Wunderlich, Achim

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Major Achim Wunderlich, Korporierter, Offizier, Landwirt, Jäger und Familienvater; er wurde 99 Jahren.

Achim Wunderlich (Lebensrune.png 17. Juli 1912 in Weißenthurm; Todesrune.png 25. März 2012 ebenda) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major des Heeres und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie zuletzt Oberstleutnant der neu gegründeten Bundeswehr in der Nachkriegszeit und langjähriges Mitglied der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger (OdR), an dessen Jahrestreffen er letztmalig 2011 in Hannover teilnahm. Er saß dabei schon im Rollstuhl, war gesundheitlich gezeichnet und gebrechlich, aber dabei stets freundlich zu den Gästen, die ihn würdigten, ausfragten und um Autogramme baten.

Werdegang

Generalleutnant Horst von Mellenthin (links), Kommandeur der 205. Infanterie-Division, mit Major Achim Wunderlich, Kommandeur des Divisions-Füsilier-Bataillons (AA) 205
Bundeswehr-Oberstleutnant Achim Wunderlich
„Achim Wunderlich trat 1935 als Offiziersanwärter in die Nachrichten-Abteilung 9 ein. Als Leutnant gehörte er dann der Nachrichten-Abteilung 49 und der Nachrichten-Abteilung 66 in Wien an. Bei Kriegsbeginn war Wunderlich Adjutant in der Nachrichten-Abteilung 66. Im Russlandfeldzug war er Kompaniechef und erhielt im Südabschnitt im Herbst 1941 das EK I. Gegen Ende des Jahres 1942 erkrankt er schwer und wurde in die Heimat verlegt, so konnte er dem Untergang seiner Einheit in Stalingrad entgehen. Nach seiner Genesung meldet er sich erneut zur Infanterie und kommt in den Nordabschnitt der Ostfront, wo er als Major das Kommando über das Füsilier-Regiment 205 übernimmt. Dort erhält er am 31. Dezember 1944 das Ritterkreuz. In der Bundeswehr war er Oberstleutnant bis zu seiner Pensionierung am 30. September 1968.“[1]

Zweiter Weltkrieg

Tapferkeitstat zum Ritterkreuz

Major Wunderlich erzählte in der Nachkriegszeit selbst, wie er das Ritterkreuz bekam, nachdem er im Kurland zwei Tage und zwei Nächte mit seinen wenigen Soldaten einem russischem Großangriff standhielt:

„Der November 1944 neigte sich seinem Ende zu und der von uns erwartete russische Großangriff hatte nicht stattgefunden. Dafür litten wir aber unter starkem feindlichen Artillerie-Beschuß. Weit hinter den russischen Linien hörten wir ab und an Artillerie-Feuer und wußten durch Gefangenen-Aussagen, daß der ‚Iwan‘ sich auf einen Großangriff vorbereitete. Mein Divisions-Füsilier-Bataillon 205 wurde einige Kilometer hinter unserer Unterkunft zum Ausbau einer Auffangstellung eingesetzt, für den Fall, daß der Feind durchbrechen sollte. Jeden Morgen marschierten meine Männer mit Schanzgerät nach rückwärts zur Arbeit und kamen abends zurück. Das kleine zerstörte Dorf, in dem der Rest meines Bataillons untergebracht war, lag weit hinter der Stellung des Sicherungs-Bataillons und wir hielten uns für gut gesichert. Dieses ca. 800 Mann starke Bataillon mit ihrem Kommandeur war gerade aus Frankreich zu uns an die Front gekommen und verfügte über wenig Kampferfahrung. Dieses sollten meine Männer und ich bald merken! Ich ließ ein altes Steinhaus zu einem splittersicherem Offiziers-Kasino ausbauen, um dort abends gemütlich etwas zu essen und Karten zu spielen. Am 20. November 1944 feierten wir die Beförderung meines Ordonnanzoffiziers Lösche zum Oberleutnant. Am 23. November 44 marschierten meine Kompanien wieder um 7.00 Uhr nach hinten zum Stellungsbau. Ich machte mit dem zurückgebliebenen Stabspersonal (Schreiber, Fernmelder und Sanitäter) Ausbildung in der Gas-Abwehr. Um 8.00 Uhr setzte plötzlich starkes feindliches Trommelfeuer auf die Front und auf das Hintergelände ein. Meine Männer und ich sprangen blitzartig mit ‚Feldmütze und Gasmaske‘ ausgerüstet in die umliegenden Splittergräben. Über zwei Stunden tobte dieses Inferno der heulenden Granateinschläge um uns herum. Die alten Kameraden werden wissen, wenn ich Inferno schreibe, was dieses 1944 an der Ostfront bedeutete! Wir wurden nur so mit Dreck und Staub überschüttet, hatten aber Gottlob kaum Verluste. Dann verlegte der Gegner sein Feuer ins weitere Hintergelände und startete seinen Großangriff auf breiter Front. Das vor uns eingesetzte Sicherungsbataillon wurde sofort überrannt und fast völlig aufgerieben. Einige teilweise schwer Verwundete Kameraden und auch der Kommandeur kamen bei uns vorbei. In voller Flucht riefen sie uns schon von weitem zu: ‚Der Iwan ist durch, rette sich wer kann‘! Und tatsächlich, hinter ihnen erschienen schon die ersten Russen im Angriffslauf. Was tun ...? Meine Soldaten sind rückwärts beim Schanzen ohne schwere Waffen und Munition. Unser ganzes Gepäck liegt bei uns in der Reservestellung. Wenn der Russe jetzt weiter durchbricht, können sie ihn nicht aufhalten, und die Verluste wären hoch! Auch befinden sich keine weiteren Kampftruppen im Hintergelände und dem Feind steht der Weg nach Frauenburg offen. Das ging mir gegen den Strich, und ich faste einen kurzen Entschluß. Ich sammelte, mein sich schon nach rückwärts absetzendes Stabspersonal (etwa 20 Mann)‚ teilte zwei Gruppen ein – eine unter meiner Führung, die andere unter Oberleutnant Lösche – und machte mit lautem Hurra und geschwungenem Karabiner einen Gegenangriff gegen die herankommenden Russen. Diese stutzten – in Unkenntnis unserer geringen Anzahl – und zögerten mit der Weiterführung ihres Angriffs. Einige verkrümelten sich bereits nach hinten. Also weiter auf sie mit Gebrüll und gut gezielten Karabinerschüssen, feuerte ich meine Männer an. Es gelang uns die Russen zu verblüffen, sie zurückzuschlagen und die schon überrannte erste Auffangstellung wieder zu gewinnen. Mein tapferer Oberleutnant Lösche[2] war gleich beim Angriff an der Spitze seiner Gruppe durch Kopfschuß gefallen. Ich konnte mit meinen paar Leuten die Stellung so lange halten, bis die von mir sofort durch einen Melder herbeibeorderten Kompanien vom rückwärtigen Stellungsbau eintrafen und die Abwehrstellung besetzen konnten. Mein Füsilier-Bataillon hatte damit zunächst den gefährlichen feindlichen Durchbruch durch die Armee-Front verhindert! Aber der Russe dachte nicht daran, mich und meine Männer zur Ruhe kommen zu lassen. Fast pausenlos griff er uns an, und wir konnten ihn nur unter großer Anstrengung abwehren. Nach einer schlaflosen und unruhigen Nacht erfolgte in der Frühe ein erneuter feindlicher Großangriff, dieses Mal mit Panzerunterstützung. Ich mobilisierte die letzten Kräfte meiner Männer, und wir gingen mit Panzerfäusten einer 7,5 cm Pak und zwei Sturmgeschützen, welche die Division mir auf meinen Hilferuf geschickt hatten, den Feind an. Unter großen Verlusten konnten wir unsere Stellung halten. Die Besatzungen unserer Sturmgeschütze verstanden ihr Handwerk und schossen in kürzester Zeit drei T 34 der Russen ab. Der Rest suchte sein Heil in der Flucht und setzten sich nach hinten ab. Nach zwei Tagen und zwei Nächten hatte diese Odyssee für mich und meine tapferen Männer ein Ende. Ich bekam für diesen von mir geleiteten Einsatz am 31. Dezember 1944 das Ritterkreuz verliehen, das mir Generalleutnant Horst von Mellenthin, mein ehemaliger Divisionskommandeur und inzwischen Führer eines Armeekorps, am 8. Januar 1945 vor der Front eines Ehrenzuges meines Füsilier-Bataillons feierlich überreichte. Anschließend begossen wir mein Ritterkreuz in einer kleinen Feier mit Sekt beim Divisions-Stab.“

Endkampf, Gefangenschaft und Bundeswehr

Zu Anfang des Jahres 1945 wurde Wunderlich als Ausbilder in das Kernreich evakuiert, wo er dann nach Kriegsende in westalliierte Kriegsgefangenschaft geriet. Seine Männer dagegen wurden im Kurlandkessel von den Russen gefangengenommen, kaum einer überlebte die bolschewistische Barbarei. 1955 trat Wunderlich der Bundeswehr bei, wurde Kompaniechef in Andernach am Rhein und schließlich Chef der Stabskompanie des III. Korps mit Sitz des Stabes in Koblenz. Am 30. Juni 1968 wurde er als Oberstleutnant verabschiedet.

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Major Achim Wunderlich, ritterkreuztraeger.info
  2. Oberleutnant Rudi Lösche (Lebensrune.png 19. Februar 1914 in Wendischluppa) fiel am 23. November 1944