Reichsschule des Reichsnährstandes für Leibesübungen
Die Reichsschule des Reichsnährstandes für Leibesübungen war eine Reichssportschule des Reichsnährstandes und Festung des rassenbewußten nordischen Gedankens auf Burg Neuhaus im Wolfsburger Stadtteil Neuhaus mit dem Ziel, eine kraftvolle Landjugend mit gesundem Körper und einem zur Verantwortlichkeit gesunden Geist in Zucht und Sitte heranzuziehen. An der Schule fand auch die sportlichen Ausbildung der Lehrer für die bäuerlichen Werkschulen statt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Reichsschule wurde von Richard Walther Darré, Leiter des Rasseamtes der SS (1931–1938) und zugleich Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, gegründet und bot von 1935 bis 1939 rund 950 Mädchen und Jungen aus Familien des deutschen Bauerntums (weshalb die Schule im Volksmund auch fälschlicherweise als „Bauernschule“ bezeichnet wurde) in mehrwöchigen Kursen die Gelegenheit, sich in Leibesübungen (u. a. Bodenturnen, Ballübungen, Leichtathletik) und Volkstänzen weiterzubilden. Die teilnehmenden Schüler, die durch strenge Auslese ausgewählt wurden, galten als Elite der nordischen Rasse.
- „Aus Trümmern und Schutt einer zusammenbrechenden europäischen Zivilisation wird hervorgehen die Große Kultur des bäuerlichen Menschen Nordischer Rasse.“ — Reichsbauernführer Darré
Leitung
Erster Leiter der Schule war 1935 der Diplomkaufmann Dr. Hans Trummler, der vorher schon das SA-Hochschulamt in Leipzig und die dazugehörige Wehrsportschule Borna geleitet hatte. Stellvertretender Leiter und Sportlehrer war Volksschullehrer Herbert Weißbach. Ab 1936 war der Historiker, Studienassessor und Erziehungswissenschaftler Onko Buss neuer Schulleiter.
Fachlicher Leiter
Der von der Musik herkommende Dr. phil. Rudolf Bode (1881–1971), 1922 Gründer des „Bode-Bundes für Rhythmische Erziehung“ und ein Nationalsozialist der ersten Stunde, entwickelte die Neuhaus-Gymnastik. Bode trat 1932 der NSDAP bei und war Leiter der Fachschaft „Gymnastik und Tanz“ im Reichsverband deutscher Turn-, Sport- und Gymnastiklehrer. 1933 wurde er Fachgruppenleiter im Kampfbund für deutsche Kultur. 1935 wurde er unter Dr. Trummler fachlicher Leiter der Reichsschule des Reichsnährstandes in Burg Neuhaus bei Braunschweig bis zur kriegsbedingten Schließung der Schule 1939. Er entwickelte die Neuhaus-Gymnastik, eine Ausgleichsgymnastik für Bauern. Bode wurde anschließend „Sonderbeauftragter für berufsständische Leibeserziehung“ und führte bis Ende 1941 einen Kurs für Leibesübungen an der Bauernschule Neudietendorf, bis auch diese Dienststellung kriegsbedingt aufgelöst wurde. 1951 wurde die Bode-Schule München unter der Leitung seiner Frau Elly wiedereröffnet.
Bildergalerie
Anna Koppitz
In den Jahren 1937 bis 1942 stand die begabte deutsche Atelier- und Illustrations-Lichtbildnerin aus Wien Anna Koppitz (1895–1989), Witwe des Fotografen Rudolf Koppitz (1884–1936), im Dienst Richard Walther Darrés und seines Reichsministeriums. Insbesondere ihre ästhetischen Abbildungen deutscher Mädchen und Jungen sowie junger Frauen und Männer der „Reichsschule Burg Neuhaus“ im völkischen Kontext, zum Beispiel in „Odal – Monatsschrift für Blut und Boden“, sind weltberühmt.
Bilder
Blonde Speerwerferin, um 1938
Schülerinnen der Reichsschule bei der Reichsnährstandsausstellung in Leipzig, Juni 1939