Posch, Leonhard

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Leonhard Posch, Selbstbildnis von 1815

Leonhard Posch (Lebensrune.png 7. November 1750 in Fügen, Österreich; Todesrune.png 1. Juli 1831 in Berlin) war deutscher Wachsbossierer, Medailleur und Bildhauer und berühmt für seine hervorragenden Porträtdarstellungen von Eisengußplaketten.

Leben

Aus einen kleinen Bauernhaus im Zillertal hatte es den Knaben, der so gern „schnitzele und künstelte“, nach Salzburg geführt in die Lehre eines Bildhauers und in die Hut eines kunstfreundlichen Erzbischofs, hatte ihn zu einem tüchtigen Gesellen und Mitarbeiter seines Meisters werden lassen, ihm dann aber alle Träume, ein großer Marmorbildner zu werden, durch eine schwere Krankheit zerstört und ihn auf ein bescheidenes Sondergebiet seiner Kunst gezwungen.

Aus dem Marmorbildhauer Posch, war unter diesem Zwang der Wachsbossierer geworden, der als solcher in Wien zu großen Ansehen gekommen, als Fünfziger aber noch einmal auf die Wanderschaft gegangen war und sich im Jahre 1804 in Berlin niedergelassen hatte. Hier war er dann, von einem vierjährigen Aufenthalt in Paris abgesehen, geblieben bis zum Ende seines 81-jährigen Lebens.

Zweimal ist der Weg dieses Künstlers aus seiner Richtung gebracht worden, einmal durch die schwere Krankheit in seiner Jugend und dann durch die späte Wanderschaft, die ihn aus der österreichischen und in die preußische Kunstgeschichte verpflanzte. Jedes mal aber hat sein Geschick sich zum Guten gewendet.

Daß er nach der Krankheit, die sogar zu einem langen Scheintod geführt hatte, die edlen Marmorblöcke verlassen, Meißel und Hammer aus der Hand legen mußte, das war zunächst zweifellos ein harter Schlag für den jungen Posch. Mit ganzer Seele hatte er in der großen Wiener Werkstätte seines Lehrers J. B. Hagenauer (1732 bis 1810) mitgearbeitet an den vielen Marmorbildern, die unter den Augen Maria Theresias dort für den Schönbrunner Park gemeißelt wurden, hatte die Aufmerksamkeit der Kaiserin erregt und durfte hoffen, daß es doch noch zu dem langen Studienaufenthalt in Italien kommen werde, den ihm der zu früh gestorbene Salzburger Erzbischof schon versprochen hatte und der ihm weiterhelfen sollte zur Meisterschaft.

Daß er sich dann aber rasch und offenbar ohne viel Klagen mit dieser Wendung seines Lebens abfand, das mag wohl so zu erklären sein, daß er im Inneren selbst spürte, wie sehr seine Begabung der nun aufgezwungen Kleinkunst entgegen kam.

Es mag seit dem „Schnitzeln und Künsteln“ seiner Kindheit etwas in ihm gewesen sein, das ihn hinzog zum Kleinen und dem er sich jetzt um so lieber hingab, als er im Bewußtsein einer starken Begabung für das Bildnis sofort erkannte, wie er aus dem Wachsbossieren eine ordentliche und außerdem einträgliche Kunst machen konnte.

Die Kunst, aus Wachs kleine Bildnisse zu formen, war damals schon alt. Im 17. und 18. Jahrhundert war sie viel geübt worden, wie denn auch Poschs Lehrer Hagenauer sich zu weilen auf diesem Gebiet versucht hatte. Neu aber war die Meisterschaft, mit der Posch nun diese Kunst pflegte. Die ausdrucksvolle Schönheit und Treue seiner kleinen Wachsbildnisse verschafften ihm in Wien rasch Ansehen und Ruhm. Auch der Hof vergaß ihn nicht.

Im Jahre 1793 schickte man ihn mit den Wachsbildnissen der kaiserlichen Familie nach Neapel und beauftragte ihn, dort zunächst die Mitglieder des Königshauses zu porträtieren und dann bis zum Jahre 1795 Neapel, Rom und Florenz antike Bildwerke in Wachs zu kopieren. Als Pusch von dieser Reise, die ihm einen Jugendtraum erfüllt hatte, heimkehrte nach Wien und wieder an seine gewohnte Arbeit ging, von der er wußte, daß sie viel begehrt und geschätzt war, da konnte er mit seinem Schicksal zufrieden sein.

Nicht seine Kunst führte ihn bald nach der Jahrhundertwende von Wien fort und nach Deutschland hin, sondern eine andere Leidenschaft. Er hatte geheimnisvolle Apparate gebaut, mit denen er unter Mitwirkung eines Mannes namens Busch „optisch-mechanische Vorstellung mit bewegten Figuren“ gab. Mit dieser damals viel bestaunten Kunst gingen die beiden schließlich auf Reisen nach Deutschland. 1803 waren sie in Hamburg, ein Jahr später in Berlin. Posch selbst aber sagte in seiner Lebensgeschichte, daß er hier wie dort sich vor allem der Wachsbildnerei gewidmet habe. In Berlin gab er dann auch die Beziehung zu Busch auf und richtet sich, während jener weiterzieht, zu dauernden Aufenthalt ein.

Es mag hier gleich gesagt werden, daß ihn sechs Jahre später die mechanische Kunst noch einmal in die Ferne lockt.

1810 ging er mit den bekannten Professor Robertson, für den er unter anderem eine Sprachmaschine gebaut hatte, für vier Jahre nach Paris, war aber auch dort vor allem als Wachsbildner tätig. 1814 kehrte er – unter Ablehnung eines Rufes, nach Wien – endgültig nach Berlin zurück, um hier beamteter Modelleur und Kunstlehrer zu werden. Die siebzehn Jahre eines rastlosen und erfolgreichen Schaffens, die dann noch folgen, bilden nicht einen neuen Abschnitt in seinem Leben, sondern sind nur die Fortsetzung des vorher schon in Berlin Begonnenen.

Im Grunde war Leonhard Posch in der preußischen Hauptstadt nur das geblieben, was er in Wien gewesen war: ein viel beschäftigter Wachsbildner. Was sich aber, von der späteren Lehrtätigkeit abgesehen, in seinem Schaffen änderte, als er sich 1804 in Berlin niederließ, das war der Wirkungsbereich seiner Kunst. Die Verbreitung der kleinen Werke seiner Hand nahm in ungeahnter Weise zu, weil für die Vervielfältigung der wächsernen Originale nun neben dem Gießen in Gips und dem Abformen in Porzellan ein ganz neuer, besser geeigneter und in raschem Aufblühen begriffener Kunstzweig sich darbot: das Gießen in seinem Eisen.

Posch kam im rechten Augenblick, um die alte Kunst des Wachsbossierens zu verbinden mit dem jungen, im Technischen aber gerade eben zur Vollkommenheit gediehenen preußischen Eisenkunstguß. Dessen Hauptgebiet, der Medaillen- und Plakettenguß, wartete damals auf einen Meister, der die Möglichkeiten und Notwendigkeiten des neuen Kunstzweiges erkannte und seine Ausgestaltung in die Hand nahm. Im ganzen Reich war wohl – auch unter den Größten – keiner so berufen hierzu wie der bescheidene Wachsformens mit dem Eisenfeinguß einging. Posch mußte in Berlin das werden, als was er in der deutschen Kunstgeschichte weiterlebt: der Meister der Eisengussplakette.

In der volkstümlichen Vorstellung war der Eisenkunstguß so eng mit der napoleonischen Bedrückung und der vaterländischen Erhebung verbunden, weil sein Wesen ganz den Bedürfnissen und der allgemeinen Gesinnung jener Notzeit entsprach. Darin wird nichts geändert durch die Feststellung, daß die Entwicklung des neuen Kunstzweiges bereits in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts begann und daß sie erst nach dem Freiheitskriegen zu einer wirklichen Blüte führte. Das später durch den Erguß so berühmt gewordene Lauchhammer und die königliche Eisengießerei in Gleiwitz waren die Hauptstädten der Frühzeit, in der es vor allen Dingen galt, die technischen Schwierigkeiten zu überwinden. 1804 beteiligte sich Gleiwitz zum ersten Male an der Berliner Kunstausstellung. Dadamit rückte der Eisenbildguß endgültig aus dem Bereich des Technischen hinüber in den der Kunst.

Im gleichen Jahre wird die staatliche Gießerei in Berlin gegründet, die sofort die Führung übernahm und bis zum Schluß die Hauptträgerin der Entwicklung blieb.[1]

Posch war nicht der größte Meister, der für die Eisengießerei gearbeitet hatte, aber er war derjenige, der den preußischen MMedaillenguß in Eisen das Gesicht gab. Reiner als die Kunst irgendeines anderen war die seine in den Möglichkeiten des neuen Kunstzweiges aufgegangen. Zahlenmäßig aber war sein Anteil an der Entwicklung der eisernen Gußplakette größer als die Summe dessen, was von anderen Modelleuren für dieses Sondergebiet geliefert wurde. „Posch-Zeit“ wäre ein durchaus gültiger Name für das von 1805 bis 1830 reiche Virteljahrhundert aus der Entwicklungsgeschichte der deutschen Gußplakette.

Poschs Arbeitsverfahren bei der Schaffung der Modelle für den Eisenkunstguß war folgendes: Nach dem Leben modelliert er- ungefähr handtellergroß- in rosa Wachs auf blauer Glasplatte das Berufsbild, fast immer im Profil. Aus einer negativen Gipsform dieses Originals wurde ein Zinmodell hergestellt, das dann – in seinem Sande abgedrückt– die Form ergab, in die das flüssige Eisen gegossen wurde. Die so entstandene eiserne Plakette war eine in den Formen vollkommen und in den Maßen annähernd getreue Wiederholung des ursprünglichen wächsernen Bildes.

Wo Poschs kleine Bildnisse in großer Zahl vereinigt sind, da bilden Sie etwas wie ein Bildersaal zur Geschichte von Preußens Not und Erhebung. Fast ohne Ausnahme waren in diese Eisen-Porträtgalerie alle Köpfe beisammen, die in der preußischen Geschichte von 1804 bis ungefähr 1830 eine Rolle spielten, seien es nun Fürsten, Staatsmänner, Generäle oder Künstler, Dichter und Gelehrte.

Was sich nach 1804 in Poschs Kunst noch an Wandlung vollzieht, das war eng verbunden mit dem allgemeinen Kulturwandel vom Klassizismus zum Biedermeier. Wie alle Menschen sich verändern in ihrem Wesen und in ihrer Erscheinung, so wandelte sich auch Posch und mit ihm seine lebensnahe Kunst.

Nach dem Pariser Frieden war im ganzen Vaterland kein Bildnis so volkstümlich wie die das des Fürsten Bücher. Poschs geschaffene Bücher Plakette war in ungezählten Exemplaren verbreitet und fand, jeweils entsprechend verkleinert, vor allen auch mannigfaltige Verwendung als Zierde des Eisenschmucks.

Poschs Tätigkeit für den Plakettenbus in Eisen endete erst mit seinem Tode im Jahre 1831. Jahr für Jahr erschienen neue Bildnisse nach seinen Modellen in der königlichen Eisengießerei Gleiwitz, Berlin und Sayn. Dreiviertel aller eisernen Bildnisplaketten jener Zeit gingen auf ihn zurück. So kann die Geschichte des deutschen Eisenkunstgußes als Kern immer das Werk Leonhard Posch genannt werden.[2]

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Erwin Hintze: Gleiwitzer Eisenkunstguss, Verlag des Schlesischen Altertumsverein, Breslau 1928
  2. Karl Kaltwasser: Der Türmer, Juli 1931