Sturm-Bataillon
Ein Sturm-Bataillon (auch Sturmbataillon) war im Ersten Weltkrieg die größte taktische Einheit zur Umsetzung der Stoßtrupptaktik. Diese erfolgreiche Taktik wurde teilweise im Zweiten Weltkrieg übernommen und erneut angewendet. Die ursprüngliche bezeichnug für die Sturm-Bataillone, Sturm-Abteilung, wurde für die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik, die SA, verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Idee und Aufstellung
Im Spätherbst 1914 wurden bei den Kämpfen im Argonner Wald die ersten Stoßtrupps aufgestellt. Mit Befehl des Kriegsministeriums an das stellvertretende Generalkommando VIII A. K. vom 2. März 1915 zur Aufstellung einer immobilen Sturm-Abteilung aus Stab, 2 Pionier-Kompanien und einer 3,7-cm-Kanonenabteilung stellte das Garde-Schützen-Bataillon eine ausgesuchte Kompanie für Sturmangriffe auf. Die Abteilung wurde dann auf dem Schießplatz Wahn zusammengestellt und nach ihrem Kommandeur Major Calsow benannt. Der erste Einsatz bei der Armeegruppe von Lochow war wenig erfolgreich. Die Pioniere wurden aufgelöst als Infanterie und die Kanonen mit Schildlafette verwendet. Die Abteilung verlor 184 Mann.
Am 28. August 1915 wurde Calsow durch Hauptmann Wilhelm Martin Ernst Rohr abgelöst. Er formte die Abteilung jetzt aus Stab, 2 Pionier-Kompanien, einer Kanonenabteilung, 1 Park-Kompanie, dem Maschinengewehrzug Nr. 250 mit 6 Mg, dem Minenwerfertrupp mit 4 Werfern und einem Flammenwerfertrupp mit 6 Werfern. Der erste Einsatz beim Schratzmännle (Vogesen) war ein Erfolg. Es folgten auf Basis der neuen Erfahrungen erste Lehrgänge für Unteroffiziere und Offiziere aller Armeen der Westfront.
Diese stellten bei Divisionen und Korps provisorische Sturm-Abteilungen auf, aus denen 1916, gestützt auf die Angriffstaktiken im Stellungskrieg des Hauptmanns Hermann Geyer, die Sturm-Bataillone entstanden. Bis Kriegsende gab es 17 Sturm-Bataillone und eine Sturm-Kompanie. Ab dem 7. Juni 1917 wurden die Soldaten als Grenadiere bezeichnet, außer die Jäger beim Jäger-Bataillon Nr. 3 und dem Sturm-Bataillon Nr. 5 (Rohr) mit Pionieren, Schützen an den Mg und Kanonieren der Haubitz-Batterie[2].
Die Taktik und Tradition der Sturm-Bataillone
Anders als der Auftrag der normalen Infanterie, nacheinander im Sturm und Grabenkampf ganze feindliche Abschnitte einzunehmen, bestand die Taktik der Sturmtruppen darin, im Anschluß an einen kurzen, vorbereitenden Feuerschlag der Artillerie eine vorher aufgeklärte Schwachstelle der gegnerischen Stellung zu durchstoßen und größere Widerstandsnester zu umgehen. Während die noch stark verteidigten Abschnitte von der nachfolgenden Infanterie bekämpft wurden, drangen die Sturmtruppen gleichzeitig weiter ins gegnerische Hinterland vor, stifteten dort Verwirrung, behinderten den gegnerischen Nachschub und störten die Versuche eines koordinierten Gegenstoßes.
Im Grunde handelte es sich dabei um genau die gleiche Taktik, die sich später im Zweiten Weltkrieg – in größerem Maßstab und auf modernere Waffen wie Panzer und Stukas gestützt – als „Blitzkrieg“ wiederfand.
Sturm-Bataillone im Ersten Weltkrieg
Einheit | Aufstellung am, durch |
---|---|
Sturm-Bataillon Nr. 1 | 4. Dezember 1916, A. O. K. 1 |
Sturm-Bataillon Nr. 2 | 23. Dezember 1916, A. O. K. 3 |
Sturm-(Jäger)Bataillon Nr. 3 | 8. Juli 1916, A. O. K. 3 |
Sturm-Bataillon Nr. 4 | 9. Dezember 1916, A. O. K. 4 |
Sturm-Bataillon Nr. 5 (Rohr)[3] | 11. März 1916, Armee-Abteilung Gaede |
Sturm-Bataillon Nr. 6 (Bayer.) | 4. Dezember 1916, A. O. K. 6 |
Sturm-Bataillon Nr. 7 | 4. Dezember 1916, A. O. K. 7 |
Sturm-Bataillon Nr. 8 | 28. Dezember 1916, A. O. K. der Südarmee |
Sturm-Bataillon Nr. 9 | 18. Dezember 1916, A. O. K. 9 |
Sturm-Bataillon Nr. 10 | 28. Dezember 1916, A. O. K. der Heeresgruppe Eichhorn |
Sturm-Bataillon Nr. 11 | 28. Dezember 1916, A. O. K. der Heeresgruppe Linsingen |
Sturm-Bataillon Nr. 12 | 28. Dezember 1916, A. O. K. der Heeresgruppe Woyrsch |
Sturm-Kompanie Nr. 13 | 28. Dezember 1916, 26. März 1918 Übertritt zum Sturmbataillon 12, Generalkommando I. A. K. |
Sturm-Bataillon Nr. 14 | 23. Dezember 1917, Armee-Abteilung Strantz |
Sturm-Bataillon Nr. 15 (Bayer.) | 23. Dezember 1916, Armee-Abteilung A |
Sturm-Bataillon Nr. 16 | 23. Dezember 1916, Armee-Abteilung B |
Sturm-Bataillon Nr. 17 | 19. Januar 1917, Heeresfront-Kommando Erzherzog Karl |
Sturm-Kompanie Nr. 18 ab 22. August 1918 Sturm-Bataillon Nr. 18 |
7. August 1917, A. O. K. der Heeresgruppe Eichhorn, später A. O. K. 8 |
Sturm-Bataillone im Zweiten Weltkrieg
Namensverbände
- Sturm-Bataillon „Eisen “
- Sturm-Bataillon „Heeresgruppe E“
- Sturm-Bataillon „Armee-Abteilung Kempf“
- Sturm-Bataillon „Kurland“
- Sturm-Bataillon „Linke“
- Sturm-Bataillon „Losse“
- Sturm-Bataillon „Narwa“
- Sturm-Bataillon „AOK Norwegen“
- Sturm-Bataillon „Oberbefehlshaber Südwest“
- Sturm-Bataillon „Armeegruppe Wöhler“
Nummernverbände
- Sturm-Bataillon AOK 1
- Sturm-Bataillon PAOK 1
- Sturm-Bataillon AOK 2
- Sturm-Bataillon PAOK 2
- Sturm-Bataillon PAOK 3
- Sturm-Bataillon AOK 4
- Sturm-Bataillon PAOK 5
- Sturm-Bataillon AOK 6
- Sturm-Bataillon AOK 7
- Sturm-Bataillon AOK 8
- Sturm-Bataillon AOK 9
- Sturm-Bataillon AOK 11
- Sturm-Bataillon AOK 15
- Sturm-Bataillon AOK 16
- Sturm-Bataillon AOK 17
- Sturm-Bataillon AOK 18
- Sturm-Bataillon AOK 19
- Sturm-Bataillon XX
- Sturm-Bataillon AOK 25
- Sturm-Bataillon 72
- Divisions-Sturm-Bataillon 78
- Sturm-Bataillon 186
- Sturm-Bataillon 393
- Sturm-Bataillon 395
Siehe auch
- Frithjof Elmo Porsch: Angehöriger des SS-Sturm-Bataillons 500
- Landsturm
- Bewertung der Armeen
- Sturmgruppe
Literatur
- Werner Lacoste: Deutsche Sturmbataillone 1915-1918: Der Kaiserstuhl und das Markgräflerland als Geburtsstätte und Standort deutscher Sturmbataillone des Ersten Weltkrieges[5]