Wolffsohn, Michael

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Stefan Scheider im Gespräch mit Michael Wolffsohn (rechts) bei einer Synagogeneinweihung in München am 9. November 2006

Michael Wolffsohn (Lebensrune.png 17. Mai 1947 in Tel Aviv-Jaffa, Israel) ist ein in der BRD lebender jüdischer emeritierter Professor der Bundeswehrhochschule München.

Werdegang

Herkunft

Michael Wolffsohn wurde am 17. Mai 1947 in Tel Aviv-Jaffa geboren. 1954 reiste die Familie, die 1939 aus Deutschland ausgewandert war, in die Bundesrepublik ein.[1]

Ausbildung

Michael Wolffsohn absolvierte in West-Berlin die Schule und machte 1966 Abitur. Von 1967 bis 1970 diente er freiwillig im israelischen Militär. Nachdem er 1975 an der FU Berlin zum Dr. phil. promoviert worden war, arbeitete er bis zu seiner Habilitation im Fach Politikwissenschaft (1980) als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Saarbrücken.

Wirken

Als Kommentator für das Handelsblatt bejubelt Wolffsohn die Zivilinvasion in die BRD (Netzausgabe vom 19. August 2015)

Im selben Jahr wurde seine Lehrerlaubnis um das Fach Zeitgeschichte erweitert, und er übernahm eine Lehrstuhlvertretung an der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. Von 1981 bis 2012 lehrte er als Professor für Neuere Geschichte an der Bundeswehrhochschule in München. Seine Schwerpunkte lagen auf den Gebieten Internationale Beziehungen, Israelische Geschichte und Politik sowie Westdeutsche und Westeuropäische Zeitgeschichte.

Ignatz Bubis bezeichnete den Historiker als „Vorzeigejuden der deutschen Rechtsradikalen“, was sich auch gegen Wolffsohns Parteinahme für die seiner Ansicht nach dämonisierten „Neuen Rechten“ richtete. Wolffsohn warf jüdischen Repräsentanten (Zentralrat der Juden in Deutschland) verschiedentlich vor, Jüdisches auf Verbandspolitik zu reduzieren und auf geistlich-geistige Führung zu verzichten. Die innerjüdische Debatte sei zu sehr vergangenheitsbezogen. Nachdem er bereits dem Bubis-Vorgänger Heinz Galinski vor dessen Tod 1992 vorgehalten hatte, sich der „Auschwitz-Keule“ zu bedienen,[2] machte Wolffsohn im November 1998 und Juli 1999 Schlagzeilen mit Rücktrittsforderungen an den Zentralratsvorsitzenden Bubis. Diesem hielt er u. a. vor, allein an der Vergangenheit orientiert und daher nicht mehr politikfähig zu sein.[3] Bubis' Äußerungen über eine „Schlußstrich-Mentalität“ der nichtjüdischen Deutschen nannte Wolffsohn „pessimistisch und nicht realistisch“.[4]

Wolffsohn hat verschiedene Bücher veröffentlicht, u. a. „Die Deutschland-Akte“ (1995). Hierin bemühte er sich um den Nachweis, mit welchen Methoden die Stasi des Markus WolfAntisemitismus“ und „Neonazismus“ in der Bundesrepublik fingiert habe und beschrieb die Versuche Gregor Gysis, mit Hilfe des Jüdischen Weltkongresses 1989/90 die Teilvereinigung zu hintertreiben. Wolffsohn forderte 2002 eine Lobby-Koalition von Juden und Türken in der BRD; ihm ist ein exzessiver Einsatz von Vokabeln wie „Rechtsextremist“ und „Antisemit“ in der Öffentlichkeit zu viel.[1]

„Nicht alles was Antisemitismus genannt wird, ist es wirklich“, warnte er auch 1999 vor Hysterie. Anlaß war eine Umfrage, die von Medien als Beweis für weitverbreiteten Antisemitismus der Deutschen gewertet wurde, weil zwar 57 % von ihnen der Behauptung widersprächen, die Juden hätten zu großen Einfluß, „erschreckende“ 43 % jedoch keinen Widerspruch gegen diese Aussage erhöben.[1] Wolffsohn am 26. November 1999 in der „Welt“: „Demzufolge wären die Bürger des jüdischen Staates auch Antisemiten. 72 % der Israelis bejahten nämlich kürzlich folgende vergleichbare Aussage: ‚Die Juden haben in den Staaten, in denen sie leben, große wirtschaftliche Macht und politischen Einfluß‘.“ Wolffsohn fuhr fort: „Der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses verriet am 19. April 1988 dem damaligen DDR-Außenminister Oskar Fischer, der Weltkongreß verfüge über beträchtlichen und weltweiten politischen und wirtschaftlichen Einfluß und besitze bei allen politischen Entscheidungen in den USA ein Mitspracherecht.“

Angesichts der kontroversen Diskussionen um die Teilvereinigung, in der vor allem Linksintellektuelle und prominente Vertreter der jüdischen Gemeinde in der BRD und der Welt die Gefahr eines sich aufs Neue konstituierenden „Großdeutschen Reiches“ sahen, bekräftigte Wolffsohn in seinem Buch „Keine Angst vor Deutschland!“ seinen Standpunkt (s. o.) und bescheinigte der großen Mehrheit der Deutschen, entgegen anderslautenden Behauptungen, sowohl verantwortungsbewußtes Geschichtsbewußtsein als auch gelebtes Demokratieverständnis. Den Gegnern der Teilvereinigung warf Wolffsohn vor, jede sachliche Diskussion und Entwicklung zu vereiteln und die moralischen wie die historischen Auseinandersetzungen, die nach dem Krieg eingesetzt hätten, ebenso zu negieren wie die politischen Bemühungen um eine Wiedergutmachung. Auch setzte sich Wolffsohn in diesem Buch für den 9. November als nationalen Gedenktag für die vereinten Deutschen ein, da sich dieses Datum auf Grund der negativen und positiven historischen Bezüge am besten eigne.

Michael Wolffsohn liefert regelmäßig Beiträge und Gastkommentare für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen, bevorzugt in der Welt.

„Der Begriff ›christliches Abendland‹ ist geistiger Müll“ (2018)

In der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte Michael Wolffsohn im April 2018 einen Artikel unter der Überschrift: „Der Begriff ›christliches Abendland‹ ist geistiger Müll“. Darin wandte er sich zunächst in drastischen Worten gegen eine unreflektierte Verwendung des Ausdrucks „christlich-jüdisches Abendland“ mit den Worten:

„Geistiger Müll muss beseitigt werden, wenn vom ›christlichen‹ oder gar ›christlich-jüdischen Abendland‹ gesprochen wird. Beides ist mehr Fiktion als Fakt, und außerdem gehört die eher zeit- als allgemeinhistorische Bezeichnung ›christlich-jüdisch‹ zum vornehmlich deutschen Wiedergutmachungsvokabular.“

Der Artikel steigerte sich im Verlauf sodann in eine Suada der schroffen Belehrung von Wolffsohns deutschen Lesern über Grundirrtümer der zivilisatorischen Identität des Landes und der Mehrheit seiner (christlichen Volkskirchen angehörenden) Bürger:

„Am Rhein wurden Juden regelrecht abgeschlachtet. Man lese Heines ›Rabbi von Bacherach‹. Wir lernen: ›Juden raus!‹ und ›Muslime raus!‹ sind keine zeithistorische Erfindung. Das kirchlich-christlich-abendländische Sündenregister ist lang. Eine fundamentale Einschränkung sei hervorgehoben: Christentum und Kirche sind nicht immer gleichzusetzen. So wenig wie Aufklärung und Toleranz. Der große Aufklärer Voltaire schwelgte ganz und gar unaufgeklärt in antijüdischer und antimuslimischer Polemik.“

Wolffsohns Darlegungen sind eingebettet in eine holterdipolter mitgeteilte Kurzfassung mehrerer Jahrtausender kriegerischer Machtgeschichte. Im sicheren Wissen, daß dies akademisch ungehörig bis unzulässig ist, wählt Wolffsohn das Stilmittel der essayistischen Intervention, um seine tiefe Verachtung des bürgerlich-christlichen Milieus in der BRD zum Ausdruck zu bringen:

„Schock eins: Das Christentum stammt aus dem Morgenland. Schock zwei: Am Anfang, bis ins 4. Jahrhundert, war das Abendland nicht nur heidnisch, sondern - noch ›schlimmer‹ - jüdisch. Lange bevor die Germanen Christen wurden, gab es in Europa Juden. Jahrhunderte vor den Kirchen standen in Germanien, Gallien und Britannien Synagogen. [...] Und heute? Wo ist das Abendland noch wirklich christlich? Überspitzt könnte man Deutschland, besonders im Osten, eine Heidenrepublik nennen. Selbst Spanien und Italien haben sich im kirchlichen Sinne entchristlicht. [...] Lange vor der angeblichen Merkel-Migrations-Misere des Jahres 2015 begann die Einwanderung aus dem erweiterten Morgenland ins längst nicht mehr gar so christliche Abendland.“

Bemerkenswert ist die Assoziation, das Abendland sei „bis ins 4. Jahrhundert“ jüdisch gewesen, weil es bereits Synagogen gab. Wolffsohn schließt mit der Prophetie:

„Mehr Morgenland und mehr Muslime bedeuten mehr Religion; mehr Islam und noch weniger Christentum, denn Christen verlassen scharenweise die Kirche, die außerdem immer mehr Politik und weniger Religion bietet. Doch Politik beherrschen Politiker immer noch besser als Kirchenleute. [...] Selbstverschuldet oder nicht, die Entchristlichung des Abendlands ist eine Tatsache. Und trotzdem (oder sogar deshalb?) beklagen Abendländer den (wievielten?) Untergang des Abendlands durch dessen ›Islamisierung‹. Bevor über die ›Islamisierung‹ gejammert wird, sollten sich erstens die Kirchen im jesuanischen Sinne verchristlichen. Zweitens sollten Christen ihr Christentum nicht unbedingt praktizieren, doch zumindest kennen. Wer nicht einmal weiß, weswegen Christen Weihnachten, Ostern oder Pfingsten feiern, ist unfähig, mit Angehörigen anderer Religionen den überlebenswichtigen Dialog zu führen. Vielleicht wird das weitgehend entkirchlichte Abendland irgendwann jesuanisch-christlich und der Islam in Europa ein europäischer Islam? Wer weiß?“

Der hier nur in wenigen Ausschnitten präsentierte Text Wolffsohns ist voller Hohn und Verachtung für das christlich-konservative Bürgertum, dessen religiöse Orientierung er als eine Art langandauernden, peinlichen Irrtums schildert. Sein Artikel in der Süddeutschen Zeitung kann sehr wohl auch als deutliches Gegenvotum zu verlogenen Sonntagsreden und Kirchentagsgefasel gelesen werden. Vor dem Hintergrund der politischen Situation aber (einer ewigen Großen Koalition, die alles, was sie entscheidet, als „alternativlos“ und als fraglosen Konsens durchpeitscht), bietet sich ein anderes Bild. Ein jüdischer emeritierter Professor und Publizist betätigt sich als Schiedsrichter deutscher Geschichte und als verbindlicher Normenausschuß deutscher Politik. In dieser Funktion erklärt der Schiedsrichter das „christliche Abendland“ zu „geistigem Müll“. Und das ist klarerweise dann keine „hate speech“, sondern Deutsche sind – nach dieser Zensurenvergabe – verpflichtet, anzuerkennen, daß alles, was in ihrem öffentlichen Leben eine Rolle spielt, ein Schein, eine Banalität und ein Fehler ist.[5]

BRD-Referenzen und Auszeichnungen

  • Alois-Mertes-Preis des Deutschen Historischen Instituts, Washington (1991)
  • Konrad-Adenauer-Preis der Deutschlandstiftung e. V. (1992)
  • Deutscher Schulbuchpreis für „Geschichte der Juden in Deutschland“ (1993; zus. mit Uwe Puschner)
  • Preis des Deutschen Druiden Ordens (1998)
  • Jahrespreis für Abendländische Stiftungen (2003)
  • Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) (2007)

Mitgliedschaften

Wolffsohn war 1980–1982 Präsidiumsmitglied des Hochschulverbands. Weitere: Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste (seit 1991), Kuratorium Goethe-Gesellschaft (seit 2001), Kuratorium Eduard-Rhein-Stiftung (seit 2001), Research Board of Advisors „The American Biographical Institute“ (seit 2002), Chance für alle – Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, sowie Deutsche Bank Beirat Ost[6].

Ab Juli 2008 im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) als Kulturreferent. Im September 2009 trat er aus dem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde zurück.

Zitate

  • Ein Jude kann aus der Sicht eines Antisemiten kein Deutscher sein.[7]
  • Der Antigermanismus als Instrument zeichnet, verzeichnet und überzeichnet das heutige Deutschland ebenso wie einst der Jude nur als Fratze dargestellt wurde. Seit Jahrtausenden leben die Juden mit dem Antijudaismus, die Deutschen werden sich, wohl oder übel, an die Allgegenwart des Antigermanismus gewöhnen müssen.[8]

Familie

Michael Wolffsohn ist mit einer Protestantin verheiratet und hat drei Kinder. Seinen israelischen Reisepaß gab er 1984 zurück.[9]

Publikationen

Siehe Auch

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  2. vgl. ZEIT, 31. Dezember 1993
  3. SZ, 17. November 1998
  4. vgl. FAZ und SZ, 2. August 1999
  5. Michael Wolffsohn: Geschichte Europas. Der Begriff ›christliches Abendland‹ ist geistiger Müll, Süddeutsche Zeitung, 3. April 2018
  6. Verzeichnis der Beiratsmitglieder
  7. FR, 6. Dezember 2003
  8. zitiert in „Hans Thomas: Schuld als Kult“; Seite 19
  9. Ein deutschjüdischer Patriot, Der Spiegel, 7. Dezember 1992