Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen
Bestehen: | 1934-1945 |
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Führer: | Hans von Tschammer und Osten (1934-43) Arno Breitmeyer (1943-44) Karl Ritter von Halt (1944-45) |
Der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) war ab Dezember 1938 als Nachfolger des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen die Organisation aller deutschen Turn- und Sportvereine im Dritten Reich. Ihm gehörten 1939 über 50.000 Vereine mit einer Mitgliederzahl von über 6 Millionen an. Seine Aufgabe war die Pflege des Turn- und Sportgedankens im deutschen Volke und die Leibeserziehung des Menschen im olympischen Geiste zur Harmonie von Körper, Geist und Seele. Vorbild dieser Organisation war die im Jahre 1920 installierte Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Der Bund wurde als Deutscher Reichsbund für Leibesübungen (DRL) im Januar 1934 gegründet und war die erfolgte Zusammenfassung der vorher in mehr als 120 einzelne Verbände aufgespaltenen deutschen Turn- und Sportbewegung, die das Vermächtnis des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn verwaltete. Diese Zusammenfassung hatte nach den Worten des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten in seiner Nürnberger Rede vom 27. Juli 1934 das Ziel, „eine organisatorische Einheit herzustellen, die fähig ist, die (bisher) den einzelnen Gruppen überlassene Erziehung zentral zu gestalten... Es war früher vielleicht einmal die Gefahr gewesen, daß eine zentrale Organisation in der Form eines einheitlichen Bundes eine Verengung des gesamten Lebens in den Leibesübungen bedeutet hätte, weil im alten System kein oberstes Ziel und kein Grundsatz bestand, der das weiteste Erziehungsziel, das es für einen deutschen Menschen gibt, an die Spitze gestellt hätte: Erziehung zum politischen deutschen Menschen.“[1]
Durch den Erlaß von Adolf Hitler vom 21. Dezember 1938 wurde der Sportverband unter Änderung des Namens in „Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen" zu einem von der NSDAP betreuten Verband erhoben.
Durch ein Abkommen wurde die enge Zusammenarbeit zwischen dem NSRL und der HJ sowie mit den Untergliederungen der Partei, dem Arbeitsdienst und der Wehrmacht gesichert. Die gebietliche Gliederung des NSRL entsprach derjenigen der NSDAP. Seine Richtlinien empfing der Sport vom „Haus des deutschen Sports", das auf dem Reichssportfeld in Berlin erbaut worden war.
Entwicklung (Übersicht)
- Deutscher Reichsausschuß für Olympische Spiele (DRAfOS) Dezember 1903 bis 1917 zuerst unter Willibald Gebhardt
- Deutscher Reichsausschuß für Leibesübungen (DRA oder, seltener, DRAfL) 1917 bis 5. Mai 1933[2] unter Führung von Theodor Lewald (Vorsitzender) und Carl Diem (Generalsekretär 1919–1933)
- Deutscher Reichsbund für Leibesübungen (DRL) ab dem 23. Januar 1934
- Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen (NSRL, auch NSRBL) ab dem 21. Dezember 1938 (Führer-Erlaß)
- Der Zuständigkeit des Reichssportamtes entsprechend lag der Wehrsport, Kraftfahrsport, Luftsport und Pferdesport außerhalb des Geltungsbereiches des Erlasses.
Geschichte des DRL
Am 23. Januar 1934 proklamierte der Reichsführerring des deutschen Sports die Gründung des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen, die eigentliche Gründungssitzung fand am 9. März des Jahrs statt.[3] Während der Deutschen Kampfspiele in Nürnberg findet unter den Leitung des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten am 27. Juli 1934 der erste DRL-Kongreß statt, auf dem die Pläne für die organisatorische Neugestaltung verkündet werden. Nach und nach verloren fast alle Sportfachverbände ihre Eigenständigkeit und wurden als „Fachämter“ oder angeschlossene Verbände in den DRL überführt.
Durch Erlaß Adolf Hitlers vom 21. Dezember 1938 wurde der DRL unter Umbenennung in Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen (NSRL, auch NSRBL) zu einem „von der NSDAP betreuten Verband erhoben“[4][5]. Diese Umschreibung bedeutete, daß der NSRL der NSDAP unterstellt wurde. Sein Sitz war das Haus des Deutschen Sports auf dem Reichssportfeld in Berlin.
Mit Gesetz Nr. 5 der amerikanischen Militärregierung vom 31. Mai 1945 wurde die NSDAP mit allen ihren Einrichtungen und Organisationen aufgelöst und damit auch der NS-Reichsbund für Leibesübungen. Die in ihm aufgegangenen Organisationen gründeten sich in der Folgezeit neu.
DRL-Publikationen
Zu den bedeutenden Publikationen des Reichsbundes gehörten „Der Dietwart“, „Volk und Leibesübungen“, „NS-Sport“ (mit „Deutsche Turnzeitung“), Ski-Sport – Illustrierte Zeitschrift für Ski-Sport und Ski-Touristik (amtliches Organ des Fachamtes Skilauf im DRL; ab 1935), „Gesetz und Freiheit – Blätter für völkische Leibeszucht und nordische Lebenshaltung“[6] und der Pressedienst „DRL-Mitteilungen“ (ab 1936).
Veranstaltungen
Alle vier Jahre sollte die sportbegeisterte deutsche Jugend zum friedlichen nationalen Wettstreit, zum deutschen Turn- und Sportfest antreten. Durch den Krieg sind nur zwei Veranstaltungen zustande gekommen.
- 23. bis 29. Juli 1934 die 4. Deutschen Kampfspiele in Nürnberg
- 26. bis 31. Juli 1938 das Deutsche Turn- und Sportfest in Breslau
Anläßlich der XI. Olympiade im Jahre 1936 (in Berlin, Kiel und Garmisch-Partenkirchen) stellte der DRL seine unübertroffene Organisation unter Beweis. In der Stiftung „Deutscher Sportdank" wurde 1938 den Sportschwerbeschädigten eine vorbildliche Versorgung geschaffen.
Namen von Trophäen
Fußball: Der heutige DFB-Pokal, 1935 gestiftet, wurde 1935 bis 1943 als Tschammer-Pokal (benannt nach dem Reichssportführer) umkämpft. Der Amateur-Länderpokal, 1909 als Kronprinzenpokal gestiftet, wurde 1935 bis 1942 als Reichsbundpokal ausgespielt,
Gliederung
Fachliche Gliederung
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Außer diesen Fachgebieten wurden innerhalb des Reichsbundes einige andere durch weiterhin bestehende Fachverbände betreut:
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(1) Zu den Sommerspielen zählten die Turnspiele Schlagball, Faustball, Korbball, Schleuderball, Ringtennis – (2) Original-Schreibweise!
Gebietliche Gliederung
Sie entsprach der der NSDAP. Wo die Erfordernisse des praktischen Sportbetriebes es sinnvoll erscheinen ließen, wurden mehrere Gaue der NSDAP zu Sportbereichen zusammengeschlossen.
- Sportbereich 1: Ostpreußen
- Sportbereich 2: Pommern
- Sportbereich 3: Berlin-Brandenburg
- Sportbereich 4: Schlesien
- Sportbereich 5: Sachsen
- Sportbereich 6: Mitte (1)
- Sportbereich 7: Nordmark (2)
- Sportbereich 8: Niedersachsen
- Sportbereich 9: Westfalen
- Sportbereich 10: Niederrhein
- Sportbereich 11: Mittelrhein
- Sportbereich 12: Hessen
- Sportbereich 13: Südwest (3)
- Sportbereich 14: Baden
- Sportbereich 14a: Elsaß
- Sportbereich 15: Württemberg-Hohenzollern
- Sportbereich 16: Bayern
- Sportbereich 17: Ostmark (4)
- Sportbereich 18: Sudetenland
- Sportbereich 19: Danzig-Westpreußen
- Gau Wartheland
- (1) Thüringen, Anhalt und die Provinz Sachsen
- (2) Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg
- (3) Pfalz und (ab 1935) das Saargebiet
- (4) Österreich ab 1938
- (3) Pfalz und (ab 1935) das Saargebiet
- (2) Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg
- (1) Thüringen, Anhalt und die Provinz Sachsen
Verteilung der Mitglieder
Der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen zählte am 1. Januar 1937 45.096 Vereine mit 3.582.776 aktiven Mitgliedern (517.992 weibliche/3.064.784 männliche). Am 1. April 1939 wurden 44.622 Vereine mit 3.668.206 aktiven Mitgliedern (davon 526.084 weibliche) gezählt, die folgende Sportarten betrieben:
Sportart | Vereine/Abteilungen | Ausübende gesamt | davon weiblich |
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1. Geräteturnen | 12.773 | 662.567 | 234.190 |
2. Fußball | 10.928 | 483.302 | 0 |
2. Rugby | 52 | 1.925 | 0 |
2. Cricket | 6 | 88 | 0 |
3. Leichtathletik | 7.366 | 268.183 | 58.817 |
4. Handball | 4.774 | 152.943 | 14.229 |
4. Basketball | 156 | 3.396 | 522 |
5. Schwimmen | 2.643 | 129.142 | 41.482 |
6. Gewichtheben | 809 | 12.777 | 0 |
6. Ringen | 748 | 15.263 | 0 |
6. Jiu-Jitsu | 220 | 7.957 | 68 |
7. Boxen | 872 | 17.904 | 0 |
8. Fechten | 548 | 9.088 | 2.505 |
9. Hockey | 411 | 20.446 | 5.748 |
10. Tennis | 1.840 | 79.932 | 40.361 |
11. Rudern | 757 | 49.942 | 11.433 |
12. Kanu | 1.155 | 45.652 | 8.183 |
13. Eislauf | 369 | 13.944 | 4.907 |
13. Rollschuh | 142 | 4.409 | 2.364 |
14. Skilauf | 2.099 | 88.395 | 26.793 |
15. Radfahren | 2.951 | 61.131 | 5.093 |
16. Segeln | 460 | 19.069 | 832 |
17. Bergsteigen | 510 | 168.450 | 28.536 |
18. Wandern | 2.961 | 198.346 | 30.683 |
19. Kegeln | 1.049 | 50.325 | 2.848 |
20. Schießen | 14.310 | 418.404 | 2.730 |
21. Golf | 59 | 3.953 | 1.401 |
22. Bobsport | 21 | 311 | 29 |
22. Schlittensport | 67 | 2.197 | 682 |
23. Tischtennis | 777 | 15.810 | 3.937 |
24. Billard | 246 | 5.046 | 67 |
Die Nummern entsprechen den Fachämtern und Fachverbänden.
Siehe auch
- Deutsches Reichssportabzeichen
- Versehrten-Sportabzeichen
- Reichsschule des Reichsnährstandes für Leibesübungen