Perle, Richard

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Richard Norman Perle (* 16. September 1941 in Newyork) ist ein jüdischer Politiker und Berater in den VSA.

Werdegang

Richard Norman Perle wurde am 16. September 1941 in Neuyork-Stadt als Sohn eines kalifornischen Geschäftsmanns und Enkel ostjüdischer Einwanderer aus Rußland geboren.

Nach dem Besuch der Hollywood High School studierte Perle an der University of Southern California und an der London School of Economics (1962-1963) und schloß das Studium 1964 mit einem BA-Grad ab. An der Princeton-Universität erwarb er 1967 mit einer Arbeit aus dem Bereich der Internationalen Beziehungen den Master-Grad. Seine Zeugnisse waren so ausgezeichnet, daß er später Forschungsstipendien erhielt.

Wirken

Nach dem Studium war Richard Perle zunächst Lobbyist des Elektrokonzerns Westinghouse und propagierte u. a. das Konzept einer Antiraketen-Rakete. Im Herbst 1969 wurde der demokratische Senator Henry Jackson auf den brillanten jungen Mann aufmerksam und fand bei ihm Anschauungen, die er auch selbst teilte: einen Sinn für die soziale Frage, die unbedingte Unterstützung des rassistischen Staates Israel[1] und eine antikommunistische Haltung in der Außenpolitik. Er nahm ihn daher in seinen Stab auf. Perle arbeitete als Assistent des Verteidigungsministeriums (1969), als Mitglied des Stabes in der Senatskommission für Nationale Sicherheit (1970-1972) und in der Untersuchungskommission im Senatsausschuss für Regierungsangelegenheiten (1973-1980). Zu den Projekten dieser Zeit gehörte die Vorbereitung eines Gesetzes, das Handelserleichterungen für die UdSSR von einer jährlichen Ausreise für 60.000 Ostjuden aus der Sowjetunion abhängig machte,[2] sowie eines Gesetzes, das dem Präsidenten der VSA bestimmte Kontrollen des amerikanischen Exports in osteuropäische Länder zugestand. 1980 verlor er seine Stellung, weil er Staatsgeheimnisse an Israel weitergab[3].

Als Assistant Secretary of Defense for International Security Policy (seit 1981) fand der besonders auf dem Gebiet der Rüstungskontrolle kenntnisreiche Perle schon bald das Vertrauen des Verteidigungsministers Caspar Weinberger, mit dem ihn auch eine entschieden antikommunistische Haltung verband. Perle galt als „Hardliner“, der seine Argumente nach scharfer Analyse mit Charme und hartem Durchsetzungsvermögen vertrat. Sein Einfluß reichte weit: Angeblich konzipierte er die „Null-Lösung“ als Verhandlungsposition der VSA zur Abrüstung aus dem Kalkül heraus, daß Rußland dies ablehnen werde (1981). Mit Erfolg drängte er die Regierung Ronald Reagan zum Ausstieg aus dem Salt-II-Abrüstungsvertrag mit der UdSSR und war 1985 die „treibende Kraft“ des Bemühens, mit einer neuen Auslegung des 1972 geschlossenen ABM-Vertrages (Anti-Ballistic-Missile-Treaty) bestehende Beschränkungen des SDI-Programms (Raketen-Abwehr im Weltraum) zu beseitigen. Bekannt wurden auch seine z. T. undiplomatischen Äußerungen. So verstand er 1981 das Erdgas-Röhren-Geschäft zwischen der BRD und der UdSSR als „militärische und politische Schwächung“ des nordatlantischen Bündnisses. Mit den neuen wirtschaftlichen Bindungen — so argumentierte er — werde in Westeuropa unvermeidlich der politische Einfluß der UdSSR zunehmen. Weil er wiederholt aggressive Drohungen mit Atomschlägen befürwortete, handelte er sich den „Prince of Darkness“ als Beinamen ein.[4] Als „Lobbyist im Rüstungsgeschäft“[5] war er auch Antreiber zur Militarisierung des erdnahen Weltraums („SDI“).[6]

Verwunderte Aufnahme fand im Dezember 1986 seine Forderung, Bonn solle mehr Geld für die Verteidigung ausgeben, anstatt der DDR Kredite zu gewähren.[7] Bonn hat jedoch keine Kredite an die DDR gegeben, sondern nur von Banken finanzierte Darlehen vermittelt. Kurze Zeit später sprach der VS-Botschafter in Bonn, Richard Burt, Perle die Kompetenz in „innerdeutschen Fragen“ ab. Auf einer Wehrkunde-Tagung der NATO in München (Februar 1987) griff Perle dann die westeuropäischen Verbündeten der VSA an. In zentralen Fragen der Allianz führten sie eine unklare Sprache. Zu beiden Vorfällen äußerte das Weiße Haus, Perle habe nur seine persönliche Ansicht kundgegeben.

Im März 1987 erklärte Perle unerwartet seinen Rücktritt aus privaten Gründen. Er wurde danach Mitglied in der „konservativen“ Denkfabrik American Enterprise Institute for Public Policy Research in Washington. Dort spezialisierte er sich auf die Bereiche Verteidigung, Geheimdienst, Sicherheit sowie die Regionen Europa, Mittlerer Osten und Rußland. Zudem war er eine Zeit lang Chairman und Geschäftsführer von Hollinger Digital Inc. und Direktor der „Jerusalem Post“.[8]

2001 stieg Perle zum Chef des „Defense Policy Board“ im Pentagon auf.[6] Richard Perle war Chefberater von VS-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Nach dem Wahlsieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten George W. Bush wurde Perle Anfang 2001 Vorsitzender der Kommission für Verteidigungspolitik im Pentagon und damit Berater von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld — eine informelle, aber höchst einflußreiche Position. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center in Neuyork und das Pentagon in Washington am 11. September 2001 vertrat Perle eine scharfe Politik gegen den „weltweiten Terrorismus“ und gegen Länder, die diesen unterstützten. Nachdem das militärische Eingreifen der VSA in Afghanistan den Sturz des dortigen Taliban-Herrschaft herbeigeführt hatte, erwies sich Perle besonders in der amerikanischen Irak-Politik als „Falke“ und forderte einen zweiten Golfkrieg, der zum Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein führen sollte. Anfang 2003 wurde der deutsche Bundeskanzler Schröder vom „Fürsten der Finsternis“ öffentlich verflucht, weil er es gewagt hatte, Kritik am geplanten Irak-Krieg zu äußern.[6] Nachdem Schröder im Wahlkampf 2002 deutlich gemacht hatte, daß sich die BRD nicht an einer militärischen Aktion der VSA gegen den Irak beteiligen werde, kommentierte Richard Perle, daß Deutschland damit seine Rolle in der internationalen Politik verspielt habe, bezeichnete dies aber zugleich als seine „Privatmeinung“ [9].

„Wenn man ihn als ,Prince of Darkness' einführt, empfindet er das nicht als Kränkung“, schrieb 2002 Michael Stürmer, der „Transatlantiker“, über Richard Perle.[6] Der Mann glaube nicht an Verträge und Kompromisse, sondern für ihn sei „Kampf der Naturzustand zwischen den Staaten“.[6] Perle, so Stürmer weiter, stamme eben „aus der Schule von Morgenthau“.[6]

Mitgliedschaften / Ämter

Richard Perle arbeitete von 1987 bis 2004 für das Defense Policy Board Advisory Committee.[10][11] Er war während der ersten Amtszeit von VS-Präsident George W. Bush von 2001 bis März 2003 auch der Vorsitzender dieses beratenden Ausschusses für das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten. Richard Perle ist Resident Fellow des American Enterprise Institute. Richard N. Perle ist Bilderberger.

Familie

Sein Vater war Jack Perle, seine Mutter Martha Perle. Er wuchs in Kalifornien auf. Am 31. Juli 1977 heiratete er Leslie Joan Barr. Mit ihr hat er den Sohn Jonathan.

Fußnoten

  1. Munzinger-Archiv: „unbedingten Unterstützung des Staates Israel“
  2. Als Senatsmitarbeiter hatte er in den 1970er Jahren erheblichen Anteil daran, daß die Sowjetunion die jüdische Auswandererquote erhöhte.
  3. lexikonia.de
  4. Perles Vorstellungen über atomare Kriegführung bzw. Abschreckung trugen ihm den Spitznamen „Fürst der Finsternis“ ein.
  5. Die Welt
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  7. in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
  8. Ende der 1980er Jahre wurde Perle Direktor des einflußreichen Zionistenblattes „Jerusalem Post“.
  9. Handelsblatt, 2. Oktober 2002
  10. 27. März 2003: tritt Perle als Leiter des „Defense Policy Board“ im Verteidigungsministerium der VSA zurück. Er bleibt jedoch Mitglied dieses Beratergremiums. Perles Rücktritt steht im Zusammenhang mit den Vorwürfen bezüglich seiner Beratertätigkeit für den VS-Telekommunikationskonzern „Global Crossing“. Für das Zustandekommen einer Regierungserlaubnis zum Abschluss eines Handels mit asiatischen Firmen soll Perle eine hohe Belohnung versprochen worden sein. Perle, einer der stärksten Befürworter des Irak-Krieges, gab an, der wolle in der Kriegssituation die Arbeit im Pentagon nicht durch die Debatte um seine Person belasten. Seine Nachfolgerin wird die frühere Abgeordnete Tillie Fowler.
  11. 29. Februar 2004: tritt Perle nach 17 Jahren Mitgliedschaft aus dem „Defense Policy Board“ des Pentagons zurück.