Bürgerbräuattentat

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Der Führer spricht!“ (Die Bombe befindet sich im Pfeiler in Höhe des Hakenkreuzes); kurzer Ausschnitt aus der Rede des Führers: (mp3).

Das Bürgerbräuattentat wurde am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller durch den Tischler Georg Elser vermutlich im Auftrag des englischen Geheimdienstes verübt. Die Bombe, die ursprünglich während der dortigen Rede Hitlers detonieren sollte, zündete jedoch erst 13 Minuten, nachdem Adolf Hitler den Saal verlassen hatte. Da er nach Berlin zurückkehren mußte, verließ der Führer nach dem Ende seiner Rede gegen 21.07 Uhr früher als gewohnt den Saal. Erst 21.20 Uhr explodierte der Sprengkörper. Durch die Explosion stürzte die gesamte Saaldecke herab. Bei dem Anschlag kamen acht Menschen ums Leben. 63 Menschen wurden verletzt, 16 davon schwer. Auch Studienrat und Reserveoffizier Fritz Braun, der Vater von Eva Braun, gehörte zu den verletzten Anwesenden.

Nahaufnahme

Die Rede

Die Verwüstungen des Bombenanschlages

In der zuvor gehaltenen Rede ging Hitler auf den siegreichen Polenfeldzug ein und warnte zugleich eindringlich England, das dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatte, vor den möglichen Folgen dieses Schrittes.

Angebliche Beweggründe

Die Suchmeldung nach dem Attentäter

Der Attentäter Elser soll nach seiner Festnahme gesagt haben:

„Ich wollte ja auch durch meine Tat ein noch größeres Blutvergießen verhindern.“

Daraus wird jedoch nicht ersichtlich, welches „Blutvergießen“ er denn eigentlich gemeint haben könnte. Weder zum Zeitpunkt des Beginns der Planungen im Sommer 1938 noch zum Zeitpunkt des Attentates ist, außer durch das Attentat selbst, irgendwelches „Blut vergossen“ worden. Ganz im Gegenteil: Als die Planungen für das Attentat begannen, kam das abgetrennte deutsche Sudetenland auf friedlichem Wege im Zuge des Münchner Abkommens heim ins Reich.

Der bei Durchführung des Attentates bereits beendete Polenfeldzug kann ebenso nicht als Begründung für den Mordanschlag herhalten, da das einzige Blut, das bis dahin vergossen worden war, das Blut der von Polen drangsalierten und ermordeten Deutschen war und Polen sich allen friedlichen Regelungen verweigerte. Insofern wäre eher ein Anschlag Elsers in Warschau nachvollziehbar gewesen, jedoch nicht auf Hitler, von dessen friedlichen Absichten man unzweifelhaft überzeugt sein konnte. Das einzige, das einem nun unblutigen und friedlichen Ausgang entgegenstand, war die englische Kriegserklärung vom 3. September 1939 an Deutschland. Ein Attentat auf die englischen Kriegstreiber hätte demzufolge eher ein zukünftiges Blutvergießen vermeiden können. Aufgrund der Gesamtumstände ist die vermutliche Verwicklung des englischen Geheimdienstes in das Attentat sehr wahrscheinlich.

Rudolf Hess zum Bürgerbräuattentat.jpg

Planung und Vorbereitung

Die Planungen begannen bereits im Herbst 1938 mit der Überprüfung der Grenzkontrollen an der Schweizer Grenze durch Elser. Elser hatte vor, nach dem Anschlag zum eigentlichen Organisator des Attentates, Gregor Strasser, nach Zürich zu fliehen. Die Teilnahme an den Gedenkfeiern zu Ehren der Opfer des Marsches auf die Feldherrnhalle 1938 diente der Ausspähung des Tatortes. Elser versteckte sich in den Wochen vor der Tat jeden Abend auf der Galerie des Saales im Bürgerbräukeller und ließ sich nach Lokalschluß unbemerkt dort einschließen. So konnte er in mehr als 30 Nächten zwischen August und November 1939 die Säule über Hitlers Rednerpult für seinen Anschlag vorbereiten. In der Nacht des 2. November fixierte er die Sprengkörper in der Säule und verfüllte den restlichen Hohlraum zusätzlich mit Sprengstoff und Pulver. Am Morgen des 6. November stellte er die beiden Uhrwerke des Zündapparates auf den Abend des 8. November ein und verließ München in Richtung Schweiz. Die Organisation des Anschlages soll Otto Strasser übernommen haben. Der Führer der „Schwarzen Front“, einer Oppositionsbewegung früherer Nationalsozialisten, soll dabei in englischem Auftrag gehandelt haben.

Die Opfer

Der feierliche Staatsakt vor der Feldherrnhalle in München in Anwesenheit des Führers für die sieben Opfer des verbrecherischen Anschlages im Bürgerbräukeller. Der Führer erweist den Toten die letzte Ehre. Das achte Opfer, Michael Schmeidl, erlag erst fünf Tage später seinen Verletzungen.

Durch das Attentat kamen sofort sieben Menschen ums Leben. Darunter auch die späteren Blutzeugen der Bewegung Michael Wilhelm Kaiser, Emil Kasberger, Franz Lutz, Leonhardt Reindl, Eugen Schachta, Wilhelm Weber und die Kellnerin Maria Henle. Drei Tage nach dem Attentat fand vor der Feldherrenhalle in München ein Staatsakt für die Opfer statt. Es waren sieben Tote aufgebahrt.

Mehr als 60 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt und blieben ihr Leben lang verkrüppelt. Rund 30 leicht Verletzte konnten bereits nach ambulanter Behandlung nach Hause entlassen werden. 28 Verletzte wurden im Krankenhaus Schwabing, im Krankenhaus rechts der Isar und in der Chirurgischen Klinik stationär aufgenommen. Davon waren sechzehn schwerverletzt. Von diesen sechzehn ist Michael Schmeidl am 13. November 1939 verstorben und daher bei den nunmehr acht Toten mitzuzählen. Übrig blieben 27 stationär aufgenommene Verletzte, darunter fünfzehn schwer. Der Grenzbote schrieb am 11. November 1939 unter anderem zu den Verletzten:

„Besonderen Anteil nahm der Gauleiter auch an dem Geschick der beiden in dieser Klinik liegenden verletzten Frauen. Der Gymnastiklehrerin Schirmer, die erhebliche Gesichtsverletzungen davongetragen hat und der im Bürgerbräukeller beschäftigt gewesenen Kassiererin Liesecke, die schwere Verletzungen am Oberschenkel erlitt.“[1]

Hintergründe

Da England zuvor Deutschland den Krieg erklärt hatte, ist eine vermutete Verwicklung des englischen Geheimdienstes in das Attentat sehr wahrscheinlich.

Aufgrund des erfolgreichen Polenfeldzuges geriet England unter Druck, da es nicht gelang, eine englisch gesteuerte Opposition unter Otto Strasser zu installieren. Die Hoffnungen auf eine deutsche Niederlage erfüllten sich nicht, Polen mußte nach drei Wochen kapitulieren. Die erwünschte politische Destabilisierung Deutschlands trat ebenfalls nicht ein. In dieser Situation schien es folgerichtig, durch die Ermordung des Führers die sich abzeichnende innen- und außenpolitische Stärke Deutschlands um jeden Preis zu verhindern. England hätte anschließend in seinem Krieg gegen ein Deutschland ohne Führung leichtes Spiel gehabt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Spekulationen über die Hintergründe. Absurderweise wurde von englischer Seite verbreitet, daß Hitler selbst das Attentat inszeniert habe, um seine Stellung zu festigen.

Das Attentat war Auslöser für den Venlo-Zwischenfall, bei dem die britischen Geheimdienstoffiziere Sigismund Payne-Best und Richard Stevens, die in Holland stationiert waren, zur Klärung der Hintergründe des Attentats nach Deutschland verbracht wurden. Darüber hinaus wurde eine Verwicklung Otto Strassers in das Attentat angenommen. Dieser soll über die Schweiz als Mittelsmann fungiert haben. Im Anschluß an den Mordanschlag versuchte Elser, zu Strasser nach Zürich zu entkommen, um von dort aus gemeinsam mit ihm nach England zu fliehen.

In einer Biographie des britischen Geheimdienstoffiziers Sigismund Payne Best beschreibt ein niederländischer Freund von Best, wie Georg Elser in Zürich 4.000 RM erhielt, um ein Attentat auf Hitler auszuführen. Otto Strasser, der ja auch von der nationalsozialistischen Presse als Drahtzieher Elsers beschuldigt wurde, hatte das Treffen eingefädelt. Der Niederländer Henri A. Bulhof beruft sich dabei auf Tagebücher von Best, der ebenfalls im Venlo-Zwischenfall involviert war.

Tagebucheintrag

Joseph Goebbels schrieb dazu in sein Tagebuch:

9. November 1939:
„[...] Abends im Bürgerbräukeller. Die alten Kameraden! Viele fehlen, viele sind im feldgrauen Rock erschienen. Der Führer wird mit unvorstellbarem Jubel empfangen. Er hält in seiner Rede ein schneidende Abrechnung mit England. Schärfste Angriffe gegen die britische Raubpolitik. Wir kapitulieren nie. Vorbereitet auf 5 Jahre Krieg. Und England wird unsere Waffen kennenlernen. Tolle Begeisterung durchtobt den Saal. Diese Rede wird eine Weltsensation werden.
Gleich nach der Rede mit dem Führer nach Berlin zurückgefahren. In unserem Abteil gegessen und geplaudert. Wir sprechen alle möglichen Probleme durch. Vor allem auch den Mangel an Umsicht und Initiative im Rust-Ministerium. Der Führer ist auch sehr ungehalten darüber. Aber er kann im Augenblick noch nichts daran ändern. Die Auseinandersetzung mit der Klerisei will er sich für nach dem Krieg aufsparen. Und das ist auch ganz richtig so! Die allgemeine Lage sieht der Führer sehr optimistisch an. England muß in die Knie gezwungen werden.
In Nürnberg kommt eine Hiobsbotschaft, ich muß dem Führer ein Telegramm überreichen, nach dem kurz nach unserem Verlassen des Bürgerbräus dort eine Explosion stattfand. 8 Tote und 60 Verletzte. Das ganze Gewölbe heruntergestürzt. Das ist ungeheuerlich. Der Führer hält die Nachricht zuerst für eine Mystifikation. Aber ich frage in Berlin nach, alles stimmt. Man hatte schon zweimal versucht, den Zug anzuhalten, aber ohne Erfolg. Der Umfang des Schadens ist riesengroß. Ein Attentat, zweifellos in London erdacht und wahrscheinlich von bayerischen Legitimisten durchgeführt. Der Führer diktiert ein Communique, das ich gleich schon in Nürnberg herausgebe. Wir überlegen ausgiebig wahrscheinliche Täterschaft, Folgen und evtl. Maßnahmen. Wir halten das Volk vorläufig noch zurück, bis wir wenigstens wissen, aus welcher Richtung der Anschlag kommt.
Der Führer und wir alle sind wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Wäre die Kundgebung wie alle Jahre vorher programmgemäß durchgeführt worden, dann lebten wir alle nicht mehr. Der Führer hat im Gegensatz zu früher eine halbe Stunde früher angefangen und zeitiger geschlossen. Er steht doch unter dem Schutz des Allmächtigen. Er wird erst sterben, wenn seine Mission erfüllt ist. [...]“
17. November 1939:
„[...] Die Hintergründe des Münchener Attentats liegen nun ziemlich klar: der eigentliche Attentäter ist eine Kreatur von Otto Straßer. Der war während der entscheidenden Tage in der Schweiz. Nach dem Attentat ist er gleich nach England, also offenbar zu seinen Brot- und Auftraggebern abgekratzt. Das Werk des secret service. Wir halten alles noch geheim, um die Hintermänner nicht argwöhnisch zu machen. [...]“
19. November 1939:
„[...] Die Attentatsfrage von München wird weiter untersucht. Otto Straßer steht mit dem secret service hinter allem. [...]“

Presseecho

Illustrierter Beobachter vom 16. November:


Hannoverscher Kurier vom 9. 11.:

Deutsche Allgemeine Zeitung vom 22. 11.:


Berliner Morgenpost vom 22. November:


Berliner Morgenpost vom 23. 11.:

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten