Zwinglistraße Nr. 4

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Zwinglistraße 4)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Hitlerjungen vor dem Haus, in dem ihr Kamerad Herbert Norkus starb

Das Haus Zwinglistraße 4 in Berlin wurde am 24. Januar 1932 um ungefähr 8 Uhr Ort des Verscheidens des Hitlerjungen Herbert Norkus. Tatort des an ihm begangenen Mordes war wahrscheinlich die Ottostraße oder die Zwinglistraße.

Der Mord

Ab 6 Uhr morgens wurden von der Schar, zu der Norkus gehörte, im Moabiter Viertel Flugblätter der Hitlerjugend verteilt, als ein kommunistischer Motorradfahrer sie beobachtete, und die Schar sich über die Kaiserin-Augusta-Allee in die Gotzkowskystraße begab, um dort nach einer halben Stunde die Verteilung weiterzuführen. In dieser Straße fand ein gewalttätiger Übergriff 35 kommunistischer Gegner statt, die es womöglich auf Norkus versehen hatten. Dieser flüchtete entweder über die Turmstraße oder über die Altmoabiter Allee in die Ottostraße, rannte dann in die Zwinglistraße hinein, als er, von Gegnern umkreist, mit mehreren Dolchstichen tödlich verletzt wurde. Er konnte in das Haus Zwinglistraße 4, eine „Wasch- und Plättanstalt“, gelangen, wo er „laut um Hilfe“ schrie. Sein „fast zur Unkenntlichkeit zerschlagenes oder zertretenes Gesicht“ verdeutlicht, wie ihm die Kommunisten in die Anstalt nachgefolgt sein müssen, um dort auf seinem zu Boden gefallenen Körper, insbesondere auf seinem Gesicht herumzutrampeln, um sich damit nicht nur seines Lebensendes zu versichern, sondern dieses zudem so schmerzvoll wie möglich zu gestalten. Die „fehlende Oberlippe“ zeigt, wie roh sich die Kommunisten dabei verhielten.

Die Mörder

Willi Simon und zwei weitere 18- bis 19jährige Kommunisten konnten in die Sowjetunion flüchten, drei andere, unter ihnen der Moabiter KPD-Leiter Georg Stolt, wurden im Juli 1932 von der Strafkammer des Landgerichts I zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen zwischen einem und drei Jahren verurteilt. Diese Strafe galt auch drei ehemaligen SA-Angehörigen, zu denen im Prozeß ausgesagt wurde, sie hätten die Kommunisten zu dem Überfall angestiftet. Sie gehörten der Gruppe des aus den Reihen der SA ausgetretenen Nationalsozialisten Walther Stennes an. Herbert Norkus wurde am 28. Januar 1932 auf dem Neuen St.-Johannis-Friedhof in Berlin-Plötzensee beigesetzt. Dabei gab es einen Trauerzug von ungefähr 5.000 Personen.

Der Augenzeugenbericht des Hitlerjungen „Krümel“

Der in dem Buch „Unsterbliche Gefolgschaft“ von 1936 in gotischer Schrift wiedergegebene Augenzeugenbericht wird nachfolgend in lateinischen Buchstaben vorgestellt.

Am Vormittag des 24. Januar 1932, ein Sonntag war es, fand im Berliner Sportpalast eine Massenkundgebung der Berliner Nationalsozialisten statt. Der Gauleiter Dr. Goebbels und auch der bekannte Parteigenosse Engels sprachen und gaben Tausenden neue Kraft zum weiteren Kampf und Einsatz. Kampf um Berlin! Dieses Wort war gefürchtet von allen Gegnern des Berliner Gauleiters Dr. Goebbels. Einen besseren hätte Adolf Hitler nicht beauftragen können mit dieser Aufgabe.

Kampf um Berlin! Verbissen und zäh hatte Dr. Goebbels ihn aufgenommen. Mehr und mehr gewann der Nationalsozialismus in der Reichshauptstadt an Raum. ‚Berlin wird deutsch‘, hieß der Kampfruf, und die roten Herrscher mußten erkennen, daß die Berliner Bevölkerung trotz aller ‚Berlin-bleibt-rot‘-Schreie langsam aber sicher nationalsozialistisch wurde. Mit Haß und Wut gingen die Gegner vor. Die jüdische und von Juden geführte Presse überschüttete die Berliner Partei mit Geifer und Schmutz. Aber das alles machte uns nur stärker und widerstandsfähiger. Als die Feinde des Nationalsozialismus die Erfolglosigkeit ihres Kampfes sahen, griffen sie zum letzten und gemeinsten Mittel: zur Mordhetze! Überfälle auf Überfälle wurden organisiert. Hunderte von Kameraden zusammengeschlagen, schwer verwundet und oft siech für Jahre. Viel mußten ihr Leben lassen. Und dennoch gab es keinen Berliner Nationalsozialisten, der auch nur eine Stunde verzweifelt und feige seine Idee im Stich gelassen hatte. ‚Berlin wird deutsch! Berlin gehört Adolf Hitler!‘

Die Treue ihrer alten Garde hatte die Berliner Partei groß gemacht. Der Wille, das Ziel ‚Berlin wird deutsch‘ zu erfüllen, beseelte alle, die mit im Kampf um Berlin standen. – Auch wir Lichtenberger Hitlerjungen waren daher selbstverständlich an diesem Tage im Januar bei der Kundgebung im Sportpalast und lauschten mit den Tausdenden begeistert den neuen Kampfparolen des Berliner Gauleiters. Noch ahnten wir nicht, daß, während wir in kampfesfroher Gemeinschaft mit der SA, SS und Partei zusammensaßen, daß oben im Beusselkiez ein Berliner Hitlerjugendkamerad sein junges Leben unter den Messerstichen und Fußtritten vertierter Kommunisten ausgehaucht hatte. – Erst am Schluß erfuhren wir durch Dr. Goebbels selbst den tragischen Tod des Kameraden. – Ein erschütternder Aufschrei von Tausenden ging durch die große Halle des Sportpalastes. Tränen der Wut und tiefste Empörung standen in aller Augen. Dann wurden die Tausende still und gedachten nach der erhebenden Kundgebung mit zusammengebissenen Lippen des jungen Toten.

Wir Lichtenberger aber hatten keine Ruhe. Wir mußten hinaus. Hin zum Beusselkiez, hin zu der Straße, in der die entsetzliche Tat geschah. Dort trafen wir Kameraden der Hitlerjugend Beusselkiez, die uns erzählten, wie alles gekommen. Die Kameradschaft hatte am Sonntag früh Flugblätter für einen Werbeabend, der am 28. Januar stattfinden sollte, ausgetragen. Alle Jungarbeiter des Beusselkiezes waren eingeladen worden; sie sollten die Hitlerjugend kennenlernen. Der Kameradschaftsführer, Gerhard Mondt hieß er, hatte die Jungen vorsichtig in Abständen von 20 Metern über die Straße verteilt, um so zu verhindern, daß die KPD nicht allzu früh auf die Aktion der Hitlerjugend aufmerksam wurde. Am Anfang ging alles gut. Haus für Haus wurde treppauf, treppab mit Flugzetteln und Einladungen versorgt. Die Roten schienen nichts gemerkt zu haben; denn es blieb ruhig. Einigen Jungen war jedoch aufgefallen, daß ein Motorradfahrer schon zweimal langsam an ihnen vorbeigefahren war und sie argwöhnisch gemustert hatte. Mit Recht schloß der Kameradschaftsführer daraus, daß der Motorradfahrer sie beobachten und dann den Kommunisten Bescheid zukommen lassen sollte. Also war Vorsicht am Platze. Auf keinen Fall wollte Gerhard Mondt seine Jungen der Gefahr aussetzen. Er gab darum den Befehl zum langsamen Rückzug.

Die Gedenktafel am Mordhause Zwinglistraße Nr. 4 nach der Enthüllung am 26ten Heuert 1933, davor drei Kameraden mit der Herbert-Norkus-Fahne

Oben in der Zwinglistraße gerieten Gerhard und ein Kamerad in einen Haufen Kommunisten, die sie zuerst für einen Trupp verspäteter Nachtbummler hielten. Als sie ihren Irrtum erkannten, waren sie schon umzingelt. Da griff Gerhard in die Hosentasche und zog eine Scheintodpistole heraus. Dann schoß er in die Luft. Es gelang, die Kommunisten zu bluffen und dadurch einen Vorsprung zu gewinnen. Die beiden ließen jedoch die Roten mit Absicht auf ihrer Spur, um sie von den anderen abzulenken. – Inzwischen hatten auch die in den Häusern verteilten Hitlerjungen die Gefahr erkannt und zogen sich einzeln unauffällig zurück.

Als Gerhard Mondt und der andere Kamerad alle Jungen in Sicherheit glaubten, verschwanden auch sie schleunigst aus den Augen der Verfolger. So erzählte der Kamerad der Hitlerjugend Beusselkiez stockend. ‚Und Norkus?‘ fragten wir, ‚was ist mit Norkus?‘ Ein anderer berichtete: Während wir uns in Sicherheit bringen konnten, waren Herbert Norkus, und dann noch der Kleine, der ‚Krümel‘, von der Kommune entdeckt und verfolgt worden. Auf der Flucht vor den roten Strolchen trennten sich die beiden. Krümel raste in einen Hausflur und konnte sich vor den dicht hinter ihm folgenden Kommunisten nur dadurch retten, daß er schnell in einen Müllkasten kroch, in dem er dank seiner geringen Größe Platz hatte. Die Verfolger fanden ihn nicht und ließen nach vergeblichem Suchen von ihm ab. Als der Kleine sein Versteck vorsichtig verließ und auf die Straße wollte, wurde er Zeuge des hundsgemeinen Mordes an Herbert Norkus. Der mußte schon schwer verletzt sein, denn er blutete furchtbar, und auf dem Steinpflaster der Zwinglistraße sah man ganz genau die Blutspur seiner Flucht. Dreimal hatte Herbert versucht, hinter eine Haustür zu flüchten. Bei der ersten Tür, es war die einer Molkerei, hatte der Portier ihm das Tor vor der Nase zugeschlagen. Die letzten beiden waren verschlossen. Mehrere Male hatten ihn die roten Mörder eingeholt und immer wieder auf ihn eingeschlagen und eingestochen. Aber stets gelang es dem Totwunden noch einmal, sich hochzureißen und zu entfliehen. Krümel aber sah: Herbert war verloren! Als er sich in einen Hausflur schleppte, matt und halb besinnungslos, stürzte sich die rote Meute noch einmal auf ihn. Dann flohen die feigen Meuchelmörder. Im Hausflur aber brach Herbert besinnungslos zusammen. So fand ihn Krümel. Im Moabiter Krankenhaus ist Herbert Norkus dann eine Stunde später gestorben.

Gedicht

Nachfolgende Dichtung wurde Herbert Norkus sowie den 21 anderen Schicksalsgenossen der Unsterblichen Gefolgschaft der Hitlerjugend gewidmet.

Schreibfeder.png

Da ihr noch spieltet, wurden wir Soldaten
und folgten jenem, der die Fahne trägt,
als ihr noch träumtet, lebten wir in Taten
und waren ganz von Göttlichem bewegt.

Nun, da ihr wach seid, staunet ihr wie Toren,
und neidet uns den heißerstrittnen Ruhm-
doch ihr vergeßt: Was wir darum verloren,
war unsrer Kindheit scheues Heiligtum...

Baldur von Schirach, Zitiert in Unsterbliche Gefolgschaft (Seite 5)

Herbert-Norkus-Straße

Die Ottostraße wurde während des Dritten Reiches in Herbert-Norkus-Straße umbenannt, ein Namenswechsel, der nach dem Krieg rückgängig gemacht wurde. Anfang des 21. Jahrhunderts befindet sich in der Zwinglistraße Nummer 4 ein mehrstockiges Haus, das ein Umbau des ursprünglichen Gebäudes, wohl eher ein Gebäude der Nachkriegszeit sein könnte. Kein Denkmal erinnert an dieser Stelle an den hier einst von ideologischen Gegnern an einem Minderjährigen verübten Mord.

Liste der Herbert-Norkus-Straßen im Dritten Reich

Bildergalerie

Siehe auch

Kartenverzeichnis

  • Berlin 1944, Herausgabe eines historischen Pharus-Planes“, Pharus-Plan Berlin 2005, ISBN 3-86514-074-2.

Literatur

  • Heinz Görz und Franz-Otto Wrede, „Unsterbliche Gefolgschaft“, Berlin 1936.