Völkerschau

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Plakat von 1891 für die Ausstellung eines „Amazonen-Corps“ im Zoologischen Garten in Frankfurt am Main.

Unter Völkerschauen werden das Ausstellen von verschiedenen fremdrassigen außereuropäischen Menschen in Tiergärten oder dem Zirkus, die meist in Gruppen präsentiert werden, bezeichnet. Die Bandbreite liegt dabei zwischen der Ausstellung einzelner Individuen bis hin zum Nachbau ganzer Dörfer mit 100 oder mehr Bewohnern.

Erläuterung

Geschichte

Prof. Dr. Ludwig Heck bei dessen Völkerschau im Berliner Zoo mit Darstellern vom Stamm der Sara Kaba, 1931
Banner für die 2005 in Augsburg stattgefundene Veranstaltung „African Village“.

Völkerschauen entstanden in der Kolonialzeit mit der Absicht, den Menschen in der europäischen Heimat das Leben von Schwarzafrikanern, nordamerikanischen Indianern, Eskimos oder anderen Naturvölkern näherzubringen. Da diese Völker kulturell eine niedrigere Stufe als die Europäer besaßen, stellten sie eine besondere Attraktion dar, da deren Lebenswelt eine völlig ungekannte war. Das in den Ausstellungen Dargebotene entsprach aber oftmals nicht dem wirklichen Leben der Fremden in ihrer Heimat, sondern bediente auch Klischeevorstellungen, zudem sollten sie die Überlegenheit der Europäer bestätigen.

Besonders bekannt ist der Pygmäe Ota Benga, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine beliebte Attraktion im Neuyorker Tiergarten darstellte. Im Deutschen Reich wurden solche menschlichen Tiergärten unter der Herrschaft der Nationalsozialisten abgeschafft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Völkerschauen rasch immer seltener, heute können sie rückblickend als unangemessene öffentliche Zurschaustellung fremdrassiger Menschen bewertet werden. Statt dessen gibt es heute Veranstaltungen wie etwa Westernfeste oder Kulturtage zu bestimmten Ländern.

Nachleben

21. Jahrhundert

Im Juni 2005 wurde im Augsburger Zoo unter dem Namen „African Village“ ein schwarzafrikanisches Dorf nachgebaut, um der deutschen Bevölkerung einen Einblick in die Kultur, Kulinaritäten und Kunst der heutigen Schwarzafrikaner zu geben und damit die Völkerverständigung zu fördern. Anstatt sich zu freuen, daß der eigene Kulturkreis stärkere Beachtung erfuhr, kam es zu Protesten sogenannter Afrodeutscher, die hier eine „rassistische“ Verunglimpfung ausgemacht haben wollten.

In einem Schreiben der „Schwarze[n] deutsche[n] community“ [sic!] wurde den „VeranstalterInnen“ [sic!] von den „Afrodeutschen“ vorgeworfen, dadurch koloniale Traditionen wiederaufzugreifen und gefragt, ob man nicht auch deutsche „BergdörflerInnen“ [sic!][1] im Rotwild- oder Wildschweingehege ausstellen sollte. Ebenso wurde behauptet, daß die Ausstellung eine Verhöhnung schwarzer NS-Opfer sei, obwohl Schwarzafrikaner damals nicht zu den verfolgten Gruppen gehörten, was die Absurdität der Kritik an der Veranstaltung unterstrich.[2]

Siehe auch

Fußnoten