Stoßtrupp „Adolf Hitler“

Der Stoßtrupp „Adolf Hitler“ (auch: Stoßtrupp „Hitler“) entstand im Mai 1923 in München und war ursprünglich eine Gruppe von Leibwächtern Adolf Hitlers. Er war beteiligt am Marsch auf die Feldherrnhalle. Er gilt als die Keimzelle der Schutzstaffel. Die Angehörigen der Sondertruppe erhielten am Vorabend der Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag des 9. November 1923 ein besonderes Erinnerungsabzeichen, Vorläufer des Blutordens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Auf den Versammlungen der NSDAP war Adolf Hitler der wichtigste Parteiredner. Im März 1923 gründete er eine Leibwache für sich und nannte sie an die Traditionen des Kaiserlichen Heeres angelehnt „Stabswache“. Sie war für den „Saalschutz“ (S.S.) zuständig, den Schutz der Parteimitglieder im Saal des Veranstaltungsgebäudes, da es auf Parteiversammlungen nicht selten zu gewalttätigen Übergriffen von Linken und Kommunisten kam.
SA-Stabswache
Die „Stabswache“ der NSDAP gehörte zur Sturmabteilung, die offiziell seit November 1921 bestand. Es war eine kleine Gruppe mit 8 bis 12 Männern (je nach Quelle), die meisten waren gestandene Freikorpskämpfer, die graue Jacken und Freikorps-Mützen trugen. Auf den schwarzen Mützen war bereits das Totenkopfsymbol, ebenfalls markant waren die roten „Kampfbinden“, die an den Rändern schwarz eingefaßt waren.
Die „Stabswache“ bestand kurze Zeit, und als ihr Führer Leutnant zur See a. D. Hans Ulrich Klintzsch, Organisator der SA von der Marine-Brigade „Ehrhardt“, ausschied, beschloß Hitler, eine größere, mobile Leibwache zu gründen. Andere Quellen geben an, daß Emil Maurice erster und einziger Führer der Stabswache war.
Stoßtrupp „Hitler“
Im Mai 1923 gründete Hitler seine neue Leibwache namens Stoßtrupp „Hitler“ unter Joseph Berchtold (Adjutant: Emil Maurice). Sie war dem SA-Regiment München untergeordnet. Zu Beginn hatte der Stoßtrupp etwa 20 Mann, er wuchs später auf 100 Mann an. Auf den schwarzen und später feldgrauen Militärmützen war weiterhin das Totenkopfsymbol, am Arm trugen sie später eine helle Armbinde mit der Aufschrift „Stoßtrupp Adolf Hitler 1923“. Die Angehörigen des Stoßtrupps durften im Dritten Reich ab dem 25. Mai 1936 einen Erinnerungs-Ärmelstreifen mit demselben Text tragen.

Von der Stabswache zur SS
Nach dem gescheiterten Marsch auf die Feldherrnhalle kam es 1924 im Gerichtsverfahren des Hitler-Prozesses zum offiziellen Verbot des Stoßtrupps. Gleichzeitig wurden 38 Angehörige zur Festungshaft in Landsberg verurteilt. Nicht alle traten die Strafe an, sechzehn entzogen sich durch Flucht. Im Jahr 1925 waren alle Stoßtrupp-Männer wieder auf freiem Fuß. 22 der 25 „Festungskameraden“ Hitlers waren „Alte Kämpfer“ und Stoßtruppmänner.
Der „Stoßtrupp“ diente zunächst nur dem persönlichen Schutz Hitlers. Später erhielten auch örtliche Parteiorganisationen solche „Stabswachen“, die am 1. April 1925 im Zuge der Wiederzulassung der NSDAP am 17. Februar 1925 als „Saal-Schutz“ [S.S.] gegründet wurden. Am 9. November 1925 wurden die „Stabswachen“ in „Schutzstaffeln“ umbenannt.
Vorbildfunktion
Der Stoßtrupp wurde Vorbild für das SS-Wachbataillon bzw. für die SS-Stabswache Berlin, Vorläufer der SS-Leibstandarte.
Traditions-Kameradschaft
Nach der Entmachtung der SA im Jahr 1934 betreute Friedrich Geißelbrecht seine Stoßtruppkameraden im „Amt für den 8./9. November 1923“. Ab 1935 kam es zu feierlichen Aufmärschen an der Feldherrnhalle und am Königsplatz, an denen der Traditionsverband teilnahm. Die Stoßtruppkämpfer hatten „Ehrenaufgaben“, sie organisierten die Aufstellung des Marschblocks, begrüßten angereiste Blutordensträger, verteilten Ausweise, Eintrittsscheine und Freikarten für die Verkehrsmittel. Ausflüge, Kameradschaftsabende und gemeinsame Gesinnung verband sie.
Bekannte Mitglieder
Zum Stoßtrupp „Adolf Hitler“ gehörten etwa 100 Männer. Bekannte Mitglieder waren:

- Joseph Berchtold, Leiter des Stoßtrupps, (später: erster Reichsführer-SS)
- Walter Buch (später: SS-Obergruppenführer)
- Sepp Dietrich (später: SS-Oberst-Gruppenführer; historisch strittig, ob er zum Stoßtrupp oder eher zum Stab/Bund Oberland gehörte)
- Ulrich Graf
- Jakob Grimminger
- Rudolf Heß (später: Märtyrer des Friedens)
- Emil Maurice, Fahrer, Leibwächter (später: SS-Oberführer)
- Julius Schaub, SA-Feldwebel, Diener (später: langjähriger „Persönlicher Adjutant“ Hitlers, engster Mitarbeiter)
- Julius Schreck, ehem. Freikorps „von Epp“, Fahrer, Leibwächter
sowie:
- Walter Baldenius
- Wilhelm Briemann
- Hanns Bunge
- Emil Danneberg
- Emil Dietl
- Wilhelm Dirr
- Julius von Engelbrechten
- Josef Feichtmayr
- Otto Feichtmayr
- Berthold Fischer
- Fritz Fischer
- Karl Fiehler (später. Oberbürgermeister von München)
- Otto Fiehler
- Werner Fiehler
- Josef Fleischmann
- Hermann Fobke
- Franz Fröschl
- Johann Frosch
- Wilhelm Fuchs
- Josef Gerum
- Friedrich Geißelbrecht
- Emil Hamm
- Karl Hauenstein
- Johann Haug
- Erhard Heiden, (später: zweiter Reichsführer-SS)
- Walter Hewel, (später: Staatssekretär, Hitlers Vertrauensmann im Auswärtigen Amt)
- Paul Hirschberg
- Gerhard Friedrich Hoff
- Karl Hutter
- Wilhelm Kaiser
- Florian Kastner
- Hans Kallenbach, (später: Verfasser eines Buches über die Zeit der Festungshaft)
- Philipp Kitzinger
- Heinrich von Knobloch
- Wilhelm Knörlein
- Hans Eduard Krüger
- Karl Laforce (
gefallen am 9. November 1923)
- Wilhelm Laforce
- Konrad Linder
- Albert Lindner
- Johann Mahr
- Hansjörg Maurer
- Heinz Pernet
- Otto Wolfgang Reichart
- Alois Rosenwink
- Ludwig Schmied
- Edmund Schneider
- Johann Schön
- Michael Steinbinder
- Adalbert Stollwerk
- Heinrich Strauss
- Hans Schultes
- Fritz Schwerdtel
- Christian Weber (später: SS-Brigadeführer)
- Johann Wegelin