Peiper, Joachim

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Joachim „Jochen“ Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detlef Peiper (Lebensrune.png 30. Januar 1915 in Berlin-Wilmersdorf; Todesrune.png ermordet 13. Juli 1976 in Traves, Frankreich) war ein deutscher Offizier der Waffen-SS, zuletzt SS-Standartenführer, Ritterkreuzträger der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ im Zweiten Weltkrieg und im Malmedy-Prozeß Opfer der politischen Justiz. Er unterhielt persönliche Beziehungen zu Heinrich Himmler. Für viele seiner Kameraden und für die Vaterländischen Deutschlands gilt Peiper, der kämpfend unterging, als „der letzte Gefallene der Leibstandarte“.

Joachim Peiper (1915–1976)

Leben

Joachim Peiper mit seinem Vater Woldemar Peiper (1878–1960) und seinem Bruder Horst Peiper (1912–1941) zum Julfest, Berlin 1939

Jugend

Das Ritterkreuz für Sturmbannführer Peiper.

Joachim Peiper, der von seinen Eltern „Achim“,[1] ansonsten von allen „Jochen“ gerufen wurde, wurde am 30. Januar 1915 als Sohn einer protestantischen Offiziersfamilie in Berlin-Wilmersdorf in der elterlichen Wohnung geboren. Sein Vater war Woldemar Peiper, seine Mutter Charlotte Marie, geb. Schwartz (1879–1949). 1926 trat er dem Deutschen Pfadfinderbund bei, zu dem auch sein Bruder Horst gehörte (seit Oktober 1927). Bald leitete er eine Gruppe. Die Gebrüder Peiper (allerdings ohne den ältesten Bruder, der seinen eigenen Weg ging) verbrachten ihre Freizeit in Pfadfinderheimen, beim Reiten und beim Segeln (Wannsee und Schlachtensee). Ihr wohlhabender Vater hatte den Söhnen einen kleinen Motorsegler geschenkt. Später soll Peipers Pfadfindergruppe im Jungvolk aufgegangen sein, wo er Jungzugführer geworden sein soll. Neben dem Pfadfinderbund gehörte Jochen auch als Gruppenführer dem Großdeutschen Jugendbund an. Im Frühjahr 1933 trat er in die Hitlerjugend ein.

Traum vom Soldatsein

Früh faßte er den Entschluß, Soldat und Offizier zu werden. Weihnachten 1934 verließ Peiper die Goethe-Oberrealschule und widmete sich seiner soldatischen Laufbahn.

Als Schüler hatte er sich speziell als begabter Fremdsprachler erwiesen und beherrschte das Französische sowie das Englische praktisch akzentlos. Das einzige, was ihn „verriet“, war, daß er Französisch zu schnell sprach. Wie damals üblich hatte er nicht nur die Sprache unserer Nachbarn gelernt, sondern hatte sich auch der Kultur Frankreichs gewidmet. Französische Literatur, Malerei, Philosophie, Gastronomie usw. waren ein Teil seines Ganzen geworden. Joachim Peiper soll frankophil gewesen sein, einer, der die französische Kultur ehrte. Er war und blieb ein Deutscher durch und durch, aber eben einer, dessen Weltanschauung vom Kosmopolitischen beeinflußt war. Er war anderen Völkern und Kulturen gegenüber ein offener Mann und niemals extrem oder überheblich, obwohl er dessen manchmal beschuldigt wurde. Sogar General der Waffen-SS Sepp Dietrich (unter welchem er gegen Ende des Kriegs diente) beklagte sich über Peipers angebliche Arroganz. Daß manche den Eindruck hatten, er sei arrogant, basierte darauf, daß Peiper in absolut jeder Hinsicht – intellektuell, kulturell und physisch – er hatte die Ausstrahlung sowie das Aussehen eines Filmhelden – ein überlegener Mann war. Er wurde eben seines selbstsicheren Auftretens, das zuhauf mit Arroganz verwechselt wurde, seiner Fähigkeiten, seiner Zivilcourage und seines hervorragenden Aussehens wegen beneidet.

Es half auch nicht, daß er, ein apolitischer Mann, sich weigerte, der Partei beizutreten. Damals war es ein absolutes „Muß“ für alle Angehörigen der SS, auch Parteimitglied zu sein. Aber was für die Mehrzahl eine Gegebenheit war, war für einen Mann wie Peiper bedeutungslos. Deutsch zu sein und deutsche Werte zu personifizieren war für ihn die Hauptsache. Und deutsch war er im allerbesten Sinne des Wortes, niemals zweifelnd, immer tapfer, immer seine Leute inspirierend, ein deutscher Führer á la Götz von Berlichingen oder Marschall Blücher, Männer, bei denen der Individualismus ebenfalls sehr ausgeprägt war. Kurz gesagt, er war ein überlegener Offizier in der besten Preußischen Tradition. Der Liedermacher André Lüders verfaßte später das Lied „Mann der Front“ über ihn.

Leibstandarte

Mit 19 Jahren trat er am 16. Oktober 1933 als Freiwilliger in die Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ ein und absolvierte, u. a. mit Herbert Kuhlmann, den 2. SS-Führeranwärter-Lehrgang (2. Friedens-Junker-Lehrgang) an der SS-Führerschule in Braunschweig (Voll-Lehrgang) vom 24. April 1935 bis 31. Januar 1936. Ein Teil seiner Beurteilung, welche hier wiedergegeben werden soll, sagt bereits viel über den SS-Führer Peiper aus:

„Sehr gut vor der Front und im Hörsaal. Sehr gute Begabungen und Leistungen. Sehr fleißig und gutes Beurteilungsvermögen.
Hart gegen sich und andere. Geborener Soldat. Trotz seiner Jugend völlige Reife. Verantwortungsbewußt. Einsatzbereiter Kamerad und guter Charakter.
Geeignet zum Führer.“

Adjutant beim Reichsführer

1938 wurde er zum Adjutanten des Reichsführers-SS Heinrich Himmler ernannt. Bei Ausbruch des Krieges aber beantragte er den Frontdienst und rückte wieder zur SS-Leibstandarte ein.

Zweiter Weltkrieg

SS-Sturmbannführer Jochen Peiper in Platanen- oder Palmenmuster an der Ostfront
Schloß van Sint-Joris-ten-Distel in der Gemeinde Beernem (Flandern), Hauptquartier von Joachim Peiper im Juni 1944; hier ließ Peiper fünf seiner Männer erschießen, die Lebensmittel von belgischen Zivilisten gestohlen hatte. Unehrenhaftigkeit seiner Soldaten duldete er nicht. Wenige Tage nach der Kriegstrauung von Werner Wolff wurde das Regiment an die Kriegsfront und in den Kessel von Falaise geworfen.

Dort befehligte er deren 10. Kompanie in Polen (Polenfeldzug), Holland, Belgien und Frankreich (Westfeldzug 1940). Im Jahre 1941 kämpfte er in der Sowjetunion als Kommandeur des III. Bataillons des SS-Panzergrenadier-Regimentes 2 „LSSAH“, sein Adjutant war Ritterkreuzträger Werner Wolff. Er entsetzte die 320. Infanteriedivision des Generalmajors Postel, welche bei Charkow eingekesselt war. Am 19. März 1943 nahm er Bielgorod ein. Im August 1943 war er nach der feindlichen Invasion auf Sizilien in Oberitalien eingesetzt, im September beteiligte er sich an den Kämpfen gegen das abgefallene Italien und schließlich gegen die vermehrt auftretenden italienischen Banden. Im November desselben Jahres (nach dem Tod von Georg Schönberger wurde er Kommandeur des SS-Panzer-Regiments 1 „LSSAH“), wieder an der Ostfront, kämpfte er in Schitomir und durchbrach mit der 1. Armee den Kessel bei Kamenez-Podolsk.

Deutsche Westfront

Nach der Invasion der Feindmächte im Juni 1944 bestritt er die harten und verlustreichen Kämpfe im Kessel von Falaise, wo er einen leichten Herzinfarkt erlitt. Ab Oktober 1944 verteidigte er das Reich am Westwall.

Im Zuge des Unternehmens „Wacht am Rhein“, auch bekannt als Ardennen- bzw. Rundstedtoffensive, welche am 16. Dezember 1944 begann, stand er an der Spitze des SS-Panzer-Regimentes 1 (Kampfgruppe „Peiper“) der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“. Diese kam im Verband des I. SS-Panzer-Korps „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ der 6. SS-Panzer-Armee unter dem Kommando von Sepp Dietrich zum Einsatz.

Peipers dynamisch vorgetragener Angriff erfolgte bis La Gleize bei Stavelot, wo er jedoch von eigenen Truppen abgeschnitten und eingekesselt wurde. Ihm und seiner Mannschaft gelang jedoch in eisiger Kälte der Ausbruch, und sie konnten sich zu Fuß und unter Zurücklassung des Kriegsmaterials zu den eigenen Linien retten.

Nach Abbruch der Ardennenoffensive bis zum Kriegsende kämpfte er weiterhin stets unter dem Kommando Sepp Dietrichs, zuletzt wieder gegen die Sowjets, so in Westungarn, wo sein Untergebener und geschätzter Kamerad SS-Obersturmführer Werner Wolff fiel.

Kampfgruppen „Peiper“ und „Hansen“ in der Ardennen-Offensive 1944

Endkampf

Die Obersturmbannführer der Waffen-SS Joachim Peiper (links) und Martin Groß in Ungarn am Gran-Brückenkopf im Februar 1945 beim Unternehmen „Südwind“.

Am 30. März 1945 überschritt Peipers Panzergruppe bei Ödenburg die Reichsgrenze. Diese sammelte sich im Raum ostwärts von Wiener Neustadt, um sich schließlich südlich von Wien, dann westlich der Donau bei Wien dem Angriff der Sowjets entgegenzuwerfen.

Nach dem Fall von Wien und St. Pölten verteidigte sich Peipers Kampfgruppe weiter im Alpenvorland, von wo sich die Leibstandarte nach dem Tode Adolf Hitlers nach Westen absetzte. Peiper sprach noch einmal zu seinen Männern und befahl als Treffpunkt die Stadt Steyr westlich der Enns. Als Peiper nach Überschreitung einer Ennsbrücke am 8. Mai 1945 den Großteil seiner Truppen in Sicherheit wußte, entließ er seine Soldaten und machte sich auf den Heimweg nach Rottach zu seiner Familie.

Gerichtsverfahren

Nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde dieser tadellose Soldat eingesperrt und gefoltert. Er wurde beschuldigt, während der Ardennenoffensive in Baugnez bei Malmedy die Erschießung amerikanischer Gefangener befohlen zu haben.

Der wahre Sachverhalt stellte sich jedoch so dar: Die durch die Kampfgruppe Peiper gefangengenommenen VS-Soldaten wurden auf eine Weide gebracht, um dort den Transport in die Kriegsgefangenschaft abzuwarten. Peiper ließ einige seiner Männer als Wachen zurück. Er selbst fuhr an der Spitze seiner Panzer weit vor den folgenden Verbänden nach Ligneuville. Als der Großteil der Kampfgruppe in Baugnez ankam, wurde gerastet und mit den zur Bewachung eingeteilten Kameraden geplaudert. Ein Spähwagen hatte eine Panne und wurde repariert.

Plötzlich bemerkte ein auf einem Panzer sitzender Soldat, daß einige der amerikanischen Gefangenen die Unachtsamkeit ihrer Bewacher ausnutzten und zur Flucht ansetzten. Er zog seine Pistole und gab ein paar Schüsse in deren Richtung ab, ohne jedoch jemanden zu treffen. Seine Schüsse verursachten Panik unter den Gefangenen, die in alle Richtungen auseinander liefen. Um die Flüchtenden aufzuhalten wurde seitens der Bewacher von den Maschinenpistolen Gebrauch gemacht, wobei 21 Amerikaner tödlich getroffen wurden.

Nach der Kapitulation wurden die Männer der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ aufgespürt und ins Lager Zuffenhausen gebracht. 400 kamen ins Gefängnis von Schwäbisch Hall bei Stuttgart. Peipers Truppe bestand aus überwiegend sehr jungen Soldaten; einer war 16, zwei waren 17, elf waren 18 und acht waren 19 Jahre alt. 22 der 72 Verurteilten waren somit unter 20 Jahre alt; alle wurden gefoltert, um den Amerikanern passende Geständnisse zu erzwingen. Peiper war ein Vorbild für seine Mannschaft; nicht zuletzt deshalb hielt sich die Truppe gut und es kam nicht zum Verrat. Die Männer wurden ins KL Dachau gebracht, dort wurden 72 der 74 Beschuldigten in einem Schauprozeß verurteilt. Einer beging Suizid, einer war Elsässer und wurde an ein französisches Gericht ausgeliefert. 43 – unter ihnen auch Peiper, der für die Taten seiner Mannschaft zur Verantwortung gezogen wurde – wurden zum Tode durch den Strang verurteilt, 22 zu lebenslanger Haft, acht zu 20, elf zu zehn Jahren Gefängnis. Der Prozeß wurde später wieder aufgenommen, und die Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt (→ Worte aus Landsberg). Nach 11 Jahren Haft wurde Joachim Peiper im Dezember 1956 als letzter seiner Kampfgruppe entlassen.

Neue Laufbahn

Im Januar 1957 fing er an, für Porsche in Frankfurt zu arbeiten. Die Gewerkschaft forderte seine Entlassung. Anschließend arbeitete er noch für VW in Stuttgart, jedoch wurde ihm dort ebenfalls wegen linker Hetze gekündigt. Damit erkannte er, daß er nicht länger in Deutschland bleiben konnte und zog mit seiner Familie nach Frankreich. Im Jahre 1940 hatte er während des Krieges die Gegend des Langresplateaus kennengelernt und sie schon damals schön und ruhig gefunden. Später konnte er dann einem französischen Kriegsgefangenen, einem deutschfreundlichen Nationalisten, helfen, der in Reutlingen bei Bekannten Peipers Zwangsarbeit in einer Garage leisten mußte (aufgrund einer Regelung zwischen Deutschland und Frankreich, daß für jeden freiwilligen Arbeiter, der nach Deutschland arbeiten ging, zwei Kriegsgefangene zurück nach Hause kommen durften). Auf Fürsprache Peipers durfte jener Mann, Gauthier, zu seiner Familie zurückkehren. Er hatte Peiper nicht vergessen, und als dieser im Jahre 1957 Deutschland verlassen mußte, war es Gauthier, der ihm half und ihm die Wassermühle von Traves verkaufte. Das Gebäude war aber in schlechtem Zustand, und Peiper hatte nicht die nötigen Mittel, die Mühle zu restaurieren. SS-Obersturmbannführer Erwin Ketelhut übernahm anschließend die Wassermühle, und Peiper ließ sich 1960 ein Häuschen als Feriensitz in Spannplate, hoch auf dem Saoneufer, bauen, versteckt im Busch, nicht zu erblicken von der Straße aus und einbruchgesichert. Sechzehn Jahre lang lebte er dort – trotz Drohungen und anonymer Anrufe – doch ziemlich ruhig. Peiper, der nun zwischen seiner Wohnung in Deutschland und dem Ferienhaus in Frankreich hin- und herpendelte, engagierte sich weiterhin schriftstellerisch, u. a. als Übersetzer, aber auch im Auftrag deutscher Autozeitschriften in Stuttgart unter dem Pseudonym „Rainer Buschmann“.

Gemeinsam mit Walter Harzer organisierte Peiper den militärhistorischen Arbeitskreis der HIAG, zu dem auch Sepp Dietrich und Paul Hausser gehörten. Die Gruppe analysierte u. a. Entscheidungsschlachten der Waffen-SS. Zu den Zuhörern der Referate gehörten auch Rudolf Lehmann und Otto Weidinger, die später die Verbandschroniken der Divisionen „Leibstandarte“ und „Das Reich“ erstellten.

Als der VS-amerikanische Autor und Militärhistoriker John Toland 1959 Peiper das Manuskript zu seinem Buch „Battle: The Story of the Bulge“ (Ardennen-Schlacht 1944) zusandte, mit der Bitte um Korrekturen und Ergänzungen, war Peiper teilweise von den haltlosen Anschuldigungen Tolands gegenüber der Waffen-SS während der Ardennenoffensive (insbesondere zu Malmedy) enttäuscht. Er schrieb ihm zurück und bat um Korrekturen, bestand jedoch nicht darauf, da er, wie er schrieb, es gewohnt war, der Sündenbock zu sein. Allerdings würde er bei einer Verleumdung seiner Untergebenen nicht stillhalten:

„Falls Sie mich attackieren, würde ich keinen Finger rühren. Falls Sie meine Männer attackieren – unfair und ungerecht – werden Sie mich auf den Barrikaden finden.“

John Toland hatte verstanden, er schrieb kurz darauf zurück, die gewünschten Korrekturen vorgenommen zu haben. Das Buch wurde verfilmt und kam 1966 in die Kinos als „Die letzte Schlacht“ mit Robert Shaw als fiktivem Oberst Hessler, der wiederum Peiper darstellen sollte.

Hetzjagd und Ermordung

Auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit brach Peiper seine Zelte in Deutschland ab und zog endgültig mit seiner Frau Sigurd (Sigi) 1972 nach Frankreich. Am 11. Juli 1976 kaufte er Draht für einen Hundezwinger in einem Laden in Vesoul, der Departementshauptstadt. Der Verkäufer, ein Elsässer, Paul Cacheux, Mitglied der kommunistischen Partei, erkannte an seinem Akzent, daß er Deutscher war und fragte ihn, ob er während des Krieges in Frankreich gewesen sei. Peiper bezahlte mit einem Scheck auf seinen Namen und seine Anschrift. Paul Cacheux schlug Peipers Namen auf der „braunen Liste" nach, worin alle gesuchten Deutschen verzeichnet waren. Er gab seine Daten der Résistance durch. Am 22. Juni 1976 schrieb die französische kommunistische Zeitung „L’Humanite“: „Was macht dieser Nazi in Frankreich?“. Gefordert wurde, Peiper zu zwingen, Frankreich zu verlassen. In Traves wurden Flugblätter, auf denen Peiper als Kriegsverbrecher und Nazi bezeichnet wurde, an Dorfbewohner verteilt. An Wände in Versoul schmierte man „Peiper, wir werden dir einen 14. Juli bereiten!“ (Der 14. Juli ist Frankreichs Nationalfeiertag.)

Am Morgen des 13. Juli schickte Peiper seine krebskranke Frau nach Deutschland. Er selbst wollte das Haus nicht verlassen, weil er erwartete, daß man es niederbrennen wollte. Sein Nachbar Erwin Ketelhut hatte vorgeschlagen, die Nacht auf der Wassermühle zu verbringen, aber Peiper lehnte ab. Er wollte auch nicht, daß Ketelhut bei ihm blieb, denn dieser hätte auf die Angreifer geschossen. „Nein“, sagte er, „Es ist schon genug getötet worden“. Jochen Peiper wartete auf der Dachterrasse seines Hauses, von dort aus konnte er den Saonefluß überwachen. Erwin Ketelhut hatte ihm sein Gewehr geliehen. Um 23.30 Uhr hörte er ein Geräusch im Gebüsch und erblickte ein Dutzend Männer, das steile Flußufer erklimmend. Er schoß in die Luft, um die besoffenen Kerle einzuschüchtern. Sie riefen ihm zu, nach draußen zu kommen. Er tat dies und öffnete die Tür, um mit ihnen zu reden.

Was danach vorfiel, können nur die Bluttäter selbst erzählen. Die Leiche des SS-Standartenführers Jochen Peiper war verkohlt und nur noch einen Meter lang, er hatte weder Hände noch Füße. Er starb um etwa 1.00 Uhr nachts. Das Haus war abgebrannt, das Dach eingestürzt. Was zwischen 23.30 und 1.00 Uhr geschehen ist, ob Peiper noch lebte, als er verstümmelt und verbrannt wurde, ist unklar.

Die französische Polizei, welche lange vor dem Mord verständigt worden war, verzögerte ihr Eintreffen am Tatort solange, bis die Kommunisten ihren Mord begangen hatten.

Man hatte Diesel auf den Boden geschüttet und mit einer Mischung aus Benzin und gebrauchtem Motoröl angezündet. Peiper lag in seinem Bett im Schlafzimmer, auf der linken Seite, den Rücken zur Mauer, einen Arm vor der Brust gebogen. Nichts war auf ihn gefallen. Er kam durch große Hitze um. Der Körper war nicht eingeäschert, sondern zusammengeschrumpft.

Erwin Ketelhut und die Franzosen, die ihn gekannt und geschätzt haben, waren der Meinung, daß dieser ritterliche Mann, der so vielen Gefahren getrotzt hatte, nicht auf solche Weise hätte umkommen müssen. Die Mörder waren mit ihrem Wagen über eine Weide bis ans Flußufer gefahren, wo zwei Barken bereit lagen. Damit hatten sie die Saone überquert und mußten daraufhin das steile Ufer durch Büsche hinaufklettern. Nach dem Mord liefen sie in die andere Richtung über die Weiden, vor dem Haus, zur Straße. Die Feuerwehr suchte im Fluß nach den fehlenden Körperteilen.

Untersuchungen

Die Untersuchungen der französischen Polizei dauerten sechs Monate. Die Kommunisten aus Vesoul und die Résistance-Mitglieder wurden verhört. Niemand wußte angeblich etwas. Anschließend kam der Fall zu den Akten. Niemand wurde je verhaftet oder bestraft. Die Gegend von Traves ist dünn besiedelt, es gibt im Schnitt 10 Einwohner pro Quadratkilometer. Jeder kennt dort jeden, und man weiß alles voneinander; die Täter sind der Bevölkerung bekannt, aber sie schweigt.

Familie

Jochen Peiper hatte zwei Brüder: Hans-Hasso (1910–1942) und SS-Hauptsturmführer Horst Peiper (1912–1941). Jochen heiratete am 29. Juni 1939 seine Verlobte Sigurd „Sigi“, geb. Hinrichsen (1912–1979), sie hatten drei Kinder.

Kinder

  • Elke (Lebensrune.png 7. Juli 1940; Sprachwissenschaftlerin und Professorin)
  • Hinrich (Lebensrune.png 14. April 1942; Jurist, u. a. bei der Dresdner Bank in Frankfurt am Main; ab 2003 „General Manager der New York Branches“ und damit unmittelbarer Ansprechpartner der Dresdner Bank für die VS-amerikanischen Aufsichtsbehörden)
  • Silke (Lebensrune.png 7. März 1944; Unternehmerin)

Beförderungen

Jochen Peiper nach seiner Haftentlassung an Ritterkreuzträger Wilhelm Fey, 1956
Grab der Familie Peiper in Unterschondorf am Ammersee
SS-Dienstgrad Datum Alter
SS-Anwärter 16. Oktober 1933 18
SS-Mann 23. Januar 1934 18
SS-Sturmmann 7. September 1934 19
SS-Rottenführer 10. Oktober 1934 19
SS-Unterscharführer 1. März 1935 20
SS-Standartenjunker 11. September 1935 20
SS-Standartenoberjunker 5. März 1936 21
SS-Untersturmführer 20. April 1936 21
SS-Obersturmführer 30. Januar 1939 24
SS-Hauptsturmführer 6. Juni 1940 25
SS-Sturmbannführer 30. Januar 1943 28
SS-Obersturmbannführer 11. November 1943 28
SS-Standartenführer 20. April 1945 30

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Literatur

  • Patrick Agte: Jochen Peiper: Kommandeur Panzerregiment Leibstandarte, Druffel & Vowinckel, ISBN 978-3806111934 (Klappentext)
  • Gerd Cuppens: Was wirklich geschah; Malmedy-Baugnez 17. Dezember 1944. Die Kampfgruppe Peiper in den Ardennen, Grenz-Echo Verlag, ISBN 978-3867120265
  • Alfred de Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle
  • Ralf Tiemann: Der Malmedyprozeß – Ein Ringen um Gerechtigkeit, Verlag K.W. Schütz, Coburg, ISBN 3-87725-127-7

Dokumentation

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  • McGill, Vogt: „Über Galgen wächst kein Gras, US-Folterjustiz vom Malmedyprozeß bis Abu Ghraib“, DVD, Polarfilm, ISBN-10: 3-937163-73-5, EAN-Code: 4028032072105

Verweise

Fußnoten

  1. Patrick Agte: Jochen Peiper: Kommandeur Panzerregiment Leibstandarte, S. 15
  2. Laut Ernst-Günther Krätschmer, Schwerter am 28. Dezember 1944 und letzter Dienstgrad SS-Standartenführer.