Haussels, Arthur
Arthur Haussels ( 4. Februar 1895 in Glauchau; 13. Februar 1943 in Neapel) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Vorläufigen Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst, Regimentskommandeur und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Zweiter Weltkrieg
Als Bataillonskommandeur (II./Gebirgs-Jäger-Regiment 139/3. Gebirgs-Division) bewährte sich Haussels beim Unternehmen „Weserübung“ und bei der Schlacht um Narvik. Im März 1942 übernahm er als Nachfolger von Alois Windisch den Befehl über das Regiment.
Unternehmen „Eilbote“
1943 kommandierte Oberstleutnant Haussels das im Dezember 1942 aufgestellte Gebirgs-Jäger-Regiment 756. Am 18. Januar 1943 begann das Unternehmen „Eilbote“ unter dem Befehl der 334. Infanterie-Division unter Generalmajor Friedrich Weber. Seine Gebirgsjäger flogen mit Jus 52 von Neapel nach Nordafrika (→ Tunesienfeldzug). Seine Männer bezwangen das Massiv Djebel Solbia sowie später (unter Holzinger) den Djebel Mansour in Nordosttunesien. In diesem Gefecht lagen den Gebirgsjägern Soldaten der Fremdenlegion gegenüber. „Ihr habt gekämpft wie die Löwen“ meinte nach dem Kampf ein gefangener deutschstämmiger Fremdenlegionär. Im Februar 1943 wurde Haussels im Lazarett liegend wegen Tapferkeit vor dem Feind zum Oberst befördert.
- „[...] Ich selbst flog am 18.1.1943 mit ca. 10 Mann, einem Inf.-Geschütz, 2 Feldküchen und verschiedenem Gerät nach Nordafrika. Der Flugzeug-Pulk bestand aus ungefähr 50 Maschinen und zog in ca. 50 m Höhe über dem Meer in Richtung Sizilien. Bei der Annäherung sahen wir einen weiteren Pulk von Ju 52 über Palermo kreisen, der sich dann unserem Verband anschloß. Nach der Landung auf dem Flugplatz von Tunis waren wir über den großen Eifer der Kameraden der Luftwaffe beim Ausladen erstaunt, aber bald merkten wir an einem nicht zu übersehenden Schrotthaufen von zerstörten Flugzeugen, daß wirklich höchste Eile angebracht war. Da die deutschen Transportmaschinen aus unerklärlichen Gründen pünktlich wie die Eisenbahn um 5.00 oder 6.00 Uhr morgens von Neapel abflogen, konnten die feindlichen Jagdflieger über der Bucht von Tunis reichlich Abschüsse erzielen. Wir hatten an diesem Tag aber Glück und blieben unbehelligt. 2 Tage später wurden die gerade gelandeten Maschinen bombardiert und der Flugplatz sah aus, als wenn er mit Konfetti überstreut worden. Das ‚Konfetti‘ war die ganze Post für die 5. Panzerarmee in Tunesien. Ende Januar 1943 wurde ein ganzer Pulk über dem Mittelmeer abgeschossen und keine einzige Maschine kam in Tunis an. Ungefähr um den 25.1.1943 wurde das Geb.Jäg.Rgt. 756 aus dem Divisionsverband gelöst und bildete mit der Panzer-Abteilung 501, ausgerüstet mit neuen Tigerpanzern, eine selbständige Kampfgruppe, die im Abschnitt einer stark angeschlagenen italienischen Division eingesetzt wurde. Die Aufgabe der Kampfgruppe war es, in den Bergen in Richtung Westen eine HKL aufzubauen und so für die aus Libyen in Südtunesien eintreffenden Afrika-Armee unter Generalfeldmarschall Rommel den Rücken freizuhalten. Dabei kam es immer wieder zu schweren Kämpfen mit den sich zurückziehenden französischen Truppen, deren Artillerie sehr gut schoß, und die bereits von britischen Verbänden kräftig unterstützt wurden. Besonders um den Djebel Mansour, von dem die ganze Ebene mit den Straßen zwischen Medjes Lel Bab und Pont du Fahs südwestlich von Tunis, eingesehen werden konnte, gab es erbitterte Gefechte. Da die schwache italienische Besatzung den Berg nicht halten konnte, mußte der Gipfel des Djebel Mansour dreimal von uns erkämpft werden. Beim letzten Angriff wurde mehr als die Hälfte der Kompanie-, Zug- und Gruppenführer verwundet oder fielen. Die Alliierten hatten bis Mitte Februar im Westteil von Tunesien eine einigermaßen geschlossene Front errichtet und die Kämpfe nahmen an Härte zu. Dabei wurde unser Rgt.Kdr. Oberstlt. Haussels schwerverwundet und ist kurz darauf in einem Lazarett in Neapel gestorben. Rommel versuchte mit der Panzerarmee Afrika von Südtunesien aus einen Vorstoß in nordwestlicher Richtung nach Bone in Algerien zu führen, damit die eigenen Truppen mehr Bewegungsfreiheit bekämen. Unsere Stellungen waren im Durchschnitt nur 50 – 60 km von der Küste in unserem Rücken entfernt. Bei diesem Unternehmen wurden als Anfangserfolg am Kasserine-Paß zwar 3000 amerikanische Gefangene gemacht, aber die alliierte Front konnte auf Grund der großen Überlegenheit an Truppen und Material nicht mehr durchbrochen werden. [...] Für das Geb.Jaeg.Rgt. 756 kam am 9.5.1943, genau 6 Monate nach der Aufstellung das bittere Ende. Wir hatten uns bis zum Strand der Bucht von Tunis zurückgezogen. Es wurden noch die unglaublichsten Gerüchte wegen einer angeblichen Abholung der Truppen durch deutsche Marinefahrzeuge verbreitet, aber das waren alles nur Parolen. Seit Tagen patrouillierten britische Kriegsschiffe vor der tunesischen Küste und schossen jedes verdächtige Boot zusammen. Nachdem wir noch aus den intakten Radios den Wehrmachtsbericht mit den Meldungen von den letzten Kämpfen auf tunesischem Boden gehört hatten, sahen wir die ersten amerikanischen Panzer auf unseren Schlupfwinkel zukommen. Vor uns die feindlichen Panzer und im Rücken das Meer – das war die Lage, die wir seit Wochen vorausgesehen hatten. Nach der Zerstörung der Waffen und Funkgeräte wurden die Kraftfahrzeuge, die sich noch bis zum Strand durchgeschlagen hatten, angezündet. Mit erhobenen Händen, ausgemergelt und in zerrissenen Uniformen, traten wir am abend des 9.5. den Marsch in die Gefangenschaft an. Da auf Cap Bone, südlich der Bucht von Tunis, noch gekämpft wurde, wagten mehrere Kameraden das sinnlose Unternehmen mit Motor-, Fischer-, Ruderbooten oder mit aus Benzinfässern und Telefonmasten angefertigten Flössen die Bucht zu überqueren. Von unseren Deckungshöhlen im Küstengebirge mußten wir zusehen, wie ein Boot nach dem anderen von den feindlichen Jagdflugzeugen zerschossen wurde. Überlebende gab es da keine mehr. Auf Cap Bone wurden am 12.5.1943 die Waffen gestreckt. Unser Regiment hatte noch Glueck, daß wir im Angriffsabschnitt der 34. amerikanischen Inf.-Division waren und von diesen gefangengenommen und korrekt behandelt wurden. Andere Einheiten wurden von Truppen der ‚Freien Franzosen‘, Fremdenlegionären, Neuseeländern oder Südafrikanern gefangen und diesen Kameraden erging es meist wesentlich schlechter. Im ersten Auffanglager bei Mateur hatte sich unser alter Batl.- und letzter Rgt.Kdr., Major Hörtnagl noch von uns verabschiedet.“ — Gregor Seidenschwarz, Mit dem Gebirgs-Jäger-Regiment 756 in Afrika (Tunesien), in: „Die Gebirgstruppe – Zeitschrift des Kameradenkreises der Gebirgstruppe“
Das Regiment wurde im Mai 1943 in Tunesien vernichtet, das Gros der bis dahin einsatzfähigen Mannschaft wurde von den VS-Amerikanern gefangengenommen und auf diverse Lager in den VSA verteilt.
Tod
Haussels, der an vorderster Front kämpfend seine Jäger mit den Worten „auf geht's Jaga!“ antrieb, erlitt beim ersten Kampfeinsatz im Tunis-Brückenkopf einen Beinschuß, infolgedessen er (nach Behandlung am Hauptverbandsplatz und im Lazarett in Tunis) ausgeflogen und im Lazarett in Italien nach erfolgter Beinamputation verstarb. Sein Nachfolger als Regimentsführer wurde Major Holzinger (Gruppe „Holzinger“), der seit 1941 ebenfalls das Ritterkreuz trug.
Bildergalerie
Arthur Haussels im Ulanen-Regiment „Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn“ (1. Königlich Sächsisches) Nr. 17[1]
Auszeichnungen (Auszug)
- Militär-St.-Heinrichs-Orden, Ritterkreuz
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnungen
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Narvikschild
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Verwundetenabzeichen (1939) in Bronze und Silber
- Finnischer Orden des Freiheitskreuzes (vermutlich III., ggf. II. Klasse)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. September 1940 als Major und Kommandeur des II. Bataillons/Gebirgs-Jäger-Regiment 139