Bonn, Ferdinand

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Ferdinand Bonn

Ferdinand Franz Josef Bonn (Lebensrune.png 20. Dezember 1861 in Donauwörth; Todesrune.png 24. September 1933 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler, Bühnenautor und Theaterleiter.

Leben

Ferdinand Bonn erblickte am 20. Dezember 1861 im schwäbischen Donauwörth das Licht der Welt. Schon als Schüler interessierte er sich für das Theater, verfasste eigene Theaterstücke, in denen er selbst mitwirkte. Nach dem bestandenen Abitur 1880 am Münchener „Wilhelmsgymnasium“ begann Bonn in München zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften an der dortigen Universität, interessierte sich dann kurzfristig für die Malerei, um sich schließlich endgültig für die Schauspielerei zu entscheiden.

Er nahm Unterricht bei [[Ernst von Possart]) und gab 1885 sein Bühnendebüt am „Stadttheater Nürnberg“ als Derwisch in Lessings „Nathan der Weise“. Noch im selben Jahr wechselte er an das „Deutsche Theater“ in Moskau und blieb dort für eine Spielzeit. Später wirkte er in München am „Königlichen Hof- und Nationaltheater“ und am Wiener „Burgtheater“, wo er beispielsweise als Titelheld in Shakespeares „Hamlet“ als Franz Moor in Schillers „Die Räuber“ und als Raskolnikow in der Bühnenfassung von Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“ Furore machte.

1905 gründete Bonn in Berlin „Ferdinand Bonns Berliner Theater“, wo zahlreiche von ihm „selbst geschriebene Bühnenstücke zur Uraufführung gelangten. Laut Peter W. Marx bekannte sich Bonn zu „einem ästhetischen Stil, der gezielt eine überbordende Ausstattung und allerlei Bühneneffekte einsetzte“.

Seine Direktion des Berliner Theaters dauerte nur zwei Jahre und war, so befindet der Theaterhistoriker Peter W. Marx, „künstlerisch und ökonomisch ein Fehlschlag“ Dennoch machte Bonn sich und sein Theater zum Stadtgespräch, unter anderem durch den Einsatz von lebenden Tieren auf der Bühne. Er adaptierte Erzählungen von Arthur Conan Doyle um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes mit sich selbst als Holmes, darunter in den 1910er Jahren die berühmte Geschichte „Der Hund von Baskerville“. Bonns patriotisches Bühnendrama „Der junge Fritz“ wurde von Kaiser Wilhelm II., der noch eine der Sherlock-Holmes-Aufführungen besucht hatte, verboten, worauf der Autor Bonn heftig reagierte. 1911 inszenierte er im „Circus Busch“ das Shakespeare Drama „Richard III.“), wobei er selbst die Hauptrolle übernahm. Die spektakuläre, von der Kritik weitgehend abgelehnte Aufführung war besonders gekennzeichnet durch den Einsatz zahlreicher lebender Pferde, was ihm den Spottnamen „Pferdinand“ eintrug. Noch vor dem Ersten Weltkrieg mußte er mit seinem Unternehmen Konkurs anmelden und ging dann wieder auf Theatertournee.

Ferdinand Bonn war auf den renommierten Bühnen Berlins zu Hause, spielte am „Deutschen Theater“, am „Theater des Westens“ und am „Königlichen Schauspielhaus“, gestaltete die großen Helden des klassischen Theaters, aber auch der Moderne. Unter anderem erlebte man ihn in Max Reinhardts ersten legendären Aufführung von Georg Büchners „Dantons Tod“ am 16. Dezember 1916 im Berliner „Deutschen Theater“, hier glänzte Bonn mit der Titelfigur an der Seite nicht minder brillanter Kollegen – Bruno Decarli gab den Revolutionsführer Robespierre, Werner Krauß den St. Just.

Beim noch jungen Medium Film begann Bonn Anfang der 1910er Jahre in einigen dänischen Produktionen, lieferte anfangs das Drehbuch zu „Das Millionentestament“ (1911, Millionobligationen) mit Alwin Neuß) als Sherlock Holmes ab, um dann selbst vor der Kamera aktiv zu werden. Aufmerksamkeit erregte er 1913 als Protagonist in dem als verschollen geltenden Streifen „Ludwig II. von Bayern“, den er zudem mit seiner Berliner „Bonn-Film“ selbst produziert hatte und in dem als Statisten auch die Bernauer Bevölkerung agierte. Es war der erste Spielfilm über den legendären Bayernkönig Ludwig II., Anerkennung erfuhr Bonn vom bayerischen König Ludwig III., dem er das Werk in einer Privatvorführung präsentieren durfte. Der "bleiche Märchenkönig" (F.B.) hatte Bonn schon immer fasziniert, wie er in seinen Memoiren „Mein Künstlerleben“ (1920) unumwunden gesteht:[1]

„Als Kind sah ich Ludwig den Zweiten, den königlichen Jüngling vorüberschreiten, göttlich, voll Majestät und Anmut. Hinter goldgleißenden Priestern, die bei der Prozession die blitzende Monstranz in Weihrauchwolken trugen, wandelte er – die Mensch gewordene Schönheit. Kein Gemälde, kein Drama, kein Naturereignis hat jemals stärker auf mich gewirkt.“

Es folgten prägnante bzw. tragende Rollen in Stummfilmen. Der Schauspieler trat neben verschiedenen Krimis in Melodramen in Erscheinung. Oft verkörperte Bonn hochrangige Personen aus Adelskreisen wie den Fürst Cesare Torelli in der Tragödie „Die Madonna mit den Lilien“ (1919) von und mit Friedrich Zelnik, den Grafen Cosimo da Ponte in dem verschollenen Drama „Das Werkzeug des Cosimo“ (1919) oder vor allem den Kaiser Wilhelm II. in „Kaiser Wilhelms Glück und Ende“ (1919). Letztgenannter Streifen sorgte für einen handfesten Skandal in der noch jungen Weimarer Republik und fiel der Zensur zum Opfer, da er angeblich den Kaiser der Lächerlichkeit aussetze und somit die „Gefahr deutschnationaler Unruhen“" hervorrufe. Wilhelm II. selbst hatte aus seinem holländischen Exil protestiert, alle Filmkopien sollen vernichtet worden sein. „Kaiser Wilhelms Glück und Ende“ sei noch am Vortag der Uraufführung vom Innenministerium verboten worden. „Der Film stelle eine Geschmacklosigkeit dar und sei geeignet, das Ansehen der deutschen Filmindustrie zu beschädigen.“[2]

Als Dichter Ana tauchte Bonn in dem Monumentalfilm „Die Sklavenkönigin“ (1924) auf, seinen letzten Stummfilm drehte er mit Regisseur Victor Janson und spielte in „Donauwalzer“ (1930) den Prinzen Waldmannsdorff an der Seite von Harry Liedtke, Harry Hardt und Adele Sandrock.

Den Übergang zum Tonfilm schaffte Ferdinand Bonn aufgrund seiner Theatererfahrungen problemlos und war erstmals in Richard Oswalds Justizdrama „Dreyfus“ (1930) als französischer Kriegsminister General Auguste Mercier auch zu hören. Doch der inzwischen 70-jährige Ferdinand Bonn mußte sich in der Tonfilm-Ära wie beispielsweise in dem Krimi „Im Geheimdienst“ (1931) mit Nebenrollen begnügen, eine letzte Leinwandrolle spielte er als Kaiserlicher Rat Goethe in dem Musikfilm „Friederike“ (1932), gedreht nach Franz Lehárs gleichnamiger Operette mit Mady Christians in der Titelrolle.

Der als eigenwillig geltende Schauspieler, der im Laufe seiner Karriere in über 70 Kinoproduktionen mitwirkte, machte sich zudem als Autor einen Namen, konzentrierte sich vor allem nach dem Ersten Weltkrieg auf seine schriftstellerische Tätigkeit. Aus seiner Feder stammten Dramen, Komödien, Lustspiele, Tragödien und das „vaterländische“ Schauspiel „Friedrich II. König von Preußen“. Er verfasste auch humoristische Erzählungen und arbeitete an seinen Memoiren, die gute Einblicke in das Theater- und Gesellschaftsleben seiner Zeit gewähren.

Ferdinand Bonn, der mitunter auch die Pseudonyme „Florian Endli“ und „Franz Baier“ benutzte, starb am 24. September 1933 im Alter vom 71 Jahren in seiner Berliner Wohnung.[3]

Filmographie

  • 1911: Das Millionentestament (Millionobligationen) (Drehbuch)
  • 1912: Herzenskämpfe (Hjerternes Kamp)
  • 1912: Die Tragödie einer Mutter (En moders kaerlighed)
  • 1913: Ludwig II. von Bayern (auch Produktion)
  • 1914: Svengali
  • 1914: Die Geschichte der stillen Mühle
  • 1914: Lache, Bajazzo!
  • 1915: Der Katzensteg
  • 1915: Hampels Abenteuer
  • 1915: Robert und Bertram
  • 1916: Hoffmanns Erzählungen
  • 1916: Professor Erichsons Rivale
  • 1917: Der Spion
  • 1917: Der Erbe von Het Steen
  • 1917: Farmer Borchardt
  • 1917: Der Verräter
  • 1918: Brockhaus, Band dreizehn
  • 1918: Don Juans letztes Abenteuer
  • 1918: Die goldene Mumie
  • 1919: Der Erdstrommotor
  • 1919: Kaiser Wilhelms Glück und Ende
  • 1919: Das Werkzeug des Cosimo
  • 1919: Die Prostitution
  • 1919: Manon. Das hohe Lied der Liebe
  • 1920: Die Geheimnisse von London
  • 1922: Die Schuldigen
  • 1924: Lumpen und Seide
  • 1924: Die Sklavenkönigin
  • 1925: Der Fluch
  • 1926: Als ich wiederkam
  • 1926: Der Bankkrach unter den Linden
  • 1926: Der goldene Schmetterling
  • 1926: Im weißen Rößl
  • 1927: Da hält die Welt den Atem an
  • 1927: Dr. Bessels Verwandlung
  • 1927: Der falsche Prinz
  • 1927: Eine tolle Nacht
  • 1927: Der Zigeunerbaron
  • 1927: Üb immer Treu und Redlichkeit
  • 1928: Heut' spielt der Strauß
  • 1928: Rasputins Liebesabenteuer
  • 1929: Verirrte Jugend
  • 1929: Die Frau im Talar
  • 1930: Dreyfus
  • 1930: Die große Sehnsucht
  • 1930: Nur Du
  • 1930: Donauwalzer
  • 1931: Der Bergführer von Zakopane
  • 1931: Im Geheimdienst
  • 1931: Solang' noch ein Walzer von Strauß erklingt
  • 1932: Friederike

Fußnoten

  1. Ferdinand Bonn: König des Theaters und Films
  2. Der Kinematograph" (667, 1919 S. 25–27)
  3. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 41, 8. Oktober 1933