Breuer, Rolf-Ernst
Rolf-Ernst Breuer (* 3. November 1937 in Bonn) ist ein deutscher Bankenleiter und war von 1997 bis 2002 Vorstandssprecher sowie von 2002 bis 2006 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Rolf-Ernst Breuer wurde am 3. November 1937 in Bonn geboren. Sein Vater, der als Kaufmannsgehilfe angefangen hatte, war später Vorstandsvorsitzender der Fa. Allgäuer Alpenmilch. Nach dem Abitur, das er 1956 an einem humanistischen Gymnasium ablegte, absolvierte Rolf-Ernst Breuer zunächst eine zweijährige Lehre in den Filialen der Deutschen Bank in Mainz und München und studierte dann Rechtswissenschaften in Lausanne, München und Bonn mit zwischenzeitlichen Praktika bei Banken in London und Paris. 1966 legte er das Zweite Juristische Staatsexamen ab, 1967 promovierte er in Bonn zum Dr. jur.[1]
Wirken
Bereits 1966 war Rolf-Ernst Breuer erneut Mitarbeiter der Deutschen Bank geworden. Bis 1969 wirkte er in der Karlsruher Filiale, danach in der Börsenabteilung der Frankfurter Zentrale, wo er sich besonders die Vorstandsmitglieder Hans Feith und Robert Ehret zum Vorbild nahm. 1974 wurde er Direktor und Leiter der Börsenabteilung. 1985 wurde er zum stellv., 1987 zum ordentlichen Vorstandsmitglied bestellt.[2] Als Vorstandsmitglied widmete er sich vor allem und mit Erfolg dem Investmentbanking, das er zuletzt gemeinsam mit Ronaldo Schmitz und Michael Dobson leitete. Im Oktober 1987 machte er mit einer spektakulären und zukunftsweisenden Rede auf sich aufmerksam, in der er grundlegende Reformen und eine weitreichende Computerisierung des Wertpapierhandels forderte. In der Folge stand er an der Spitze einer Börsenreformbewegung, die sich entschieden an internationalen Entwicklungen orientierte. Obwohl er damit zum Buhmann für traditionalistische Börsianer wurde, konnte sich Rolf-Ernst Breuer in wichtigen Fragen durchsetzen. U. a. wurde er zum Geburtshelfer der Deutschen Terminbörse (DTB), die inzwischen als unentbehrlicher Bestandteil des bundesdeutschen Finanzplatzes gilt. Außerdem war er einer der Initiatoren der Einführung des elektronischen Handelssystems IBIS (Interbanken Handels- und Informationssystem). Daß er Anfang 1993 Frankfurter Börsenpräsident und Aufsichtsratsvorsitzender der Trägergesellschaft Deutsche Börse AG wurde, erschien deshalb nur konsequent. Viel Lob verdiente er sich auch durch seinen unentwegten Einsatz für eine Stärkung des Finanzplatzes Frankfurt.[3]
Nach der Hauptversammlung der Deutschen Bank wurde Rolf-Ernst Breuer im Mai 1997 Nachfolger des langjährigen Vorstandssprechers Hilmar Kopper, der in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechselte und dort den Vorsitz übernahm. Breuers Berufung wurde allgemein begrüßt, weil sie die unter Kopper eingeleitete ehrgeizige Strategie der Deutschen Bank zu unterstreichen schien, ein wichtiger Mitspieler im globalen Investmentbanking zu werden. Außerdem wurde dem eloquenten, kommunikativen und diplomatischen er mehr Geschick in der Öffentlichkeitsarbeit zugetraut als seinem Vorgänger Kopper, unter dem die Deutsche Bank verschiedentlich ins Schussfeld der Kritik geraten war, zuletzt im März 1997 bei dem Versuch des Krupp-Konzerns, seinen Konkurrenten Thyssen zu übernehmen.[3]
Rolf-Ernst Breuer setzte der Deutschen Bank u. a. das ehrgeizige Ziel, die horrenden Kosten der weltweiten Präsenz in Griff zu bekommen, eine Spitzenposition in Europa zu behaupten, aber auch weltweit unter den führenden Bankinstituten mitzumischen. Nachdem die Eigenkapitalrendite im Geschäftsjahr 1997 von 17,1 auf 6,4 % gesunken war, u. a. eine Folge der Wirtschaftskrisen in Asien und Rußland, initiierte er eine Neuausrichtung der Konzernstruktur, mit deren Hilfe die Eigenkapitalrendite bis zum Jahr 2001 auf 25 % vor Steuern steigen sollte. Dies war auch mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden. Ende 1998 wurde mit den Vorbereitungen zu einer Ausgliederung des größten Teils der von der Deutschen Bank direkt gehaltenen Industriebeteiligungen (Börsenwert: geschätzte 47 Mrd. DM) in einer neuen eigenständigen Tochtergesellschaft begonnen. Breuers Bemühungen um ein besseres Ansehen seiner Bank erlitten im Juni 1998 einen leichten Rückschlag, als erstmals auch die Deutsche Bank ins Visier der Steuerfahndung geriet.[3]
Nachdem die Hoffnungen auf attraktive Großakquisitionen längere Zeit unerfüllt geblieben waren, überraschte er im November 1998 dann aber doch noch mit einem spektakulären Streich, als er die Übernahme der siebtgrößten VS-Investmentbank Bankers Trust ankündigte. Nach der im Juni 1999 vollzogenen Übernahme für rd. 18,5 Mrd. DM wurde die Deutsche Bank mit einer addierten Bilanzsumme von etwa 795 Mrd. Euro und über 95.000 Beschäftigten zum weltgrößten Kreditinstitut. Ungeachtet teilweise kritischer Töne in der Wirtschaftspresse baute die Deutsche Bank schon im Dezember 1998 mit dem Erwerb der belgischen Tochter der französischen Crédit Lyonnais für 1,2 Mrd. DM ihr Imperium weiter aus. Nachdem die Übernahme von Bankers Trust zu einer Stärkung des Investmentbereichs geführt hatte, befasste sich er auch mit dem Privatkundenbereich. Im September 1999 legte die Bank ihr Filialgeschäft mit der Direktbanktochter „Bank 24“ zur „Deutschen Bank 24“ (mit etwa 6,8 Mio. Privatkunden) zusammen. Diese Ausgliederung gestand er später als Fehlentscheidung ein. Zustimmung erhielt Breuer, als sich die Deutsche Bank im Oktober 1999 von nahezu 20 % ihrer Anteile am Versicherungskonzern Allianz AG trennte und ihre Beteiligung damit von 9,1 % auf 7,1 % reduzierte.[3]
Ein Problem besonderer Art erwuchs Rolf-Ernst Breuer aus einer Milliardenklage zur Entschädigung von sog. „Holocaust-Opfern“, die der jüdische Anwalt Edward Fagan von den Vereinigten Staaten von Amerika aus, im Juni 1998 gegen verschiedene deutsche Großunternehmen, darunter auch die Deutsche Bank, in Gang setzte. Eine von der Deutschen Bank eingesetzte internationale „Historikerkommission“ bestätigte später, daß die Bank im Dritten Reich an der Arisierung jüdischen Vermögens beteiligt gewesen sein soll, den Bau des Arbeitslager in Auschwitz mitfinanziert und Geschäftsbeziehungen zum Werk Auschwitz der I.G. Farben unterhalten hatte. Von Seiten der Deutschen Bank wurde betont, daß die Bank sich zu „ihrer moralisch-ethischen Verantwortung“ bekenne. Bereits im März 1998 hatte die Deutsche Bank unter dem Eindruck der aufgekommenen „Raubgolddiskussion“ Forschungen zur Zeit des Nationalsozialismus über Aktivitäten im Goldgeschäft initiiert. Rolf-Ernst Breuer war nach dem Aufkommen der Sammelklagen 1998 Mitgründer einer Unternehmensinitiative, die sich für eine gemeinsame Stiftung zur Entschädigung von sog. „Zwangsarbeitern“ einsetzte. Die im Sommer 2000 eingerichtete Stiftung wurde zu gleichen Teilen von der Regierung der BRD und der deutschen Wirtschaft ausgestattet.
Im Sommer 1999 machte die Steuerfahndung erneut Überprüfungen bei der Deutschen Bank, die sich aber zu Unrecht beschuldigt sah, ein System der Steuerhinterziehung für ihre Kundschaft aufgezogen zu haben. Ebenfalls im Sommer kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Bank und der Stadt Frankfurt über die Neugestaltung der Messestadt. Im August zog die Bank ihr 6,5 Mrd. DM teures Projekt, das Rolf-Ernst Breuer von dem Architekten Helmut Jahn ohne Rücksprache mit der Stadt hatte entwerfen lassen, zurück, da die Bahn AG das betreffende Gelände nicht an die Bank verkaufen wollte.
In die Schlagzeilen geriet die Deutsche Bank im Zusammenhang mit der Krise des Baukonzerns Philipp Holzmann AG, dessen Aufsichtsrat von dem Deutsche-Bank-Manager Carl Ludwig von Boehm-Bezing[4] geleitet wurde. Bei dem Konzern, der seit Ende 1997 einem Sanierungskonzept folgte, war im November 1999 überraschend ein neues Schuldenloch von 2,4 Mrd. DM entdeckt worden. Rolf-Ernst Breuer stellte sich ausdrücklich hinter Boehm-Bezing, der im Januar 2000 jedoch sein Mandat bei Holzmann zur Verfügung stellte. Schwere Vorwürfe und Schadenersatzansprüche meldete 2000 der Holzmann-Großaktionär Gevaert an. Im März 2002 musste Holzmann endgültig Insolvenz anmelden.[3]
Für Aufsehen sorgte im April 2000 das Scheitern der einen Monat zuvor begonnenen, intensiven Fusionsgespräche mit der Dresdner Bank. Grund für den Abbruch der Verhandlungen war der Streit um die Integration der Investment-Banking-Einheit Dresdner Kleinwort Benson, der Breuer zunächst den Fortbestand zugesichert hatte, deren Verkauf bzw. deren Teilintegration er aber später forderte. Kommentatoren sahen in dem Scheitern der Fusion einen Hinweis, daß die Investmentbanker um Vorstandsmitglied Josef Ackermann bei der Deutschen Bank an Einfluss gewonnen hatten, und betrachteten Breuers Ansehen als angeschlagen.[5] Es wurde sogar über einen vorzeitigen Rückzug Breuers spekuliert. Der Vorstand und Aufsichtsratschef Hilmar Kopper stellten sich aber hinter Breuer.
Auf die veränderten Anforderungen an eine Bank u. a. angesichts des wachsenden Einflusses des Weltnetzes reagierte Breuer mit mehreren Maßnahmen. So wurde im Dezember 1999 eine Kooperation zwischen der Deutschen Bank 24 (DB 24) und dem IWeltnetzportal „Yahoo Deutschland“ vereinbart. Anfang 2000 kündigte er an, dass die Deutsche Bank künftig bis zu einer Mrd. Euro jährlich in ihre Weltnetzaktivitäten stecken werde. Mit dem Software-Konzern SAP solle das Firmenkundengeschäft und mit AOL Europe das Filialgeschäft der DB 24 erweitert werden. Rolf-Ernst Breuer bündelte im Sommer 2000 auch das gesamte europäische Privatkundengeschäft unter dem Dach der Deutschen Bank 24, die danach 10,5 Mio. Kunden in sieben Ländern zu betreuen hatte. Als Aufsichtsratschef der Deutschen Börse bemühte er sich daneben intensiv um eine Konsolidierung der fragmentierten europäischen Börsenlandschaft. Eine geplante Fusion der Frankfurter und der Londoner Börse (LSE) zur International Exchanges (iX) scheiterte aber im September 2000. Ein wichtiger Schritt, der künftig Akquisitionen in den VSA einfacher machen sollte, war das lange geplante Listing am New York Stock Exchange (NYSE), wo die Aktien der Deutschen Bank seit dem 3. Oktober 2001 unter dem Kürzel DB gehandelt werden.[3]
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Von 2002 bis 2006 war er Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank. Seine Nachfolger sind als Vorstandssprecher (heute: Vorstandsvorsitzender) Josef Ackermann und als Vorsitzender des Aufsichtsrates Clemens Börsig.
Weitere Aufsichtsratsmandate hatte Breuer bei E.ON, der Münchener Rück, Lufthansa und der Siemens AG. Sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Börse AG musste er 2005 aufgeben, nachdem Hedge-Fonds die von ihm geplante Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse verhinderten.
Außerdem ist er Sprecher des Hochschulrates der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Kirch-Prozesse
Breuer ist in gerichtliche Auseinandersetzungen mit Leo Kirch verwickelt: Kirch wirft Breuer vor, 2002 durch kritische Äußerungen bezüglich Kirchs Bonität in einem Fernsehinterview den Zusammenbruch der Kirch-Gruppe herbeigeführt zu haben. Das Oberlandesgericht München (OLG) sprach Leo Kirch im Dezember 2003 dem Grunde nach einen Anspruch auf Schadenersatz zu. Das Urteil wurde vom Bundesgerichtshof (BGH) wieder aufgehoben. Darauf gingen Kirchs Anwälte in Revision, da das OLG eine Schadenersatzklage gegen Breuer persönlich verworfen hatte.
In seinem Urteil vom 24. Januar 2006 beschied der BGH Breuer und der Deutschen Bank eine Verletzung vertraglicher Pflichten, indem sich Breuer über die Kreditwürdigkeit des DB-Kunden Leo Kirch öffentlich geäußert habe. Der damalige Vorstandschef Rolf-Ernst Breuer (und spätere Vorsitzende des Aufsichtsrates) und die Deutsche Bank müssten für jene Schäden haften, die mit Breuers Äußerungen in einem direkten Zusammenhang stünden. Art und Höhe des Schadens sind in einem neuen Prozess zu klären.
Vor dem Hintergrund der andauernden Querelen gab Breuer am 3. Mai 2006 seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank ab. Damit musste Breuer der auf den 1. Juni 2006 terminierten Hauptversammlung nicht mehr Rede und Antwort hinsichtlich der gegenüber Leo Kirch möglicherweise zu leistenden Schadensersatzforderungen stehen.
Auszeichnungen
Vernon-A.-Walters-Preis (1997), Ehrendoktor der Universität Frankfurt (2000), Verdienstorden des Landes Hessen (2002), Ehrenplakette der Stadt Frankfurt (2005).
Mitgliedschaften / Ämter
- Ehemalige Mandate in Aktiengesellschaften
Mitglied des Aufsichtsrats bei der Münchener Rückversicherungs-AG (1997-2002), bei der Deutschen LuftHansa AG (1997-2003), bei der Siemens AG (1998-2003), bei der Bertelsmann AG (2000-2005) und Mitglied des Verwaltungsrats bei der Compagnie des Saint-Gobain S.A. (1993-2005).
- Aktuelle Mandate in Großunternehmen
Mitglied des Verwaltungsrats bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Mitglied des Aufsichtsrats bei der E.ON AG und Mitglied des Interantional Advisory Board bei The Coca-Cola Company.
- Aktuelle Mandate im Bereich Hochschule/Medizin
Vorsitzender des Hochschulrats der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, Mitglied des Aufsichtsrats des Universitätsklinikum Frankfurt, Vorsitzender des Kuratoriums der Paul-Ehrlich-Stiftung, Frankfurt und der Goethe Business School, Frankfurt, Member of the European Advisory Board der Harvard Business School, Boston und Mitglied des International Board of Overseers der Sabanci University, Istanbul.
- Aktuelle Mandate in Kunst und Kultur
Vorsitzender des Kuratoriums der Kulturstiftung der Länder, Berlin, Vorsitzender des Vostands der Hessischen Kulturstiftung, Wiesbaden, Vorsitzender des Kuratoriums der Gesellschaft der Freunde der Berliner Philharmonie e. V., Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Stiftung Musikleben, Hamburg, Vorsitzender des Vorstands des Förderkreises Freunde der Komischen Oper Berlin e. V.
Aufsichtsratsvorsitzender Deutsche Börse AG (1993-2005), Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB; 2001-2005), Aufsichtsratsmitglied E.ON AG[6].
Rolf-Ernst Breuer ist seit 1969 Mitglied der CDU und machte 13 Jahre lang in Karben bei Frankfurt als Fraktionschef Kommunalpolitik. Er ist Schatzmeister der Int. Bachakademie und Vorstand des Fördervereins der Komischen Oper Berlin.
Familie
Rolf-Ernst Breuer ist in zweiter Ehe verheiratet und hat fünf (erwachsene) Kinder.