Graf, Ulrich
Ulrich Graf ( 6. Juli 1878 in Bachhagel, Bezirk Schwaben, Königreich Bayern; 3. März 1950 in München) war ein deutscher nationalsozialistischer Politiker, Parteifunktionär, Mitglied des Reichstages und Angehöriger der Sturmabteilung und der Schutzstaffel.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Graf wurde 1908 als Militäranwärter vom Schlacht- und Viehhof München übernommen und zunächst Aufseher. 1901 wurde er dort zum Freibankmeister ernannt. Er zog bei Kriegsbeginn des Ersten Weltkrieges ins Feld, stand an verschiedenen Fronten und kehrte als Unteroffizier des Deutschen Heeres in die Heimat zurück.
Zwischenkriegszeit
Im Frühjahr 1919 geriet Ulrich Graf durch Zufall in die Gaststätte „Zum Deutschen Reich“ in der Dachauer Straße in München. Dort traf er auf Adolf Hitler, hörte ihn sprechen und war von der Kraft der Sprache Hitlers so gefesselt, daß er ihm von diesem Augenblick an treu ergeben war. Er meldete sich sofort bei Adolf Hitler, trat mit ihm zusammen in die Deutsche Arbeiterpartei ein und blieb sein ständiger persönlicher Begleiter und Leibwächter im Stoßtrupp „Hitler“.
Nach der Gründung der SA im Jahre 1921 wurde Ulrich Graf einer der ersten deutschen SA-Männer. In dieser Funktion stand er dann Tag für Tag in zahllosen Versammlungen an der Seite Adolf Hitlers, ohne Rücksicht darauf, daß er morgens 6 Uhr zur Arbeit im Schlachthof sein mußte. Er widmete seine gesamte Freizeit und teilweise ganze Nächte der nationalsozialistischen Bewegung.
Es war für ihn wie eine regelrechte Erlösung, als ihm am 8. November 1923 Adolf Hitler sagte:
- „Graf, heute Abend um 8 Uhr geht es los!“
In dieser Nacht übernahm Graf wichtige Aufträge von Adolf Hitler. Auf dem Marsch zur Feldherrnhalle schritt er neben dem Führer. Als die ersten Schüsse fielen, sprang Ulrich Graf vor Adolf Hitler und schrie der schießenden Polizeiabteilung zu, indem er auf General Erich Ludendorff zeigte:
- „Wollt Ihr auf Euren General schießen?“
In der nächsten Minute darauf sank Ulrich Graf getroffen aufs Pflaster. Er hatte einen Lungenschuß erlitten, einen Brustschuß, beide Oberschenkel waren ihm durchschossen, ebenso der rechte Arm vom Ellenbogen bis zum Schulterblatt. Adolf Hitler sprang hinzu und versuchte ihn zu halten, wurde aber durch den tödlich getroffenen Oberleutnant Scheubner-Richter mit zu Boden gerissen. Viele Monate lag Ulrich Graf im Krankenhaus. Sein eiserner Wille gab ihm die Kraft, die unglaublich schweren Verwundungen zu überwinden. So konnte er sich nach der Entlassung von Adolf Hitler aus der Festung Landsberg sofort wieder bei diesem melden.
Es war verständlich, daß die Folgen der schweren Verletzungen ihm die volle Ausübung seines alten Dienstes unmöglich machten. Seine Gesundheit war geschwächt, sein Wille aber genauso stark wie vorher. Adolf Hitler stellte Ulrich Graf auf einen anderen verantwortungsvollen Posten, dem er auch gesundheitlich in besserem Maße gewachsen war, als dem anstrengenden SA-Dienst. Ulrich Graf wurde schon 1924 in den Münchener Stadtrat gewählt und gehörte ihm seither an.
Seit dem 1. November 1925 war er Mitglied der NSDAP (NSDAP-Nr.: 8). Auch der SS gehörte er seit dem 1. November 1925 (SS-Nr.: 26) an und war bis zur Machtübernahme ein SS-Sturmführer in München.
Drittes Reich
Ab 1935 war er Ratsherr der Stadt München. 1936 wurde Graf Mitglied des Reichstages. 1943 hatte er in der SS den Rang eines Brigadeführers.
Nachkriegszeit
1948 wurde er von den Alliierten zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt.
Ulrich Graf, der Bachtalsohn
Die von Jost Rieblinger, NSDAP-Kreisleiter von Dillingen, herausgegebene Schrift „Ulrich Graf, der Bachtalsohn“ wurde in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.
Beförderungen (Auswahl)
- SS-Brigadeführer: 20. April 1943
- SS-Obersturmbannführer: 24. Februar 1935
- SS-Sturmbannführer: 9. November 1933
- SS-Sturmführer: 1. Oktober 1932
Auszeichnungen (Auszug)
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Koburger Ehrenzeichen 1922
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Medaille zur Erinnerung an den 9. November 1923, Nr. 21
- Dienstauszeichnung der NSDAP, III. bis I. Klasse
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP, Nr. 8
- SS-Dienstauszeichnung
- Ehrendegen „Reichsführer-SS“
- Totenkopfring der SS
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
Bildergalerie
- Geboren 1878
- Gestorben 1950
- Deutscher Politiker
- Deutscher Unteroffizier
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich 1933–1945)
- Stadtrat (München)
- DAP-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- SA-Mitglied
- SS-Mitglied
- Träger des Blutordens
- Träger des SS-Ehrendegens
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP