Clostermann, Pierre

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Pierre-Henri Clostermann.jpg

Pierre-Henri Clostermann (Lebensrune.png 28. Februar 1921 in Curitiba, Brasilien; Todesrune.png 22. März 2006 in Montesquieu-des-Albères, Pyrénées-Orientales, Frankreich) war der französische Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs mit den meisten Abschüssen (33, davon 18 im Dienste der RAF) und nach Kriegsende Abgeordneter, Manager sowie Schriftsteller.

Werdegang

Pierre Henri Clostermann wurde am 28. Februar 1921 in Curitiba in Brasilien als Sohn des französischen Generalkonsuls in Rio de Janeiro geboren und entstammt einer elsässischen Familie. Er war der einzige Sohn der Lothringerin Madeleine Carlier und dem Elsässer Jacques Clostermann. Da er einerseits der Sohn französischer Eltern war und der Geburtsort andererseits in Brasilien lag, erhielt er sowohl die französische als auch die brasilianische Staatsbürgerschaft. Er besuchte die Ecole Notre-Dame de Boulogne - sur - Seine, später die Ryan School in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo er ein Diplom erwarb. Anschließend studierte er Staatswissenschaften und Ingenieurwissenschaften an der Universität Oxford in England und verließ sie als Diplomingenieur.

Nachdem Pierre sein baccalauréat (entspricht dem Abitur) erhalten hatte, kehrte er nach Rio de Janeiro, Brasilien, zurück, wo er sich auf ein weiteres baccalauréat in Philosophie vorbereitete und dieses auch bestand. Zu dieser Zeit, also um 1937, begann er, Flugstunden zu nehmen, denn er war damals fest entschlossen, Jagdflieger zu werden. Um sein Ziel zu erreichen, wollte er die französische Ecole de l'Air (Flugschule der französischen Luftwaffe) besuchen, aber Bewerber unter 20 Jahren wurden nicht zugelassen, also lernte er das Fliegen im Aéro-Club of Brazil auf dem Flugplatz von Manguinhos, nahe Rio, auf eigene Faust.

Der Aéro-Club besaß mehrere gute Maschinen für die Flugzeugführerausbildung, wie zum Beispiel die Bücker Jungmann und die Jungmeister sowie die De Havilland Tiger Moth. Zu Pierres Ausbildern gehörte auch der deutsche Meister Karl Benitz, der mit Ernst Udet und dem Flugzeugkonstrukteur Fieseler befreundet war. Unter Benitz' Anleitung lernte Pierre zusätzlich zu seiner allgemeinen Ausbildung auch zahlreiche Kunstflugmanöver.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der Niederlage Frankreichs (→ Westfeldzug) im Jahre 1940 meldete er sich noch im gleichen Jahr zum Dienst in der freifranzösischen Luftwaffe im Rahmen der Royal Air Force. Hier entwickelte sich Clostermann in der Jagdstaffel „Alsace“ mit der Zeit zum „As der Asse“ und war bei Kriegsende Leutnant der Reserve mit 33 sicher verbürgten und 12 wahrscheinlichen Luftsiegen der erfolgreichste französische Jagdflieger des Zweiten Weltkrieges.

Nach dem Krieg war Clostermann bei Cessna und Dassault im Geschäftsvorstand beschäftigt und machte sich einen Namen als Politiker - er wurde achtmal als Député de l'Assemblée nationale (französischer Abgeordneter) gewählt. Des weiteren flog er eine weitere Einsatzperiode im Algerienkrieg und schrieb auch einige Bücher über sein Angelhobby. 1969 wurde er Taufpate des dritten Sohnes von Hans-Ulrich Rudel.

Abgeschossen

Am 21. April 1945 wurde Clostermann zum dritten Mal im Krieg abgeschossen, diesmal von einer Fw 190 D-9 des JG 301, die vermutlich von Rudi Würff, selbst ein As mit 48 Abschüssen, geflogen wurde. Durch Zufall befand sich Clostermann über bereits von alliierten Truppen besetztem Boden und konnte deshalb zu seiner Einheit zurückkehren, nachdem er mit seiner Tempest ein Torfmoor umgepflügt hatte – er war, als sein Flugzeug beschädigt wurde, zu niedrig geflogen, als daß er hätte abspringen können! Makabrerweise hatte Pierre seinen Rottenflieger (Flügelmann) gebeten, ihm die deutsche Fw 190 D-9, die alleine flog, zu überlassen, indem er über Funk verkündete: „Leave it to me, it's a piece of cake!“ („Überlaß' den mir, mit dem habe ich leichtes Spiel!“). Laut Clostermann kostete ihn die Thekenrechnung im Geschwader-Casino an diesem Abend einen Monatssold.

Zitate

Pierre Clostermann schrieb zum Ableben von Fliegerheld Walter Nowotny:

„Er hat die Ehre der deutschen Nation über alle Himmel Europas getragen“ und in seinem Buch „Die große Arena“ schrieb er: „Walter Nowotny ist gefallen ... Sein Name fällt an diesem Abend oft im Gespräch in der Messe. Wir sprechen von ihm ohne Groll und Haß. Jeder ruft in einem Ton der Achtung, ja beinahe der Zuneigung, die Erinnerung wieder herauf, die ihn mit ihm verbindet. Es ist das erste Mal, daß ich diesen Ton in der RAF vernehme; zum ersten mal auch erlebe ich, wie sich eine merkwürdige Solidarität zwischen allen Jägern offen Ausdruck gibt, eine Verbundenheit jenseits der einzelnen Tragödien und jenseits aller Vorurteile ... Wir grüßen heute einen tapferen Feind, den das Schicksal ereilt hat, erklären Nowotny zu einem der Unseren, der teil hatte an unserer Welt, in der weder Ideologien noch Haß, noch Grenzen zählen. Diese Kameradschaft hat nichts zu tun mit Patriotismus, Demokratie, Nationalsozialismus oder dem Gedanken an die Menschheit. Alle spüren das heute instinktiv. Die die Achseln zucken, können es nicht verstehen - sie sind keine Jagdflieger ... Schade, daß dieser Typ nicht unsere Uniform trug. Er wäre ein feiner Kerl gewesen.“

Auszeichnungen

Werke

  • Appui-feu sur l'oued Hallaïl. Flammarion, Paris 1960
  • Feux du ciel. Edition Ananké, Brüssel 2001, ISBN 2-87418-041-6
  • Le Grand Cirque 2000. Mémoires d'un pilote de chasse FFL dans la RAF. Edition J'ai Lu, Paris 2002, ISBN 2-290-32430-2
  • L'histoire vécue. Un demi-siècle de secrets d'Etat. Flammarion, Paris 1998, ISBN 2-08-067586-9
  • Mémoires au bout d'un fil. Arthaud, Paris 1994, ISBN 2-7003-1040-3
  • Des poissons si grands. La grande pêche sportive en mer. Flammarion, Paris 1963
  • Une sacrée guerre. Daniel Costelle questionne et enregistre les réponses de l'auteur sur sa vie, sa guerre et ses aventures. Flammarion, Paris 1990, ISBN 2-08-066445-X
  • Spartacus l'espadon. Flammarion, Paris 1989, ISBN 2-08-066421-2
  • Une vie pas comme les autres. Mémoires. Flammarion, Paris 2005, ISBN 2-08-068824-3

Auf Deutsch

  • Blutende Wüste – Als Pilot im Algerienkrieg, 1961
  • Die große Arena – Erinnerungen eines französischen Jagdpiloten in der R.A.F., 1971
  • Brennender Himmel, 1970

Siehe auch

Fußnoten