von altem Schrot und Korn‘ war sofort die rechte Einstimmung da. Dann erlebten wir eine Uraufführung des Liedes ,In meiner Satteltasche, da welkt ein Blumenstrauß‘.“
Wenige Tage später, am 16. März 1940, dem Tag der Wehrmacht, trug sich der Musiker ins Goldene Buch der Stadt Genthin ein. Niel wohnte in den 1930er Jahren zunächst in der Waisenstraße (heute Dortustraße) und zog 1936 gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau Helene und deren Ehemann, der 1938 starb, in eine neu erbaute Villa nach Eiche.
Professor Niel war seit 1941 RAD-Oberstfeldmeister.
Nachkriegszeit und Tod
Im Sommer verließ Niel das von den Russen besetzte Potsdam und zog nach Lingen ins Emsland, wo er am 16. Juli 1954 starb. Bestattet wurde er in Herzlake. Noch im selben Jahr veranlaßte seine Witwe die Überführung auf den Friedhof nach Eiche, wo sich noch heute sein Grab befindet.
Melodien (Auswahl)
- Adlerlied
- Antje, mein blondes Kind
- Das Engellandlied (Wir fahren gegen Engeland), Text: Hermann Löns
- Die ganze Kompanie
- Es blitzen die stählernen Schwingen
- Erika (Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein) (um 1930)
- Es geht ums Vaterland
- Es ist so schön, Soldat zu sein, Rosemarie
- Edelweiß-Marsch
- Fliegerkuß
- Frühmorgens singt die Amsel
- Gerda – Ursula – Marie
- Hannelore Marschlied
- Heut’ sind wir wieder unter uns
- Heut’ stechen wir ins blaue Meer
- Heute muß ich scheiden
- Im Osten pfeift der Wind
- In der Heimat steh’n auf Posten
- Jawoll, das stimmt, jawoll
- Kamerad, wir marschieren gen Westen
- Liebchen adé (Annemarie-Polka, 1934)
- Liebling, wenn ich traurig bin …
- Marie-Mara-Maruschkaka!
- Matrosenlied
- Mein Bismarckland
- Mit Mercedes Benz voran
- Rosalinde
- Rosemarie (Rosemarie, ich lieb’ dich gar so sehr)
- Ruck Zuck
- Sitzt auf, Kameraden, den Motor werft an (Panzerkampflied)
- Stuka über Afrika
- Unsere Flagge
- Veronika-Marie
- Waltraut ist ein schönes Mädchen
- Wenn die Sonne scheint, Annemarie (Die Landpartie)
Filmographie
- 1941: Sechs Tage Heimaturlaub (Musikausführung)
- 1940/41: Carl Peters (Darsteller)
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse
- Preußisches Militärehrenzeichen am weiß-schwarzen Band (vermutlich II. Klasse)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Deutsche Olympia-Ehrenzeichen
- Dienstauszeichnung für den Reichsarbeitsdienst, IV. Stufe
- Deutsches Schutzwall-Ehrenzeichen
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. Klasse
Ehrungen
- 20. April 1941: Anläßlich seines 53. Geburtstages wurde ihm in Anerkennung seiner Verdienste der Professorentitel verliehen.[1]