Tokio · Rom · Berlin
Tokio · Rom · Berlin ist ein Gemeinschaftstonträger der Musikgruppen Via Dolorosa, Reek of the Unzen Gas Fumes und der deutschen Musikgruppe Massenvernichtung. Es erschien im Januar 2017 als Vinyl-LP unter Darker-Than-Black-Records in einer limitierten Stückzahl von 300 Exemplaren. Das Mastering übernahm Kark-Mastering.
Inhaltsverzeichnis
Titel und Spielzeit
- Massenvernichtung: Les Préludes 02:27
- Massenvernichtung: Völkerwanderung 02:38
- Massenvernichtung: Dolchstoß 03:36
- Massenvernichtung: Der Untergang des Abendlandes 04:00
- Massenvernichtung: Eleonora 04:12
- Reek of the Unzen Gas Fumes: Philopon and new Nambu 1:35
- Reek of the Unzen Gas Fumes: Verminous Uprising re-recorded 3:39
- Reek of the Unzen Gas Fumes: Sakura Toge 1:46
- Via Dolorosa: Sankara 4:50
- Via Dolorosa Satki: Sakama 5:14
Gesamtspielzeit: 33:38
Vorgeschichte
2016 arbeiteten die aus Italien, Japan und Deutschland stammenden Gruppen an insgesamt 10 Liedern. Massenvernichtung ist mit jeweils fünf Liedern auf der A-, die zwei anderen Gruppen mit insgesamt fünf Liedern auf der B-Seite vertreten. Der Kontakt der Gruppen ist über die Plattenfirma zustande gekommen, die ein Konzeptalbum über das Thema der Achsenmächte des Zweiten Weltkrieges produzieren wollte. Die drei Musikgruppen stehen symbolisch für den Dreimächtepakt, bestehend aus Italien, Japan und dem Deutschen Reich. Die LP trägt somit den Namen „Tokio · Rom · Berlin“.
Die Lieder
Die fünf Lieder von Massenvernichtung bestehen aus einer Stilmischung aus Black- und Death Metal. Die beigesteuerten Lieder von „Reek of the Unzen Gas Fumes“ präsentieren sich als schnell gespielter Black Metal mit Industrial-Einflüssen, vergleichbar mit den Norwegern von „Mysticum“. „Via Dolorosa“ spielen typischen Black Metal.
Inhaltlich beschäftigt sich Massenvernichtung in ihren fünf beigesteuerten Liedern allerdings nicht mit der Rolle des Dreimächtepaktes im Zweiten Weltkrieg. Auch okkulte Themen treten weitestgehend in den Hintergrund. Die Musikgruppe entschied sich für eine politische Auseinandersetzung mit der illegalen Masseneinwanderung des Jahres 2015 und den aktuellen weltpolitischen Ereignissen. Der historische Kontext der Lieder ist ebenfalls nicht auf das Thema der Achsenmächte beschränkt, sondern umfaßt die gesamteuropäische Geschichte.
Das erste Lied der A-Seite ist ein Keyboard-Stück, welches mit synthetischen Trommelwirbeln und diversen Reden – u. a. von Angela Merkel vor der Knesset – in Israel unterlegt ist. Das zweite Stück „Völkerwanderung“ behandelt die anhaltende „Flüchtlingskrise“ und weist musikalisch Trash-Metal-Einflüsse auf. In den Kehrreim sind Worte Otto Ernst Remers eingearbeitet. Das dritte Lied „Dolchstoß“ macht auf die gesamteuropäische Situation in Europa aufmerksam. Paradoxerweise wurde der Kehrreim dem kommunistischen Lied „Dolchstoß-Legende“ aus den 1920er Jahren von Julian Arendt entlehnt und auf die heutige Situation umgemünzt. „Der Untergang des Abendlandes“ ist eine langsamere Metal-Ballade mit teils klarem Gesang und schildert den Werdegang der europäischen Völker und Kulturen im Laufe der Jahrhunderte und mündet in der Schilderung der Terroranschläge in Paris 2015. Am Ende des Liedes geht Massenvernichtung auf den Wahlspruch der Französischen Republik ein: „Dem Deutschen Volk gebührt die Brüderlichkeit und nicht die Gleichheit einer Minderheit.“ Das letzte Lied auf der A-Seite „Eleonora“ behandelt die Geschichte von Eleonora Prochaska, welche während der Befreiungskriege – als Mann verkleidet – den Soldatentod auf dem Schlachtfeld bei den Lützowschen Jägern fand. Diese historische Begebenheit ist mit der gleichnamigen Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe eingewebt, die nach dem Tod dem treulosen Liebhaber erscheint. In dem Lied von Massenvernichtung hingegen erscheint Eleonora Prochaska dem treulosen Volk als blutsaugende Wiedergängerin.
Optische Gestaltung
Die LP ist aufwändig mit einem Aufklappumschlag produziert, auf dessen Innenseite eine Landkarte mit den Schlachten des Zweiten Weltkrieges abgebildet ist. Geschmückt wird diese durch Devotionalien des Dreimächtepaktes. Auf der Hülle prangt jeweils ein Portrait einer politischen Person, die stellvertretend für das Land mit dem jeweiligen Gruppenlogo steht. Links unter dem Logo von „Reek of the Unzen Gas Fumes“ sieht man den japanischen nationalistischen Schriftsteller Mishima Yukio, der vor allem durch seinen gescheiterten Putschversuch im Jahre 1970 und dem einhergehenden Seppuku bekannt wurde. In der Mitte ist Benito Mussolini unter dem Logo von „Via Dolorosa“ abgebildet. Ganz rechts steht Jochen Peiper✠ symbolisch für das Deutsche Reich unter dem Logo von Massenvernichtung. Jochen Peiper hat sich als Panzerkommandant der Leibstandarte im Zweiten Weltkrieg einen Namen gemacht. Nach dem Krieg war Peiper als Beschuldigter im Malmedy-Prozeß von einem alliierten Militärtribunal erst zum Tode, dann zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach vorzeitiger Haftentlassung wurde er 1976 in seinem Privathaus in Frankreich von Kommunisten ermordet.
Massenvernichtung entschied sich im Gegensatz zu den eher dezent gehaltenen Deckblättern vergangener Veröffentlichung für dieses martialische Deckblatt, weil es am eindrucksvollsten die Schicksale dieser drei Stellvertreter der Achsenmächte präsentiert, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung in den Tod gingen. Erstmalig wurde auf dieser Veröffentlichung das neue Logo von Massenvernichtung verwendet. Im Gegensatz zum alten Logo ist der Schriftzug nicht mehr schlicht und stilisiert, sondern nach alter Black-Metal-Manier verschnörkelt. Umrahmt wird das neue Logo von einem Totenkopf und Fledermausschwingen.