Halt, Karl Ritter von
Karl Ferdinand Halt, seit 1921 (mit Wirkung von 1917) Ritter von Halt ( 2. Juni 1891 in München; 5. August 1964 ebenda), war ein deutscher Kriegsfreiwilliger der Bayerischen Armee sowie Offizier des Deutschen Heeres, Leichtathlet, Teilnehmer der Olympischen Spiele, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Sportfunktionär, seit 1942 SA-Oberführer, Mitglied des „Freundeskreises Reichsführer-SS“,[1] letzter kommissarischer Reichssportführer und Chef des westdeutschen NOK, der die deutsche Mannschaft als Chef de Mission 1952 zu den Olympischen Spielen nach Helsinki führte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Leben und Wirken
- 2 Familie
- 3 Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- 4 Schriften (Auswahl)
- 5 Literatur
- 6 Fußnoten
Leben und Wirken
Ausbildung
Nachdem er die Luitpold-Oberrealschule München absolviert hatte, fand Halt 1908 eine Anstellung bei der Depositenkasse der Deutschen Bank. Nebenbei studierte er seit 1911 an der Universität München Staatswissenschaften.
Zehnkämpfer
Halt war mehrfach reichsdeutscher (fünfmaliger), österreichischer und baltischer Meister im Zehnkampf sowie Olympiateilnehmer 1912. Er war dabei Fahnenträger der deutschen Mannschaft bei den V. Sommerspielen in Stockholm.
Erster Weltkrieg
Als Kriegsfreiwilliger nahm er ab Oktober 1914 am Ersten Weltkrieg teil und wurde für Tapferkeit an der Isonzofront (Durchbruch durch die italienischen Stellungen in den julischen Alpen zur Unterstützung des Deutschen Alpenkorps) mit dem Ritterkreuz des bayrischen Militär-Max-Joseph-Ordens dekoriert, der ihn zum Führen des persönlichen Adelstitels „Ritter von“ berechtigte.
- „Halt besitzt gutes gesellschaftliches Können, er ist bei aller Bescheidenheit gewandt im Auftreten. Militärisch kann ich ihm nur das beste Zeugnis ausstellen. Durch seine persönliche Unerschrockenheit und seinen Mut, der ihn schon aus mancher gefährlichen Lage geholfen hat, genießt er bei den Leuten seines Zuges unbedingtes Vertrauen. Er besitzt alle Fähigkeiten eines guten Zugführers und hat sich in dieser Funktion gleich mehrfach glänzend bewährt. Er muß ein guter Reserve-Offizier werden.“ — Vizefeldwebel der Reserve Halts Kompanieführer im August 1915 beim Antrag zur Beförderung zum Reserveoffizier
Alle seine Freunde, zuletzt im Oktober 1916 in Rumänien der Fußballspieler Hans Hofmann vom FC Bayern München, fielen an der Kriegsfront. Nur er war übrig von denen, die sich mit ihm 1914 freiwillig meldeten. 1915 als 25jähriger Vizefeldwebel der Reserve und Zugführer zählte er bei seinen blutjungen Rekruten als einer der „Alten“. Im Krieg wurde er fünfmal verwundet, dreimal schwer: Im Juni 1916 durchschlugen Granatsplitter vor Verdun eine Hand und den linken Oberschenkel, im April 1918 traf ein Schrapnellschuß den Hals, fünf Monate später erlitt Halt bei seiner Gefangennahme durch Briten (Halt hatte versucht zu fliehen) einen Oberschenkeldurchschuß und einen Bajonettstich in die Hand. Insgesamt bekam er im Großen Krieg neun Orden und Ehrenzeichen. Im Krieg wurde er zum Leutnant der Reserve befördert und verbrachte mehrere Monate im Lazarett.
Kriegsgefangenschaft 1918–1919
Auch nach der Gefangenahme mußte er nun erneut in ein Lazarett und wurde im Oktober 1918 nach England in das Kriegsgefangenenlager Oswestry verlegt, wo 35 Holzbaracken zu je 24 Offizieren auf ihn warteten. Hier gründete er im Frühjahr die Leichtathletikabteilung des Lagers, anfänglich fünf Offiziere ließen sich unterrichten, nach Pfingsten 1919 waren es schon 250, von denen 100 das von Halt gestiftete Sportdiplom bestanden, das an das im Jahre 1913 von Carl Diem initiierte Deutsche Sportabzeichen angelehnt war.
Zwischenkriegszeit
Aus der Kriegsgefangenschaft am 10. November 1919 entlassen, wurde Zehnkampfmeister Karl Halt im November/Dezember 1919 zeitfreiwilliger Sportlehrer an der Münchener Infanterieschule. Hier traf er seinen Regimentskommandeur, Robert Graf von Bothmer, wieder, der ihm mitteilte, daß Halts verwegene Wegnahme des Monte Madlassenas des hohen militärischen Ordens würdig war. Dies hatte er ihm schon zehn Tage nach der Tapferkeitstat mitgeteilt, das Ansinnen war jedoch in den Kriegswirren untergegangen. Nun ließ er sich überreden und beantragte am 18. Dezember 1919 die Auszeichnung. 1921, mit der Verleihung des Militär-Max-Joseph-Ordens, wurde er rückwirkend zum Jahr 1919 zum Oberleutnant befördert und erhielt die Erlaubnis, die Uniform des Infanterie-Leib-Regiments zu tragen. Ende 1921 hatte er sich an die Zusammenstellung von Freiwilligen für den Widerstandskampf im Ruhrgebiet und in Oberschlesien beteiligt.
„Ritter von Halt“
Seit dem 22. März 1922 durfte er sich nun „Ritter von Halt“ nennen.
Promotion
1922 promovierte er sich auch zum Doktor der Staatswissenschaften (Dr. rer. pol.) bei Dr. Adolf Weber mit der Arbeit „Die Pflege der Leibesübungen an Hochschulen. Ein Beitrag zur regenerativen Bevölkerungspolitik.“
Privatbank H. Aufhäuser
Bis 1923 hielt er sein Engagement an der Militärsportschule aufrecht, wenn auch nur in der Freizeit, denn inzwischen war er fest angestellt als Personalchef (Personalstärke 1922: 450) der Münchener Privatbank H. Aufhäuser, ab 1923 war er Generalbevollmächtigter.
IOC
1929 wurde er Mitglied im IOC, 1931 Präsident des Internationalen Handballverbandes. Im selben Jahr trat er (am 1. Mai 1933) in die NSDAP (Mitgliedsnr. 3.204.950) und in die SA ein.
Winterspiele 1936
Ab 1935 wirkte er als Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen und war ab 1938 Präsident des Deutschen Bob- und Schlittensportverbandes.
Deutsche Bank
1936 wurde er Direktor bei der Deutschen Bank und war ab 1938 das für den Personalbereich verantwortliche Vorstandsmitglied. Zusätzlich hatte er das Amt des „Betriebsführers“ inne.
Reichsfachamtleiter und Reichssportführer
Im Reichsbund für Leibesübungen war er Leiter des „Reichsfachamts für Leichtathletik“. Vom 18. September 1944 bis zur „Befreiung“ war er de facto Reichssportführer. Zuletzt diente er beim Endkampf um Deutschland im Volkssturm.
Gefangenschaft 1945–1950
Die Bolschewisten internierten ihn vom 7. Mai 1945 bis 1950 im KL Buchenwald, Mitte Januar 1947 war er irrtümlich als tot gemeldet worden. Die IOC-Größen Avery Brundage und Sigfrid Edström (Präsident) setzten sich für ihren alten Freund Ritter von Halt ein. So war eine grundlegende Bedingung an die Sowjetunion für Aufnahmeverhandlungen mit dem IOC, daß Ritter von Halt aus Buchenwald entlassen würde:
- „Ohne Freilassung von Halts keine IOC-Mitgliedschaft.“
Entlassung
Lieselotte Diem, Gemahlin von Prof. Dr. h. c. Carl Diem, berichtete im Januar 1950 anläßlich der Rückkehr Ritter von Halts aus dem Internierungslager Buchenwald:
- „Wir haben alle seine und unsere alten Freunde, die bis zuletzt in den Volkssturmtagen mit ihm zusammen waren, eingeladen … Nun wird er am Wochenende zur Olympischen Feierstunde in Garmisch mit meinem Mann, dem Baron Le Fort usw. zusammen sein.“
Seine alten Freunde, Peter von le Fort, der deutsche Bobfahrer und dreifache Weltmeister Hanns Kilian und Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg-Schwerin und viele andere nahmen ihn in Empfang.
Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis
Ritter von Halt stiftete 1950 den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis, der als Wanderpreis an einen „würdigen und verdienten Leichtathleten, der in Haltung und Leistung als Vorbild für die Jugend gelten kann.“ verliehen wird.
NOK
Von 1951 bis 1960 war von Halt Präsident des Nationalen Olympischen Komitees und hatte maßgeblichen Anteil daran, daß das Olympiaverbot für deutsche Sportler aufgehoben wurde.[2] Dr. Karl Ritter von Halt war lebenslängliches Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees.
Familie
Karl Halt war der Sohn des aus Württemberg stammenden Münchener Schlossermeisters Karl Halt und dessen Ehefrau Katharina, geborene Gaab.
Ehe
Im April 1923 heiratete Ritter von Halt seine Verlobte Margarete „Grete“ von Achenbach, 1925 wurde das einzige Kind, Sohn Rüdiger, geboren. 1945, als die Familie ausgebombt war und der Vater von den Bolschewisten verhaftet wurde, befand sich Rüdiger in VS-amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
Erster Weltkrieg
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse [3]
- Militär-Max-Joseph-Ordens, Ritterkreuz am 24. Februar 1921 mit Wirkung vom 27. Oktober 1917 als Leutnant der Reserve in der 3. Kompanie/Infanterie-Leib-Regiment für die Eroberung des Monte Madlenena
- damit verbundene rückwirkende Erhebung in den persönlichen Adelsstand
- Militärverdienstorden (Bayern)
- Verwundetenabzeichen (1918) in Gold
Weimarer Republik
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Deutsches Reichssportabzeichen
- Deutsches Olympia-Ehrenzeichen, I. Klasse am 16. August 1936
- SA-Ehrenstreifen
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
BRD
- Bayerischer Verdienstorden
- Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern (1956)
- Dr. Ritter von Halt-Stadium in Garmisch-Partenkirchen, 1958
- Ehrennadel des Internationalen Verbandes der Leichtathletikverbände, 1960
- DLV-Ehrenring, 1963
Schriften (Auswahl)
- Die Leichtathletik – Eine Einführung für Alle in Technik, Training und Taktik der Leichtathletik, Dieck & Co, Stuttgart 1922
Literatur
- Hermann Hess: Ritter von Halt – Der Sportler und Soldat, Batschari-Verlag G.m.b.H, Berlin 1936
- Peter Heimerzheim: Karl Ritter von Halt – Ein Lebensweg zwischen Sport und Politik, Diplomica (Februar 2000), ISBN 978-3832420147
- Leichtathletikfunktionar: Heidemarie Ecker-Rosendahl, Karl Ritter von Halt, Fritz Steinmetz, Rudiger Nickel, David Cecil, 6. Marquess of Exeter, ISBN 978-1159136680
Fußnoten
- Geboren 1891
- Gestorben 1964
- Deutscher Offizier
- Deutscher Sportfunktionär
- Deutscher Leichtathlet
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- Olympiateilnehmer
- Kriegsgefangener