Seefliegerverbände (Kriegsmarine)
Die Seefliegerverbände waren die Seeluftstreitkräfte der Kriegsmarine von 1933 bis 1945.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Während der Weimarer Republik besaß die Reichsmarine offiziell keine Marineflieger, weil der Versailler Vertrag Deutschland den Besitz von Militärflugzeugen untersagte. Gleichwohl gab es geheime Projekte und Tarnorganisationen wie die zusammen mit der Lufthansa betriebene Seeflug-Versuchsanstalt (SEVERA) auf dem Fliegerhorst Norderney, in denen die Seefliegerei weiterbetrieben und fortentwickelt wurde.
Mit der Wiederaufrüstung, die 1933 zunächst heimlich, ab 1935 offen einsetzte, wurden auch wieder Seefliegerkräfte als Seefliegergruppen aufgestellt. Bei der Legion Condor hatte sich neben der J/88 und der K/88 die Seefliegerstaffel 88 hervorragend bewährt.
Die Seefliegerverbände wurden gegen den Widerstand der Kriegsmarine auf Druck Hermann Görings („Alles was fliegt, gehört mir“) mit Wirkung vom 27. Januar 1939 der ab 1935 neuaufgebauten Luftwaffe unterstellt. Dies betraf auch die Bordfliegerstaffel für den in Bau genommenen Flugzeugträger „Graf Zeppelin“, der jedoch nicht ganz vollendet wurde. Die Luftwaffe betrieb sogar ihre eigenen Katapult- und Schleuderschiffe, mit denen ihre Seeaufklärer gestartet wurden, und Flugsicherungsschiffe, die in Seenot geratene Flugzeugbesatzungen retten und, soweit möglich, deren Flugzeuge bergen sollten.
Während dem Unternehmen „Adlerangriff“ gehörten die meisten Seefliegerstaffeln zur Luftflotte 5 in Norwegen.
Insgesamt hat sich die Unterstellung der Marineflieger im Zweiten Weltkrieg nicht bewährt, da die Kriegsmarine häufig ohne Fliegerunterstützung hatte operieren müssen. Die Bundeswehr hat 1956 wieder eigenständige Seeflieger nach Vorbild der Kaiserlichen Marine etabliert.
Unterstellung (Luftwaffe)
Die Unterstellung der Verbände in den Verantwortungsbereich der Luftwaffe hat sich militärhistorisch als großen Fehler herausgestellt. Durch die stiefmütterliche Behandlung gab es nicht den von der Kriegsmarine geforderten und notwendigen Ausbau, so daß ein effektives bekämpfen von Seezielen, insbesondere der alliierten Konvois, nur lückenhaft möglich war. Der stetige Nachschub dieser Geleitzug-Konvois im Nordatlantik 1939–1945 war Garant des Sieges der Feinde des Deutschen Reiches. Auch die Nordmeergeleitzüge von 1941 bis 1945, die militärisch wichtige Güter von Großbritannien und den Vereinigten Staaten an der Eismeerfront vorbei in die Sowjetunion brachten, führten letztendlich zum Sieg der Roten Armee, die trotz schwersten Verlusten an Menschen und Material immer wieder durch die Frachtschiffskonvois bedient wurden, während die Wehrmacht zunehmend am Mangel an Nachschub zugrunde ging.
Stärke und Kriegseinsatz
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besaßen die Seeluftstreitkräfte insgesamt 16 Seeflugzeugstaffeln und 3 Trägerstaffeln. Alle unterstanden truppendienstlich Generalmajor Hans Ritter, dem General der Luftwaffe beim Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, der ab dem 1. Februar 1939 zugleich als Befehlshaber der Marinefliegerverbände sowie zeitweilig als Inspekteur der Seeflieger im Reichsluftfahrtministerium fungierte.
Siehe auch
Literatur
- Gerhard Hümmelchen: Die Deutschen Seeflieger 1935–1945, J. F. Lehmanns (1976)
- Paul Just: Vom Seeflieger zum U-Boot-Fahrer. Feindflüge und Feindfahrten 1939–1945, Motorbuch Verlag (1995), ISBN 978-3879436057