Semenko, Mychajlo
Mychajlo Semenko ( 31. Dezember 1892 in Kybynzi, Gouvernement Poltawa, Russisches Kaiserreich; 23. Oktober 1937 in Kiew, UdSSR) war ein ukrainischer Futurist und Dichter.
Werdegang
Als er sich in Wladiwostok während seines Kriegsdienstes als Telegraph im Ersten Weltkriegs zunächst bei der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) an den kommunistischen Umtrieben beteiligte, sehnte er sich immer stärker nach seiner Heimat und kehrte dann nach 1917 zurück nach Kiew.
1936 schrieb er das Gedicht „Deutschland“, welches vor der angeblichen „faschistischen Gefahr“ durch Adolf Hitler warnen sollte. Daß ihm die tatsächlich existierende bolschewistische Gefahr letztendlich zum Verhängnis wurde, weil er sich für die Wiederbelebung der bisher stark unterdrückten ukrainischen Literatur einsetzte und unter der stalinistischen Führung der UdSSR als ukrainischer Nationalist verschrien war, läßt es unverständlich erscheinen, wieso er ausgerechnet die Erneuerung der deutschen Literatur und der deutschen Nation satirisch beleidigte.[1]
Seine Erschießung durch die Kommunisten fand ohne Prozeß in seiner Zelle statt. Semenko wurde mit anderen ukrainischen Schriftstellern in ein Massengrab geworfen und bis 1960 aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt. Hauptverantwortlich dafür war das NKWD.
In der Ukraine gilt er heute als einer der wichtigsten nationalen Literaten. Sein „Nationalismus“ kann aber nicht mehr als bezeichnet werden, als ein sozialdemokratischer, auf die Sprache bezogener Patriotismus und nicht etwa als ein völkischer Nationalismus. Mit seiner anfänglichen Unterstützung der Oktoberrevolution hat er – gewollt oder ungewollt – sogar einen Beitrag zur Ausbeutung seines Landes durch die Sowjets beigetragen, was letzten Endes auch in seine eigene Erschießung mündete.