Wedell, Albert Hans Gustav von

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„Hierher, Grenadiere! O, zielet besser, hier ist das deutsche Herz!“
Beschreibung

Hans Gustav Karl Albert von Wedell[1] (auch: Wedel; Lebensrune.png 16. Januar 1791 in Kriegsdorf; Todesrune.png 16. September 1809 bei Wesel) war einer der elf Schillschen Offiziere, die am 16. September 1809 durch französische Besatzer hingerichtet wurden. Im Alter von 18 Jahren gab der junge Leutnant der Schill’schen Jäger sein Leben für die deutsche Freiheit.

Geschichte

Bildliche Zusammenfassung der Ereignisse: Verkündung des Todesurteils, der letzte Gang, die Erschießung, das Schill-Denkmal
Die gefangenen Schill’schen Jäger
Die Urteilsverkündung
Einweihung des Denkmals in Wesel
Das Denkmal in Wesel
Filmszene der Erschießung Albert von Wedells aus dem Film „Die elf Schill'schen Offiziere“

Vorgeschichte

Preußen stand unter der Herrschaft Napoleons. Es war noch nicht zwei Jahre nach dem Schmachfrieden von Tilsit. Da ritt eines Morgens im April der Major von Schill mit den 600 Reitern seines Husarenregiments aus dem Potsdamer Tor von Berlin hinaus. Daß alle Soldaten scharfe Munition empfangen hatten, wunderte niemanden. War man doch oft schon hinausgezogen zum Scharfschießen im Gelände. Aber weit dehnte sich heute der Ritt aus. Erst in der Nähe von Potsdam ließ Schill halten. Er ließ seine Husaren einen Halbkreis bilden und verkündete ihnen seinen Plan. Nicht zu einer Felddienstübung hatte er sie heute so weit hinausgeführt. Es ginge vielmehr gegen die Franzosen.

„Freiheit und Ehre!“ jauchzten ihm Offiziere und Mannschaften zu. Keiner kehrte um. Schill hatte es auch nicht anders erwartet. Er konnte sich auf seine Leute verlassen. Am andern Tage erfuhr der Kommandant von Berlin, was geschehen war. Aus Angst, die gesamte Garnison würde Schill nachziehen, ließ er sofort die Tore der Stadt verschließen. Trotzdem fanden noch eine Reihe deutscher Offiziere und Soldaten den Weg hinaus zum Kampf für deutsche Ehre und Freiheit. Sogar einige Geschütze brachten sie mit zu Schill. Der Zug begann. In Dessau an der Elbe ließ Schill einen Aufruf an das deutsche Volk drucken:

„Ermannt euch! Folgt meinem Wink! Mit kräftiger Hand geführt, wird auch die friedliche Sense zu tödlicher Waffe!"

Als der Aufruf an den Häusern angeschlagen wurde, da läuteten überall die Sturmglocken. Die allgemeine Erhebung des deutschen Volkes schien eingeleitet.

Doch es schien nur so. Der König von Preußen ließ sich nicht mitreißen, und in Westfalen, wo Schill den König Jèròme Bonaparte, den Bruder Napoleons, vertreiben wollte, blieb alles ruhig. Jèròme setzt 10.000 Franc auf den Kopf Schills aus. Der antwortete damit, daß er auf Jèròmes Kopf – 5 Taler aussetzte.

Von Magdeburg brachen französische Regimenter gegen Schill auf. Todesmutig warfen sich die Husaren den überlegenen Kräften entgegen. Vergebens! Sie erlitten schwere Verluste, wurden nach Norden abgedrängt und schlugen sich bis an die Ostsee nach Stralsund durch. Als sie in die Hafenstadt einzogen, läuteten gerade auf französischen Befehl die Glocken, weil Napoleon die Österreicher entscheidend geschlagen hatte und in Wien einmarschiert war.

Jetzt läuteten sie weiter – für Schill. Schleunigst ließ dieser die verfallenen Festungswerke wieder herstellen; denn schon rückte ein zehnfach überlegenes feindliches Heer heran. Gegen diese Übermacht konnten die Wälle jedoch nicht gehalten werden. Die Stadt wurde erstürmt. Aber wild tobte der Kampf in den engen Straßen weiter. Hier fand Schill am 31. Mai 1809 – fünf Wochen nach seinem hoffnungsvollen Ausmarsch aus Berlin – den Reitertod. Seine elf Offiziere wurden gefangengenommen.

Die Ermordung

Albert von Wedell und seine zehn Kameraden wurden von den französischen Besatzern „angeklagt“

„zur Bande von Schill gehörig, mit gewaffneter Hand die öffentlichen Kassen im Königreich Westfalen, im Herzogtum Mecklenburg und in andern Ländern vorgenommen zu haben und unter Bedrohung der Todesstrafe die Einwohner besagter Länder gezwungen zu haben, unter den Befehlen Schills zu dienen.“

Nach dem Plädoyer des Verteidigers, der dafür später ins Gefängnis geworfen wurde, stellte der Vorsitzende nur folgende Fragen:

„Die Genannten, angeklagt, zu Schills Bande gehört zu haben - sind sie schuldig? Sind Sie mit den Waffen in der Hand gefangen worden?“

Das einstimmige Urteil stand bereits zu Verhandlungsbeginn fest. Nach einer kurzen Beratung wurde das Todesurteil für die elf Offiziere des Schill’schen Freikorps gesprochen, das innerhalb von 24 Stunden zu vollstrecken sei.

Noch am selben Tage, nachmittags um 13 Uhr wurden die Gefangenen jeweils zu zweit aneinandergefesselt auf eine Wiese an der Lippe geführt, wo sie von einem Kommando von 66 französischen Grenadieren erwartet wurden. Mit unverbundenen Augen und aufrecht standen die elf Männer in einer Reihe und ließen den preußischen König Friedrich Wilhelm noch ein letztes Mal hochleben. Sie warfen ihre Mützen in die Luft und befahlen dann selbständig das Kommando: „Feuer!“ Zehn der elf Männer fielen im nächsten Augenblick zu Boden. Nur Albert von Wedell wurde allein an der Schulter verletzt. Er riß seine Weste auf, deutete auf das Herz und rief „Hierher, Grenadiere!“ Nun wurde auch er tödlich getroffen und sank zu seinen toten Kameraden zu Boden.

Letzter Briefwechsel

In ihrem letzten Briefwechsel schrieben die Gebrüder Albert und Karl von Wedell:

An Herrn von Werder-Brettin.
Stralsund, 7. Juni 1809.
Wir benutzen die Gelegenheit, Euch zu benachrichtigen, daß Ihr nicht im mindesten Ursache habt, Euch Kummer um uns zu machen. Wir leben und sind gesund.
Sobald ich Gelegenheit habe und eine Antwort von Euch erwarten kann schreibe ich alles was Euch interessiert.
Lebt wohl und seid ohne allen Kummer.
Carl und Albert Wedell.
Zum Beweis daß ich lebe und gesund bin setze ich diese wenigen Zeile hier drunter. Mit dem Wunsch und in der Hoffnung uns bald mündlich zu sprechen nenne ich mich
Albert.
Der Leutn. von Flemming welcher ebenfalls mit uns gefangen ist bittet bei einer Gelegenheit seiner Schwester der Frau von Byren in Zabakuck, dies sagen zu lassen.
Cassel 5. July 1809.
Ich weiß nicht ob Du meinen Brief erhalten haben hast, worin ich Dir schrieb, daß ich und Albert in Stralsund gefangen sind. Wir wurden von da nach Braunschweig gebracht, wo wir 12 Tage blieben und alle Tage Besuch von Rödern und Münchhausen hatten. Von da aus brachte man uns hierher wo wir denn soeben die Nachricht erhielten, daß wir morgen nach Mainz abgehen. Da man vermuthet, daß wir da bleiben werden, so habe die Güte Seckendorf in meinem Nahmen zu bitten, daß er uns so bald als möglich Geld dahin verabfolgen läßt. Ich füge eine Quittung auf meine halbjährliche Zulage bei. Habe die Güte dies sobald als möglich zu befördern. Schreib mir recht bald und adressire deinen Brief nach Mainz, sollten wir uns auch nicht mehr da befinden so bekomme ich den Brief doch. Lebt wohl und erinnert Euch
Eurer
getreuen
Carl und Albert von Wedell.
Guter lieber Werder.
Wenn Du diese Zeilen erhälst, sind wir nicht mehr, soeben ist uns das Todes-Urtheil verlesen worden. Daß noch nie jemand unschuldiger gestorben ist wißt Ihr so gut als wir. Lebt wohl.
Carl und Albert von Wedell.
Mit Wehmuth schreibe ich meinen Namen. Verflucht ist unser Schicksal aber tröstet Euch.
Wesel den 16ten September 1809.
Tröstet unsere Verwandten, wir sehen unsere Eltern wieder und sterben gefaßt. Unter meinen Papieren findet Ihr das Verzeichniß meiner Schulden, diese müssen bezahlt werden und ebenso Albert seine in Cöthen.
Grüßt Alles.
Carl.
Ich überschicke Dir hiermit die Haare und Ringe der Ph. mach damit, was Du für gut hälst, wir schicken auch beiderseits Haare von uns.
Albert.

Das Denkmal

Zum Gedenken an die elf treuen Schillschen Offiziere wurde am 31. März 1835 an der Stelle ihrer Hinrichtung und Begräbnisstelle auf den Lippewiesen bei Wesel ein Denkmal errichtet. Das Denkmal zeigt auf der Stadtseite die trauernde Borussia und die heranschreitende Siegesgöttin am Altar des Vaterlandes. Auf dem mit dem preußischen Adler gezierten Altar liegt ein Richtbeil, über das die Viktoria einen Kranz hält und damit den Märtyrertod in einen Sieg verwandelt.

Auf der Stadtabgewandten Seite thront der preußische Adler mit dem Sinnspruch:

„Sie starben als Preußen und Helden am 16ten Sept. 1809“.

Zur Stadtseite hin liest man die Namen der elf Schill’schen Offiziere.

Die Namen der Blutzeugen

Name Alter Originalinschrift
Friedrich Wilhelm Felgentreu 23 Leut. FELGENTREU Friedrich Wilhelm - Artillerie - 8.5.1786 Berlin
Johann Friedrich Ludwig von Flemming 19 Leut. FLEMMING Hans von - Infanterie - 23.10.1790 Glogau
Konstantin Johann Wilhelm Gabain 23 Leut. GABAIN Constantin Wilhelm - Infanterie - 21.7.1786 Geldern
Johann Friedrich Wilhelm Galle 29 Leut. GALLE Friedrich Ferdinand - Husaren - 16.10.1771 Berlin
Johann Leopold Jahn 31 Leut. JAHN Leopold – Husaren - 18.6.1778 Massau
Karl Gustav von Keffenbrink 17 Leut. KEFFENBRINCK Carl von 17.11.1791 Krien
Adolf Theodor Leopold von Keller 24 Leut. KELLER Adolph von – Infanterie - 13.9.1785 Strasburg
Johann Christian Daniel Schmidt 29 Leut. SCHMIDT Ferdinand – Jäger - 16.1.1780 Berlin
Karl Friedrich Wilhelm von Trachenberg 25 Leut. TRACHENBERG Carl Friedrich von – Infanterie - 12.9.1784 Rathenau
Albert Hans Gustav von Wedell 18 Leut. WEDELL Heinrich Gustus Albrecht von – Infanterie - 16.1.1791 Kriegsdorf
Karl Lupold Magnus Wilhelm von Wedell 23 Leut. WEDELL Carl Magnus von – Husaren - 30.6.1786 Brausforth

Weitere

Vierzehn Soldaten wurden ebenfalls willkürlich ausgewählt und vom 18. bis 22. Juli 1809 in Braunschweig hingerichtet. In deren Grab wurde Schills Kopf am 24. September 1837 beigesetzt. Dort befindet sich ebenfalls ein Denkmal.

Gedenkstein Friedensdorf

Wedell-Denkmal in Kriegsdorf

Der Gedenkstein für die Gebrüder Wedell in Kriegsdorf (seit 1950 Friedensdorf) steht seit 1909 auf einer Freifläche in der Ortsmitte und wurde aus rotem Porphyr vom Bildhauer Paul Juckoff aus Schkopau gefertigt. Der ursprüngliche Gedenkstein war von einem preußischen Adler, der die Giftschlange „Frankreich“ tötet, gekrönt. Die Vorderseite trug ein Bildnis von Gustav Albert von Wedell mit seiner Unterschrift. Das Bildnis wurde später durch eine Inschrift ersetzt.[2]

Zum Gedenken an die auf Befehl Napoleons I.
am 16. September 1809 vor Wesel erschossenen
elf Offiziere des von Schill’schen Freikorps.
Zu ihnen gehörten aus unserem Ort die Brüder
Albert und Karl von Wedell.
Sie gaben ihr junges Leben für die Befreiung des
Vaterlandes. Möge ihr patriotisches Verhalten
jedem ein Vorbild sein!

Siehe auch

Literatur

Filme

Verweise

Fußnoten

  1. Hans Gustav Karl Albert von Wedel
  2. Gedenkstein Friedensdorf. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, abgerufen am 5. Oktober 2018.