Freikorps Lützow (Befreiungskriege)

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Major von Lützow und Theodor Körner führen die „Schwarzen Jäger“ oder „Schwarze Gesellen“ der preußisch-deutschen Landwehr in die Schlacht gegen den französischen Besatzer.

Das Freikorps „Lützow“ bzw. „von Lützow“ oder auch das Lützow’sche Freikorps (offiziell: Königlich Preußisches Freikorps „von Lützow“) war eine Freiwilligeneinheit der Preußischen Armee in den Befreiungskriegen. Das Freikorps der „Lützower Jäger“, die „Schaar der Rache“, wurde von Major Freiherr von Lützow kommandiert. Grundlage des Freikorps war die Allerhöchste Kabinetts-Order (A.K.O.) des Königs von Preußen vom 31. Januar 1813 über die Aufstellung freiwilliger Jägerdetachements, die am 3. Februar 1813 in Breslau veröffentlicht wurde.

Geschichte

„Vor dem Auszug der Lützower Jäger“ von Rudolf Eichstaedt, um 1907/08; im Hintergrund abgebildet sind Adolf von Lützow (im grauen Militärmantel), Friedrich Friesen, der Mitbegründer der deutschen Turnkunst, Burschenschafter und Pädagoge (links neben Lützow), Turnvater Jahn (rechts neben Lützow) und Theodor Körner rechts neben Friedrich Ludwig Jahn.
Leutnant Friedrich Friesen (stehend), Theodor Körner (sitzend, Mitte) und Jurastudent Heinrich Hartmann als Angehörige der Lützowschen Freischar jenseits dem Schlachtenlärm auf Vorposten in einem stillen Eichenwald. Alle drei fielen bei der Deutschen Erhebung. (Gemälde von Georg Friedrich Kersting, 1815)
„Nach dem Abschluß des Waffenstillstandes von Pleißwitz (am 4. Junius 1813) führte bekanntlich der würtembergische General Graf v. Normann-Ehrenfels – der Name lebt für immer gebrandmarkt in der Geschichte fort – bei Kitzen unweit Leipzig den Racheplan des französischen Kaisers zur Vernichtung der Lützow’schen Reiterschaar aus. Dem Mann von deutschem Adel gelang im Dienste der gemeinsten Hinterlist und des schändlichsten Verraths ein für immer entehrender Sieg; die tapfere Schaar, die, auf den Waffenstillstand und die friedlichen Versicherungen des französischen Befehlshabers bauend, die Klingen in der Scheide, auf dem geraden Wege zu ihrem Hauptcorps begriffen war, wurde fast aufgerieben. Körner erhielt bei diesem Ueberfall als Lützow’s Adjutant und Parlamentär die erste Wunde, indem der Officier an der Spitze der Hauptcolonne der Gegner dem deutschen Parlamentär, statt der Antwort auf die Frage über die Bedeutung der feindlichen Bewegung, einen Hieb über den Kopf versetzte. Der schwer Verwundete fand erst in Leipzig, dann in Karlsbad und Berlin Heilung und Genesung. Während dieser Zeit hatte Lützow frische Kräfte an sich gezogen; so fand Körner seine schwarzen Reiter am rechten Elbufer oberhalb Hamburg wieder und ward wie ein aus der Unterwelt Zurückgekehrter von ihnen begrüßt.
Mit dem gesammten Lützow’schen Corps war indeß eine große Wandelung in seiner äußern Stellung vorgegangen. Der König von Preußen hatte während des Waffenstillstandes die Selbstständigkeit des Corps aufgehoben und es der unter dem Kronprinzen von Schweden stehenden Nordarmee zugetheilt, und zwar dem äußersten Flügel derselben unter Wallmoden. Dieser General stand dem auf Hamburg basirten Davoust gegenüber und wies das Corps schließlich dem Befehle Tettenborn’s zu, der es mit seinen 1350 Kosaken zu einem ‚Freikörper‘ vereinigte. Als nach dem Ablaufe des Waffenstillstandes Davoust über Wittenberg nach Schwerin vorzudringen suchte, hielt sich Wallmoden ihm rechts zur Seite, bis der Kronprinz von Schweden ihm zur Verstärkung seiner rechten Flanke seine Stellung in Brandenburg an der Havel anwies. In Mecklenburg blieb gegen Davoust nur die Abtheilung Tettenborn und die Division Vegesak mit den Lützowern. Um dem Feinde diese Schwäche an Streitkraft zu verbergen, sollte derselbe durch alle mögliche Beunruhigung irre gemacht werden. Das war die Aufgabe Lützow’s, und sie veranlaßte seine Schaar zu den verschiedenartigsten und kühnsten Streifereien und führte das ‚lustige Reiterleben‘ herbei, das Körner so herrlich besungen hat.“[1]

Gliederung und Stärke

Als Königlich Preußisches Freikorps 1813

Anfänglich 1.000 Mann, dann 1.500, nach schweren Kämpfen im Juni 1813 rund 800 Mann:

Als preußisches Korps 1814

Die Lützower, bei der Schlacht an der Göhrde unter der Russisch-Deutschen Legion im Korps „Wallmodens“, hatten zeitweise eine Stärke von über 3.500 Mann, die sich 1814 wie folgt zusammensetzten:

  • Die Infanterie (insgesamt rund 2.900 Mann) gliederte sich in drei Bataillone zu je vier Musketierkompanien und einem Jägerdetachment. Beim 2. Bataillon gab es statt der 3. Musketierkompanie eine starke Tiroler Schützenkompanie.
  • Die Kavallerie (insgesamt rund 600 Mann) gliederte sich in fünf Eskadronen, die mehrheitlich als Ulanen ausgestattet waren, während die 4. und 5. Eskadron Husaren waren. Die 2. Eskadron war anfänglich als Jäger zu Pferde organisiert.
  • Die Artillerie (insgesamt rund 120 Mann) bestand aus je einer schwachen Batterie zu Fuß und zu Pferde.

Deutscher Freiheitskampf

Von den Freikorps der Befreiungskriege gegen den Eindringling Napoleon Bonaparte genoß besonders das des preußischen Majors Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow (1782–1834) großes Ansehen.

„Das Lützow’sche Freikorps wurde nicht durch seine Teilnahme an bedeutenden Schlachten berühmt, sondern durch seine Mitstreiter, die den intelligenten, künstlerisch begabten und fortschrittlichen Teil der Bevölkerung der Nord- und Mitteldeutschen Länder in sich vereinigte. Das Korps, im Sinne des großen Militärreformers Scharnhorst (ein Volk in Waffen) entstanden, gab dieser Bevölkerungsschicht die Möglichkeit gegen Napoleon zu kämpfen.“[2]

Es wurde im Frühjahr 1813 in Breslau aufgestellt und bestand aus Freiwilligen vieler deutscher Staaten, umfaßte alle Berufsgruppen und Stände. Berühmte Angehörige des Freikorps waren u. a. Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, der Sänger der Befreiungskriege Theodor Körner und als bekannteste Person das Heldenmädchen Eleonore Prohaska. Seit seiner Aufstellung führte das Freikorps einen wirksamen Hinterlandskrieg in Thüringen und im Vogtland gegen die französischen Truppen.

Eine Besonderheit unterschied dieses Korps von allen anderen Einheiten. Jeder Freiwillige mußte sich Bewaffnung, Uniform und eventuell Pferd selbst kaufen und ins Korps mit einbringen. So kamen farbliche Unterschiede zustande, worauf man sich zu einer einheitlichen Farbgebung entschloß: der Waffenrock schwarz, die Aufschläge rot und die Uniformknöpfe goldfarben.[3] Zudem wurde dieses Korps nicht auf den preußischen König, sondern auf das deutsche Vaterland vereidigt.

„Major von Lützow (Korpsführer), Major von Helden-Sarnowski und Major von Petersdorff (Führung Infanterie) knüpften eine Bedingung für die Uniformierung an ihre Offerten zur Errichtung der Freikorps: Ihre Truppe sollten ‚außer der Linie gebracht werden und schwarze Montierung tragen dürfen, weil nur bei dieser Farbe die schon vorhandenen Kleidungsstücke durch Färben benutzt werden können‘. Die ersten Uniformen waren teils von den Engländern und Preußen, die immer dann, wenn es möglich war, schwarz eingefärbt wurden. Um den damals herrschenden Mangel an Uniformen zu beheben, wurden somit häufig private Kleidungsstücke oder Beuteuniformen schwarz gefärbt, so dass diese teilweise sogar nur schwarz waren. Ansonsten sollten die Uniformen aus einer kurzen Litewka, hinten mit Falten ohne Schlitz, bestehend aus schwarzem Tuch, vorne zwei Reihen mit acht gelben Knöpfen und einem schwarzen Stehkragen bestehen. Die Aufschläge sowie die vordere Kante sollten rote Vorstöße haben. Die Qualität des Materials (auch die Bewaffnung, die oftmals nur aus selbst geschmiedeten Säbeln und Pieken bestand) ließ natürlich oft zu wünschen übrig, denn jeder Freiwillige mußte seine Uniformierung selbst finanzieren. Major von Lützow nahm aber nicht nur Preußen in sein Freikorps auf, sondern auch viele Bürger anderer deutscher Staaten, vor allem die der Rheinbundstaaten, die eigentlich französische Untertanen waren.“[4]

Der Grundgedanke der Korpsführung war ein Kampf zur Errichtung eines einheitlichen Deutschlands, was auf starke Ablehnung im preußischen Generalstab stieß. Als im Sommer 1813 ein Waffenstillstand zwischen den preußischen und französischen Truppen ausgehandelt wurde, erfuhr das Korps, das sich bei Eintritt des Waffenstillstandes noch hinter der Demarkationslinie befand, (offensichtlich beabsichtigt) zu spät davon.

Somit kam es am 17. Juni 1813 zum Überfall auf das Korps im Gefecht bei Kitzen (Leipzig), bei dem die Massen des Korps aufgerieben wurden. Nach seiner Auffrischung und Verstärkung verlor das Freikorps seine Handlungsfreiheit und Selbständigkeit. Die Unterstellung unter preußischen Oberbefehl wurde bewußt angeordnet, um eine Weiterverbreitung eines Nationalgedankens in der Armee weitestgehend zu unterbinden.

Nach Streifzügen in Sachsen (insbesondere im Vogtland), Thüringen und Bayern kämpfte sich die Truppe im Herbstfeldzug 1813 die Elbe flußabwärts und eroberte Bremen. Später kämpfte sie in Westfalen, Schleswig-Holstein und am Rhein. Die Lützower kämpften im Herbst 1813 bei der Schlacht an der Göhrde unter Generalleutnant von Wallmoden und danach unter preußischem Kommando im mecklenburgischen Raum. Ab November 1813 erfolgte die schrittweise Überführung der einzelnen Korpsbestandteile in die preußische Armee. Nach Ende der Befreiungskriege wurde das Freikorps endgültig aufgelöst, aus dem Rest des Freikorps wurden 1814 das „von Lützowsche“ Infanterie-Regiment (später 25. Infanterie-Regiment), das „von Lützowsche“ Kavallerie-Regiment (später 6. Ulanen-Regiment) und 1815 das 9. Husaren-Regiment gebildet.

Der Anfang eines Nationalheeres wurde zerschlagen, aber der Gedanke war nicht auszulöschen, wie die spätere Gründung der Urburschenschaft durch Schwarze Jäger bewiesen hat.

Siebter Koalitionskrieg

Als Napoleon im März 1815 aus der Verbannung flüchtete, wurden auch diese beiden ehemals Lützower Regimenter für den Sommerfeldzug wieder mobilisiert. Von Lützow selbst wurde als Kommandeur des Ulanen-Regiments in der Schlacht von Ligny am 16. Juni 1815 schwer verwundet und gefangengenommen, Friedrich von Petersdorff übernahm die Führung. Beide Regimenter nahmen an der Schlacht bei Belle Alliance am 18. Juni 1815 teil, die zur endgültigen Niederlage Napoleons führte.

Weiteres

Bekannte Angehörige

Dem Freikorps gehörten unter anderem so bekannte Persönlichkeiten wie Theodor Körner, Friedrich Ludwig Jahn, Friedrich Friesen, Friedrich Wilhelm August Fröbel, Philipp Veit und Joseph Freiherr von Eichendorff an.

Deutsche Heldinnen

Mit Eleonore Prochaska (Tarnname: Jäger August Renz) und Anna Lühring hatten sich heimlich auch zwei noch namentlich bekannte Frauen in den Dienst der Schwarzen Jäger eingeschlichen. Es wird vermutet, daß insgesamt etwa 20 heldenhafte Frauen im Lützow’schen Freicorps dienten.

Verehrung

Besungen wurden die Heldentaten des „Lützower Freikorps“ in dem bekannten Lied „Lützows wilde Jagd“ mit dem Text von Theodor Körner und der Musik von Carl Maria von Weber, aber auch in Ernst Moritz ArndtsKlage um drei junge Helden“. Die Farben der Lützow’schen Uniform (schwarzer Stoff, roter Kragen und goldene Knöpfe) flossen in die Farbgebung der Nationalflagge Deutschlands ein (siehe dazu Schwarz-Rot-Gold).

Auch der Totenkopf der schwarzen Mütze sollte noch bis 1945 den Kampfes- und Wagemut deutscher Truppen symbolisieren.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Ferdinand Stolle: Theodor Körner’s Tod und Todesstätte, in: „Die Gartenlaube“, Heft 50, 1861, S. 789–791
  2. Fritz von Jagwitz: Geschichte des Lützowschen Freikorps, Berlin 1892
  3. Die Uniformen waren grundsätzlich schwarz. Dies rührte daher, daß Schwarz der einzige Farbton war, der sich durch Einfärbung der in den Armeedepots und auf dem Markt vorhandenen unterschiedlichen Tuchvorräte herstellen ließ. Dazu kam Rot als Abzeichenfarbe der Vorstöße und goldfarbene Messingknöpfe. Musketiere, Artillerie und Ulanen trugen Litewkas, Husaren Dolman und Mente, eine mit Pelz verzierte Jacke, während die Schützen eine am österreichischen Vorbild orientierte hechtgraue Uniform mit hellgrünen Abzeichen trugen. Allgemein wurden Tschakos (militärische Kopfbedeckung von zylindrischer oder konischer Form) getragen, nur die Schützen hatten österreichische Jägerhüte. Die Lanzenfähnchen der Ulanen waren Schwarz-Rot. Die schwarzen Uniformen wurden nach der Übernahme in die Linientruppen zunächst weitergetragen und erst nach Waterloo durch vorschriftsmäßige preußischblaue ersetzt.
  4. Darstellergruppe „Lützower Jäger“