Petersen, Peter (1884)

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Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Petersen, 1925

Peter Petersen (Lebensrune.png 26. Juni 1884 in Großenwiehe bei Flensburg; Todesrune.png 21. März 1952 in Jena) war ein deutscher Reformpädagoge und Professor an der Universität Jena vom Jahre 1923 bis zum Jahre 1952. Er gilt mit seinem Jena-Plan-Modell als Begründer der Idee einer nordischen Pädagogik, die an den völkischen und rassenbiologischen Voraussetzungen und Fähigkeiten der Germanen, insbesondere der Deutschen angepaßt werden sollte.

Leben

1932 und 1933 war Petersen im Christlich-Sozialen Volksdienst (CSVD) aktiv, für diesen trat er für die Wahlen zum Reichstag dreimal erfolgslos an. Petersen wurde nicht Mitglied der NSDAP, doch seit 1934 beim Nationalsozialistischen Lehrerbund. Er hielt u. a. Vorträge bzw. Vorlesungen an der Akademie der Reichsjugendführung in Braunschweig sowie an der HJ-Akademie des BdM in Luxemburg und soll beratend am Erzieherseminar der Erzieher-Akademie der Adolf-Hitler-Schulen (Ordensburg Sonthofen) gewirkt haben.

„Innerhalb der HJ. entwickelt sich aus der sie tragenden nationalsozialistischen Weltanschauung heraus eine neue Pädagogik, d. i. ja die Lehre von der Jugendführung. Zugleich aber erweitert sich diese auf das ganze Volk durch die großen volkserzieherischen Veranstaltungen und Organisationen der NSDAP, so neben der Bewegung selber und ihrem Bildungs- und Schulungswesen in den Formationen der SA. und SS., ferner vor allen Dingen im Deutschen Arbeitsdienst. Und wie neben diesen das volkverbindende Werk ‚Kraft durch Freude‘ steht, so neben der HJ., und zum Teil unter ihrer unmittelbaren Leitung, das vorbildliche deutsche Jugendherbergswerk, die deutsche Landschulheimbewegung und das Landjahr. Um den Ring dieser großen Einheit zu schließen, so durchdringt derselbe pädagogische Geist die Erziehung des deutschen Soldaten in den Gliederungen des Heeres. Es ist eine große politische Erziehung, ausgerichtet nach demselben Ziele: der Volksgemeinschaft. Denn alles soll, nach den richtungweisenden Worten des Führers, der Erneuerung, der Erhaltung und der Leistungssteigerung des Volkes dienstbar gemacht werden. Damit ist wieder ein oberstes Bildungs- und Erziehungsziel gesetzt, das aus der völkischen Zerrissenheit zur Volkseinheit, aus einer auslösenden, volkzersetzenden Zeit in eine gemeinschaftsbildende Epoche hinweist. Aus diesem Erleben und dem Mitschaffen an diesem Werke werden der deutschen Pädagogik die nächsten, heute schon erkennbaren Antriebskräfte kommen. In der Mitte stehen die Fragen der Zucht und Ordnung, der Verantwortung und Führung.“[1]

Jena-Plan-Modell

Peter Petersen war der Begründer des jahrgangsübergreifenden Unterrichts und im Dritten Reich war Ernst Krieck dessen stärkster Verfechter. Kriecks Schrift „Nationalsozialistische Erziehung“ nannte Peter Petersen das große programmatische Werk nationalsozialistischen Erziehungsdenkens. Auch Kriecks Vorstellungen von Schul- und Unterrichtsorganisation mit elastische Stundenplänen vergißt Petersen nicht zu erwähnen, sind sie doch auch die seinigen:[2]

„Krieck ist gegen starren Aufbau nach Jahresklassen und verlangt weitgehende Auflockerung für einen Gruppenunterricht; keine Vielfächerei, sondern Unterricht aufgebaut nach ‚Lebenseinheiten‘ oder ‚organischen Einheiten‘.“

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Petersen zunächst in der SBZ als Professor weiter, allerdings nur bis 1950, als seine Universitätsschule durch die SED als ein „reaktionäres, politisch sehr gefährliches Überbleibsel aus der Weimarer Republik“ geschlossen wurde und auch andere Schulen, die nach Reformpädagogen benannt waren, wieder ihren Namen verloren. Am 1. Februar 1946 war Petersen in die SPD eingetreten. Durch deren Zwangsvereinigung mit der KPD im April 1946 in der „sowjetisch besetzten Zone“ wurde er Mitglied der SED, die er am 4. Mai 1948 aus Protest verließ. Er versuchte in Westdeutschland eine Professur zu bekommen, was jedoch - wie auch bei anderen Reformern - scheiterte.

„Nach der Gründung der DDR versuchte Peter Petersen, zunächst weiterhin tätig als Erziehungswissenschaftler an der Universität Jena, nunmehr als SED-Mitglied, auch die neue Diktatur für sein Jena-Plan-Konzept zu interessieren, seine Bemühungen scheiterten jedoch. Über Jahre hinweg gelang es ihm noch, sich als Opfer der Nazi-Diktatur darzustellen. Zunehmend wurden seine Schriften wegen des ‚nazistischen und militaristischen Inhalts‘ auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, zudem warf man Petersen vor, er habe sich ‚erdreistet‘, ‚diese Bücher «kaum überarbeitet [...] zum Neudruck vorzulegen.‘ " (in: Robert Döpp: Jenaplan-Pädagogik im Nationalsozialismus. Münster, Hamburg, London 2003) Fachkundige der Sowjetischen Militär-Administrationen für Deutschland bzw. für Thüringen hielten anlässlich einer offiziellen Besichtigung der erziehungswissenschaftlichen Fakultät und der Jena-Plan-Schule im Mai 1949 außerdem den ‚Jena-Plan‘ ‚für die Anwendung in Stadtschulen‘ für ‚ungeeignet‘. Im August 1950 wurde daraufhin die Jena-Plan-Schule geschlossen. Wegen der immer lauter vorgetragenen Vorwürfe wegen seines Verhaltens in der NS-Zeit wurde bereits im Juni 1949 von den Entscheidungsträgern die Emeritierung Petersens diskutiert. Als Petersen am 21.03.1952 starb, stand seine Zwangsemeritierung kurz bevor.“

Tod

1952 verschied Prof. Dr. Peter Petersen in Jena und wurde in seiner Heimat Großenwiehe beigesetzt. Er ruht in einem Gemeinschaftsgrab mit seiner Gemahlin Dr. Else, geb. Müller (1891–1968).

„Zu Beginn des 21. Jahrhunderts reformiert Petersen nun posthum die deutsche Schule: Die Jena-Plan-Schule soll Modell sein für die moderne demokratische Schule, mit einem Höchstmaß an sozialem Lernen und Individualisierung sowie mit der ersehnten Erfüllung des reformpädagogisch geprägten Traumes, dass Kinder - entsprechend der Vorstellungen vom natürlichen Lernen - sich sogar Kulturtechniken wie Schreiben, Lesen und Rechnen selbstinitiiert, selbstgesteuert und bedürfniszentriert weitestgehend selber beibringen könnten. [...] Von den 42.000 allgemein bildenden Schulen in Deutschland sind derzeit mehr als 3000 private Schulen, die im internationalen Vergleich außerordentlich erfolgreich arbeiten. Jedes Jahr werden etwa 100 Privatschulen neu gegründet, der Bedarf ist noch größer. Immer mehr Eltern misstrauen offenbar dem Staat in Sachen Schule. Für die wenigsten Eltern ist es jedoch erschwinglich, ihre Kinder eine Privatschule besuchen zu lassen. Es lässt sich nicht übersehen: In Deutschland stecken wir auch im Bildungsbereich längst in der Entwicklung zur Zweiklassengesellschaft. Den Kindern der breiten Masse bleibt zukünftig der jahrgangsgemischte Unterricht in zu großen Klassen - in der Regel mit nur einer Lehrerin für oft über dreißig Kinder, deren Eltern sich von arroganten Schulpolitikern vorgaukeln lassen müssen: Schülerleistungen haben nichts mit jahrgangsgemischten oder mit großen und kleinen Klassen zu tun. [...] Für viele Kinder bleibt das selbstgesteuerte Nicht-Lernen jedoch nur deshalb ohne Folgen, weil besorgte Eltern als Privatlehrer am Nachmittag den Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen selbst in die Hand nehmen oder ihr Kind in den Nachhilfeunterricht schicken. Schulpolitiker haben hinreichend Kenntnis von solchen Verhältnissen, sie sollten allmählich wissen, dass Kinder aus problematischen Elternhäusern bei dieser Schulpolitik auch weiterhin kaum eine Chance haben.“ — J. Günter Jansen, September 2008

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Die Neueuropäische Erziehungsbewegung (1924, deutsch 1926)
  • Der Kleine Jena-Plan (1927) ISBN 3-407-22080-4
  • Führungslehre des Unterrichts (1937) ISBN 3-407-54144-9
  • Der große Jena-Plan in drei Bänden:
    • Schulleben und Unterricht einer freien allgemeinen Volksschule nach den Grundsätzen Neuer Erziehung
    • Das Gestaltende Schaffen im Schulversuch der Jenaer Universitätsschule
    • Die Praxis der Schulen nach dem Jena-Plan
  • Allgemeine Erziehungswissenschaft in drei Bänden:
    • Allgemeine Erziehungswissenschaft, I. Teil (1924) ISBN 3-534151933
    • Der Ursprung der Pädagogik (1931)
    • Peter Petersen und E. Petersen: Die Analyse des Frontalunterrichts mit Hilfe von erziehungswissenschaftlicher Aufnahme und Tatsachenliste, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena 3, 1954, S. 509–529
  • Pädagogik der Gegenwart, Berlin 1937
  • Der Mensch in der Erziehungswirklichkeit (1954) ISBN 3-407-54145-7

Weitere Monographien zum Jena-Plan

  • Eine Grundschule nach den Grundsätzen der Arbeits- und Lebensgemeinschaftsschule (1925)
  • Der Jena-Plan und die Landschule

Monographien zur Philosophie

  • Der Entwicklungsgedanke in der Philosophie Wundts, zugleich ein Beitrag zur Methode der Kulturgeschichte (Dissertation 1908)
  • Geschichte der aristotelischen Philosophie im protestantischen Deutschland (Habilitation, 1921)
  • Wilhelm Wundt und seine Zeit (1925)

Verweise

Fußnoten

  1. Aus: Pädagogik der Gegenwart. Ein Handbuch der neuen Erziehungswissenschaft und Pädagogik. Zweite Auflage der „Pädagogik“, Berlin 1937
  2. Ist die marode Schule von heute mit Pädagogik aus der NS-Zeit zu retten? (J. Günter Jansen)