Unternehmen „Michael“

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Die Oberste Heeresleitung beabsichtigte, beiderseits der Somme über Amiens bis an das Meer durchzubrechen, die französische Front an der Nahtstelle zur britischen zu trennen und die Engländer nach Norden abzudrängen. Schon am ersten Tag des Unternehmens, dem 21. März konnte die Verteidigung des Gegners durchbrochen werden.

Das Unternehmen „Michael“ (auch: Große Schlacht in Frankreich oder Kaiserschlacht) begann am 21. März 1918 und war die erste militärische Operation der Deutschen Frühjahrsoffensive, welche 1918 den letzten Großangriff der deutschen Truppen an der Westfront im Ersten Weltkrieg darstellte. Die Angriffsoperationen kamen für die Entente-Mächte überraschend, da sie schon an einen nahen Zusammenbruch des Deutschen Heeres glaubten. Nachdem sich allerdings eine entstehende Panik im Oberkommando der Briten und Franzosen gelegt hatte, kamen die Offensiven schließlich nach drei Monaten zum Stehen. Damit verlor das deutsche Oberkommando endgültig jeden Handlungsspielraum an der Westfront.

Einleitung

Unternehmen „Michael“, 1918.jpg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 war das Deutsche Reich nur mit Mächten verbündet, die selbst militärisch und finanziell im hohen Maße unterstützungsbedürftig waren: Österreich-Ungarn, die Türkei und Bulgarien. An unzureichenden Kräften scheiterte 1914 der Versuch, Frankreich an der Marne militärisch niederzuwerfen, während an der Ostfront Paul von Hindenburg und sein Generalstabschef Erich Ludendorff in der Schlacht bei Tannenberg und in der Schlacht an den Masurischen Seen mit weit unterlegenen Kräften die Kaiserliche Russische Armee dennoch schlugen und diese so daran hindern konnten, tief nach Ostpreußen und Pommern einzumarschieren.

Weder die Mittelmächte noch die Alliierten waren stark genug, die jeweils andere Seite in die Knie zu zwingen. Das änderte sich erst, als 1917 Rußland politisch zusammenbrach und mit dem Deutschen Reich den Frieden von Brest-Litowsk schloß. Damit war für Deutschland der Zweifrontenkrieg beendet.

Seit 1916 hatten Hindenburg und Ludendorff die Führung des deutschen Heeres übernommen. Ludendorff beschrieb in seinen Kriegserinnerungen die Lage aus seiner Sicht:

Die Kriegslage zu Lande war um die Jahreswende 1917/18 für uns eine günstigere geworden, als je anzunehmen war. Wir konnten wie 1914/15 daran denken, durch Angriff zu Lande den Krieg zur Entscheidung zu bringen.“

Der am 6. April 1917 erfolgte Kriegseintritt der VSA änderte zunächst wenig, weil es in der Tat bis zum Sommer 1918 dauern sollte, bis nennenswerte US-amerikanische Kräfte in Frankreich in Erscheinung traten. Ludendorff weiter:

„Die Lage bei unseren Bundesgenossen und bei uns sowie die Verhältnisse des Heeres erheischten einen Angriff, der eine baldige Entscheidung brachte. Das konnte nur an der Westfront der Fall sein. Alles Vorhergehende war allein Mittel zum Zweck gewesen, eine Kriegslage herbeizuführen, die dies ermöglichte.“

Zum Jahresende 1917 standen an der Westfront 153 deutsche Divisionen 175 alliierten Divisionen gegenüber. Zur Vorbereitung der Offensive im Westen ließ die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) 39 und eine halbe Divisionen aus dem Osten und Italien an die Westfront verlegen, so daß hier eine leichte deutsche Überlegenheit möglich wurde. Zusätzlich wurden alle jüngeren Soldaten der verbleibenden Ostdivisionen durch ältere Soldaten ersetzt. Im März standen gut drei Viertel der deutschen Gesamtkräfte angriffsbereit an der Westfront. Seit einem Vierteljahr waren hieraus spezielle Angriffsdivisionen herausgebildet worden, die sich intensiv auf die Offensive vorbereiteten. Einer der Soldaten, die damals an der großen Offensive teilgenommen hatten, war Ernst Jünger, er schrieb zu diesem Ereignis:

Den Ausbildungsbefehlen Ludendorffs, die bis zu den Kompanieführern herab verteilt wurden, entnahmen wir, daß der Versuch, den Krieg mit einem mächtigen Schlag zu entscheiden, schon in der nächsten Zeit gewagt werden sollte. Wir übten die fast vergessenen Formen des Schützengefechts und Bewegungskrieges; auch wurde eifrig mit Gewehr und Maschinengewehr geschossen. Wir hegten keinen Zweifel daran, daß der große Plan gelingen würde. An uns sollte es jedenfalls nicht fehlen. Auch die Mannschaft war gut in Form.

6.608 Artilleriegeschütze und 3.500 Minenwerfer sollten die angreifende Infanterie unterstützen. Die deutsche Luftwaffe war im Angriffsstreifen mit 1.070 Flugzeugen etwa doppelt so stark wie die Engländer. Anfang November 1917 besprach Ludendorff mit seinen engsten Mitarbeitern die Problematik des Ansatzes der geplanten Offensive. Italien schied deshalb aus, weil ein militärischer Erfolg dort Frankreich und England nicht friedensbereit gemacht hätte. Auch wäre aufgrund der Wetter- und Schneeverhältnisse eine Offensive im Voralpenland vor Mai nicht möglich gewesen. So blieb allein die Westfront. Der Umstand, daß die Franzosen den Süd- und Mittelabschnitt der Westfront verteidigten, während die Engländer das nördliche Drittel hielten und beide Heere durch den Fluß Somme getrennt wurden, lud an dieser Stelle förmlich zur Offensive ein. Ludendorff erinnerte sich:

Drang dieser Stoß durch, so konnte der strategische Erfolg allerdings ein gewaltiger sein, indem wir die Hauptteile des englischen Heeres von dem französischen trennen und sie dann gegen die Küste drängten.

Zweifellos hätten in einem solchen Fall auch die später eintreffenden VS-Amerikaner diese Lage nicht mehr wenden können. Der Weg zu einem Verständigungsfrieden wäre somit frei gewesen.

Die Tarnung des deutschen Aufmarsches war perfekt

Unternehmen Michael, 21. März 1918.jpg

Zwischen Cambrai im Norden und La Fère im Süden standen auf einer Breite von 75 Kilometern drei deutsche Armeen mit 43 Divisionen zum Angriff bereit. Dahinter lagen noch einmal 30 Divisionen als Reserven. Ihnen gegenüber befanden sich lediglich 26 einhalb englische Divisionen. Der Schwerpunkt der englischen Kräfte war im Norden in Flandern konzentriert, wo ein deutscher Angriff erwartet wurde. Das Verhältnis betrug daher 1 zu 3 zugunsten der angreifenden Deutschen. Das Ziel mußte das Erreichen der 130 Kilometer entfernten Kanalküste bei Abbéville sein, wo die Somme in die See mündete. Die meisten Militärtheoretiker und Historiker bejahten den Ansatz der deutschen Offensive an dieser Stelle im Nachhinein, obwohl die Offensive scheiterte. Auch der deutschen Planung für den Westfeldzug 1940, dem sogenannten Sichelschnittplan, lagen ähnliche Überlegungen zugrunde.

Die Tarnung des Aufmarsches war so perfekt, daß die Engländer erst Mitte März 1918 erkannten, daß der deutsche Angriff an der englischen Südfront erfolgen sollte. Ludendorff, von dem die Aussage stammte, daß die Taktik über die bloße Strategie zu stellen sei, verwendete besondere Sorgfalt auf den Überraschungseffekt und den Durchbruch durch die feindlichen Linien. Zu diesem Zwecke wurde ein neuartiges Artillerieschießverfahren zur Anwendung gebracht, bei dem das langwierige Einschießen der Geschütze fortfiel. Der Angriff der Infanterie wurde ebenfalls revolutioniert, wobei sicher der zunehmende Mangel an Menschen und Material ausschlaggebend gewesen ist. Die Angriffskompanien sollten hartnäckige Widerstandsnester umgehen, an den Schwachstellen einfach vorrücken und den nachfolgenden Reserven die Niederkämpfung der dann eingeschlossenen englischen Stützpunkte überlassen. Die Geschwindigkeit des Vormarsches konnte dadurch erheblich gesteigert werden. Ziel des ersten Angriffstages sollte jeweils die gegnerische Artilleriestellung sein. Der englische Historiker Barnett meinte hierzu:

„Dicht hinter der Feuerwalze folgte die deutsche Infanterie, schweigend, ohne Hurra, grimmig und verbissen.“

In der offiziellen britischen Kriegsgeschichte ist vermerkt:

„Ein verhängnisvoller Bestandteil des deutschen Angriffserfolges bei der Überwältigung der vorgeschobenen Truppen war nicht nur der vollständige Verlust von einem Viertel und mehr als einem Viertel der Bataillone der angegriffenen Divisionen, sondern auch die Erbeutung und Zerstörung eines großen Teiles ihrer Maschinengewehre und leichten Maschinengewehre Modell Lewis, deren Fehlen sich im Verlauf der folgenden Kampftage als höchst gefährliches Handikap erweisen sollte.“

Die erste Phase der Unternehmung „Michael“ war ein voller Erfolg. Ludendorffs mit viel Akribie betriebenen Vorbereitungen hatten sich bezahlt gemacht.
Der Schwerpunkt der Offensive sollte am rechten Flügel bei der 17. Armee und im Zentrum bei der 2. Armee liegen, während die 18. Armee am linken Flügel Ablenkungs- und Deckungsaufgaben erfüllen sollte. Am ersten Angriffstag durchbrach die 18. Armee die Front der 5. englischen Armee, stieß 7,5 Kilometer weit vor und schaltete etwa ein Drittel der dort liegenden Frontverbände aus, während die 2. und 17. Armee weiter im Norden nur drei Kilometer weit in die englische Verteidigungszone einbrechen konnten. Ludendorff ließ jedoch nicht die schwer ringende 17. Armee verstärken, sondern die 18. Armee, die ohnehin gut vorankam. Am zweiten Angriffstag riß die vorrückende 18. Armee die 2. Armee mit sich fort. Beide hatten am Abend 15 Kilometer von den Sturmausgangsstellungen zurückgelegt.

Ludendorff stellte die Taktik über die Strategie

Der Befehlshaber der 5. englischen Armee, General Gough, teilte seinem Oberbefehlshaber Feldmarschall Douglas Haig mit, daß die letzte Reservelinie seiner Armee durchbrochen sei. Die 17. Armee hatte hingegen insgesamt nur sechs Kilometer zurückgelegt. In dieser Phase der Operation änderte Ludendorff offenbar seinen ursprünglichen Plan, denn er ließ die vorwärtsstürmenden Truppen der 18. und 2. Armee nicht wie ursprünglich vorgesehen nach Norden in Richtung auf den Ärmelkanal eindrehen, um die Engländer in die Knie zu zwingen, sondern er stellte die Taktik über die Strategie und behielt die eingeschlagene Stoßrichtung der 18. Armee Richtung Südwesten bei. Die deutschen Truppen überschritten die Somme, die eigentlich als Hindernis für die zu Hilfe eilenden französischen Reserven dienen sollte. Sein Befehl für die 18. Armee am Abend des 22. März 1918 lautete:

Jetzt gilt es, den Sieg auszunutzen, den Feind nicht wieder zum Stehen kommen zu lassen, Somme und Crozat-Kanal zu überschreiten, bevor feindliche Verstärkungen wirksam werden.

Am Mittag des 23. März befanden sich die 17. Armee neun Kilometer jenseits der Ausgangsstellungen und die 2. und 18. Armee 22,5 Kilometer weit auf dem Vormarsch. Die 5. englische Armee war aufgerieben, zwischen ihr und der 3. englischen Armee klaffte eine Lücke von 15 Kilometern. Haig schrieb am Abend dieses Tages in sein Tagebuch:

In Beantwortung meiner Bitte, eine große französische Streitmacht (20 Divisionen) im Raum Amiens zu konzentrieren, sagte Pétain, er sei bestrebt, alles in seiner Macht stehende zu tun, um mich zu unterstützen, aber er erwarte, daß der Feind ihn selbst in der Champagne angreifen werde. Dennoch wird er alles tun, um die Verbindung der beiden Heere aufrechtzuerhalten. Wenn diese verlorengeht und der Feind zwischen uns zu stehen kommt, dann werden die britischen Truppen wahrscheinlich zusammengedrängt und ins Meer getrieben.

Was Haig befürchtete, trat jedoch nicht ein, weil die deutsche Offensive weiterhin in Richtung Süden lief, wo sie über kurz oder lang auf die französischen Reserven treffen mußte. Der deutsche Vorstoß verlangsamte sich und kam schließlich zum Stehen. Am 31. März war Ludendorff zu der Einsicht gekommen, daß das Unternehmen „Michael“ gescheitert war. Am 5. April wurde die Einstellung der Offensive offiziell durch die OHL befohlen.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Fehr: Die Märzoffensive 1918 an der Westfront, Strategie oder Taktik? eine Studie auf Grund amtlichen Materials (1921) (PDF-Datei)
  • Meier-Dörnberg, Wilhelm: Die große deutsche Frühjahrsoffensive 1918 zwischen Strategie und Taktik. In: „Operatives Denken und Handeln in deutschen Streitkräften im 19. und 20. Jahrhundert.“ 1988. S. 73 - 95.
  • Rudolf, Stefan: Vergleichende Darstellung der Kriegsstrategien der 2. und 3. OHL - Am Beispiel der Schlacht von Verdun 1916 und der Frühjahrsoffensive 1918, 2011.
  • Thoß, Bruno: Zum Erfolg verdammt. In: „Clausewitz“. Heft 1. 2013. S. 8-21.

Verweise