Schön, Heinrich Theodor von
Heinrich Theodor Schön, seit 1792 von Schön (auch: Theodor Heinrich; 20. Januar 1773 in Löbegallen in Ostpreußen; 23. Juli 1856 in Gut Arnau bei Königsberg, Ostpreußen), war ein deutscher Politiker, preußischer Staatsmann und Ritter des Königlich Preußischen hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Er gehörte an der Albertus-Universität Königsberg zu den bekanntesten Studenten von Immanuel Kant und Prof. Dr. Christian Jakob Kraus. 1844 wurde der Wirklich Geheime Staatsminister und Burggraf von Marienburg Heinrich Theodor von Schön von der Königsberger Universität anläßlich der „dritten Säcularfeier“ geehrt (summos in utraque jure honores cum juribus ac privilegis doctoralibus).
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Wirken
Zu seinem Wirken heißt es:[1]
- Preußischer Staatsminister und Oberpräsident der Provinz Preußen, ein Mann von ungewöhnlichen Verdiensten und vortrefflichem öffentlichen wie Privatcharakter. Er war der vertraute Rathgeber Stein's, der in gewisser Hinsicht ohne ihn unmöglich gewesen wäre, und dessen „politisches Testament“ er abgefaßt hat; die Wiedererweckung der altpreußischen Energie, die innere Kräftigung Preußens in der Regenartionsperiode ist großentheils sein Werk. In demselben Sinne wirkte er für materielle und geistige Wohlfahrt seiner Provinz, überreichte 1840 dem König die auf Verleihung einer reichsständischen Verfassung gerichtete Denkschrift „Woher und wohin?“ und erhielt 1842 die erbetene Entlassung unter dem Titel eines Burggrafen von Marienburg. Seitdem lebte er in der sorgenfreien Zurückgezogenheit, die ihm durch Schenkung eines Grundbesitzes die dankbare Liebe seiner Provinz geschaffen hatte, bis in's höchste Alter jugendkräftig. Aufsehen erregten seine 1875-81 veröffentlichten Denkwürdigkeiten „Aus den Papieren des Ministers &c. von Schön“.
Er wurde 1816 von König Friedrich Wilhelm III. zum Oberpräsidenten von Westpreußen und 1824, nach der Zusammenlegung dieser Provinz mit Ostpreußen, zum Oberpräsidenten der ganzen Provinz Preußen mit Sitz in Königsberg ernannt. 1848 amtierte Schön als Symbolfigur der Reformzeit als Alterspräsident bei der ersten Sitzung der Preußischen Nationalversammlung.
Chronologie
- 1788
- 25. Oktober Immatrikulation an der Albertus-Universität in Königsberg.
- 1792
- Mai Beginn des Aufenthalts auf dem Domänenamt Tapiau.
- 1793
- 5. März Eintritt in die Freimaurerloge „Zu den drei Kronen“ in Königsberg.
- 27. April Erste Staatsprüfung.
- 18. Juni Referendar bei der Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg.
- 1796
- 5. März Großes Examen in Berlin.
- 28. März Ernennung zum Kammerassessor.
- 16. April Beginn einer rund dreijährigen Reise durch Deutschland und Großbritannien.
- 1797
- 3. Dezember Bestallung zum Kriegs- und Domänenrat in Bialystok.
- 1798
- 11. April Ankunft in England.
- 1799
- 11. August Amtsantritt bei der Kammer in Bialystok.
- 1800
- Tätigkeit bei der Kammer in Marienwerder.
- 5. Dezember Bestallung zum Geheimen Kriegs- und Domänenrat und zum Vortragenden Rat im Altpreußischen Departement des Generaldirektoriums.
- 1802
- 29. April Bestallung zum Geheimen Ober-Finanz-, Kriegs- und Domänenrat.
- 30. Oktober Ernennung zum Mitglied der Finanzdeputation der Gesetzeskommission.
- 1806
- 6. Mai Mitglied der Ober-Examinations-Kommission und einer der wichtigsten Mitarbeiter von Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein.
- 1807
- 29. April Berufung in das preußische Hauptquartier in Bartenstein.
- 14. Juli Mitglied der Kombinierten Immediatkommission.
- 1808
- 25. Juli Mitglied des Generaldepartements.
- 10. Dezember Ernennung zum Geheimen Staatsrat und zum Leiter der Sektion Gewerbepolizei des Innenministeriums.
- 1809
- 12. April Regierungspräsident in Gumbinnen; er hatte er großen Anteil am Zustandekommen des Ostpreußischen Landtags sowie an dessen richtungsweisenden Beschluß, eine Landwehr aufzustellen. In den folgenden Monaten blieb er im königlichen Hoflager.
- 1813 (Befreiungskriege)
- 15. März Zivilgouverneur der preußischen Gebiete von der Weichsel bis zur kaiserlich russischen Grenze.
- 20. März Mitglied des Deutschen Zentralverwaltungsrats.
- 30. August Regierungspräsident von Gumbinnen.
- 1815
- 25. Mai Ernennung zum Oberpräsidenten von Westpreußen und zum Regierungspräsidenten von Danzig.
- 1816
- 12. Juni Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz.
- 1. Juli Amtsantritt als Oberpräsident von Westpreußen und Regierungspräsident von Danzig (bis 23. Oktober 1817).
- 1823
- 1. Juli Ernennung zum Landtagskommissar für Westpreußen, Ostpreußen und Litauen.
- 1824
- 13. April Oberpräsident von Ost- und Westpreußen.
- 1827
- 15. Juni Erwerb des Gutes Preußisch-Arnau bei Königsberg.
- 1829
- 3. Dezember Oberpräsident der vereinigten Provinz Preußen.
- 1840
- 10. September Ernennung zum Staatsminister ohne Resort
- 1842
- 3. Juni Entlassung aus dem Staatsdienst
- Ernennung zum Burggrafen von Marienburg.
- 23. Juli Wahl zum Landtagsabgeordneten von der Ritterschaft des Alt-Schaakener Kreises.
- 3. Juni Entlassung aus dem Staatsdienst
- 1843
- 5. März Ritterschaftlicher Deputierter der Provinzialstände für die Provinz Preußen.
- 8. Juni 50jähriges Amtsjubiläum mit Festlichkeit in Königsberg.
- 1844
- Gründer und Direktor des ostpreußischen Landwirtschaftlichen Zentralvereins.
- 1848
- 1. Mai Wahl zum Abgeordneten des Landkreises Königsberg in der Preußischen Nationalversammlung.
- 22. Mai Alterspräsident der Nationalversammlung.
Preußisch Arnau
1827 erwarb von Schön das Rittergut in Preußisch Arnau, wo er ab 1840 ständig wohnte.
Familie
Theodor wurde als drittes von sechs Geschwistern (nach anderen Quellen erster aus acht) einer alten Domänenpächterfamilie geboren. Sein Vater war Johann Theodor Schön (1744–1796; seit 1792 von Schön), Amtsrat in Schreitlaucken, seine Mutter Johanna Dorothea, geb. Dallmer aus Plicken in der Nähe von Memel (1746–1815).[2]
Ehen
Lydia Eleonore Amalie von Auerswald
Von Schön heiratete am 3. Mai 1802 seine Verlobte Lydia Eleonore Amalie von Auerswald (1785–1807), die Tochter des Kammerpräsidenten Hans Jakob von Auerswald aus Marienwerder (Westpreußen). Lydia verstarb am 16. August 1807 mit nur 22 Jahren an Typhus. Aus der Ehe sind zwei Söhne und eine Tochter entsprossen, von denen nur Hans Robert Theodor ( 20. September 1803; 8. Dezember 1877; Herr auf Groß-Dirleben) überlebte (Albert verstarb 1807 mit zwei Jahren, Malwine 1807 kurz nach der Geburt).
Auguste Amalie Henriette Freiin von Langenau
In der Kirche von Preußisch Arnau ging von Schön am 11. Juli 1808 einen neuen Ehebund mit Auguste Amalie Henriette Freiin von Langenau (1785–1851) ein, der Stief- und Pflegetochter des Generalsfeldmarschalls Wilhelm Magnus von Brünneck. Ihr Vater, der kursächsische Generalleutnant Bernhard von Langenau (1737–1794) war früh verstorben. Aus der zweiten Ehe mit Amalie stammen vier Söhne und vier Töchter:[3]
- Bernhard ( 1809),
- Malvine (1810-1852),
- Lydia Wilhelmine (1812-1861),
- Johanna Auguste (1815-1892),
- Anna (1817-1902),
- Alexander Bernhard Theodor (1819-1884; sein Schwiegersohn wurde Dr. med. Benno Bobrik),
- Herrmann Theodor (1821-1900) und
- Theodor (1826-1869).
Borussia-Denkmal
Bei der Aufstellung des Denkmals für Borussia in Memel wurde auch seine Büste neben anderen sieben preußischen Berühmtheiten aufgestellt. Der Obelisk wurde nach der sowjet-bolschewistischen Okkupation entfernt. Über den Verbleib der Büste in Memel ist nichts bekannt.
Grabstätte
1949 wurde die Familiengruft von den Russen geschändet, die Särge verschleppt. 1993 wurde bei Aufräumarbeiten an der Arnauer Katharinenkirche die Überreste derer von Schön gefunden. Nach Abschluß der Ausgrabungsarbeiten wurde Theodor von Schön wieder bestattet und ein Granitblock mit deutscher und russischer Inschrift als Grab- und Gedenkstätte errichtet.
Zitate
- „Wir haßten die asiatische Apathie nicht weniger, als die französische Despotie.“ — Theodor von Schön, 1812
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Ernennung zum Geheimen Staatsrat und zum Leiter der Sektion Gewerbepolizei des Innenministeriums am 10. Dezember 1808
- Roter Adlerorden, III. Klasse am 17. Januar 1810
- Eisernes Kreuz (1813), II. Klasse am Weißen Bande am 30. Mai 1814
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub am 17. Januar 1816
- Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz am 12. Juni 1816
- Schwarzer Adlerorden (ohne Kette) am 10. September 1840 durch Friedrich Wilhelm IV. (Preußen)
- gleichzeitig Ernennung zum Staatsminister und Erhebung in den persönlichen Preußischen Adelsstand (erblich seit 1792 durch seinen Vater)
- Roter Adlerorden, I. Klasse (vermutlich gleichzeitig mit der Verleihung des Schwarzen Adlerordens)[4]
- Ernennung zum Burggrafen von Marienburg am 3. Juni 1842
- Ehrenbürger der Stadt Königsberg am 10. Juni 1842
- Ehrenbürger von Breslau am 8. Juni 1843
Werke (Auswahl)
- Woher und Wohin? (PDF-Datei)
- Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön (In Auswahl aus Archive.org)
- Weitere Beiträge und Nachträge zu den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg (1881) (PDF-Datei)
Literatur
- Eduard Wilhelm Mayer: „Das Retablissement Ost- und Westpreussens unter der Mitwirkung und Leitung Theodors von Schön“ (1916) (PDF-Datei)
- PDF Max Lehmann: Knesebeck und Schön. Beiträge zur Geschichte der Freiheitskriege, 1875