Sherlock Holmes

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Erstausgabe (1892)

Sherlock Holmes ist eine von dem britischen Autor Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Romanfigur, die zur Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Detektiv tätig ist. Noch bevor das erste Buch „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ (Originaltitel: The Adventures of Sherlock Holmes) am 14. Oktober 1892 erschien, veröffentlichte Doyle in der Zeitschrift „Strand Magazine“ seine als Grundlage dienende Kurzgeschichten vom Juli 1891 bis Juni 1892.

Besondere Bedeutung für die Kriminalliteratur erlangte Holmes durch seine neuartige forensische Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlußfolgerung beruht. Er gilt bis heute weithin als Symbol erfolgreichen analytisch-rationalen Denkens und als Stereotyp des Privatdetektivs. Das Werkverzeichnis um den Detektiv umfaßt 56 Kurzgeschichten und vier Romane.

Hintergrund

Detektive auf der deutschen Leinwand

Die Berliner 12-Uhr-Mittag-Zeitung ging damals den ersten Spuren des deutschen Detektivfilms nach: Im Jahre 1913 drehte der Regisseur Joe May einen Film, in dem eine Reihe aufstrebender Schauspieler beschäftigt war. Einer von ihnen hieß Ernst Reicher. Reicher, der in England das Verbrecherviertel Whitechapel studiert und dort einen Kriminalisten kennengelernt hatte, dessen Scharfsinn er immer wieder bewundern mußte, schlug eines Tages vor, ein Abenteuer jenes Privatdetektivs zu verfilmen. Er taufte den Helden des Films Stuart Webbs, und so entstand der erste Detektivfilm „Die geheimnisvolle Villa“.

Was niemand erwartete, traf ein. Dieser Film machte das bis dahin größte Geschäft, das man sich denken konnte. Überall, wo er erschien, im Inland und im Ausland, stand das Publikum an den Kassen der Lichtspieltheater Schlange. Das gab Mut. Es dauerte nicht lange, da wurde der zweite Stuart-Webbs-Film gedreht, dann der dritte, der vierte, der zwanzigste. Ernst Reicher drehte wohl 40 bis 50 Filme, in denen er „Stuart Webbs“ war, jener liebenswürdige, chevalereske, hochintellektuelle, sportlich durchtrainierte Detektiv, der seine vornehmste Aufgabe im unermüdlichen Dienst an der Gerechtigkeit sah.

Max Landa, der elegante Detektiv Joe Deebs, mit Leopoldine Konstantin in „Der Onyxknopf“

Sein größter Erfolg war der Film „Das Panzergewölbe“, der im Jahre 1914 erschien und alle Kassenrekorde schlug. Andere Stuart-Webbs-Filme, wie „Die Pagode“ (mit Werner Krauß und Lupu Pick), „Die Brüder von St. Parasitus“, „Die graue Elster„“, „Das treibende Floß“ und später „George Bully“, „Der große Chef“, „Die malaiische Dschonke“, „Das Parfüm der Mrs. Worrington“ u. v. a., wurden vom Publikum immer mit größter Spannung erwartet. Die beiden Urheber der erfolgreichen Stuart-Webbs-Serien, Ernst Reicher und Joe May, trennten sich 1915, und Joe May trat mit einem neuen Unternehmen der Joe-Deebs-Serie an die Öffentlichkeit. Der erste Film nach der Trennung war „Das Gesetz der Mine“ (1915) und ein Erfolg auf ganzer Linie. Max Landa war in allen diesen Filmen Joe Deebs. Ein Filmdetektiv darf nicht vergessen werden: Harry Higgs, der in Wirklichkeit Hans Mierendorff hieß. Mierendorff spielte den Filmdetektiv als einen guten alten Onkel, der aber immer im entscheidenden Augenblick durchzugreifen verstand („Die Fußspur“, „Hallo, Harry Higgs, wer dort?“, „Der Mann im Nebel“).

Carl Auen als Detektiv in „Der heulende Wolf“

Außer den drei genannten Schauspielern, die in Detektivfilmen auftraten, versuchten sich noch viele andere Schauspieler in der Filmdetektivrolle. Alwin Neuß spielte den Sherlock Holmes in dem Film „Der Hund von Baskerviele“ und den Tom Shark in „Die Spinne“, 1915 spielte Eugen Burg mit Routine einen Detektiv und Friedrich Zelnik den Verbrecher. Harry Liedtke spielte in den Filmen „Die leere Wasserflasche“ und „Die Hochzeit im Exzentrik-Club“ den Joe Deebs, als er zum Film kam; auch Ferdinand von Alten spielte später eine Joe-Deebs-Serie bei der UFA, und der rührige Führer der Reischsfachschaft Film, Carl Auen, errang als Joe Deebs in den Filmen „Der heulende Wolf“ und „Tambouren und Kastagnetten“ größte Erfolge. Die Hälfte aller Spielfilme, die in der Kriegszeit das Kino beherrschten, waren Detektivfilme.

Hans Mierendorff, der stets gemütliche Detektiv

Die Masse versuchte, die nervöse Hochspannung, in die der Erste Weltkrieg den Alltag versetze, durch eine andere, eine künstlich und willkürlich hervorgerufene, auszulösen. Bismarck las nach großen Aufregungen ebenfalls gern Kriminalromane, wie auch Bernhard von Bülow und der berühmte Physiker Robert Wilhelm Bunsen. Nervös erregte Nerven kommen oft zur Ruhe, wenn neue Reize sie treffen, oder, medizinisch ausgedrückt: Gift wird mit Gift bekämpft. Außerdem hat die Freude am Romantischen, Spannenden, Außergewöhnlichen, Abenteuerlichen – vielleicht auch das Interesse am Verbrecherischen überhaupt – dem Detektivfilm seine unzähligen Anhänger zugetrieben. Sein Reiz liegt in der steten Erregung des Publikums, die oft so weit geht, daß der Zuschauer förmlich mitspielt und sich dabei in die Rolle des Detektivs versetzt.

Die Sphäre des Verbrechens lockt. Der Gentleman-Einbrecher kämpft atemberaubend mit der Polizei. Er ist weltsicher und Lebensgenießer. Was ist das gewöhnliche bürgerliche Dasein gegen die Romantik seiner Schicksale? Er ist der Held des Abends, der in Gefahr und Genuß auf den Höhen durch seine Gesellschaft wandert, während unten im Tal die Philister auf den Straßen des Alltags einhertrotten. Da braucht man sich wirklich nicht zu wundern, daß begabte und unternehmungslustige Naturen gelegentlich von der Sehnsucht gepackt werden, von dieser Einbrecherherrlichkeit auch für sich selber ein Stück zu erobern. Hierin liegen die sozialen Gefahren des Detektivfilms. Viele Menschen empfanden aber selbst den mittelmäßigen Detektivfilm – gemessen an den gebräuchlichen Kitschrührdramen – als eine geistige Erlösung, und dies um so mehr, als mancher Detektivfilm nicht nur aufregend, sondern sogar belustigend war. Richard Hutter schrieb manchen Stuart-Webbs-Film als Lustspiel, mit dessen Einkleidung in das beliebte Detektivgewand er das Publikum überraschen und bluffen wollte. 1919 war der Detektivfilm so gut wie zu Tode gehetzt. Er konnte sich in der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges nicht mehr recht erholen, wenn er auch niemals ganz ausstarb. Er mußte sich später in Inhalt und Aufmachung allerdings gründlich wandeln.

Die meisten amerikanischen Kriminalfilme sind Gangsterfilme, Verbrecherfilme im primitivsten Ausmaße. Fast immer spielt der Alkoholschmuggel die ausschlaggebende Rolle, und auf den letzten paar Hundert Metern stürmt ein Riesenaufgebot von Autos, Polizisten, Motorbooten und Maschinengewehren auf die Leinwand, die dazu beitragen, daß der „ehrenwerte Gentleman“ als Gangsterhäuptling entlarvt wird. Das sind Kolportagefilme. Auch in Deutschland werden Kriminalfilme genau so gern gesehen wie Kriminalromane gelesen – wenn die ethische Idee im Vordergrund steht, daß die Unterwelt mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden muß. In unseren tönenden Kriminalfilmen ist eigentlich von Beginn des Tonfilms an kein Gannovenkult zu finden. Der klassische deutsche Kriminaltonfilm ist schon immer eine Denksportaufgabe und löst damit hochwichtige pädagogische Probleme. Besonders der scharfen Filmüberwachung im Dritten Reich war es zu danken, daß Filme, die kriminelle Instinkte im Zuschauer erwecken könnten, niemals zu sehen waren. Der Kriminalfilm des Dritten Reiches durfte weder ein soziales Bild der Unterwelt entwerfen, noch sie frivol verherrlichen, er sollte einzig und allein den Sieg der Volksgemeinschaft über das Verbrechen zeigen.

Der erste „tönende“ Kriminalreißer ist Johannes Meyers „Der Tiger“ (1930). Dieser Film erinnert an die großen Zeiten der Stuart Webbs und Joe Deebs, ist aber tausendmal spannender als die Detektivfilme vor dem Ersten Weltkrieg, weil der Ton und das Wort ganz neue Effekte und Wirkungsmöglichkeiten schaffen. Schon hier stand Alfred Zeisler als Produktionsleiter im Hintergrund.

Der KriminaltonfilmDer Schuß im Tonfilmatelier“ (Regie: Alfred Zeisler) hat die Welt des Verbrechens ihrer falschen Romantik entkleidet und auf ein gewissermaßen bürgerliches Niveau zurückgeführt. Der Kriminalfilm – wie überhaupt jede Kriminalliteratur – kommt immer wieder, man hat diese Gattung schon oft totgesagt, sie ist nicht umzubringen, wenn sie auch selbstverständlich Modeströmungen unterworfen ist.

Unter Alfred Zeislers Regie entstand nach Harry Jenkins Bühnenstück „Die Frau und der Smaragd“ auch der Kriminalfilm „Schuß im Morgengrauen“. Für seine Filme standen stets Edgar Wallace und Al Capone Pate. Bessere Kriminalfilme drehten zu der Zeit auch die Amerikaner nicht. Zeisler setzte in Deutschland den Kriminaltonfilm und sich selbst auf diesem Spezialgebiet durch. Dadurch war er eine filmgeschichtliche Figur geworden. Karl Ludwig Diehl macht als Kriminalinspektor ohne Bizepsverherrlichung eine glänzende, frisch drauflosgehende Figur, Hermann Speelmans einen prachtvoll wurschtigen Kommissar. Vollkommen vom Klischee abweichend die Verbrecher. Theodor Looos, Fritz Odemar, Peter Lorre und Heinz Salfner spielen sie. Theodor Loos, der skrupellose Hysteriker, Peter Lorre, der infantile, degenerierte Säufer, Fritz Odemar, der kaltblütige, schmierig-elegante Gentleman-Verbrecher, und Heinz Salfner, der unzuverlässige Kantonist, der Verbrecher und Gesellschaft zugleich hinters Licht zu führen versucht.

Es lag natürlich die Gefahr nahe, daß der Spezialist Zeisler mit weiteren Kriminaltonfilmen in ausgefahrene Gleise geriet. Der Film „Eine Tür geht auf“ (1933) beweist, daß Zeissler dieser Gefahr dadurch sehr geschickt entrann, daß er seinen Kriminalkommissaren immer wieder eine neue Gestalt gab. Sein gescheiter Kriminalkommissar Braumüller (Hermann Speelmans) geht nicht in selbstgefälliger Sherlock-Holmes-Art auf die Verbrecher los, sondern läßt Intuition, Klugheit, Erfahrung und auch Mißtrauen in die eigene Selbstsicherheit an der Aufklärung der Verbrechen mitwirken.

Im Jahr 1937 brachten gleich drei deutsche Filme Abenteuer des berühmten Sherlock Holmes auf die Kinoleinwand – des von dem britischen Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle geschaffenen Meisterdetektivs, dessen Scharfsinn und geniales Kombinationsvermögen Liebhaber von Kriminalgeschichten schon seit Ende der 1880er Jahre faszinierten. Zunächst hatte im Januar Carl LamacsDer Hund von Baskerville“ Premiere, im Februar folgte die Uraufführung von Sherlock Holmes. Die graue Dame von Erich Engels. Fünf Monate später präsentierte dann Regisseur Karl Hartl seine Krimikomödie „Der Mann, der Sherlock Holmes war“. Sir Arthur Conan Doyles Auftritt durfte wegen des Einspruchs seiner Erben bei Ausstrahlung des Films im Fernsehen bis in die 1970er Jahre nicht gezeigt werden. Der Komponist Marc Schubring und der Autor Wolfgang Adenberg verarbeiteten den Stoff zu einem Musical, das am 23. Januar 2009 in der Staatsoperette Dresden Premiere hatte.

Propaganda

Die Idee, Sherlock Holmes in Propagandafilmen gegen das Dritte Reich einzusetzen, löste unter Sherlock-Holmes-Verehrern immer wieder Befremden aus. Gerade für heutige Leser und Zuschauer ist der Detektiv praktisch untrennbar mit der spätvictorianischen Ära verbunden, und allein die Tatsache, ihn hier in einer anderen Zeit agieren zu sehen, noch dazu mit Autos oder gar Flugzeugen, unter Zuhilfenahme von Technologien wie Telefon und Mikrofilm, scheint ein Sakrileg zu sein. Für das zeitgenössische Publikum der Universal-Filme mit Basil Rathbone und Nigel Bruce dürfte dies jedoch nicht allzu problematisch gewesen sein: Schließlich spielten praktisch sämtliche bis zu diesem Zeitpunkt produzierten Sherlock-Holmes-Filme in ihrer jeweiligen Gegenwart, komplett mit Autos und allen technischen Neuheiten der Zeit. Zu dieser Regel gab es bis dahin nur zwei nennenswerte Ausnahmen: Ausgerechnet die beiden ersten Holmes-Filme mit Rathbone und Bruce, die 1939 von Twentieth Century Fox produziert wurden, hatten die Handlung erstmals ganz explizit ins victorianische England zurückverlegt. Natürlich wurde es mit weiter voranschreitender Zeit nicht leichter, die Holmes-Geschichten überzeugend zu aktualisieren, und die Filme der Universal-Reihe waren tatsächlich die letzten, in denen die Handlung in die Gegenwart der Filmproduktion gelegt wurde. Und selbst innerhalb der Reihe läßt sich eine Tendenz erkennen, die Hinweise auf die Zeit der Handlung immer weiter in den Hintergrund zu drängen.

Mindestens so problematisch wie der zeitliche Transfer der Handlung scheint die Instrumentalisierung von Sherlock Holmes für politische Zwecke zu sein. Doch auch hierfür gibt es ein historisches Beispiel, noch dazu vom Sherlock-Holmes-Autor Sir Arthur Conan Doyle persönlich: 1917 erschien seine Erzählung „His Last Bow“ („Seine Abschiedsvorstellung“), die den Untertitel „Der Kriegsdienst von Sherlock Holmes“ trug. Diese spielt am Vorabend des Ersten Weltkrieges und beschreibt, wie Sherlock Holmes nach zweijähriger Tätigkeit als Undercover-Agent den deutschen Meisterspion von Bork zur Strecke bringt. Mit dieser Geschichte beschritt der überzeugte Patriot Conan Doyle einen Weg, der in der Universal-Reihe nur konsequent weitergegangen wurde (Das erklärt vielleicht, weshalb seine Erben den Universal-Filmen gegenüber offenbar unkritischer waren als gegenüber den früheren Fox-Filmen, die dem Geist der meisten Doyle-Geschichten eigentlich sehr viel nähergekommen waren).

Von den zwölf Filmen der Reihe weist nur ein kleiner Teil direkte propagandistische Züge auf, und davon sind „Stimme des Terrors“ und „Geheimwaffe“ die explizitesten; weniger direkt sind z. B. „Verhängnisvolle Reise“, „Gespenster im Schloß“ und „Die Spinnenfrau“. Die beiden ersten Filme, zugleich die ersten Filme der Universal-Reihe, folgen beide dem gleichen klaren Muster: Das Dritte Reich bedroht die Sicherheit Englands und muß an der Heimatfront bekämpft werden. Die Propagandaabsicht war natürlich unmittelbar durchschaubar, was den Genuß an der Filmhandlung möglicherweise doch schmälerte, selbst wenn das Publikum die antideutsche Haltung teilte. Jedenfalls ist auffällig, daß die Serie schrittweise von dieser etwas schlichten Darstellungsweise zu subtileren Formen überging. Das ist sogar in Ansätzen bereits in „Geheimwaffe“ sichtbar, wo es – wie Holmes selbst es ausdrückt – „nicht um ein intellektuelles Gefecht mit einem grausamen, fanatischen ‚Gestapo-Mörder‘ geht. Das ist unser schwierigster Fall. England ist der Einsatz und unser Gegenspieler ist - Professor Moriarty!“

Im dritten Film der Universal-Reihe, „Verhängnisvolle Reise“, steht zwar wiederum eine Spionagegeschichte im Mittelpunkt, doch es wird nicht mehr explizit gemacht, wer die Feinde Englands und Amerikas sind, die an das Geheimdokument kommen wollen; zudem bleibt durch die Verlagerung des Schauplatzes nach Washington der Bezug zu den Kriegshandlungen in Europa nachrangig. Statt dessen wird, ganz besonders im abschließenden Gespräch zwischen Holmes und Watson, die gemeinsame Verantwortung Englands und Amerika für „Frieden und Freiheit“ beschworen, womit dem VS-amerikanischen Publikum eine „Unausweichlichkeit“ von Amerikas Kriegsbeteiligung nahegebracht werden soll.

„Gespenster im Schloß“ ist im Grunde vollkommen unpolitisch, bis auf ein weiteres abschließendes Gespräch zwischen Holmes und Watson, in dem Holmes auf die Kriegssituation anspielt und zum Durchhalten auffordert. (Vergleichbare Aufforderungen – meist von Watson geäußert – finden sich übrigens auch in vielen der Sherlock-Holmes-Radiohörspiele, in denen Rathbone und Bruce zeitgleich zu ihren Filmen auftraten.) Zu diesen propagandistischen Schlussworten paßt es auch gut, daß nach den Holmes-Filmen stets ein kurzer Aufruf zum Kauf von Kriegsanleihen in den Kinos gezeigt wurde.

Die vielleicht subtilste Form der Propaganda findet sich in „Das Spinnennest“. Auch dieser Film ist eigentlich unpolitisch. Doch zum Ende des Films wird Holmes von den Verbrechern auf einem Jahrmarkt an eine Schießbudenfigur gekettet, um dort von Watson unwissentlich erschossen zu werden. Diese Schießbudenfigur ist eine Karikatur von Hitler, die anderen Figuren des Karussells sind Mussolini, der japanische Tenno und andere illustre Kriegsgegner. Die deutschen Fassungen der Holmes-Filme gehen unterschiedlich mit diesen Elementen um. Die beiden prominentesten Beispiele, „Stimme des Terrors“ und „Geheimwaffe“, wurden fünfzig Jahre lang gar nicht in Deutschland gezeigt; dafür sind die 1992 entstandenen einigermaßen ungeschminkt. Anders bei den Ende der 1960er Jahre in der DDR entstandenen Synchronfassungen, in denen sich Mühe gegeben wurde, jegliche politische Anspielungen zu tilgen. So geht es bei „Verhängnisvolle Reise“ überhaupt nicht mehr um ein politisch brisantes Geheimdokument, sondern um die Formel für ein Medikament; der Schlußdialog wurde einfach fortgelassen. Für den Schluß von „Gespenster im Schloß“ wird statt einer Übersetzung des Originaldialogs einfach ein neuer Dialog verwendet, der um den Fall kreist statt um die politische Weltlage. Die Schießbudenfiguren in „Das Spinnennest“ werden schließlich durch geschickte Schnitte und ein paar Maskierungen unkenntlich gemacht (nur wer genau hinsieht, entdeckt ein Hakenkreuz auf der Gürtelschnalle der Figur, an die Holmes gekettet wird). Erst die zweite Fernsehfassung aus den frühen 1980er Jahren nimmt auf derlei Dinge weniger Rücksicht; diese war allerdings nur für einige Jahre im DDR-Fernsehen zu sehen. In der Bundesrepublik wurde und wird bis heute ausschließlich die „frisierte“ Fassung gezeigt.

Filmographie

Viele der Romane und Kurzgeschichten wurden verfilmt, hierbei stechen vor allem die zahlreichen Verfilmungen des Romans „Der Hund von Baskerville“ heraus.

Jahr Titel Land Regie Holmes Watson
1914 Der Hund von Baskerville, 1. Teil DR Rudolf Meinert Alwin Neuß
1914 Das einsame Haus DR Rudolf Meinert Alwin Neuß
1914 Das unheimliche Zimmer DR Richard Oswald Alwin Neuß
1915 Der Hund von Baskerville, 4. Teil DR Richard Oswald Alwin Neuß
1920 Das dunkle Schloß DR Willy Zeyn senior Eugen Burg
1920 Das Haus ohne Fenster DR Willy Zeyn senior Erich Kaiser-Titz
1920 Dr. MacDonalds Sanatorium DR Willy Zeyn senior Erich Kaiser-Titz
1920 The Hound of the Baskervilles GB Maurice Elvey Eille Norwood Hubert Willis
1929 Der Hund von Baskerville DR Richard Oswald Carlyle Blackwell George Seroff
1932 The Hound of the Baskervilles GB Gareth Gundrey Robert Rendel Frederick Lloyd
1937 Der Hund von Baskerville DR Carl Lamac Bruno Güttnerll Fritz Odemar
1937 Der Mann, der Sherlock Holmes war DR Karl Hartl Hans Albers Heinz Rühmann
1937 Sherlock Holmes-Die graue Dame DR Erich Engels Hermann Speelmans
1939 The Hound of the Baskervilles USA Sidney Lanfield Basil Rathbone Nigel Bruce
1939 The Adventures of Sherlock Holmes GB Alfred Werker Basil Rathbone Nigel Bruce
1942 Sherlock Holmes and the Voice of Terror USA John Rawlins Basil Rathbone Nigel Bruce
1943 Sherlock Holmes and the Secret Weapon USA Roy William Neill Basil Rathbone Nigel Bruce
1955 Der Hund von Baskerville BRD Fritz Umgelter Wolf Ackva Arnulf Schröder
1959 The Hound of the Baskervilles GB Terence Fisher Peter Cushing André Morell
1968 The Hound of the Baskervilles GB Graham Evans Peter Cushing Nigel Stock
1972 The Hound of the Baskervilles USA Barry Crane Stewart Granger Bernard Fox
1978 The Hound of the Baskervilles GB Paul Morrissey Peter Cook Dudley Moore
1981 Sobaka Baskerwilei SU Igor Maslennikow Wassili Liwanow Witali Solomin
1982 The Hound of the Baskervilles GB Peter Duguid Tom Baker Terence Rigby
1983 The Hound of the Baskervilles GB Douglas Hickox Ian Richardson Donald Churchill
1983 Sherlock Holmes and the Baskerville Curse AUS Eddy Graham Peter O’Toole Earle Cross
1984 The Masks of Death USA Roy Ward Baker Peter Cushing John Mills
1984-1994 The Adventures of Sherlock Holmes GB Jeremy Brett David Burke
1988 The Hound of the Baskervilles GB Brian Mills Jeremy Brett Edward Hardwicke
2000 The Hound of the Baskervilles CDA Rodney Gibbons Matt Frewer Kenneth Welsh
2002 The Hound of the Baskervilles GB David Attwood Richard Roxburgh Ian Hart
2009 Sherlock Holmes USA, BRD, GB Guy Ritchie Robert Downey jr. Jude Law
2010 Sherlock Holmes USA, GB Rachel Lee Goldenberg Ben Syder Gareth David-Lloyd
2011 Sherlock Holmes: Spiel im Schatten USA, GB, CH Guy Ritchie Robert Downey jr. Jude Law
2015 Mr. Holmes USA, GB Bill Condon Ian McKellen Colin Starkey
2018 Holmes & Watson USA Etan Cohen Will Ferrell John C. Reilly
2020 Enola Holmes USA Harry Bradbeer Henry Cavill

Verweise