Schickeria

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Schickeria (von ital. sciccheria = Schick, Eleganz und aus dem jiddischen Wort „schickern“ = „trinken, sich betrinken“; auch Chiqueria oder Chikeria, von frz. chic = schick) bezeichnet zunächst den Teil einer großstädtischen Gute-Laune- und Party-Szene, deren wohlstandsbestimmte Umtriebe täglich Gegenstand des Boulevardjournalismus und der sogenannten „yellow press“ (= Prominentenpresse) sind.

Schickeria ist ein Jargonwort für eine wohlhabende, sich geckenhaft modeorientiert kleidende Gesellschaftsschicht, die sich für wichtig hält und tatsächlich von vielen „einfachen Leuten“ auch für wichtig erachtet wird.

Gregor von Rezzori prägte den Begriff

Gleichsam einen Urheberrechtsanspruch auf den Begriff „Schickeria“ in seiner genuin münchendeutschen Bedeutung erhob der Schriftsteller Gregor von Rezzori (1914–1998). Er verwies dabei selber auf das Wort „chic“ und den jiddischen Begriff „schickern“ für „sich besaufen“. Erst die Verbindung beider Begriffe bezeichne präzise das Gemeinte. Ferner sei eine anmaßende Haltung der Betreffenden dazuzurechnen, sie seien die eigentliche Elite (im Gegensatz zur bloßen Funktionselite) der Gesellschaft. Die Schickeria „will, sie darf nicht unter sich bleiben, sondern muß die Gesellschaft anderer suchen, nämlich die von noch Höheren, Reicheren, Mächtigeren. Der Schickeria wohnt ein unstillbarer Expansionsdrang inne“, so Greogor von Rezzori 1984 im Magazin Geo Special.[1]

Feudalordnung und kommunistische Langfriststrategie

Die konzentrierte Aufmerksamkeit, die dem Partyleben großstädtischer Lokalprominenter – und spektakulären internationalen Gästen – im Boulevardjournalismus gewidmet wird, ist weder „modern“, noch ist sie mit der bestehenden Gesellschaftordnung natürlicherweise verknüpft. Vielmehr kennt ausnahmslos jede Gesellschaft Selbstdarstellungsrituale einer im gesellschaftlichen Leben tonangebenden Schicht.

Über einhundertfünfzig Jahre eines kommunistischen ideologischen Kampfes für eine sogenannte „klassenlose Gesellschaft“ (spätestens seit 1848 in organisierter Form) haben nicht das Geringste daran geändert, daß die Hautevolee jeder Gesellschaft unablässig mit Fragen der eigenen Segregation, mit Statusgerangel, mit Modeirrsinn und herablassenden, dünkelhaften Selbstdefinitionen beschäftigt ist. (Dies gilt in markanter Weise gerade auch für die kommunistischen Einparteienherrschaften in Kuba, Venezuela, Nordkorea, China und in der früheren DDR, in welcher Erich Honecker Treibjagden in abgeschlossenen Wäldern veranstaltete, um es anderen kommunistischen Granden wie Josip Broz Tito gleichzutun.)

In den klassischen europäischen Feudalordnungen früherer Jahrhunderte flossen Rechtsprechung, Eigentum, Stilprägung und der gesellschaftliche Mittelpunkt (Herrschaftszentren wie Burgen, Kastelle, Schlösser und Palais) tatsächlich noch örtlich, symbolisch und energetisch zusammen. Kommunisten haben diesen Zentralismus lediglich schlecht imitiert und einfach jeden Stil fortgelassen. Aus der sozusagen ästhetischeren Form der Aristokratie folgt jedoch keineswegs, daß aristokratischen Ordnungen die Anmaßung etwa fremd gewesen wäre. Es gibt im Sozialen generell keine natürliche, ursprüngliche, organische oder notwendige Form, außer eben dem Zwang zur Form selber (den Linke, Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten offen oder verdeckt leugnen).

Deshalb sind ausnahmslos alle Gesellschaften stratifiziert hinsichtlich unterschiedlicher Rechte, unterschiedlicher Privilegien und Verpflichtungen, die Klassen, Schichten – und Verantwortungsebenen in Arbeit und Familie – unterliegen. Seit es Feudalordnungen gibt, gab es jedoch zugleich auch immer schon republikanische Freistaaten und insbesondere Freistädte. Der Untertan eines Fürsten hatte also in buchstäblich jedem Jahrhundert (wenn er nicht völlig ungebildet war) die freie Sicht auf den Gegensatz zu seiner eigenen Sozialordnung.

Schickeria als Elitendämmerung

Als „Klassengesellschaft“ werden Ordnungen bezeichnet, in denen der Gesetzgeber selber Heiratsverbote zwischen Angehörigen verschiedener Klassen festsetzt. Unterhalb jener gesetzförmigen, heute selten gewordenen Schwelle bestehen in allen Gesellschaften jedoch starke Tendenzen, als Individuum, als Familienmitglied oder als Angehöriger einer bestimmten Bildungs- oder Einkommensschicht stets und in jedem Belang distinkten Abstand zu halten (und dies offen zu zeigen) gegenüber den als rangniedriger angesehenen Personen oder Personengruppen.

Die bürgerliche Ordnung konnte in der europäischen Neuzeit ihren lange selbstbewußt verfochtenen Anspruch, bessere Werte und bessere Sitten als der Adel und als die vulgären Massen zu verkörpern, letztlich nie einlösen. Bürgerliche Architektur des 19. Jahrhunderts (Musik, Kunst, Lebensart) imitierte ganz und gar den adeligen Salon, die adelige Segregation und die adelige Weitergabe von Wissen und Eigentumsansprüchen. Je mehr Geld in eine eigene Immobilie fließt, desto höher sind die Hecken und desto länger die Wege zum Portal – zuerst, in kleinem Maßstab, um Nachbarn nicht hören zu müssen, dann, größer dimensioniert, um Nachbarn ungewollt nun überhaupt nicht mehr sehen zu müssen. Das ursprüngliche bürgerliche Wertsystem – nämlich fleißig, solide, nationaltreu und bescheiden zu sein – zerbrach im Ersten Weltkrieg vollständig, weil Trusts und Großbanken längst eigenmächtig über Krieg und Frieden entschieden; und eben nicht der Steuern entrichtende Bürger (Bourgeois).

Die seither ihre frivole Verantwortungslosigkeit feiernden Scharen der Schickeria-Größen und Schickeria-Mitläufer („upperclass“, „high society“, „jetset“, „establishment“ oder bayrisch auch „Adabeis“ [die „auch dabei“ sind] genannt), sie alle grätschen gleichsam in das Vakuum hinein, das eine verarmende – vom entmündigenden Steuerstaat gnadenlos an den Rand der Pleite gebrachte – bürgerliche Mittelschicht offen gelassen hat. Wer jetzt reich ist (oder wer es hinbekommt, mit Reichen Umgang zu pflegen), der fügt sich der NWO-Ideologie und blickt sehnsüchtig auf die noch viel Reicheren – und verachtet die bestehende soziale, gesetzliche und sittliche Ordnung. Auf diesem Wege ist nach und nach eine Linksschickeria entstanden, die für globalen Zentralismus, für die Interessen globaler Konzerne und für die Liquidation bestehender Kulturen, Völker und Sittenschranken aktiv eintritt (ohne überhaupt das Wort „Politik“ noch in den Mund zu nehmen).

Filmbeiträge

Reich, Weiß, Hetero und völlig verblendet (YouTube-Kanal: Sapere Aude)

Siehe auch

Literatur

  • Gregor von Rezzori: Idiotenführer durch die deutsche Gesellschaft; Bd. 3: Schickeria, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1963 (Damals noch keine ISBN zugewiesen; die weiteren Bände schildern den „Hochadel“, den „Adel“ und Bd. 4 die „Prominenz“.)
  • Joachim Fest:
    • Der lange Abschied vom Bürgertum. Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler im Gespräch mit Frank A. Meyer, wjs Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-937-98910-5
    • Bürgerlichkeit als Lebensform. Späte Essays, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2013, ISBN 978-3-498-02118-4
  • Eine feine Gesellschaft. Die Schickeria in der Karikatur. Mit einem Vorwort von Hanns Dieter Hüsch, Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim o.J. [1987], ISBN 978-3-475-52554-4 [96 S.]

Fußnoten

  1. Zitiert nach Franz Kotteder: „Schick, schick, Schickeria“; Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010.