Astrologie

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Unter Astrologie (altgr. ἄστρον, astron, „Stern“, λόγος, logos, „Lehre“ - Sterndeuterkunst) versteht man eine auf Aberglauben gegründete heteronome Lehre, die aus dem großenteils zyklisch wiederkehrenden Erscheinen von Sonne, Mond und Planeten sowie deren Stellungsbeziehungen Anschauungen, Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen von Menschen oder sozialen Gemeinschaften ableiten bzw. begründen, teils auch zukünftige Ereignisse voraussagen will.

Während Galileo Galilei als einer der Väter der modernen Astronomie gilt, war sein Kollege Johannes Kepler mit der in der Astrologie vorkommenden Erstellung von Horoskopen befaßt. Damals galt die Astrologie vielfach noch als eine anerkannte Methode der Zukunftsplanung. Im Mittelalter kam es zur Verunglimpfung und Verfolgung von Menschen, welche die Himmelsgeschehnisse in Beziehung zum menschlichen irdischen Dasein setzten und daraus auch angebliche Erfordernisse menschlichen Verhaltens ableiteten. So sah die römisch-katholische Kirche hierin eine Konkurrenz für ihre eigene Religion, weswegen die Astrologie mit Verachtung bestraft wurde.

Heute werden mit Astrologie vornehmlich Horoskope und Wahrsagereien verbunden. Astrologie und Astronomie gingen seit dem Ende des Mittelalters zunehmend getrennte Wege, wenn sich auch letztlich beide Disziplinen mit der Betrachtung der Himmelsgeschehnisse befassen. Die heutige Astronomie beschäftigt sich jedoch im Gegensatz zur Astrologie mit der wissenschaftlichen Betrachtung und Erforschung der Himmelsvorkommnisse.

Geschichte

Früher war Astrologie der allgemeine Name für die Wissenschaft der Sternenkunde, und ihr verdankt die heutige Astronomie die Überlieferung von Aufzeichnungen vor Jahrtausenden gemachter Beobachtungen, und auch für die Geschichtsforschung wurden die auf Denkmälern verewigten Konstellationen, welche bei gewissen historischen Ereignissen stattfanden, zu einer wertvollen Quelle für wichtige Zeitbestimmungen. Die sichtbaren augenscheinlichen Einflüsse, welche Sonne und Mond auf die Natur ausüben, sowie der regelmäßig wiederkehrende Wechsel der Jahreszeit mit dem Kreislauf des Tierkreises führten leicht zu dem Glauben, daß auch den übrigen Gestirnen, namentlich den Planeten, eine Einwirkung beizumessen sei, zunächst auf die Natur, auf Witterung und Wachstum, sodann aber auch auf alles Geschaffene, alle Begebenheiten und Schicksale.

So entstand die Astrologie, die Methode, aus den verschiedenen Stellungen der Gestirne zueinander, der Konstellation, vermeintlich sichere Schlüsse zu ziehen. Solche Konstellation, mit Bezug auf ein bestimmtes Ereignis durch Beobachtung oder Berechnung festgestellt, wurde Horoskop genannt, Nativität, wenn sie sich auf die Geburt zum Zwecke der Vorhersagung der Geschicke des Neugeborenen bezog. Die Menschen des Altertums kannten naturgemäß nur diejenigen Planeten, die dem bloßen Auge sichtbar sind. Die Astrologen führten ihre Prognose oder Weissagung in der Art aus, daß zur Deutung der Zukunft einem jeden der (damals bekannten) sieben Planeten (einschließlich Sonne und Mond) besondere Eigenschaften beigelegt wurden, die er verleiht, bestimmte Gebiete der Natur und aller Dinge, die er regiert, und daß aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Planeten je nach ihrem Standpunkt in den zwölf Tierzeichen, die unter ihre Herrschaft verteilt waren, und ihrer gegenseitigen Stellung, d. i. den sogenannten Anschauungen oder Aspekten, nach bestimmten Regeln Schlüsse auf die Gestaltung der Geschicke gezogen wurden.

Astrologie in der christlichen Epoche

Eifrige Gegner der Astrologie waren die christlichen Kirchenväter, welche den darin ausgesprochenen Fatalismus als unverträglich mit der postulierten „Freiheit des menschlichen Willens“ verdammten. Einzelne indes, wie Origenes, glaubten an die von Gottes Hand am Himmel offenbarten Schicksale, deren Entzifferung durch Menschen sie aber als sündhaft verwarfen. So mischten auch einige christliche Gruppierungen, wie die Gnostiker und Priscillianisten, astrolische Spekulationen in ihr Glaubensbekenntnis. Auch bei manchen Vertretern der philosophischen Richtung des Neuplatonismus stand die Astrologie in großem Ansehen, zum Beispiel bei dem als mathemischen Kommentator bekannten Proklus Diadochus im 5. Jahrhundert, von dessen Schüler Marinus wir eine Biographie seines Lehrers mit der genauen Nativität desselben besitzen. Sorgfältige Pflege widmeten die Araber und die jüdischen Kabbalisten der Astrologie, die von ihnen zu einem förmlichen System ausgebildet wurde. Als bekannte Vertreter sind Albumasar (Abu Maschar) aus Bath in Chorassan im 9. Jahrhundert und Ali ibn Ridwan im 11. Jahrhundert zu erwähnen.

Bei den christlichen Völkern kam die Astrologie besonders im 14. und 15. Jahrhundert zu hoher Blüte. An den ältesten Universitäten, in Bologna und Padua, wurden Lehrstühle für sie errichtet. Die Fürsten besoldeten Hofastrologen, die in hohem Ansehen standen und großen Einfluß auf alle Regierungshandlungen ausübten. Zwar wurde die Astrologie gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Savonarola sowie später von Pico von Mirandola eifrig bekämpft; aber sie galt noch bis in das 17. Jahrhundert hinein als in weiten Bevölkerungsteilen anerkannt. Protestanten und Katholiken gehörten zu den Anhängern der Astrologie, unter ihnen Philipp Melanchthon. Als einer der berühmtesten Astrologen des 16. Jahrhunderts ist Nostradamus zu nennen, dessen vielgeglaubte Weissagungen noch 1781 vom damaligen Papst verboten wurden. Selbst ein so bedeutender Astronom wie Johannes Kepler war von diesem Aberglauben nicht frei und erwarb sich den Ruf eines geschickten Astrologen. Spätere Anhänger der Astrologie aus dem Kreise der Gebildeten fanden sich nur vereinzelt. Hofastrologen wurden noch, teils bis ins 20. Jahrhundert hinein, in Persien, China, Abessinien und an anderen morgenländischen Höfen besoldet.

Zitate

  • „Einen großartigen Beweis von der erbärmlichen „Subjektivität“ der Menschen, in Folge welcher sie alles auf sich beziehn und von jedem Gedanken sogleich in gerader Linie auf sich zurückgehn, liefert die Astrologie, welche den Gang der großen Weltkörper auf das armsälige Ich bezieht, wie auch die Kometen am Himmel in Verbindung bringt mit den irdischen Händeln und Lumpereien. Dies aber ist zu allen und schon in den ältesten Zeiten geschehen.“Arthur Schopenhauer[1]
  • „... Für mich ist die Horoskopie ein ganz kleiner Teil der Astrologie, das Horoskop ein Mittel, zur Selbsterkennntnis zu kommen, die, das gebe ich gern zu, ich dringend nötig habe.“Rudolf von Sebottendorf[2]
  • Niemand, auch nicht Paulus, kein Engel vom Himmel und ganz und gar nicht Philippus (Melanchthon) kann mich dazu bringen, den Weissagungen der Astrologie zu glauben. Sie sind so oft falsch gewesen, daß es gar nichts Unzuverlässigeres gibt. Wenn sie nämlich zwei- oder dreimal richtig geweissagt haben, dann spielen sie sich damit auf. Haben sie sich aber getäuscht, dann verheimlichen sie es.“ — Martin Luther[3]

Siehe auch

Literatur

  • Franz Boll / Carl Bezold: Sternglaube und Sterndeutung. Die Geschichte und das Wesen der Astrologie, 1918 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Fußnoten

  1. A. Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit (Parerga und Paralipomena I, Zweiter Teilband), S. 154 (Ausgabe Diogenes 1987, ISBN 3 257 21555 X)
  2. R. von Sebottendorf in: Astrologische Rundschau, 16. Jahrgang, 1924/25, S. 26
  3. In: Martin Luther. Tischreden. Seite 225, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-001222-8